Letzte Aktualisierung: 2.12.2022

Fruktose-Intoleranz

(Fruktose-Malabsorption)
Die sogenannte »intestinale Fruktose-Intoleranz« (Fruktose = Fruchtzucker, intestinal = innen liegend, den Darm betreffend) – korrekter spricht man von »Fruktose-Malabsorption« (FMA) liegt vor, wenn das Verdauungssystem den verzehrten Fruchtzucker nicht oder nicht komplett verdauen kann.

Fruktose-Malabsorption – was ist das?

Fruchtzucker ist zwar ein Einfachzucker, der nicht aufgespalten werden muss, er benötigt jedoch ein Transportprotein, um zwischen den Zellen der Dünndarmschleimhaut hindurch ins Blut geschleust zu werden. Dieses Transportprotein trägt den Namen GLUT5. Steht nur eine der verzehrten Fruchtzuckermenge nicht angepasste GLUT5-Menge zur Verfügung, so gelangt der nicht verarbeitete Fruchtzucker in den Dickdarm, wo er zu Beschwerden führt.

Fruchtzucker ist in den meisten Früchten, aber auch in vielen Gemüsesorten, Honig, Marmeladen und Fruchtsäften enthalten, und somit ist Fruchtzucker ein natürlicher Bestandteil in unserer Nahrung. Auch kommt Fruchtzucker in gebundener Form in den Nahrungsmitteln vor – beispielsweise besteht unser Haushaltszucker zur Hälfte aus Fruchtzucker, der während der Verdauung freigesetzt und verarbeitet werden muss.
 

o »Moderne« Ernährung begünstigt die Fruktose-Malabsorption

Nicht nur durch unsere immer süßer werdenden Nahrungsvorlieben, auch durch den industriellen Zusatz von Fruchtzucker in unseren Nahrungsmitteln (insbesondere in süßen Getränken) steigt die Gesamtmenge des aufgenommenen Fruchtzuckers stetig an, wodurch rasch eine Schwelle erreicht wird, die sogar Menschen ohne eine Fruktose-Malabsorption häufig überschreiten – die begrenzte Menge an GLUT5 reicht nicht mehr aus, um den gesamten Fruchtzucker verarbeiten zu können. Der Körper kann nun nicht mehr den kompletten Fruchtzucker aufnehmen (absorbieren), und eine Malabsorption (malus = gering, lat.) entsteht.
 

o Hereditäre Fruktose-Intoleranz

Meist nimmt die Fähigkeit, Fruchtzucker verdauen zu können, mit fortschreitendem Alter ab. Es gibt jedoch auch einige wenige Säuglinge, die überhaupt keinen Fruchtzucker verwerten können. Sie leiden an der so genannten hereditären (ererbten) Fruktose-Intoleranz (HFI). Dieser angeborene Enzymdefekt ist lebensbedrohlich, wenn er nicht konsequent mit einer fruchtzuckerfreien Diät behandelt wird, denn diese Säuglinge bekommen nach dem Abstillen gravierende Beschwerden, wenn sie mit fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmitteln gefüttert werden.

Die physiologische Vorgänge bei der HFI sind jedoch völlig anders als bei der Fruktose-Malabsorption und mit dieser überhaupt nicht zu vergleichen. Bei der Fruktose-Malabsorption mangelt es an einem Transportsystem in der Dünndamschleimhaut. Bei der HFI hingegen fehlt ein Enzym in der Leber – die Aldolase-B, mit der Folge, dass dort der Furchtzucker nicht verarbeitet werden kann. Diese Erkrankung ist nicht heilbar. Die physiologischen Vorgänge bei der Fruktose-Malabsorption sind im nächsten Abschnitt näher beschrieben.
 

o Physiologische Vorgänge

Gelangt der unverdaute Fruchtzucker in den Dickdarm, wird er dort von Darmbakterien verstoffwechselt (»gefressen«). Diesen Vorgang kennen Sie bereits von der Laktose-Intoleranz, wo ähnliches passiert: Bei der Verstoffwechselung entstehen als Abfallprodukte Gase und kurzkettige Säuren. Erstere führen zu Bauchgrummeln und Bauchschmerzen und natürlich auch zu Blähungen, denn nicht alle Gase werden über die Darmwände ins Blut aufgenommen und über die Lunge abgeatmet. Zum Teil verbleiben die Gase im Darm, wo sie die Darmwände überdehnen und Schmerzen verursachen. Und natürlich ist es auch unangenehm, wenn die Gase den Darm auf dem natürlichen Wege verlassen.

Die Säuren reizen nicht nur die Darmwände, sie führen auch dazu, dass die Darmschleimhaut vermehrt Flüssigkeit in den Darm abgibt, um auf der einen Seite die Säuren zu verdünnen und auf der anderen Seite dafür zu sorgen, dass die im wahrsten Sinne des Wortes reizende Fracht so schnell wie möglich herausgespült wird. Zusätzlich werden die Darmbewegungen angeregt, um den Abtransport zu beschleunigen. Dies alles führt zu den beschriebenen Beschwerden und natürlich zu Durchfällen.

Auch Depressionen und Heißhungerattacken treten häufig im Zusammenhang mit einer Fruktose-Malabsorption auf. Die diesbezüglichen Zusammenhänge finden Sie im Abschnitt »Fruktose-Malabsorption und Depressionen«.

