Letzte Aktualisierung: 5.9.2023

Wasserstoff-Atemtest

zur Diagnose einer Dünndarmfehlbesiedelung
Eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO/SIBOS) wird mit Hilfe eines Wasserstoff-Atemtests (H2-Atemtest) oder – noch besser – mit einem kombinierten Wasserstoff-Methan-Atemtest diagnostiziert bzw. ausgeschlossen. Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, können Sie mit einem Fragebogen einen Selbsttest durchführen. Sie können ihn unter dem Menüpunkt »Shop/Downloads« herunterladen, ausdrucken und ausfüllen. Sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, suchen Sie mit dem ausgefüllten Formular einen Gastroenterologen auf, der auf die Diagnose und Behandlung einer Dünndarmfehlbesiedelung spezialisiert ist. Der Arzt sollte zunächst eine sorgfältige Anamnese (Krankengeschichte) erstellen, zu der er Ihnen vor allem Fragen zu Ihren Symptomen stellen wird.

Im Folgenden wird der Wasserstoff-Atemtest mit Glukose bzw. mit Laktulose beschrieben, der der Goldstandard bei der Diagnose der Dünndarmfehlbesiedelung ist. Lesen Sie die Ausführungen aufmerksam durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.


Hintergrund

Bei der Besiedelung des Dünndarmes mit »normalen«, Bakterienarten wird Glukose komplett über die Dünndarm-Schleimhaut aufgenommen. Besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, also eine Besiedelung mit wasserstoffproduzierenden Bakterienarten im Dünndarm, die eigentlich in den Dickdarm gehören, verstoffwechseln diese Bakterien die Glukose, bevor sie über die Darmschleimhaut aufgenommen werden kann. Dabei entstehen Gase wie Wasserstoff und Methan. Diese Gase gelangen über das Blut in den Ausatem, wo der Wasserstoffgehalt gemessen werden kann. Bei einer Dünndarmfehlbesiedelung steigt der Wasserstoffgehalt bereits in den ersten 10 – 20 Minuten nach dem Trinken der Testlösung stark an.

Wird als Testlösung Laktulose verwendet, kann man bei der Untersuchung weitere, wertvolle Hinweise erhalten, z.B. zur Transitzeit, die die Nahrung im Verdauungstrakt benötigt und auch zum Zustand der Ileozökalklappt.
 
Wasserstoff-Atemtest mit Glukose bzw. mit Laktulose

Beim Glukose-Atemtest in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus sollte ein Messgerät vorhanden sein, mit dem der Wasserstoffgehalt direkt ermittelt werden kann. Sollten beim Test Beutel mit aufgesteckten Röhrchen benutzt werden, die in ein auswärtiges Labor versandt werden sollen, sehen Sie vom Test ab und suchen sich einen anderen Diagnostiker. Diese Tests werden im Zweifelsfalle zu grobmaschig durchgeführt und nur alle halbe Stunde gemessen. Eine belastbare Diagnose ist so nicht möglich. Am besten klären Sie diese Voraussetzung schon bei der Terminvereinbarung.

Sie müssen nüchtern in die Praxis kommen, nachdem Sie bereits am Vortag nur noch leichte, ungezuckerte Speisen zu sich nehmen dürfen. Unterlassen Sie auch das Rauchen und verzichten Sie mindestens 24 Stunden vorher auf den Genuss von alkoholischen Getränken. Mindestens 12 Stunden vorher dürfen Sie dann nichts mehr essen, Wassertrinken bis zu 2 Stunden vor Testbeginn ist erlaubt (und erwünscht).

Zunächst müssen Sie ein Atemspende abgeben, aufgrund derer der sogenannte Basis- oder Nüchternwert bestimmt wird. Dieser sollte nicht höher als 10ppm (parts per million), maximal 20ppm sein, ansonsten werden Sie gebeten, zu einem späteren Zeitpunkt erneut in die Praxis zu kommen.

Nun müssen Sie 50g in Wasser gelöste Glukose trinken. Anschließend müssen sie alle 10 Minuten über zwei Stunden in das Gerät pusten. Dabei werden die ermittelten Werte für den Wasserstoffgehalt in einer Tabelle protokolliert.

Wird der Test mit Laktulose durchgeführt, trinken Sie analog zur Glukose 10–20g Laktulose. Hier muss der Test über insgesamt drei Stunden laufen, weil die Zusatzinformationen erst später gesammelt werden können. Sollte der Diagnostiker nicht bereit sein, diesen Zeitraum auszuschöpfen, ist ein Test mit Laktulose Unsinn.

Zusätzlich sollten eventuell auftretende Symptome wie Blähbauch, Übelkeit, Völlegefühl und/oder Durchfall mit aufgenommen werden. Sie fließen in die spätere Bewertung mit ein.
 
Interpretation der Messergebnisse

• Die Wasserstoff-Konzentration steigt bereits innerhalb der ersten Stunde um mehr als 10–12ppm an und fällt danach wieder ab:
→ Es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Dünndarmfehlbesiedelung vor.

• Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem über die gesamte Messzeit:
→ a) Es liegt keine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
→ b) Sie sind ein sogenannter Non-Responder

• Bei der Verwendung von Laktulose:
→ a) Wird zu keinem Zeitpunkt ein Wasserstoff-Anstieg verzeichnet, ist man ein Nonresponder (siehe unten).
→ a) Wird innerhalb der ersten Stunde (bei Verstopfung eventuell in den ersten zwei Stunden) kein Wasserstoff-Anstieg verzeichnet, jedoch ein Anstieg >12ppm zu einem späteren Zeitpunkt, ist man kein Nonresponder und es liegt keine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
→ c) Findet sich in der Kurve innerhalb der ersten Stunde ein Anstieg >12ppm und ein zweiter zu einem Zeitpunkt danach, liegt zum einen eine Dünndarmfehlbesiedelung vor. Zum anderen zeigt der zweite Gipfel, wann die Testlösung im Dickdarm angekommen ist – das ist die so genannte Transitzeit.
Sinkt die Kurve zwischen dem ersten und zweiten Gipfel nicht oder nur unwesentlich ab, ist dies ein Hinweis auf eine defekte Ileozökalklappe und eine so genannte »Back-Wasch-Ileitis«.

