Letzte Aktualisierung: 5.9.2023

Grundlagen von Atemtests

zur Diagnose von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Dünndarmfehlbesiedelung
Oftmals gleicht die Suche nach der Ursache von unklaren Verdauungsbeschwerden der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In diesem Beitrag finden Sie Hinweise zu Hintergründen und Zusammenhängen in Bezug auf geeignete Atemtests.

Verzehrtagebuch zur Ermittlung eines ersten Verdachts

Es ist nicht sinnvoll, ohne einen begründeten Verdacht auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) Atemtests durchzuführen. Erstens würden Sie hier viel Geld für eventuell sinnlose Tests ausgeben und zweitens – noch viel wichtiger – Ihre Mikrobiota (Darmflora) mit u.U. überflüssigen Testsubstraten belasten. Deshalb ist es hilfreich, immer zuerst ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen, in dem Sie für ein bis zwei Wochen alles protokollieren, was Sie essen und trinken. Zusätzlich werden alle auftretenden Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit oder Durchfall etc. eingetragen. Aus diesen Aufzeichnungen ergibt sich oftmals schon ein Zusammenhang zu bestimmten Lebensmitteln und damit ein erster Verdacht.
 
Formular für einen Selbsttest

Auch mithilfe einiger gezielter Fragen und den entsprechenden Antworten kann sich bereits ein bestimmter Verdacht ergeben, ob eher eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, ein Reizdarm-Syndrom oder aber auch eine Dünndarmfehlbesiedelung der Grund für Ihre Beschwerden sein könnte.

Im Downloadbereich finden Sie einen Fragebogen zur Selbstdiagnose als PDF und Vorlagen für ein Verzehrtagebuch (Ernährungs- und Symptomtagebuch) als Excel-Datei zum Eintragen direkt am PC oder aber als PDF zum Ausdrucken.

Hinweis zu dem Selbsttest: Bitte beachten Sie, dass der Selbsttest keinesfalls die Beratung durch einem Arzt ersetzt. Er kann Ihnen lediglich einen ersten Anhaltspunkt geben.

Hinweis zum Ernährungs- und Symptomtagebuch: Da es bei der Auswertung Ihres Ernährungs- und Symptomtagebuchs nicht nur wichtig ist, eventuelle Symptomauslöser zu erkennen, sondern auch, ggf. einen Zeitversatz zu berücksichtigen, biete ich Ihnen gerne meine Expertise im Rahmen einer individuellen Beratung an.
 
Karenz der verdächtigen Lebensmittel

Sie können nun versuchen, die verdächtigen Lebensmittel testweise vom Speiseplan zu streichen. Schauen Sie, ob es Ihnen nach einiger Zeit besser geht. Dies würde Ihren Verdacht bekräftigen. Wenn eine Karenz oder weitestgehende Reduzierung von etwa zwei bis drei Wochen keinerlei Veränderung nach sich zieht, liegen mit großer Wahrscheinlichkeit andere Gründe vor oder es kommen zu der einen vermuteten Ursache noch weitere hinzu.

Wichtiger Hinweis: Durch längeres Meiden oder Reduzieren mehrerer Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen kann die Diversität (Vielfalt) Ihrer Mikrobiota beeinträchtig werden. Bitte grenzen Sie die Einschränkungen zu Testzwecken bitte auf einen möglichst kurzen Zeitraum von nicht länger als zwei bis drei Wochen ein.
 
Gluten

Sollten Sie Probleme mit Gluten haben, wäre es auch wenn es Ihnen unter einer Reduktion dieses Klebereiweißes aus Getreide besser geht, nun an der Zeit, sich zeitnah einen Termin bei einem Gastroenterologen zu besorgen, der mit einem Bluttest und – falls dieser positiv ausfällt – mit einer Magenspiegelung überprüfen muss, ob eine Zöliakie vorliegt. Bitte beachten Sie in diesem Falle, dass Sie umgehend wieder Gluten verzehren müssen, denn nur unter ausreichendem Glutenverzehr haben diese Tests eine belastbare Aussagekraft.