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Diagnose-Methoden zur Ermittlung einer Fruktose-Intoleranz (Fruktosemalabsorption)

Es gibt verschiedene Methoden, um eine Fruktose-Intoleranz sicher zu diagnostizieren. Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, können Sie mit einem Fragebogen einen Selbsttest durchführen. Sie können ihn unter dem Menüpunkt »Shop/Downloads« herunterladen, ausdrucken und ausfüllen. Sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, suchen Sie mit dem ausgefüllten Formular einen qualifizierten Hausarzt oder einen Gastroenterologen auf, der auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert ist. Der Arzt wird Sie auffordern, zunächst über einige Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. Anhand der Ergebnisse kann er dann ggf. verschiedene Untersuchungen durchführen, um eine qualifizierte Diagnose zu stellen. Im Folgenden sind die verschiedenen Methoden beschrieben. Lesen Sie diese aufmerksam durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.


o Verzehrtagebuch (Ernährungstagebuch)

Die einfachste Methode, die Sie selbst anwenden können, ist das Führen eines Verzehr- oder Ernährungstagebuches über mehrere Wochen. Hierbei muss alles und jedes aufgeschrieben werden, was wann gegessen und getrunken wird. In einer weiteren Spalte wird das Befinden aufgeführt, d.h. Sie tragen hier eventuell auftretende Beschwerden ein. Anhand dieses Tagebuches können recht schnell die Verursacher von Beschwerden dingfest gemacht werden. Die Symptome können schon recht kurz nach dem Verzehr eines unverträglichen Nahrungsmittels auftreten, vielleicht auch erst nach mehreren Stunden, seltener sogar erst mit einem zeitlichen Versatz von einem ganzen Tag. Aus diesem Grunde ist es wichtig, das Tagebuch über einen längeren Zeitraum zu führen. Beachtet werden muss dabei, dass sich fruktosehaltige Nahrungsmittel allein oder gar auf nüchternen Magen schneller bemerkbar machen, als wenn sie mit anderen Dingen zusammen verzehrt werden. Weiterhin gilt die Regel: je flüssiger fruchtzuckerreiche Speisen sind, desto schneller zeigen sich Beschwerden. Man entwickelt bald ein Gefühl für die zeitlichen Zusammenhänge. Stellt sich heraus, dass Blähungen, Bauchschmerzen oder sogar Durchfall grundsätzlich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von fruktosereichen Nahrungsmitteln, Getränken oder auch Medikamenten stehen, ist die Diagnose klar. Verfestigt werden kann dieser Verdacht jetzt noch mit einer Eliminations-Diät. Als Hilfestellung können Sie sich hier ein Formular für ein Verzehrtagebuch downloaden und ausdrucken, in dem Sie Ihre Eintragungen ganz einfach vornehmen können.
 

o Eliminations-Diät und Provokationstest

Die Eliminations-Diät nimmt einen Zeitraum von mehreren Wochen in Anspruch. Hierbei wird meistens mit einigen Fastentagen begonnen, bis man vollkommen beschwerdefrei ist. Dann fängt man mit einem Lebensmittel an, das über 1-2 Tage verzehrt wird. Treten keine Beschwerden auf, kann man dieses und ein weiteres Lebensmittel zu sich nehmen. Auf diese Weise steigert man die Anzahl der Lebensmittel. Sobald Beschwerden auftreten, weiß man sicher, welches Lebensmittel diese verursacht hat. So kann man die Auslöser für Unverträglichkeiten und Allergien einkreisen. Bei bestimmten Verdachtsmomenten kann man nach einer Enthaltsamkeits-Phase, bei der bewusst auf das verdächtige Lebensmittel verzichtet wird, einen speziellen Provokationstest durchführen, also hier der gezielte Verzehr von fruktosereichen Nahrungsmitteln (z.B. einem Glas Apfelsaft, ggf. gesüßt mit einem Löffel Honig) bzw. all den Nahrungsmitteln, die im Tagebuch als Beschwerdeverursacher in Erscheinung getreten sind. Treten unter dieser Provokation die Beschwerden wieder auf, gibt es keinen Zweifel mehr an der Ursache.
 

o H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest)

Beim H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemprüfung) wird nach der Einnahme von einer bestimmten Menge Fruktose der Wasserstoffgehalt des Atems gemessen. Wenn bei fruktoseintoleranten Menschen durch den Mangel von GLUT5 die Fruktose unaufgespalten in den Dickdarm gelangt, zersetzen die dort angesiedelten Bakterien den Fruchtzucker unter anderem zu Wasserstoff. Dieses Gas gelangt über die Darmschleimhaut und das Blut in die Lungen und wird dort abgeatmet. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoffgehalt festgestellt, ist die Diagnose Fruktose-Intoleranz so gut wie sichergestellt.

Beim H2-Atemtest, der in Kliniken oder speziell ausgerüsteten Arztpraxen durchgeführt wird, wird auf nüchternen Magen die erste Wasserstoffkonzentration im Atem als Referenzwert gemessen. Danach müssen 25g in Wasser gelöste Fruktose getrunken werden (keine Angst, das Personal kennt die Probleme, eine Toilette ist in greifbarer Nähe!). Im Abstand von jeweils 30 Minuten werden dann mindestens 4 weitere Tests der Wasserstoffkonzentration vorgenommen. Aus dem Anstieg des Gehaltes von Wasserstoff in der Atemluft und der Protokollierung und Bewertung der Beschwerden – wann und wie heftig treten Bauchgrummeln, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit etc. auf – kann das Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden.