Tests mit anderen Zuckerarten sind möglich. Hierbei müssen die Ergebnisse entsprechend bewertet werden (siehe auch »Diagnose-Methoden zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz«.
 
Non-Responder

Die beim Test getrunkene Glukose wird sehr rasch aus dem Magen in den Dünndarm transportiert. Wenn sich dort Dickdarmbakterien befinden, verstoffwechseln diese den Traubenzucker im Regelfall u.a. zu Wasserstoff, der über das Blut in die Ausatemluft gelangt.

Bei manchen Menschen gibt es trotz einer vorliegenden Dünndarmfehlbesiedelung keinen messbaren Wasserstoff-Anstieg – sie sind sogenannte Non-Responder. Der Grund ist eine Besiedelung der Darmflora mit Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren können, wenn sie Zucker verdauen. Der Wasserstoff-Atemtest mit Glukoselösung würde hier also auf jeden Fall negativ ausfallen, auch wenn eine Dünndarmfehlbesiedelung vorliegt.

Wird beim H2-Atemtest mit Glukose kein oder ein nur sehr geringer Wasserstoff-Anstieg gemessen, obwohl aufgrund von typischen Beschwerden eine Dünndarmfehlbesiedelung vermutet wird, so kann mit Laktulose (Lactulose) zuverlässig getestet werden, ob der Grund eine Besiedelung des Darmes mit anderen als mit Wasserstoffproduzenten ist.

Steigt nach dem Trinken der Testlösung mit 10 – 20g Laktulose der Wasserstoffgehalt im Atem nicht oder nur sehr gering an, existieren keine oder nur sehr wenige wasserstoffproduzierenden Darmbakterien. Diese Menschen sind sogenannte Non-Responder. Bei einer entsprechenden Besiedelung liegt der Nüchternwert meist um 0 und nach dem Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich geringerer Anstieg als 10ppm im Vergleich zum Nüchternwert.
 
Hintergrund-Informationen zur Laktulose

Laktulose wird mit hohen Temperaturen aus Milchzucker künstlich erzeugt. Sie ist ein Zweifachzucker (Disaccharid), der aus je einem Baustein Galaktose und Fruktose hergestellt wird. Laktulose kommt in der Natur nicht vor. Deshalb gibt es auch kein zugehöriges Enzym, das diesen Zweifachzucker in seine Bestandteile aufspalten könnte. Laktulose kann deshalb im Dünndarm des menschlichen Verdauungssystems nicht verwertet werden – unabhängig, ob eine Dünndarmfehlbesiedelung und/oder eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vorliegt oder nicht. Laktulose gelangt grundsätzlich in den Dickdarm, wo sie zum einen Wasser bindet und den Stuhl je nach Dosis breiig bis dünnflüssig macht. Diese Eigenschaft der Laktulose wird genutzt und der Stoff von der Pharmaindustrie als Abführmittel (Laxanz) vermarktet.

Darüber hinaus wird Laktulose von den Darmbakterien verstoffwechselt. Dabei entstehen – wie bei Verzehr von Laktose bei Laktose-Intoleranz – Säuren und Gase, die zu Beschwerden führen und die die Darmperistaltik anregen. Neben dem Einsatz als Abführmittel wird Laktulose – wie oben beschrieben – als Testlösung genutzt, um eine eventuelle Fehlbesiedelung des Darmes mit nicht wasserstoffproduzierenden Bakterien feststellen zu können.
 
Hinweise zu anderen Atemtests

Wenn Sie zuvor schon andere Atemtests (z.B. zur Ermittlung einer Laktose-, Fruktose- oder Sorbit-Intoleranz durchgeführt haben, sollte mindestens ein zeitlicher Absand von 2 Wochen (besser: 4 Wochen) eingehalten werden! Zuckerreste der jeweiligen Testlösung müssen komplett verarbeitet bzw. ausgeschieden worden sein, und Darm und Darmflora müssen sich von der vorhergegangenen Belastung erholen.

Um bei Verdacht auf eine Dünndarmfehlbesiedelung und eine Kohlenhydrat-Unverträglichkeit zu vermeiden, dass die Darmflora mit mehreren Testsubstanzen belastet wird, können bei einem Test mit Laktose, Fruktose oder Sorbit von vorne herein sehr viel engmaschiger Proben entnommen werden, d.h. in 10-Minuten-Abständen und dies vor allem auch bereits in der ersten halben Stunde. Ist bei diesen ersten Proben bereits ein deutlicher Anstieg zu erkennen, ist dies ein Hinweis auf eine Fehlbesiedelung des Dünndarms. Bitten Sie Ihren Arzt bereits bei der Terminvereinbarung, dass ein Test ggf. in dieser Weise durchgeführt wird.


 
Beratung

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Dünndarmfehlbesiedelung







 


 
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Lesen Sie auch folgende Beträge:
• Dünndarmfehlbesiedelung und ihre Behandlung
• Diagnose der Laktose-Intoleranz (mit weiteren Atemtests)
• Dünndarmfehlbesiedelung als Ursache des Reizdarm-Syndroms

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