Erst wenn diese Tests negativ ausfallen, können Sie wieder auf das Gluten verzichten. Sollte es erneut zu einer Beschwerdebesserung kommen, liegt eine Gluten-Sensitivität vor, also eine Unverträglichkeit des Glutens, die mit dem weiteren Glutenverzicht bzw. einer individuell erforderlichen Reduzierung »behandelt« wird.
 
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten

Wenn andere Lebensmittel wie z.B. Milch und Milchprodukte oder Obst und Gemüse in Verdacht stehen, ist es sinnvoll, mit dem jeweils entsprechenden Atemtest zu schauen, ob Unverträglichkeiten auf Laktose, Fruktose oder Sorbit die Ursache sein könnten. Sind es hingegen eher oder Zwiebeln, Kohl und Hülsenfrüchte, ist eine Oligosaccharid-Unverträglichkeit naheliegend. Hier gibt es leider (noch) keinen geeigneten Atemtest, hier hilft nur der Verzicht und ggf. das Abstellen von dafür verantwortlichen Ursachen (wie z.B. ein Leaky Gut-Syndrom).
 
Dünndarmfehlbesiedelung

Wenn Sie anhand Ihrer Tagebuchaufzeichnungen feststellen, dass Sie »essen können, was Sie wollen« und eigentlich immer Probleme haben, dann könnte eine Dünndarmfehlbesiedelung die Ursache sein. Insbesondere ein aufgeblähter Bauch, dessen Umfang ab dem Morgen oder Vormittag zunimmt und während der Nacht wieder flacher wird, kann auf eine solche Erkrankung hinweisen.
 
Atemtests

Um Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder aber auch eine Dünndarmfehlbesiedelung zu diagnostizieren, eignet sich ein Atemtest, bei dem entweder nur der Gehalt von Wasserstoff (H2) oder – besser – auch der Gehalt an Methan (CH4) im Atem gemessen wird. Verwendet werden jeweils entsprechende Zucker als Testsubstrat. Diese Tests können in spezialisierten Hausarztpraxen, bei einem Gastroenterologen oder auch als ambulante Untersuchung in einem Krankenhaus durchgeführt werden. Es gibt aber auch Sets für einen Heimtest, den Sie sich bei bestimmten Laboren bestellen und dann zu Hause machen können.

In seriösen Praxen und Krankenhäusern werden Messegeräte benutzt, in die man pustet und an denen man sofort an einer Anzeige den entsprechenden Wert ablesen kann.

Für den Heimtests bekommen Sie mehrere Röhrchen und ein Mundstück zugeschickt. Während des Tests wird in bestimmten Zeitintervallen jeweils in ein Röhrchen gepustet, das ein wenig der Atemluft aufnimmt. Die Röhrchen müssen dann an das Labor zurückgeschickt werden, wo die enthaltene Luft dann mithilfe von Messgeräten analysiert werden kann.

Manchmal werden solche Testsets auch in den Arztpraxen verwendet, weil diese sich die recht teuren Messgeräte nicht leisten können oder wollen. Ich empfehle, dies vorher im Gespräch abzuklären und ggf. eine besser ausgestattete Praxis aufzusuchen.

Ein wichtiger Hinweis: Zur Diagnose oder Ausschluss einer Unverträglichkeit oder Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) reicht ein Atemtest allein nicht aus. Es müssen immer auch zahlreiche Begleitfaktoren wie u.a. die Art der Beschwerden und diese in ihrer tageszeitlichen Abfolge und Intensität hinzugezogen werden. Auch das Stuhlverhalten, die Ernährung, andere Erkrankungen und ggf. Medikamente und Nahrungs-Ergänzungsmittel und die Lebensumstände müssen mit betrachtet werden. Für eine belastbare Bewertung ist am besten ein spezialisierter Berater/in zu konsultieren, um keine falschen und/oder überflüssigen Therapien – insbesondere Antibiosen – auf sich zu nehmen.
 
Hintergründe zu Atemtests

Wie oben beschrieben, wird bei den meisten Tests, die direkt mit einem Messgerät durchgeführt werden, nur der Gehalt von Wasserstoff (H2) im Atem gemessen, weil die Messgeräte, die beide Gase gleichzeitig detektieren können, um ein Vielfaches teurer sind als die reinen Wasserstoff-Messgeräte. In einer Arztpraxis oder Krankenhaus-Ambulanz würde sich ein teures Messgerät für beide Atemgase kaum lohnen. Für die Heimtests, die zusätzlich den Methangehalt (CH4) berücksichtigen, können sich in den Laboren die teuren Geräte durch die zahlreichen eingeschickten Tests besser amortisieren.