Fehlinterpretationen gibt es in seltenen Fällen nur, wenn der Darm mit Bakterien besiedelt ist, die gar keinen Wasserstoff produzieren können. Dann zeigt sich im Atemtest kein Wasserstoff, obwohl zuwenig GLUT5 zum Transport der Fruktose im Dünndarmarm bereitsteht. Diese so genannten »non H2 responder« entlarvt ein zusätzlicher Atemtest mit Laktulose für Non-Responder.

Diese Sonderfälle sind selten. Hier können jedoch zusätzlich die auftretenden Durchfälle und Blähungen zur Auswertung herangezogen werden.

Der H2-Atemtest darf nicht nach Antibiotika-Therapien oder Darmspiegelungen durchgeführt werden, da diese die Darmflora beeinflussen und deshalb ebenfalls das Ergebnis beeinträchtigen. Hier ist eine Wartefrist von etwa 4 Wochen einzuhalten.

Der H2-Atemtest eignet mit den entsprechenden Testlösungen auch zur sicheren Diagnose einer Sorbit- bzw. Laktose-Intoleranz. Hierbei werden statt der 25g in Wasser gelösten Fruktose entweder 10g Sorbit bzw. 50g Laktose in Wasser gelöst und getrunken. Die Interpretation der Messergebnisse ist mit der beim Fruktose-Test identisch.

Wichtiger Hinweis: Einige Ärzte bzw. ihre Mitarbeiter(innen) sind bei der Anwendung der Atemtests nicht sehr geübt, weil sie diese Tests nur selten durchführen. So verabreichen sie manchmal bei den verschiedenen Atemtests nicht die jeweils vorgeschriebene Menge der Testsubstanzen. Dies kann das Untersuchungsergebnis entscheidend beeinträchtigen: Gibt man beispielsweise beim Atemtest zur Diagnose einer Fruktose-Intoleranz 50g statt der vorgeschriebenen 25g in Wasser gelösten Fruchtzucker (weil diese Menge ja auch bei dem verbreiteteren Laktose-Atemtest gegeben wird), so wird fast jeder Kandidat mit einer erhöhten Wasserstoffkonzentration im Atem reagieren. Die für die Verarbeitung der Fruktose im Dünndarm zur Verfügung stehenden Transportproteine sind auch bei Menschen ohne Unverträglichkeit begrenzt, und unverarbeitete Fruktose gelangt bei einem Überangebot immer in den Dickdarm, wo sie von den wasserstoffproduzierenden Bakterien verstoffwechselt wird. Eine Fehldiagnose ist die unweigerliche Folge, ebenso, wie wenn Sie eine zu große Menge Sorbitlösung einnehmen müssen. Bitte lassen Sie sich vom Praxispersonal bestätigen, wieviel der Testsubstanz Sie einnehmen sollen, um Fehldiagnosen mit all ihren negativen Begleiterscheinungen zu vermeiden.

Häufig gestellte Frage: Immer wieder werde ich gefragt, ob man in der Wartezeit bis zum H2-Atemtest unverändert Fruktose verzehren sollte oder schon den Fruchtzucker reduzieren darf, um eine eventuelle Besserung der Beschwerden herbeizuführen.

Es ist in Bezug auf das Testergebnis fast gänzlich unerheblich, in welcher Menge Sie in diesem Zeitraum Fruktose verzehren, da vor dem Test ein Nüchtern-Referenzwert ermittelt wird, auf dessen Basis die weiteren Werte eingeordnet werden. Ist der Nüchtern-Wert aufgrund zuvor verzehrter Fruktose hoch, so bewegt sich die ermittelte Kurve insgesamt auf einem höheren Niveau, als wenn Sie zuvor nur sehr wenig Fruchtzucker gegessen hätten. Aber der Anstieg (oder der ausbleibende Anstieg) bleibt derselbe. Und nur dieser wird zur Diagnose herangezogen.

Einzig die Tatsache, dass durch einen dauerhaft hohen Fruktose-Verzehr bei bestehender Fruktose-Intoleranz die Darmflora geschädigt wird, kann einen kleinen Einfluss auf die Messergebnisse haben, denn eine gesündere Darmflora, die mehr günstige Bakterien enthält, kann u.U. beschwerdeverursachende Vorgänge ein wenig abmildern. Da jedoch die Darmflora im Laufe des bisherigen Leidensweges, aufgrund dessen man den Test durchführen lässt, ohnehin meist schon größeren Schaden genommen hat, beeinflusst eine leichte Verbesserung der Bakterienzusammensetzung in der Wartezeit ein Testergebnis keinesfalls in dem Maße, dass eine Fehldiagnose gestellt würde.

Deshalb empfehle ich auf jeden Fall, sobald wie möglich – d.h. auch schon in der Wartezeit – den Fruktosevezehr so gering wie möglich zu halten, um der Darmflora und auch der Darmschleimhaut die Gelegenheit zur Regeneration zu geben.
 

