Genussmittel wie Kaffee, Tee, Schokolade, Zigaretten und Alkohol werden vor allem
wegen ihrer Wirkungen auf das Nervensystem konsumiert.
Über die erhofften Effekte dieser Genussmittel oder sogar über darüber
hinausgehende gesundheitliche Aspekte von Kaffee, Tee und Kakao ließe sich
trefflich streiten, denn bei diesen drei letztgenannten scheint es neben den negativen
Wirkungen tatsächlich auch gesundheitsfördernde Effekte zu geben, die
bei klugem und gezieltem Konsum dieser Genussmittel für den Körper genutzt
werden können. Allerdings stecken hier die wissenschaftlichen Untersuchungen
teilweise noch in den Kinderschuhen, so dass sich die Ergebnisse teilweise je nach
Wissenschaftler und auch von Zeit zu Zeit widersprechen.
Die eventuell gesundheitsfördernden Aspekte sollen jedoch an dieser Stelle
ebenso wenig besprochen werden, wie die zweifellos extrem schädlichen
Wirkungen der illegalen Drogen. Inhalt dieses Beitrags ist es, die Wirkungen zu
beschreiben, die die legalen Genussmittel auf unser Verdauungssystem haben können.
Wenn Menschen mit einem robusten Verdauungssystem Genussmittel oftmals auch in
größeren Mengen ohne Probleme vertragen können, kann doch
ein empfindliches Verdauungssystem bereits auf sehr kleine Mengen ein- und desselben
Genussmittels mit starken Reaktionen antworten.
Wenn Sie an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, an
einer Zöliakie, an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder einem
Reizdarm-Syndrom leiden, sollten Sie sich bewusst sein, dass Genussmittel hier
besonders heftig auf die Verdauung wirken und vorhandene Beschwerden teils extrem
verstärken können.
Und bedenken Sie bitte auch, dass Genussmittel Symptome
häufig über die Schilddrüse eskalieren können, die ja ebenfalls
einen bedeutenden Einfluss auf das Verdauungssystem hat. Insbesondere wenn Sie an
einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Autoimmunerkrankung (Hashimoto
Thyreoiditis oder Morbus Basedow) Ihrer Schilddrüse leiden, achten Sie bitte
auf verstärkende Wirkungen von Genussmitteln (nicht nur) in Bezug auf Ihre Verdauung.
Kaffee
Für viele Menschen geht verdauungsmäßig »gar nichts« ohne
den morgendlichen Kaffee. Der im Kaffee, dem Samenkorn des in tropischen Gebieten
beheimateten Coffea-Strauches, enthaltene Wirkstoff
Coffein und auch die
Röststoffe, die durch den Röstvorgang der Bohnen im Kaffee
enthalten sind, wirken anregend auf die Verdauung.
Die bitteren Röststoffe regen die Produktion von verschiedenen
Verdauungssäften an, was insgesamt unsere Verdauung fördert. Je nachdem,
wie stark der Kaffee geröstet ist, sind bei den verschiedenen Sorten mehr
oder weniger große Mengen enthalten, so dass man hier beispielsweise durch
die Wahl einer »magenschonenden« oder aber einer »kräftigen«
Sorte die verdauungsfördernde Wirkung in Maßen beeinflussen kann.
Oder Sie probieren einen
Espresso – und diesen am besten
vor dem Essen
und nicht wie üblich nach der Mahlzeit. Vor dem Essen regen die enthaltenen Bitterstoffe
die Verdauungsdrüsen an, so dass Magen, Leber, Galle und die Bauchspeicheldrüse die für
eine effektive Verdauung erforderlichen Verdauungsenzyme rechtzeitig produzieren können
und diese bereit stehen, um die Speisen gut verdauen zu können.
Weiterhin regt das im Kaffee enthaltene Coffein nicht nur die Nerven an und macht
wach, es wirkt auch auf unser so genanntes »Bauchhirn« und regt über
dieses den Darm umgebende Nervengeflecht die Darmperistaltik (die Darmbewegungen)
und auch die Absonderung von Flüssigkeit in den Darm an. Dies sind die
oben erwähnten, beschleunigenden Wirkungen auf die Verdauung.