Und warum ist es nun besser, einen Wasserstoff- und Methantest durchzuführen als lediglich einen Wasserstoff-Test? Der Zusammenhang erklärt sich folgendermaßen: Bei Menschen, die die betreffenden Zucker »ordnungsgemäß« verdauen können, werden diese im Dünndarm durch die entsprechenden Enzyme oder Transportproteine bearbeitet und über die Darmschleimhaut ins Blut befördert. Fehlen diese Enzyme oder Transportproteine oder besteht ein Mangel, gelangen die Zucker in den Dickdarm, wo sie von den Bakterien der Darmflora verstoffwechselt werden. Dabei entstehen u.a. Wasserstoff und Methan. Diese Gase gelangen über die Darmschleimhaut und das Blut in die Lungen und werden dort abgeatmet (lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Atem und Verdauung«. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoff- und/oder Methangehalt festgestellt, ist die Diagnose einer Intoleranz auf den entsprechenden Testzucker so gut wie sichergestellt.

Bei einem Atemtest wird auf nüchternen Magen die erste Wasserstoff- und/oder Methankonzentration im Atem als Referenzwert (Basis- oder Nüchternwert) gemessen. Danach muss eine bestimmte Menge des in Wasser gelösten Testzuckers getrunken werden. Bei einem Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit sollten dann über mindestens 2, optimalerweise sogar über 3 Stunden Messungen der Gaskonzentration(en) im Abstand von jeweils 20 – 30 Minuten vorgenommen werden. Aus dem Anstieg der Gasgehalte in der Atemluft und der Protokollierung und Bewertung der Beschwerden während des Tests – wann und wie heftig treten Bauchgrummeln, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit etc. auf – kann das Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden. Übrigens: auch noch später auftretende Beschwerden können für den Diagnostiker wichtig sein. Bitte teilen Sie solche Vorkommnisse auch noch nachträglich mit.

Falls ein Verdacht auf eine Dünndarmfehlbesiedelung vorliegt, eigenen sich als Testsubstanzen entweder die Glukose oder die Laktulose. Mit beiden Stoffen muss aber in diesem Falle unbedingt mindestens in den ersten beiden Stunden sehr viel engmaschiger gemessen werden, d.h. alle 10 (maximal alle 15) Minuten, denn in dieser Zeit passiert die Testsubstanz den Dünndarm, in dem sich ja in diesem Falle eine eventuelle Problematik abspielt. In der dritten Stunde reichen dann Abstände von 20 – 30 Minuten.
 

Wasserstoffmessung oder Methanmessung?

Bei manchen – nicht allen – Menschen beherbergt die Darmflora zu wenige Bakterienarten, die bei der Verstoffwechselung von Zuckern Wasserstoff produzieren, und es gibt mehr Methanproduzenten. Um diese sogenannten »Nonresponder« mit zu berücksichtigen, ist ein gleichzeitiges Messen beider Gaskonzentrationen sinnvoll. Würde nur der Wasserstoffgehalt gemessen, rutschen diese Menschen »durch das Raster«, und insbesondere bei Tests auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten werden dann falsch-negative Diagnosen gestellt. Leider ist diese Tatsache (zu) wenigen Ärzten bekannt, die anschließend wenigstens einen geeigneten Test zum Detektieren dieser Besonderheit durchführen könnten.

Wurde bereits in vorangegangenen Tests festgestellt, dass die Mikrobiota ausreichend Wasserstoffbildner enthält, würde theoretisch eine reine Wasserstoffmessung ausreichen. Da jedoch bei kluger Auswahl der Testsubstrate und entsprechend engmaschigen Messintervallen auch gleichzeitig eine Dünndarmfehlbesiedelung miterfasst werden kann, rate ich auch hier nach Möglichkeit zu einer kombinierten Wasserstoff- und Methanerfassung.