• Interpretation der Messergebnisse:
• Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem:
a) Es liegt keine Intoleranz gegenüber dem getesteten Stoff vor.
b) Non-Responder

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird bis ca. 60 Minuten erreicht und fällt danach wieder ab:
Die Testsubstanz ist nicht bis zum Dickdarm gelangt. Im Dünndarm hingegen besteht eine Besiedelung mit Bakterien, die die getestete Zuckerart verstoffwechseln (Dünndarmfehlbesiedelung). Dieser Fall kann mit einem Wasserstoff-Atemtest mit Glukose-Testlösung gesichert werden.

• Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird im Zeitraum von 60 bis 120 Minuten erreicht:
Es liegt eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor.

• Je eine Spitze der Anstiegskurven in der ersten und in der zweiten Stunde nach dem Trinken der Testlösung:
Es liegt sowohl eine Dünndarmfehlbesiedelung (Anstieg innerhalb der ersten Stunde) als auch eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor (Anstieg innerhalb der zweiten Stunde).
 

• Non-Responder-Atemtest
Der Wasserstoff-Atemtest oder H2-Atemtest wird mit 50g Laktose-, 25g Fruktose- bzw. 10g Sorbit (in Wasser gelöst) durchgeführt, um eine entsprechende Unverträglichkeit festzustellen oder auszuschließen. Besteht eine Unverträglichkeit, so gelangt der Stoff, der sonst mit den entsprechenden Enzymen oder Transportproteinen im Dünndarm verarbeitet und über die Schleimhaut aufgenommen würde, unverarbeitet in den Dickdarm. Dort wird er von den Dickdarmbakterien verstoffwechselt. Die üblicherweise in der Darmflora enthaltenen Darmbakterien sondern dabei Wasserstoff ab, der über das Blut in die Atemluft gelangt und dort als Wasserstoff-Anstieg gemessen werden kann.

Bei manchen Menschen gibt es trotz einer vorliegenden Intoleranz keinen messbaren Wasserstoff-Anstieg – sie sind sogenannte Non-Responder. Der Grund ist eine Besiedelung der Darmflora mit Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren können, wenn sie Zucker verdauen. Ein Wasserstoff-Atemtest mit Laktose-, Fruktose- bzw. Sorbitlösung würde hier also auf jeden Fall negativ ausfallen, auch wenn eine Intoleranz vorliegt.

Wird beim H2-Atemtest mit Laktose, Fruktose oder Sorbit kein oder ein nur sehr geringer Wasserstoff-Anstieg gemessen, obwohl aufgrund von typischen Beschwerden eine Unverträglichkeit vermutet wird, so kann mit Laktulose (Lactulose) zuverlässig getestet werden, ob der Grund eine Fehlbesiedelung des Darmes ist.

Steigt nach dem Trinken der Testlösung mit 10g Laktulose der Wasserstoffgehalt im Atem an, so liegt keine Fehlbesiedelung vor – diese Menschen sind Responder: Es existieren wasserstoffproduzierende Darmbakterien. In den ersten 30-120 Minuten nach dem Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich höherer Anstieg des Wasserstoffgehaltes als 20ppm (parts per million) im Vergleich zum Nüchternwert.

Steigt nach dem Trinken der Laktulose-Testlösung der Wasserstoffgehalt im Atem nicht oder nur sehr gering an, so liegt eine Fehlbesiedelung vor. Es existieren keine oder nur sehr wenige wasserstoffproduzierenden Darmbakterien. Diese Menschen sind sogenannte Non-Responder. Bei einer Fehlbesiedelung liegt der Nüchternwert meist um 0 und nach dem Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich geringerer Anstieg als 20ppm im Vergleich zum Nüchternwert.

Fällt bei Menschen mit einer korrekten Bakterienbesiedelung (Respondern) ein Test mit Laktose-, Fruktose- bzw. Sorbitlösung negativ aus, liegt keine Intoleranz vor und die Ursachen für vorhandene Beschwerden müssen woanders gesucht werden.


• Hintergrund-Informationen zur Laktulose:
Laktulose wird mit hohen Temperaturen aus Milchzucker künstlich erzeugt. Sie ist ein Zweifachzucker (Disaccharid), der aus je einem Baustein Galaktose und Fruktose hergestellt wird. Laktulose kommt in der Natur nicht vor. Deshalb gibt es auch kein zugehöriges Enzym, das diesen Zweifachzucker in seine Bestandteile aufspalten könnte. Laktulose kann deshalb im Dünndarm des menschlichen Verdauungssystems nicht verwertet werden – unabhängig, ob eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vorliegt oder nicht. Laktulose gelangt grundsätzlich in den Dickdarm, wo sie zum einen Wasser bindet und den Stuhl je nach Dosis breiig bis dünnflüssig macht. Diese Eigenschaft der Laktulose wird genutzt und der Stoff von der Pharmaindustrie als Abführmittel (Laxanz) vermarktet.

Darüber hinaus wird Laktulose von den Darmbakterien verstoffwechselt. Dabei entstehen – wie bei Verzehr von Laktose bei Laktose-Intoleranz – Säuren und Gase, die zu Beschwerden führen und die die Darmperistaltik anregen. Neben dem Einsatz als Abführmittel wird Laktulose – wie oben beschrieben – als Testlösung genutzt, um eine eventuelle Fehlbesiedelung des Darmes mit nicht wasserstoffproduzierenden Bakterien feststellen zu können.

