Diagnose
Vor der Behandlung einer jeden Nahrungsmittel-Unverträglichkeit steht eine
sorgfältige Diagnose.
Hierfür stehen zahlreiche geeignete – aber auch einige eher ungeeignete – Mittel zur Verfügung.
Dies sind zum einen das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs (Verzehrtagebuchs), ggf. eine
gezielte Suchdiät, aber auch die verschiedenen Atem- und (bei der Laktose-Intoleranz) auch ein Bluttest.
Den Atem- (und Blut-)tests sollte aber auch immer schon ein
begründeter Verdacht vorausgehen, denn
solche Tests auf »blauen Dunst« hin anzuberaumen – sei es in einer Arztpraxis oder aber
auch als
Sebsttest – wäre eine teure Angelegenheit. Denn man müsste
ja u.U. mehrere Tests durchführen, von denen dann wahrscheinlich einige vollkommen überflüssig wären.
o Erste Einschätzung
Zunächst muss man für
eine erste Einschätzung schauen, welche Nahrungsmittel verantwortlich sein
könnten. Dies geschieht am besten erst
einmal durch das
aufmerksame Beobachten der Ernährung: was esse ich und wann habe ich Beschwerden?
Bekomme ich Probleme, wenn ich Milchprodukte esse oder ist es eher Obst oder auch Brot und Gebäck? Sie können sich hierzu auch
gerne den
Fragebogen zur Selbstdiagnose von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten,
einem Reizdarm-Syndrom oder einer Dünndarmfehlbesiedelung aus dem Downloadbereich herunterladen und ausfüllen.
Übrigens: Bei einem Verdacht auf eine Intoleranz ist es
nicht zielführend, gleich alle möglichen
Lebensmittel wegzulassen, sondern eben zunächst zu schauen, welche Nahrungsmittel
verantwortlich sein
könnten. Mit größerer Wahrscheinlichkeit würden bei einer Unverträglichkeit die
Beschwerden zurückgehen, wenn Sie
alle möglichen Beschwerdeverursacher weglassen. Aber wirklich
schlauer sind Sie dann auch nicht, denn es sind unter den nicht mehr verzehrten Lebensmitteln ja auch
sehr viele, die gar keine Probleme gemacht hätten.
Ziel einer jeden Behandlung und Diät sollte es nämlich sein, noch so
viele Lebensmittel wie möglich zu verzehren, weil davon auch die Gesundheit und Diversität (Vielfältigkeit)
der Mikrobiota (früher unter dem Namen »Darmflora« bekannt) abhängt.
Bevor man nun also voreilig beginnt, alle erdenklichen Bestandteile dauerhaft vom
Speisezettel zu streichen, sollte man nach einer solchen Ersteinschätzung nun
genauer ermitteln, welche Nahrungsbestandteile
wirklich Probleme bereiten, denn nicht immer sind es
alle möglichen Verdächtigen,
die bei jedem Menschen zu Beschwerden führen müssen. Deshalb ist es immer erforderlich, die wirklichen Beschwerdeverursacher
zu entlarven. Zudem führt eine dauerhaft stark eingeschränkte Speisenauswahl
zu einer drastischen Senkung der Lebensqualität, was bei intelligenter
Herangehensweise überhaupt nicht nötig ist.
o Genauere Ermittlung möglicher Beschwerdeverursacher
Hilfreich zur genaueren Ermittlung eventueller Beschwerdeverursacher ist das
Führen eines Ernährungs- und
Symptomtagebuchs (Verzehrtagebuch). Hier tragen Sie über ein bis zwei Wochen alles ein, was Sie
wann essen und trinken und wann Beschwerden auftreten. Wichtig bei der Beurteilung ist immer, dass Sie einen zeitlichen Versatz
berücksichtigen, denn die Symptome treten in der Regel nicht sofort nach dem Verzehr eines unverträglichlichen
Lebensmittels auf, sondern z.T. erst einige Stunden später (schauen Sie sich hierzu gerne das
dreiteilige
Tutorial zur Abgrenzung von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und -Allergien an).
Es ist also ein wenig Spürsinn erforderlich.
Sie können sich unter dem Menüpunkt
»Downloads«
einen kostenlosen Vordruck für ein solches Tagebuch herunterladen. Gerne helfe ich Ihnen auch im Rahmen einer
Beratung bei der Auswertung Ihrer Aufzeichnungen.
o Provokation
Wenn man durch die vorangegangenen Einschätzungen glaubt, den (oder die) möglichen Beschwerdeverursacher identifiziert zu haben,
kann man versuchen, diesen Verdacht zu erhärten. Dies kann relativ einfach durch ein vorübergehendes Weglassen und ein späteres, bewusstes,
erneutes Verzehren der entsprechenden Nahrungsmittel geschehen.
In meinem ersten Schritt werden dazu für mindestens 4 Tage konsequent alle Lebensmittel weggelassen, die den entsprechenden Stoff enthalten
(also z.B. Milchzucker oder auch Fruchtzucker). In dieser Zeit sollten die Beschwerden deutlich zurück gehen.
In einem zweiten Schritt werden dann genau diese Lebensmittel wieder verzehrt – und zwar nicht zurückhaltend, sondern bewusst reichlich.
Kehren die Beschwerden wieder zurück, ist dies ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass Ihr Verdacht richtig gewesen ist. Bleiben Sie
beschwerdefrei, sind andere Ursachen für Ihre Beschwerden wahrscheinlicher.
o Atemtests
Sobald man den (oder die) möglichen Beschwerdeverursacher eingekreist hat, sollte man die Diagnose durch geeignete
Tests verifizieren. Der »Goldstandard« sind Atemtests, bei denen nach dem Trinken geeigneter Testlösungen
durch anschließendes Pusten in ein Testgerät oder in vakuumierte Teströhrchen der gehalt bestimmter Atemgase gemessen wird.