Vor allem aber zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung möchte ich dringend dazu raten, immer einen kombinierten Wasserstoff- und Methantest durchführen zu lassen, da hier – insbesondere bei Menschen, die zu Verstopfung neigen – häufig auch Methan-produzierende Bakterien mit im Spiel sind. Die Bezeichnungen für diese beiden Formen der Fehlbesiedelungen sind SIBO (bei überwiegenden Wasserstoffproduzenten) bzw. IMO (bei überwiegenden Methanproduzenten). Es gibt aber auch Menschen, die gleichzeitig an einer SIBO und einer IMO leiden. Deshalb ist der kombinierte Atemtest immer der Königsweg.
 
Durchführung eines Atemtests

Unabhängig von der Methode, mit welcher gemessen wird, ist der Ablauf immer identisch:

Zuerst muss mit einem ersten Pusten ein Basiswert (Nüchternwert) ermittelt werden. Dieser sollte möglichst nicht höher als 20ppm (Parts per Million), besser sogar nicht höher als 10ppm sein. Ist der Basiswert höher, sollte der Test abgebrochen werden, da die Werte nicht wirklich belastbar sind.

Nach der Ermittlung des Basiswerts wird die Testlösung möglichst zügig getrunken.

Anschließend wird in den der gewünschten Diagnose entsprechenden Zeitabständen erneut gepustet, um die weiteren Werte zu ermitteln.

Die Werte werden in eine Tabelle eingetragen und sollten dem Patienten zeitgleich oder zumindest am Ende des Tests mitgeteilt und schriftlich ausgehändigt werden. Bitte lassen Sie sich hier nicht etwa auf eine spätere Mitteilung vertrösten. Es sind Ihre Werte, auf die Sie ein Anrecht haben! Es reicht auch keinesfalls, wenn man Ihnen lediglich ein »Urteil« (Unterträglichkeit bzw. Dünndarmfehlbesiedelung ja oder nein) mitteilt. Vielleicht möchten Sie Ihre Werte einem weiteren Diagnostiker zeigen, von dem Sie eine Zweitmeinung einholen wollen.

Während der gesamten Testdauer ist zusätzlich zu protokollieren, ob und ggf. welche Symptome wie z.B. Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfälle auftreten. Diese Symptome sollten ebenfalls in die Tabelle eingetragen werden, denn sie geben dem Diagnostiker ergänzende Hinweise zu den Atemgaswerten.
 
Vor- und Nachteile der beiden Messmethoden

Sowohl der Test mit einem Messgerät als auch der Heimtest mit den Röhrchen hat seine ganz speziellen Vor- und Nachteile.

Vorteil einen Tests, bei dem die Werte direkt an einem Messgerät angezeigt werden, kann u.U. in der Bewahrung vor unnütz durchgeführten Komplettests liegen.

Ist der Basiswert höher als maximal 20ppm, sollte die Testlösung nicht getrunken werden und der Test zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden. Jede Testlösung belastet die Darmflora. Muss ein Test wiederholt werden, bedeutet dies eine doppelte Belastung.

Weiterhin können die Werte sofort abgelesen und dem Patienten günstigstenfalls gleich die Auswertung und damit die Diagnose mitgeteilt werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass bei dieser Art von Tests, die ja in der Regel in einer Arztpraxis oder ambulant in einem Krankenhaus durchgeführt werden, die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.

Nachteile sind, dass zum einen meist längere Wartezeiten für einen Termin in Kauf zu nehmen sind und zum anderen diese Tests meist nur den Wasserstoffgehalt berücksichtigen (siehe auch Abschnitt » Wasserstoffmessung oder Methanmessung?«.

Ein weiterer Nachteil ist die leider erschreckend hohe Rate an fehlerhaft durchgeführten Tests. Bitte sprechen Sie deshalb vor einem geplanten Test ausführlich mit dem Arzt und klären Sie ab, ob in der Praxis alle entscheidenden Faktoren bekannt sind und auch wirklich gewissenhaft beachtet werden. Bitte scheuen Sie sich nicht vor qualifizierten und auf ausreichend Hintergrundwissen basierenden Fragen – es geht schließlich um Ihre Gesundheit!