Übrigens: Da auch ultrahocherhitze Milch bei der Haltbarmachung mit hohen Temperaturen behandelt werden, enthält auch H-Milch geringe Mengen Laktulose – neben den unverträglichen Bestandteilen der Milch kann sich insbesondere für laktoseintolerante Menschen die abführende Laktulose nachteilig auf die Verdauung auswirken.

 
• Wasserstoff-Atemtest mit Glukose zur Diagnose oder zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB)
Der Wasserstoff-Atemtest wird zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung durchgeführt. Bei der Besiedelung des Dünndarmes mit »normalen«, Bakterienarten wird Glukose komplett über die Dünndarm-Schleimhaut aufgenommen. Besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, also eine Besiedelung mit wasserstoffproduzierenden Bakterienarten im Dünndarm, so steigt der Wasserstoffgehalt beim Glukose-Test stark an.

Der Glukose-Atemtest, bei dem 80g in Wasser gelöste Glukose getrunken werden, wird durchgeführt, wenn bei Laktose-, Fruktose- oder Sorbit-Atemtests der stärkste Anstieg der Kurve bereits nach 30 bis 60 Minuten auftritt.


• Wichtiger Hinweis zu allen Atemtests:
Selbstverständlich können Tests mit den verschiedenen Lösungen (Laktose, Fruktose, Sorit, bzw. Laktulose oder Glukose) nicht ohne eine Zwischenzeit von etwa 2 Wochen durchgeführt werden! Zuckerreste der jeweiligen Testlösung müssen komplett verarbeitet bzw. ausgeschieden worden sein, und Darm und Darmflora müssen sich von der erneuten Belastung erholen.

 
o Ist bei einer Fruktose-Intoleranz ein Bluttest möglich?

Bei einer Fruktose-Intoleranz ist es nicht möglich, mit Hilfe eines Bluttests die Krankheit zu diagnostizieren. Der Bluttest bei einer Laktose-Intoleranz beruht auf der Tatsache, dass der Milchzucker ein Zweifachzucker ist, der mit dem Laktase-Enzym aufgepalten werden muss. Fehlt dieses Enzym, entstehen keine Spaltprodukte, also keine Glukose und keine Galaktose. Ins Blut gelangende Glukose würde den Blutzuckerspiegel erhöhen, was mit dem Bluttest gemessen wird. Bleibt dieser Anstieg aus, kann die Diagnose »Laktose-Intoleranz« gestellt werden.

Da jedoch der Fruchtzucker ein Einfachzucker ist, der nicht mehr aufgespalten wird und der auch den Blutzuckerspiegel nicht unmittelbar erhöht, eignet sich dieser Test nicht zur Diagnose der Fruktose-Intoleranz.

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Behandlung der Fruktose-Intoleranz (Fruktose-Malabsorption)

Eine Fruktose-Malabsorption kann – im Gegensatz zu einer Laktose-Intoleranz – als Krankheit angesehen werden, vorausgesetzt, die Malabsorption tritt nicht auf, weil mit der Nahrung viel zuviel Fruchtzucker aufgenommen wird. Heilbar ist die FMA nicht, es kann jedoch mit einer angepassten, fruktosearmen Ernährung eine weitestgehende Beschwerdefreiheit erreicht werden. Auch eine Ernährung, die möglichst frei von Haushaltszucker ist, ist bei einer FMA angeraten – zumindest in der Anfangsphase, bis man herausgefunden hat, welche Nahrungsmittel einem besser oder schlechter bekommen.
 

o Medikamente

Da das fehlende oder nicht ausreichende Transportprotein GLUT5 nicht künstlich hergestellt und als Medikament verabreicht werden kann, ist es leider nicht möglich, es – wie beispielsweise das Laktase-Enzym bei einer Laktose-Intoleranz – in Tablettenform zu substituieren (ersetzen/ergänzen). Jedoch ist auffällig, dass bei einer FMA oftmals die Konzentrationen der Aminosäure Tryptophan, dem Vitamin B9 (Folsäure) und dem Spurenelement Zink im Blut erniedrigt sind. Durch die Ergänzung dieser Stoffe kann – bei gleichzeitiger, möglichst fruktosearmer Ernährung – unter Umständen eine Beschwerdebesserung herbeigeführt werden.
 

o Pflege von Darmflora und Darm

Zusätzlich zu einer angepassten Ernährung helfen die Pflege der Darmflora und des Darmes. Hierbei sollte auf eine möglichst naturbelassene Ernährung geachtet werden. Zwar sind Vollkornprodukte fruktosehaltiger als Produkte aus weißem Mehl, es ist aber durchaus hilfreich, hier eine gesunde Balance zu finden, denn die Ballaststoffe in den Vollkornprodukten pflegen die Darmschleimhaut: Wie bei einem Peeling schmirgeln die harten Schalen die abgestorbenen Zellen der Darmschleimhaut ab und ermöglichen es so den jungen Zellen, ihre Funktionen optimal zu erfüllen. In einer so gepflegten Darmschleimhaut können sich nützliche Darmbakterien bestmöglich vermehren und so krankmachenden Keimen wenig Platz und Nährboden bieten. Somit bildet sich eine gesund ausbalancierte Darmflora, die zu Ihrem Wohlbefinden beiträgt. Der oben erwähnte Hinweis auf einen möglichst geringen Verzehr von Haushaltszucker ist deshalb wichtig, weil sich schädliche Darmbakterien vorrangig von Zucker ernähren – und dieser Nährboden sollten ihnen entzogen werden. Somit haben günstiger wirkende Bakterien die Möglichkeit, sich zu vermehren und eine gesündere Zusammensetzung der Darmflora zu bewirken.
 