An sich ist ja gegen die Förderung einer gesunden Verdauung gar nichts
einzuwenden – insbesondere dann nicht, wenn man ohnehin eher zu Verstopfung
neigt, kann dies eben eine durchaus erwünschte Wirkung sein. Aber Menschen,
die häufig eher dünneren Stuhl oder sogar Durchfälle haben, sollten
mit dem Trinken von Kaffee sehr vorsichtig sein. Wer hier auf die Aufmerksamkeit
anregende Wirkung nicht verzichten möchte, sollte zumindest zu einer als mild
oder magenschonend deklarierten Sorte greifen, um wenigstens die Wirkung der
Röststoffe zu minimieren. Zumindest sollten sich diese Menschen der Tatsache
bewusst sein, dass bei ihnen Verdauungsprobleme wie Magenscherzen,
Sodbrennen,
Aufstoßen, weicherer oder dünnerer Stuhl, Bauchschmerzen oder Blähungen
mit dem Kaffeegenuss zusammen hängen können. Auch hier wäre der Espresso eine gute Wahl,
denn durch die andere Zubereitungsart enthält er so gut wie kein Coffein.
Tee
Gemeint sind hier an dieser Stelle weder Kräuter- noch Früchtetee, auch
wenn diese ebenfalls Wirkungen auf das Verdauungssystem haben können. Ich
möchte mich ja aber hier auf die Genussmittel beschränken.
Trotzdem ist auch Tee nicht gleich Tee! Es gibt schwarzen Tee, grünen oder
auch weißen Tee, und alle Sorten haben verschiedenen Wirkungen auf unser
Verdauungssystem.
Wenn von Tee die Rede ist, ist in den meisten Fällen schwarzer Tee gemeint.
Aber sowohl schwarzer, als auch grüner und weißer Tee stammen alle von
ein- und derselben Pflanze – der Camellia sinensis. Die Blätter (und
teilweise auch die Knospen) der oberen Triebe werden geerntet, gewelkt und
anschließend – je nach Sorte – mehr oder weniger fermentiert und
getrocknet.
Der bei uns am häufigsten konsumierte
schwarze Tee wird nach dem Welken
der Blätter fermentiert, d.h. durch die Restfeuchte oxydiert der Tee und
erhält dadurch seine schwarz-rötliche Farbe. Bei kürzerer Ziehzeit
des Aufgusses von ca. 3 Minuten steht die Wirkung des die Nerven und die Verdauung
anregenden
Teeins im Vordergrund, bei längerer Ziehzeit von ca. 5 Minuten
haben die langsamer aus den Blättern austretenden
Gerbstoffe eher eine
beruhigende Wirkung.
Je nach gewünschter Wirkung auf die Verdauung (anregend oder aber beruhigend),
sollten Sie also die Ziehzeit des schwarzen Tees genau beachten. Und mit der Ziehzeit
verändert sich auch die Wirkung des Schwarztees auf die Verdauung: kurz
gezogener Tee kann anregend auf die Verdauung wirken, lange gezogener Schwarztee
wirkt eher stopfend. Sehr lang gezogener (10 Minuten), dünner Schwarztee wirkt
durch die enthaltenen Gerbstoffe Wunder bei Durchfällen.
Bei der Herstellung des
grünen Tees werden die gewelkten Blätter
sofort getrocknet, so dass so gut wie keine Oxydation stattfindet. Es gibt
Grüntee in Form von losen Blättern, aber auch gerollt als so genannten
»Gunpowder«. Der besonders in China beliebte grüne Tee zieht 10
Minuten. Ihm werden diverse gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen.
Er wirkt stark anregend auf das Nervensystem und damit auf die Verdauung, so dass
bei einer Neigung zu eher dünnen und häufigen Stühlen besondere
Vorsicht geboten ist.
Oolong Tee, ein »Mittelding« zwischen schwarzem und grünem
Tee, ist ein halbfermentierter Tee, der ebenfalls anregend auf die Verdauung wirkt.
Der weniger bekannte
weiße Tee, dessen Name von den weißen Härchen
auf der Unterseite der Teeblätter herrührt, wird überhaupt nicht
fermentiert, sondern nach dem Pflücken sofort getrocknet. Der weiße Tee
wird 10 Minuten ziehen gelassen und hat eine anregende Wirkung auf Nervensystem
und Verdauung.
Kakao und Schokolade
Kakao wird aus Kakaobohnen, den Samen des Kakaobaumes, durch Fermentierung hergestellt.