Auch bei Heimtests gibt es Vor- und Nachteile:

Vorteile sind, dass ein solcher Heimtest zum einen unkompliziert bei einem der anbietenden Labore bestellt und zeitnah durchgeführt werden kann. Das Ergebnis und meist auch einige Behandlungsvorschläge kommen dann innerhalb weniger Tage mit der Post.

Die meisten Heimtests messen – wie die Tests mit den Messgeräten auch – nur den Wasserstoffgehalt. Es gibt jedoch auch Tests, bei denen gleichzeitig in einem einzigen Test sowohl Wasserstoff als auch Methan gemessen werden können. Falls Sie einen Heimtest planen, sollten Sie auf jeden Fall einen solchen Test bevorzugen.

Ein entscheidender Nachteil eines Heimtests liegt darin, dass Sie erst nach der kompletten Durchführung und der Auswertung im Labor den Basiswert erfahren. Lag dieser höher als 20ppm, ist die Belastbarkeit der Diagnose fragwürdig und im Zusammenhang mit vielen anderen Faktoren bei einer Bewertung und Diagnose genauestens zu hinterfragen.

Mit einer sorgsamen Vorbereitung und der Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen am Vortag und am Testtag selbst kann dieses Risiko allerdings minimiert werden. Da auch bei der weiteren Durchführung von Heimtests eine Menge Fehler gemacht werden können, ist gerade bei Heimtests immer eine ausführliche, kompetente und individuelle Beratung bereits vor der Durchführung angeraten, um eben diese Fehler zu vermeiden und Risiken zu minimieren.

Beachten Sie unbedingt auch den Zeitpunkt zur Durchführung und zum Versand der Teströhrchen. Am besten führen Sie den Test am Wochenanfang durch und senden die Röhrchen danach sofort an das Labor. Keinesfalls sollten Ihre Proben über das Wochenende oder gar über Feiertage in der Post liegen.

Ein weiterer Nachteil des Heimtests ist, dass Sie einen solchen auf jeden Fall selbst bezahlen müssen. Leider übernehmen die Krankenkassen generell die Kosten für diese Art Tests nicht.

Beide Testarten haben also sowohl Vor- als auch Nachteile. Wägen Sie bitte gut ab, was Ihnen wichtig ist. Bei korrekter Vorbereitung und Durchführung sind die Ergebnisse gleichwertig.
 

Typische Fehler bei Atemtests

Leider werden bei den Atemtests häufig viele Fehler gemacht, die die Verwertbarkeit des Tests und die Belastbarkeit der Diagnose infrage stellen.

Zuerst einmal können Fehler gemacht werden bei den Nahrungsmitteln, die am Tag vor dem Test verzehrt werden. Ab Tag vor dem Test sollten isolierte Kohlenhydrate in Form von Brot, Nudeln, Pizza, Getreidebreien, Cornflakes und Müslis, aber auch alle Arten von Zucker in Form von Obst, Fruchtsäften und als Süßungsmittel wenn überhaupt, nur in sehr kleinen Mengen verzehrt werden.

Am besten trinken Sie den Vortag über nur klares Wasser oder auch Mineralwasser, so können Sie nichts falsch machen. Allerdings spricht nichts gegen eine Tasse Kaffee oder Tee am Morgen des Vortags.

Auch müssen unbedingt Regeln in Bezug auf einen eventuellen Alkohol- und Zigarettenkonsum eingehalten werden. Bitte trinken Sie am Tag vor dem Test keinerlei Alkohol mehr und auch mindestens 2 – 3 Tage vor dem Test sollten Sie alkoholschwangere Ausschweifungen vermeiden! Das ist ganz wichtig, denn Alkohol kann den Basiswert von Wasserstoff und Methan erhöhen und so den gesamten Test zunichte machen.

Falls Sie Raucher/in sind, dürfen Sie die letzte Zigarette spätestens am Vorabend vor dem Test rauchen. Danach bitte keine mehr, denn auch dies kann ein belastbares Testergebnis, das Sie ja anstreben, verfälschen.

Ganz wichtig ist es dann, mindestens 12 Stunden vor dem Test nichts mehr zu essen, also wirklich nüchtern zu bleiben. Klares Wasser dürfen und sollen Sie bis 2 Stunden vor dem Test trinken, danach nichts mehr.