o Unterstützung der Darmflora mit Pro- und Präbiotika

Als Probiotika bezeichnet man Darmbakterien, die für den Menschen günstige Wirkungen entfalten. Hier sind insbesondere Milchsäurebakterien zu nennen, die neben einer günstigen Wirkung in Bezug auf den Milchzucker insgesamt ein optimales Milieu im Darm erzeugen. Deshalb eignet sich der verstärkte Verzehr von milchsauer eingelegtem Gemüse wie Sauerkraut, Roter Beete, Mixed Pickles u.Ä.

Als Präbiotika werden Stoffe bezeichnet, die eigentlich für den Menschen unverdaubar sind, jedoch als »Futter« für die vorteilhaften Darmbakterien dienen können. Mit dem Verzehr von präbiotischen Nahrungsbestandteilen wird die Vermehrung der günstigen Darmbakterien unterstützt – die Darmflora wird somit mit diesen für den Menschen vorteilhaften Bakterienarten angereichert, die ungünstiger wirkenden oder gar krank machenden werden zurückgedrängt. Viele pflanzliche Nahrungsmittel wie z.B. Chicoree, Schwarzwurzeln oder auch die Topinamburknolle enthalten einen hohen Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen. Präbiotika werden auch als Präparate zum Einnehmen in Apotheken oder Reformhäusern angeboten. Hier ist insbesondere das Inulin zu nennen, das eine günstige, verstärkende Wirkung auf Probiotika haben kann (nicht zu verwechseln mit dem Insulin, das für die Zuckerverwertung besonders den Diabetikern bekannt ist). Oftmals werden Kombipräparate aus Pro- und Präbiotika angeboten. Für empfindliche Menschen insbesondere solche mit einer Fruktose-Intoleranz sei jedoch der Hinweis angebracht, dass Präbiotika u.U. selber Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen können. Eine vorsichtige Dosierung ist also unbedingt angeraten.
 

o Darmgymnastik

Darmgymnastik Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer Fruktose-Intoleranz (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen grundsätzlich die kontinuierliche Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der Transport des Speisebreis durch den Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms. Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.

In dem Buch »Darmgymnastik & mehr gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
 

o Entspannung

Häufig wird eine Nahrungsmittel-Intoleranz auch begleitet von einem Reizdarm-Syndrom. Dieses kann günstig beeinflusst werden durch eine vernünftige Balance zwischen Anregung und Entspannung. Sollten Ihre Beschwerden sich also trotz konsequenter, fruktosearmer Ernährung nicht zu Ihrer Zufriedenheit reduzieren, so versuchen Sie ( auch in Rücksprache mit Ihrem Arzt), verschiedene Entspannungstechniken zu erlernen (autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Quigong). Oftmals sind Entspannungsübungen sehr hilfreich, um Beschwerden bei Fruktose-Intoleranz günstig zu beeinflussen.

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Ernährung bei Fruktose-Intoleranz (Fruktose-Malabsorption)

Es ist nicht möglich, sich – analog zur Laktose-Intoleranz – fruktosefrei zu ernähren, denn Fruchtzucker ist ein Bestandteil in vielen wichtigen Nahrungsmitteln wie u.a. Obst und Gemüse. Es ist jedoch möglich und erforderlich, bei Vorliegen einer Fruktose-Malabsorption den Fruchtzucker-Verzehr so weit zu reduzieren, bis das GLUT5-Angebot dem Fruktose-Angebot entspricht, und der Fruchtzucker weitestgehend verdaut werden kann.

Hierbei sollte zuallererst konsequent auf künstlich mit Fruchtzucker angereicherte Nahrungsmittel verzichtet werden, und auch mit Haushaltszucker zubereitete Süß- und Backwaren sollten auf ein sehr viel kleineres Maß beschränkt werden. Insbesondere sind hier süße Getränke wie Limonaden, Colagetränke und Fruchtsaftgetränke zu erwähnen, die oftmals einen sehr hohen Fruchtzuckergehalt aufweisen. Gänzlich gemieden werden müssen die so genannten »Diabetiker-Produkte«, bei denen der Haushaltszucker durch Fruchtzucker ersetzt wurde, weil letzterer insulinunabhüngig verdaut wird. Auch »kalorienreduzierte« Nahrungsmittel sind »gefährlich«, weil sie häufig mit Fruchzucker statt mit Haushaltszucker gesüßt werden, denn der Fruchtzucker hat eine höhere Süßkraft als Haushaltszucker, und so können bei gleicher Süße Kalorien eingespart werden können.

