Letzte Aktualisierung: 2.12.2022

Laktose-Intoleranz


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Laktose-Intoleranz – was ist das?



Lesen Sie auch gerne den Beitrag »Abgrenzung zwischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Nahrungsmittel-Allergie«.


Laktose-Intoleranz (= Milchzucker-Unverträglichkeit oder Alaktasie) liegt vor, wenn keine oder zuwenig Laktase im Dünndarm gebildet wird, so dass verzehrte Laktose (Milchzucker) nicht verdaut werden kann.

Alle Säuglinge (mit Ausnahme einiger weniger, die mit einer seltenen, ererbten Form geboren werden) können Laktose verdauen – und dies ist lebenswichtig: Muttermilch (aller Säugetiere) enthält in mehr oder weniger großen Anteilen Laktose, sie ist das natürliche Kohlenhydrat in der Milch. Dieses Kohlenhydrat liefert dem Säugling die erforderliche Energie zum Wachsen und Gedeihen.

Physiologische Vorgänge und Beschwerden

Da die Laktose-Moleküle jedoch zu groß sind, um durch die Darmwand aufgenommen und über das Blut zu den Körperzellen zu gelangen, müssen sie im Verdauungstrakt in ihre kleineren Bausteine aufgespalten werden. Der Milchzucker ist ein Zweifachzucker und besteht aus je einem Teil Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker). Mithilfe einer »chemischen Schere«, dem Enzym Laktase, kann der Zweifachzucker in die beiden Einfachzucker-Bausteine aufgespalten werden, die dann klein genug sind, die Darmwand zu durchdringen.

Nach dem Abstillen wird im Normalfall keine Milch mehr verzehrt – die Laktase-Produktion kann also nach und nach eingestellt werden. So ist es bei dem überwiegenden Teil der erwachsenen Weltbevölkerung völlig normal, dass keine nennenswerte Menge an Laktase mehr produziert wird – die meisten erwachsenen Menschen sind demzufolge laktoseintolerant. Es ist schon phantastisch, wie die Natur funktioniert: Wird etwas nicht mehr benötigt, wird die Produktion eingestellt. Ein weiterer Grund für diesen Vorgang ist, dass die bei Heranwachsenden eintretende Laktose-Intoleranz ein Schutz für Neugeborene gegenüber ihren älteren Geschwistern ist: Würden die Älteren noch Milch saugen wollen, wenn bereits ein kleineres Geschwister geboren wurde und gesäugt werden soll, so hätten Letztere zuwenig Nahrung. Wegen der fortschreitenden Unverträglichkeit bei den Heranwachsenden bekommen diese beim Versuch, noch Milch bei der Mutter trinken zu wollen, rasch Verdauungsbeschwerden, und die Milchaufnahme wird unterlassen.
 
Die für die Laktose-Intoleranz typischen Beschwerden lassen sich leicht erklären: Laktase wird in der Dünndarmschleimhaut gebildet. Sie sorgt dafür, dass der Milchzucker aufgespalten wird, sobald er den Dünndarm erreicht. Fehlt das Laktase-Enzym, wird der Milchzucker nicht aufgespalten und verbleibt im Dünndarm. Von dort gelangt er mit dem Speisebrei in den Dickdarm. Hier siedeln Millionen von Bakterien, die den Milchzucker verdauen. Dabei entstehen als Abfallprodukte Säuren und Gase, u.a. Wasserstoff und Methan. Diese Gase werden zwar zu einem Teil absorbiert, mit dem Blut abtransportiert und dann über die Lunge ausgeatmet, ein großer Teil verbleibt jedoch im Darm und erzeugt Blähungen und Völlegefühl. Die Säuren reizen die Darmschleimhaut, die sich mit verstärkten Bewegungen (Darmperistaltik) und auch mit Hinzugabe von Flüssigkeit zum Darminhalt dagegen wehrt, um so die schädlichen Stoffe möglichst rasch auszuschwemmen. Die Folgen sind Bauchmerzen durch die starken Darmbewegungen und Durchfälle, weil der Stuhl nicht ausreichend eingedickt werden kann. Im Gegenteil kann aber auch Verstopfung auftreten, weil die Balance der Mikrobiota (Darmflora) und/oder die Gesundheit der Darmschleimhaut gestört ist. Viele weitere Symptome sind möglich, vor allem auch solche, die in der Folge der bisher angeführten Probleme auftreten, wie u.a. Müdigkeit oder Kopfschmerzen.
 