Beim Zähneputzen am Testtag dürfen und sollen Sie die Zähne nur noch mit der Bürste und Wasser putzen, jedoch keine Zahnpasta oder Mundwasser benutzen. Sowohl die Pasta als auch das Mundwasser können Zuckeralkohole wie Sorbit oder Xylit enthalten, aber auch Kräuter und vor allem Alkohol, die die Mundflora beeinträchtigen oder von dieser verstoffwechselt werden und so ein Ergebnis verfälschen können.

Wenn Sie morgens Medikamente einnehmen müssen, klären Sie bitte vorher mit dem Arzt ab, ob Sie diese vor dem Test nehmen oder die Einnahme bis nach dem Test verschieben sollten. Insbesondere insulinpflichtige Diabetiker müssen sich auch hier mit Ihrem Arzt absprechen, um Unter- oder Überzuckerungen zu vermeiden.

Leider werden bei den Atemtests häufig viele Fehler gemacht, die die Verwertbarkeit des Tests und die Belastbarkeit der Diagnose infrage stellen.
 

Menge der Testsubstanzen

Weitere Fehler werden häufig in Bezug auf die Menge der Testsubstanzen gemacht. Leider ist erschreckend vielen Behandlern nicht geläufig, wie die korrekten Mengen aussehen, die sich von Testzucker zu Testzucker durchaus unterscheiden. Folgende Mengen müssen verwendet werden:
• 50g Laktose (zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz)
• 25g Fruktose (zur Ermittlung einer Fruktose-Intoleranz)
• 10g Sorbit (zur Ermittlung einer Sorbit-Intoleranz)
• 50g – 80g Glukose (zur Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung)
• 20g Laktulose (zur Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung oder bei Nonrespondern)

Alle Testsubstanzen werden in jeweils 250ml Wasser gelöst. Alle anderen Mengen verfälschen das Ergebnis.

Abweichende Mengen werden nur bei kleineren Kindern verwendet, wobei sich dann die Menge nach dem Körpergewicht richtet.
 

Testintervalle

Und ebenso gravierend sind Fehler bei den Testintervallen, die einen Test im schlimmsten Fall unbrauchbar machen können.

Grundsätzlich gilt: je engmaschiger gemessen wird, desto belastbarer ist das Ergebnis.

Vor allem aber bei einer Diagnostik zu Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung ist es unerlässlich, in der ersten Stunde genügend häufig zu messen. Wird hier zu grobmaschig gemessen, ist die Testsubstanz eventuell bereits durch den Dünndarm geflossen, so dass alle weiteren Messungen nur noch Werte aus dem Dickdarm ermitteln, wo sie zumindest in Bezug auf die Dünndarmfehlbesiedelung nicht mehr relevant sind.

Mit einem klugen Vorgehen in Bezug auf die Auswahl der Testsubstanz und die Messintervalle kann man u.U. mehrere Erkrankungen mit einem einzigen Test gleichzeitig diagnostizieren. Zwingende Voraussetzung hierzu ist es allerdings, dass sich der Arzt oder Berater wirklich gut mit den Atemgastests und ihren Möglichkeiten auskennt, aber auch Ihre Beschwerden genau kennt und so Art und Vorgehensweise beim Test optimal einsetzt.
 
Interpretationsmöglichkeiten der Messergebnisse

-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
• Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
a) Es liegt keine Intoleranz gegenüber dem getesteten Stoff vor.
b) Non-Responder

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird im Zeitraum von 60 bis 120 Minuten erreicht:
Es liegt eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor.

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird bis ca. 60 Minuten erreicht und fällt danach wieder ab:
Die Testsubstanz ist nicht bis zum Dickdarm gelangt. Im Dünndarm hingegen besteht eine Besiedelung mit Bakterien, die die getestete Zuckerart verstoffwechseln (Dünndarmfehlbesiedelung). Diese Erkrankung kann mit einem Wasserstoff-Atemtest mit Glukose- oder Laktulose-Testlösung gesichert werden. Besser wäre es jedoch gewesen, während des Tests von vorne herein in der ersten Stunde engmaschig zu messen, so dass diese Problematik auch mit dem der Unverträglichkeit entsprechenden Testzucker erfasst werden kann.

