Eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO/SIBOS) wird mit Hilfe eines
Wasserstoff-Atemtests (H
2-Atemtest) oder – noch besser –
mit einem kombinierten Wasserstoff-Methan-Atemtest diagnostiziert bzw. ausgeschlossen.
Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, können Sie mit einem Fragebogen einen
Selbsttest
durchführen. Sie können ihn unter dem Menüpunkt »Shop/Downloads«
herunterladen, ausdrucken und ausfüllen.
Sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, suchen Sie mit dem ausgefüllten
Formular einen Gastroenterologen auf, der auf die Diagnose und Behandlung einer
Dünndarmfehlbesiedelung spezialisiert ist.
Der Arzt sollte zunächst eine sorgfältige Anamnese (Krankengeschichte) erstellen,
zu der er Ihnen vor allem Fragen zu Ihren Symptomen stellen wird.
Im Folgenden wird der Wasserstoff-Atemtest mit Glukose bzw. mit Laktulose beschrieben, der der Goldstandard bei
der Diagnose der Dünndarmfehlbesiedelung ist. Lesen Sie die Ausführungen aufmerksam
durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter
Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.
Hintergrund
Bei der Besiedelung des Dünndarmes mit »normalen«,
Bakterienarten wird Glukose komplett über die Dünndarm-Schleimhaut aufgenommen.
Besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, also eine Besiedelung mit wasserstoffproduzierenden
Bakterienarten im Dünndarm, die eigentlich in den Dickdarm gehören, verstoffwechseln
diese Bakterien die Glukose, bevor sie über die Darmschleimhaut aufgenommen
werden kann. Dabei entstehen Gase wie Wasserstoff und Methan. Diese Gase
gelangen über das Blut in den Ausatem, wo der Wasserstoffgehalt gemessen werden
kann. Bei einer Dünndarmfehlbesiedelung steigt der Wasserstoffgehalt bereits
in den ersten 10 – 20 Minuten nach dem Trinken der Testlösung stark an.
Wird als Testlösung Laktulose verwendet, kann man bei der Untersuchung
weitere, wertvolle Hinweise erhalten, z.B. zur Transitzeit, die die Nahrung
im Verdauungstrakt benötigt und auch zum Zustand der Ileozökalklappt.
Wasserstoff-Atemtest mit Glukose bzw. mit Laktulose
Beim
Glukose-Atemtest in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus sollte ein Messgerät vorhanden sein, mit dem der
Wasserstoffgehalt direkt ermittelt werden kann. Sollten beim Test Beutel mit
aufgesteckten Röhrchen benutzt werden, die in ein auswärtiges Labor versandt
werden sollen, sehen Sie vom Test ab und suchen sich einen anderen Diagnostiker.
Diese Tests werden im Zweifelsfalle zu grobmaschig durchgeführt und nur alle halbe
Stunde gemessen. Eine belastbare Diagnose ist so nicht
möglich. Am besten klären Sie diese Voraussetzung schon bei der Terminvereinbarung.
Sie müssen nüchtern in die Praxis kommen, nachdem Sie bereits am Vortag
nur noch leichte, ungezuckerte Speisen zu sich nehmen dürfen.
Unterlassen Sie auch das Rauchen und verzichten Sie mindestens 24 Stunden vorher
auf den Genuss von alkoholischen Getränken. Mindestens 12 Stunden vorher dürfen
Sie dann nichts mehr essen, Wassertrinken bis zu 2 Stunden vor Testbeginn ist erlaubt (und erwünscht).
Zunächst müssen Sie ein Atemspende abgeben, aufgrund derer der sogenannte
Basis- oder Nüchternwert bestimmt wird. Dieser sollte nicht höher als 10ppm (parts per million), maximal 20ppm sein,
ansonsten werden Sie gebeten, zu einem späteren Zeitpunkt erneut in die Praxis
zu kommen.
Nun müssen Sie 50g in Wasser gelöste Glukose trinken. Anschließend müssen sie
alle 10 Minuten über zwei Stunden in das Gerät pusten. Dabei
werden die ermittelten Werte für den Wasserstoffgehalt in einer Tabelle protokolliert.
Wird der
Test mit Laktulose durchgeführt, trinken Sie analog zur Glukose 10–20g
Laktulose. Hier muss der Test über insgesamt drei Stunden laufen, weil die
Zusatzinformationen erst später gesammelt werden können. Sollte der Diagnostiker
nicht bereit sein, diesen Zeitraum auszuschöpfen, ist ein Test mit Laktulose Unsinn.
Zusätzlich sollten eventuell auftretende Symptome wie Blähbauch, Übelkeit, Völlegefühl
und/oder Durchfall mit aufgenommen werden. Sie fließen in die spätere Bewertung
mit ein.
Interpretation der Messergebnisse
Die Wasserstoff-Konzentration steigt bereits innerhalb der ersten Stunde
um mehr als 10–12ppm an und fällt danach wieder ab:
→ Es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem über die gesamte Messzeit:
→ a) Es liegt keine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
→ b) Sie sind ein sogenannter
Non-Responder
Bei der Verwendung von Laktulose:
→ a) Wird zu keinem Zeitpunkt ein Wasserstoff-Anstieg verzeichnet, ist man ein Nonresponder (siehe unten).