Bewirken diese Maßnahmen noch keine Besserung der Beschwerden, müssen besonders fruchtzuckerhaltige Obst- und Gemüsesorten reduziert werden. Natürlich ist es nicht empfehlenswert, jegliches Obst und Gemüse vom Speisezettel zu streichen, da diese Nahrungsmittel unser Hauptlieferant für Vitamine und Mineralstoffe sind. Es gibt jedoch Obst- und Gemüsesorten, die relativ wenig Fruchtzucker enthalten – diese sollten bevorzugt werden. Weiterhin sind jene Sorten besser verdaulich, die neben einem geringen Anteil Fruchtzucker einen hohen Anteil an Traubenzucker enthalten. Traubenzucker reißt auf seinem Weg durch die Darmschleimhautzwischenräume Fruchtzuckermoleküle mit sich, so dass dieser zum Teil sogar ohne das Transportprotein GLUT5 verdaut werden kann. Man kann auch mit einem kleinen Trick Obst und Gemüse bekömmlicher machen, indem man ein wenig Traubenzucker (z.B. in Tabletten- oder Pulverform) gleichzeitig verzehrt und so das Fruchtzucker/Traubenzucker-Verhältnis verbessert.


o Was ist Sorbit?

Zusätzlich zum Fruchtzuckergehalt in Nahrungsmitteln müssen Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption auch auf Sorbit in der Nahrung achten, da Sorbit die Transportproteine bei der Verdauung bindet, so dass die noch vorhandenen Restmengen nicht mehr für die Fruchtzuckerverwertung zur Verfügung stehen.

Sorbit oder Sorbitol (E420) ist ein Zuckeralkohol und kommt natürlicher Weise in einigen Früchten vor. Hier sind insbesondere Äpfel, Aprikosen, Hagebutten (Achtung bei Tee!) und Pflaumen und verschiedene Trockenfrüchte (u.a. Backpflaumen) zu nennen. Zusätzlich setzt die Nahrungsmittelindustrie auch Süßwaren wie z.B. Kaugummi oder Bonbons, die als »zuckerfrei« deklariert werden dürfen, gerne Sorbit als Zuckeraustauschstoff zu.

Sogar bei gesunden Menschen führt übermäßiger Sorbitverzehr zu Durchfall. Aus diesem Grund müssen Produkte, denen dieser Süßstoff in künstlicher Form zugesetzt wurde, mit dem gesetzlichen Hinweis »kann bei übermäßigen Verzehr zu Durchfall führen« auf der Verpackung gekennzeichnet werden.


o Meidung aller Zuckeralkohole

Auch alle weiteren Zuckeralkohole sollten aus den genannten Gründen bei einer Fruktose-Malabsorption weitestgehend gemieden oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden. In den Zutatenlisten von Nahrungsmitteln erscheinen folgende Bezeichnungen bzw. die in Klammern angegebenen E-Nummern: Isomalt/Isomaltitol (E 953), Lactit/Lactitol (E 966), Maltit/Maltitol (E 965), Mannit/Mannitol (E 421) und Xylit/Xylitol (E 967).

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Depressionen im Zusammenhang mit einer Fruktosemalabsorption

Viele Menschen, die an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten leiden, sind häufig durch ihre Beschwerden besonders belastet und niedergeschlagen – insbesondere, wenn sie sich noch nicht so gut mit der erforderlichen Speisenauswahl auskennen. Verdauungsprobleme wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle und vieles mehr können es erschweren, sich ungezwungen in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne sich immer wieder zu vergewissern, wo die nächste Toilette ist. Das ist normal und gibt sich in den allermeisten Fällen, sobald die Betroffenen besser mit ihrer Diät zurechtkommen und sie Nahrungsmittel meiden, die Beschwerden verursachen oder deren Verzehr minimieren.


o Wie wird Fruktose verdaut?

Im »Normalfall«, d.h. wenn Fruktose korrekt verdaut wird, wird dieser Zucker im oberen Bereich des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm, durch die beiden Transportproteine GLUT 5 (auf der Darmseite) und GLUT 2 (auf der Blutseite) aus dem Speisebrei durch die Schleimhautzellen ins Blut geschleust. Ohne diese Transporter kann die Fruktose nicht aus dem Darm ins Blut aufgenommen und dann weiter in die Leber transportiert werden, wo sie umgebaut und dem Stoffwechsel als Energie zur Verfügung gestellt wird. Bei gesunden Menschen gibt es von diesen beiden Transportproteinen so viel, dass normal übliche Fruktosemengen problemlos verdaut werden können. Aber das Kontingent ist begrenzt: Verzehrt man zu viel Fruktose (und das ist heutzutage bei den industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln leider sehr schnell der Fall), kommt es auch bei Gesunden zu Verdauungsbeschwerden, weil die Fruktose, die nicht ins Blut transportiert wird, in den Dickdarm gelangt, wo sie von Bakterien verstoffwechselt wird. Dabei entstehen Gase und Säuren als Abfallprodukte, die dann zu den oben beschriebenen Verdauungsbeschwerden führen.

Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption haben ein noch kleineres Kontingent vor allem an GLUT 5, wodurch es auch bei Verzehr »normaler« Fruktosemengen zu Problemen kommt, weil eben noch mehr unverdaute Fruktose in den Dickdarm gelangt – die Folge sind dann Blähungen, Durchfälle etc., wenn keine entsprechende Diät gehalten wird. Dass daraus eben eine besondere Belastung resultiert und die Betroffenen auch oft regelrecht niedergeschlagen sein können, ist verständlich.
 

o Fruktose, Tryptophan und Serotonin

Bei Vorliegen einer Fruktose-Malabsorption kann es jedoch auch zu echten Depressionen kommen, die mehr oder weniger heftig ausgeprägt sein können. Hier gibt es jedoch eine gänzlich andere Kausalität: Die Ursache ist nicht die psychische Belastung durch die Angst vor »Unfällen«, sondern es gibt einen seit kurzen bekannten – und wissenschaftlich nachgewiesenen – Zusammenhang mit der nicht richtig verdauten Fruktose. Gelangt Fruktose durch einen GLUT 5-Mangel in den Dickdarm, verbindet sie sich mit Tryptophan, einer essentiellen Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Tryptophan ist bei der Synthese von Serotonin erforderlich – und Serotonin ist nicht nur ein Gewebshormon, sondern das »Glückshormon«. Ist also durch zu viel Fruktose im Dickdarm das mit der Nahrung aufgenommene Tryptophan in einem Fruktose-Tryptophan-Komplex fest gebunden, steht es für die Serotonin-Synthese nicht mehr zur Verfügung, was einen Serotonin-Mangel zur Folge hat.

Und dass eine der Ursachen von Depressionen (unter sicherlich noch vielen anderen) ein Serotonin-Mangel ist, ist bekannt. Übrigens können auch Schlafstörungen Folge eines Serotonin-Mangels sein – und Schlafstörungen und Depressionen gehen oft Hand in Hand und verstärken sich sogar gegenseitig.
 

o Fruktose-Malabsorption und Depressionen

Somit lohnt es sich also bei einer Depression auf jeden Fall, hier auch einmal einen Test auf Fruktose-Malabsorption durchführen zu lassen. Und anders herum ist es unter diesen Gesichtspunkten auch einsehbar, warum es bei Fruktose-Malabsorption unbedingt wichtig ist, eine fruktosearme Ernährung einzuhalten, um eben nicht Gefahr zu laufen, an einer Depression zu erkranken.
 

o Problem Fertigprodukte und Zuckeraustauschstoffe

Bei den heute besonders in Fertigprodukten und vor allem in Säften verwendeten großen Fruktosemengen, verschleiert oftmals durch Begriffe wie »Fruktose-Glukose-Sirup», »Mais-Sirup» oder Produktbezeichnungen wie »zuckerfrei« oder »keine Zugabe von Kristallzucker« etc, muss man noch nicht einmal an einer Fruktose-Malabsorption leiden, denn – wie oben erwähnt – steht auch bei gesunden Menschen das GLUT 5 nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Gelangen allein durch einen dem natürlichen GLUT 5-Angebot nicht mehr angepassten Fruktoseverzehr nennenswerte Fruchtzuckermengen in den Dickdarm, entsteht der gleiche Mechanismus, so dass nicht mehr genügend Serotonin für ein gesundes Wohlbefinden gebildet werden kann. Die Folge kann dann auch bei Menschen ohne Fruktose-Malabsorption eine mehr oder weniger ausgeprägte Depression sein.

Auch in Bezug auf Zuckeraustauschstoffe kann es Probleme geben. Wie im Abschnitt »Was ist Sorbit?« beschrieben, gelangen diese Stoffe ebenso zumindest zum Teil in den Dickdarm – mit den beschriebenen Folgen für die Serotonin-Bildung. Der übermäßige Verzehr von Zuckeraustauschstoffen kann also nicht nur zu Verdauungsproblemen führen (wie auf den gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweisen angegeben), sondern darüber hinaus auch zu Depressionen.
 

o Depressionen im Alter

Auch ältere Menschen etwa ab dem 6. Lebensjahrzehnt sollten übrigens auf diese Zusammenhänge achten, denn es ist völlig normal, dass im Alter die körpereigene Produktion aller Verdauungsenzyme – auch von GLUT 5 – geringer wird. Zusammen mit einer sich häufig einschleichenden Vereinsamung kann es dann sehr rasch zu Depressionen kommen, die bei älteren Menschen häufiger auftreten, als diese es zugeben. Eine angepasste Ernährung kann hier schon sehr viel bewirken.
 

o Heißhungerattacken

Ebenfalls mit dem Serotonin-Mangel hängen die bei Fruktose-Malabsorption häufigen Heißhungerattacken zusammen: Fehlt dem Gehirn Serotonin, sendet es Signale aus, dass vor allem Süßes verzehrt werden soll, denn Zucker kann den Serotoninspiegel heben. Und hier setzt ein Teufelskreis ein, denn oftmals werden dann »gesunde« Süßigkeiten wie Obst verzehrt, und gerade dieses enthält häufig große Mengen Fruktose. Deshalb sollte Betroffenen der Zusammenhaqng klar sein und fruktosearme Obstsorten bevorzugt werden bzw. dem Heißhunger zumindest nicht mit dem Verzehr von Süßem begegnet werden. Besser sind schwerer verdauliche, vollwertige Nahrungsmittel, die zwar den Heißhunger nicht »auf die Schnelle«, aber zumindest nachhaltiger stillen.


 
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