• Je eine Spitze der Anstiegskurven in der ersten und in der zweiten Stunde nach dem Trinken der Testlösung (unter der Voraussetzung engmaschiger Messungen in der ersten Stunde):
Es liegt sowohl eine Dünndarmfehlbesiedelung (Anstieg innerhalb der ersten Stunde) als auch eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor (Anstieg innerhalb der zweiten Stunde).

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird in der Zeit zwischen 120 und 180 Minuten erreicht:
Die Magen-/Darmpassagezeit ist stark verlängert.


-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Dünndarmfehlbesiedelung

• Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
Keine Dünndarmfehlbesiedelung

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration von mindestens 12ppm über dem Basiswert wird bis ca. 60 Minuten erreicht
Es besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung
 

-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Verwendung von Laktuloselösung

Laktulose ist ein künstlicher Zweifachzucker, zu dessen Aufspaltung keine Enzyme im menschlichen Verdauungssystem vorhanden sind. Dieser Zucker gelangt immer und auf jeden Fall in den Dickdarm und wird dort von Bakterien verstoffwechselt.

• Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
Non-Responder

• Ein Anstieg der Wasserstoff-Konzentration von mindestens 12ppm über dem Basiswert wird bis ca. 60 Minuten erreicht, ein weiterer Anstieg zeigt sich in der zweiten bis dritten Stunde.
Es besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, weiterhin ist der Patient kein Non-Responder
 

Qualifizierte Beratung vor dem Test


  Für einen erfolgreichen Test sind folgende Fakten wichtig:
Welcher Test ist geeignet?
Wie wird der Test durchgeführt (Messgerät oder Röhrchentest)?
Welche Testsubstanz wird verwendet?
Wie ist die Menge der Testsubstanz?
In welchen Intervallen wird gemessen?
Sind die Zeitintervalle aufgrund der Praxisorganisation sichergestellt?
Welche Regeln sind vor dem Test zu beachten?

Es ist kaum zu erreichen, alle und jede Möglichkeit bei den verschiedenen Voraussetzungen und für die verschiedenen Intentionen in einem Internetbeitrag darzustellen, da neben allen allgemeinen Sachverhalten immer auch Ihre ganz persönlichen Umstände mitberücksichtigt werden müssen.

Aus diesem Grunde ist es immer von Vorteil, sich bereits vor einem geplanten Test von spezialisierten Fachkräften beraten. Diese sollten ausreichend Zeit haben, Sie über alle Hintergründe zu geeigneten Tests zu informieren, damit Sie dem Arzt oder Heilpraktiker, der den Test durchführt, die richtigen Fragen stellen können.

Ggf. kann in diesem Beratungsgespräch auch geklärt werden, ob eventuell sogar überflüssige Tests vermieden werden können und so Ihre Darmflora nicht unnötigen Belastungen ausgesetzt werden muss.

Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«

Individuelle Test-Auswertung

Ein seriöser Arzt oder Heilpraktiker sollte nach dem Test das Ergebnis mit Ihnen besprechen und Ihnen Tipps geben, welche Konsequenzen z.B. in Bezug auf Ihre Ernährung die Diagnose hat. Unglücklicherweise können insbesondere Ärzte dies allein aus zeitlichen Gründen nicht leisten und überweisen Sie bestenfalls zu einem Ernährungsberater. Und leider reichen meist auch Ernährungstipps alleine nicht aus, um Ihre Beschwerden zu mindern. Es sind in den meisten Fällen noch sehr viel mehr Faktoren im Leben zu berücksichtigen.

Im Rahmen meiner Praxistätigkeit biete ich Ihnen gerne sowohl eine Vor- als auch eine Nachbesprechung rund um den Test an. Wir überprüfen noch einmal gemeinsam die Schlussfolgerungen aus dem Test, wobei ich Ihnen die Werte erkläre, damit Sie die Zusammenhänge verstehen.

So können wir dann Ihre künftigen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten betrachten und schauen, welche Änderungen nötig und möglich sind, damit Sie sich wieder so richtig wohl fühlen.






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