→ a) Wird innerhalb der ersten Stunde (bei Verstopfung eventuell in den ersten zwei Stunden) kein Wasserstoff-Anstieg verzeichnet,
jedoch ein Anstieg >12ppm zu einem späteren Zeitpunkt, ist man kein Nonresponder
und es liegt keine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
→ c) Findet sich in der Kurve innerhalb der ersten Stunde ein Anstieg >12ppm und
ein zweiter zu einem Zeitpunkt danach, liegt zum einen eine Dünndarmfehlbesiedelung vor.
Zum anderen zeigt der zweite Gipfel, wann die Testlösung im Dickdarm angekommen
ist – das ist die so genannte Transitzeit.
Sinkt die Kurve zwischen dem ersten und zweiten Gipfel nicht oder nur unwesentlich ab,
ist dies ein Hinweis auf eine defekte Ileozökalklappe und eine so genannte
»
Back-Wasch-Ileitis«.
Tests mit anderen Zuckerarten sind möglich. Hierbei müssen die Ergebnisse entsprechend bewertet
werden (siehe auch »
Diagnose-Methoden
zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz«.
Non-Responder
Die beim Test getrunkene Glukose wird sehr rasch aus dem Magen in den Dünndarm
transportiert. Wenn sich dort Dickdarmbakterien befinden, verstoffwechseln
diese den Traubenzucker im Regelfall u.a. zu Wasserstoff, der über das Blut
in die Ausatemluft gelangt.
Bei manchen Menschen gibt es trotz einer vorliegenden Dünndarmfehlbesiedelung keinen messbaren
Wasserstoff-Anstieg – sie sind sogenannte Non-Responder. Der Grund ist
eine Besiedelung der Darmflora mit Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren
können, wenn sie Zucker verdauen. Der Wasserstoff-Atemtest mit Glukoselösung
würde hier also auf jeden Fall negativ ausfallen, auch wenn eine Dünndarmfehlbesiedelung vorliegt.
Wird beim H
2-Atemtest mit Glukose kein oder
ein nur sehr geringer Wasserstoff-Anstieg gemessen, obwohl aufgrund von typischen
Beschwerden eine Dünndarmfehlbesiedelung vermutet wird, so kann mit Laktulose
(Lactulose) zuverlässig getestet werden, ob der Grund eine Besiedelung des Darmes mit
anderen als mit Wasserstoffproduzenten ist.
Steigt nach dem Trinken der Testlösung mit 10 – 20g Laktulose der Wasserstoffgehalt
im Atem nicht oder nur sehr gering an, existieren keine
oder nur sehr wenige wasserstoffproduzierenden Darmbakterien. Diese Menschen sind sogenannte Non-Responder.
Bei einer entsprechenden Besiedelung liegt der Nüchternwert meist um 0 und nach dem
Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich geringerer Anstieg als 10ppm im Vergleich
zum Nüchternwert.
Hintergrund-Informationen zur Laktulose
Laktulose wird mit hohen Temperaturen aus Milchzucker künstlich erzeugt.
Sie ist ein Zweifachzucker (Disaccharid), der aus je einem Baustein Galaktose
und Fruktose hergestellt wird. Laktulose kommt in der Natur nicht vor. Deshalb
gibt es auch kein zugehöriges Enzym, das diesen Zweifachzucker in seine
Bestandteile aufspalten könnte. Laktulose kann deshalb im Dünndarm
des menschlichen Verdauungssystems nicht verwertet werden – unabhängig,
ob eine Dünndarmfehlbesiedelung und/oder eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
vorliegt oder nicht. Laktulose
gelangt grundsätzlich in den Dickdarm, wo sie zum einen Wasser bindet und
den Stuhl je nach Dosis breiig bis dünnflüssig macht. Diese Eigenschaft
der Laktulose wird genutzt und der Stoff von der Pharmaindustrie als Abführmittel
(Laxanz) vermarktet.
Darüber hinaus wird Laktulose von den Darmbakterien verstoffwechselt. Dabei
entstehen – wie bei Verzehr von Laktose bei Laktose-Intoleranz – Säuren
und Gase, die zu Beschwerden führen und die die Darmperistaltik anregen.
Neben dem Einsatz als Abführmittel wird Laktulose – wie oben beschrieben –
als Testlösung genutzt, um eine eventuelle Fehlbesiedelung des Darmes mit
nicht wasserstoffproduzierenden Bakterien feststellen zu können.
Hinweise zu anderen Atemtests
Wenn Sie zuvor schon andere Atemtests (z.B. zur Ermittlung einer Laktose-,
Fruktose- oder Sorbit-Intoleranz durchgeführt haben,
sollte mindestens ein zeitlicher Absand
von 2 Wochen (besser: 4 Wochen) eingehalten werden!
Zuckerreste der jeweiligen Testlösung müssen komplett
verarbeitet bzw. ausgeschieden worden sein, und Darm und Darmflora müssen
sich von der vorhergegangenen Belastung erholen.
Um bei Verdacht auf eine Dünndarmfehlbesiedelung
und eine Kohlenhydrat-Unverträglichkeit
zu vermeiden, dass die Darmflora mit mehreren Testsubstanzen belastet
wird, können bei einem Test mit Laktose, Fruktose oder Sorbit von vorne herein sehr viel engmaschiger
Proben entnommen werden, d.h. in
10-Minuten-Abständen und dies vor allem auch
bereits in der ersten halben Stunde. Ist bei diesen ersten Proben bereits ein
deutlicher Anstieg zu erkennen, ist dies ein Hinweis auf eine Fehlbesiedelung
des Dünndarms. Bitten Sie Ihren Arzt bereits bei der Terminvereinbarung, dass
ein Test ggf. in dieser Weise durchgeführt wird.
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