Lesen Sie mehr darüber im Beitrag »
Grundlagen von Atemtests zur Diagnose von
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Dünndarmfehlbesiedelung«.
Für die Diagnose einer Laktose-Intoleranz (und nur für diese) gibt es zudem einen Bluttest. Genauer ist jedoch der Atemtest, der allerdings
gerne in Hausartzpraxen zu Erhöhung der Aussagekraft auch mit dem Blusstest kombiniert wird.
Erst nach dieser umfassenden Diagnostik kann mit Sicherheit gesagt werden, ob eine Unverträglichkeit vorliegt oder auch nicht.
Die im vorigen beschriebenen Tests beziehen sich auf die Kohlenhydrat-Unverträglichkeiten
Milchzucker-Unverträglichkeit und die
Fruktosemalabsorption,
aber auch eine Sorbit-Intoleranz kann so diagnostiziert werden. Einige andere Unverträglichkeiten, wie die
Oligosaccharid-Unverträglichkeit oder auch die
Histamin-Intoleranz,
die
Gluten-Unverträglichkeit (Gluten-Sensitivität) und erst recht die
Zöliakie benötigen andere diagnostische Vorgehensweisen.
Allgemeine Behandlungsmaßnahmen
Für jede Nahrungsmittel-Unverträglichkeit gibt es natürlich ganz spezielle
Behandlungsmöglichkeiten. Einige Grundsätze gelten jedoch bei allen
Arten von Intoleranzen:
die weitestgehende Meidung der unverträglichen Stoffe.
Manchmal ist es dauerhaft erforderlich, diese Stoffe zu meiden. In vielen Fällen
jedoch kann man nach einer vorübergehenden Zeitspanne diese Stoffe wieder verzehren
– das ist abhängig davon, was die Ursache der Unverträglichkeit ist.
o Weglassen der unverträglichen Nahrungsmittel (Karenz)
Nachdem die Diagnose »Nahrungsmittel-Unverträglichkeit« gestellt wurde –
beispielsweise
Milchzucker-Unverträglichkeit (Laktoseintoleranz),
Fruchtzucker-Unverträglichkeit (Fruktosemalabsorption),
Oligosaccharid-Unverträglichkeit oder andere – ist es
erforderlich, die entsprechenden Beschwerdeverursacher zunächst weitestgehend
zu meiden.
Dies ist die Zeit der
absoluten Karenz – also eine Zeit des
völligen Weglassens aller
ermittelten und/oder eventuellen Beschwerdeverursacher. Dies kann
– wenn man möchte – sogar eine Zeit des
Fastens sein, in der wirklich
außer Getränken keinerlei Nahrung zu sich genommen wird. Aber auch eine
Ernährung mit wenigen, unverdächtigen Lebensmitteln kann dazu führen,
dass die Beschwerden, die einen bisher gequält haben, nachlassen und verschwinden.
Nach dieser Zeit der absoluten Karenz, in der man völlig beschwerdefrei geworden
sein sollte, kann man langsam und angepasst an die individuelle(n) Unverträglichkeit(en)
beginnen,
vorsichtig das eine oder andere zusätzliche Lebensmittel wieder dem
eingeschränkten Speiseplan hinzuzufügen und schauen, ob es vertragen wird
oder vielleicht auch nicht. Hierbei ist es unabdingbar, die erforderliche Geduld aufzubringen.
Beginnen Sie erstens nicht zu früh damit, bisher unverträgliche Nahrungsmittel wiedereinzuführen,
und lassen Sie sich auch bei der Wiedereinführung genügend Zeit.
Es gibt Unverträglichkeiten, die aufgrund einer genetischen Disposition entstanden sind. Diese können sich nicht zurückbilden,
d.h. Wiedereinführungsversuche werden erfolglos bleiben. Aber viele Unverträglichkeiten entstehen in der Folge einer lädierten
Darmschleimhaut. Wenn durch eine Diät, bei der Beschwerdeverursacher gemieden
werden, die in der Regel auch gleichzeitig die
Verursacher der Schleimhautschädigung gewesen sind, dann kann die Karenz dazu beitragen, die Schleimhaut auszuheilen.
Erst wenn dieser Heilungsprozess abgeschlossen ist, kann eine Aufweichung der Karenz erfolgreich sein. Ungeduld würde diesen
Heilungsprozess unterbrechen – sie nützt also wenig.
Auch die Wiedereinführung der Lebensmittel sollte so behutsam wie möglich vonstatten gehen. Von einem Tag auf den anderen gleich
wieder alle Lebensmittel und diese in jeder Menge zu essen, die lange Zeit vorher nicht bekömmlich waren, ist keine gute Idee.
Ihr Verdauungssystem – allem voran Ihre Darmbakterien – müssen sich erst wieder an die neue Zusammensetzung der
Nahrung gewöhnen und anpassen. Geben Sie sich also bitte genügend Zeit.
Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel stellt die
»DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank« dar.
Informieren Sie sich hier.
Darmgymnastik – unverzichtbare Begleitmaßnahme bei jeder Behandlung
Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer jeden Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und bakteriellen Fehlbesiedelungen
der verschiedenen Darmabschnitte ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen
grundsätzlich die kontinuierliche
Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der
Transport des Speisebreis durch den
Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms.
Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen
Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.
In dem Buch
»Darmgymnastik & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen
Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von
Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder
zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
Spezifische Behandlungsmaßnahmen
Die für jede Unverträglichkeit spezifischen Behandlungsmaßnahmen finden Sie in den entsprechenden Kapiteln und Beiträgen unter dem
Menüpunkt »
Wissensdatenbank/Unverträglichkeiten«.
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