Kakao enthält u.a. die Neurotransmitter
Histamin,
Dopamin und
Serotonin und die Vorstufe von Serotonin, das
Tryptophan. Hauptwirkstoff
ist das so genannte
Theobromin, das – ebenso wie das in sehr geringen
Mengen ebenfalls enthaltene
Koffein – anregend auf das Nervensystem
wirkt.
Kakao kann als Getränk verzehrt werden und wird meist mit Milch vermischt.
Aber auch in Schokolade ist Kakao in mehr oder weniger großen Mengen –
in »normaler« Milchschokolade sind es meist um die 30%, in Bitterschokolade
etwa 70%, es gibt aber auch Sorten mit bis zu 100% Kakaoanteil.
Neben der anregenden und stimmungsaufhellenden Wirkung (Seelentröster Schokolade)
kann Kakao durch die Vielzahl der enthaltenen Stoffe sowohl eine anregende Wirkung
als auch eine stopfende Wirkung auf das Verdauungssystem haben und kann auch mit dem
Anteil der leicht abführend wirkenden Kakaobutter zusammenhängen. Wie Kakao und
Schokolade wirken, muss gerade bei einem empfindlichen Verdauungssystem ganz
individuell und vor allem vorsichtig und mit kleinen Mengen ausprobiert werden.
Problematisch ist auch immer der meist sehr hohe Zuckergehalt, der sowohl
Kakao-Getränkepulver als auch Schokolade nicht nur zu einer Kalorienbombe
werden lässt, der Zucker kann sich durchaus auch sehr nachteilig auf die
Darmflora und damit auf die Verdauung auswirken.
Zusätzlich sind bei Laktose-Intoleranz die Milchbestandteile mit Vorsicht zu
genießen (viele Schokoladensorten enthalten eine Extraportion Laktose!), und
bei Histamin-Intoleranz sind Kakao und Schokolade nicht nur aufgrund des enthaltenen
Histamins tabu, sondern auch wegen ihrer Histamin-liberierenden Wirkung.
Auf jeden Fall ist es der Gesundheit nicht förderlich, große Mengen zu
verzehren – bedenkt man doch, dass (Trink-)Schokolade früher als Medizin
in Apotheken verkauft wurde.
Zigaretten
Zigaretten werden aus der Tabakpflanze (Nicotiana tabacum) hergestellt. Generell
ist vom »Genuss« von Zigaretten (nicht nur!) bei Verdauungsproblemen
dringend abzuraten. Neben all den bekannten gesundheitsschädigenden Wirkungen
des Zigarettenrauchs wirkt das
Nikotin als starkes Nervengift, das u.a.
die Magensaftproduktion steigert und die Darmtätigkeit anregt. Somit können
Zigaretten (und alle anderen nikotinhaltigen Darreichungen) dazu beitragen, dass
sich Verdauungsprobleme wie Blähungen und Durchfälle verstärken.
Wer nun aber hofft, mit einem gezielten Genuss von Nikotin eine träge
Verdauung anregen zu wollen, der sei an dieser Stelle noch einmal nachdrücklich
auf das Suchtpotenzial und die gesundheitsschädlichen Folgen bis hin zu den
nachgewiesenen karzinogenen (krebserregenden) Wirkungen hingewiesen.
Alkohol
Der aus stärkehaltigen Früchten, Knollen und Samen durch Vergärung
gewonnene Alkohol (Ethanol) hat – je nach Genussmenge – eine
nachgewiesenermaßen hinlänglich bekannte mehr oder weniger starke,
negative Wirkung auf das Nervensystem.
Alkohol wird als Aperitif oder Digenstiv gerne vor oder nach besonders fetthaltigem
Essen getrunken, in der Hoffnung, auf diese Weise den Appetit anzuregen oder die
Verdauung zu verbessern. Trotz dieser traditionellen Getränke ist nachgewiesen,
dass der enthaltene Alkohol eher die Verdauung hemmt, als sie zu fördern.
Selbstverständlich ist von übermäßigem Alkoholgenuss dringend
abzuraten! Gegen ein Glas Wein oder Bier zu einem geselligen Essen ist allerdings
bei gesunden Erwachsenen nichts einzuwenden, wenn sich der Konsum in Grenzen
hält und die nachgewiesenen Gesundheits- und Suchtrisiken beachtet werden.
Auf die Verdauung hat der Alkohol in diesen Mengen dann keinen nennenswerten Einfluss.
Lesen Sie hierzu auch folgenden Beitrag auf dieser Website:
Genießen? Ja bitte – auch bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten!
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