Primäre Laktose-Intoleranz

Nun gab es jedoch vor ca. 4000 Jahren bei der kaukasischen Menschenrasse eine Veränderung im Erbgut (Mutation), die bewirkte, dass auch mit fortschreitendem Alter immer weiter Laktase im Dünndarm gebildet wurde. Diese Mutation wurde in lichtarmen Gegenden verstärkt weitervererbt, denn das Trinken von (Tier-)Milch hatte hier durchaus einen Vorteil: Für ein gesundes Knochenwachstum ist es erforderlich, sowohl Kalzium zur Stärkung als auch Vitamin D oder Laktose als Transportmittel für das Kalzium-Mineral in die Knochenstrukturen aufzunehmen. Die Aufnahme von Kalzium über die Nahrung stellt kein Problem dar, Vitamin D kann jedoch schnell fehlen, wenn der Mensch nicht genügend Sonnenlicht bekommt, denn dieses Vitamin ist das einzige, was der Körper selbst herstellen kann – vorausgesetzt, es ist genügend Sonnenlicht vorhanden. In den sonnenreichen Gegenden um den Äquator ist dies der Fall, in den lichtärmeren Gegenden im Norden kann jedoch schnell ein Vitamin D-Mangel auftreten. Somit muss Vitamin D oder ersatzweise Laktose über die Nahrung aufgenommen werden, um mit starken Knochen dem Kontrahenten entgegentreten zu können.

Milch enthält sowohl Kalzium als auch Vitamin D und Laktose. Somit hatten Menschen in den lichtarmen Gegenden, die aufgrund ihres veränderten Erbgutes Milch auch noch als Erwachsene vertrugen, ihren Gegnern ohne diese Mutation gegenüber einen Vorteil, sie überlebten länger, hatten mehr Nachkommen und konnten somit die verändeten Erbanlagen verstärkt weitergeben. In sonnenreichen Gegenden trug die Mutation zu keinem strategischen Vorteil bei – es gab dort keine verstärkte Weitergabe dieser veränderten Genausstattung.

Dies ist der Grund, warum in den nördlichen Gegenden in Nordeuropa und Nordamerika mehr Menschen Laktose vertragen (laktosetolerant sind) als solche, die laktoseintolerant sind. In Schwarzafrika und in Asien, also den lichtreicheren Gegenden, sind fast alle Menschen laktoseintolerant. Und weil dies dort eben vollkommen normal ist, würde in diesen Ländern auch niemand auf die Idee kommen, milchzuckerhaltige Nahrung anzubieten oder zu verzehren – alle würden Verdauungsbeschwerden bekommen. Somit enthält die landestypische Kost dort keinen Milchzucker.

Für laktoseintolerante Menschen, die in Gegenden wohnen, deren Küche Milchprodukte oder gar Nahrungsmittel mit industriell zugesetztem Milchzucker enthält, bekommen durch diesen Verzehr die oben beschriebenen Beschwerden. Und leider werden sie – eben weil sie hier in der Minderheit sind, rasch als krank betrachtet, denn die Mehrheit bekommt ja schließlich keine Probleme. In Asien oder Afrika würde niemandem einfallen, einen Menschen als krank zu bezeichnen, wenn er Nahrungsmittel zu sich nimmt, die alle anderen auch nicht vertragen.

Somit ist es zwar vollkommen natürlich, laktoseintolerant zu sein. An Laktose-Intoleranz zu leiden folgt jedoch nur aus der Tatsache, dass hier bei uns laktoseintolerante Menschen in der Minderheit sind und deshalb die sich daraus ergebenden Bedürfnisse bei der Ernährung zuwenig berücksichtigt werden. Es ist also erforderlich, dass wir auf uns selber achten und nur das essen, was wir vertragen, sprich, uns so weit wie möglich laktosefrei ernähren, um beschwerdefrei zu bleiben (zu werden). Zusätzlich gibt es Laktase-Präparate, die die Laktoseverdauung im Notfall unterstützen können. Und nicht zuletzt sollte darauf geachtet werden, dass wir unsere Mikrobiota pflegen und die Bakterienbesiedelung in einem gesunden Gleichgewicht halten, denn dies kann eine gesunde, beschwerdefreie Verdauung unterstützen.

Bei einer angemessenen Ernährung und mit einer gesunden Mikrobiota ist es möglich, auch mit Laktose-Intoleranz in einem überwiegend laktosetoleranten Umfeld beschwerdefrei zu leben.
 
Eine Heilungsmöglichkeit für die primäre Laktose-Intoleranz besteht nicht, da die primäre Laktose-Intoleranz keine Erkrankung, sondern eben der Normalfall der Natur ist und durch die Erbanlagen bestimmt und gesteuert wird. Lesen Sie hierzu auch die Antwort auf die Frage »Ist Laktose-Intoleranz eine Krankheit?«

Auch eine Behandlung ist aus diesem Grunde nicht möglich, es gibt jedoch verschiedene Formen, mit der Laktose-Intoleranz umzugehen, um ein beschwerdefreies Leben zu führen. Lesen Sie hierzu auch den Beitrag auf der Seite »Behandlung« der Laktose-Intoleranz«.
 
Sekundäre Laktose-Intoleranz

Es gibt neben der primären Laktose-Intoleranz noch eine weitere Form, die sekundäre Laktose-Intoleranz. Hierbei entsteht die Milchzucker-Unverträglichkeit infolge von entzündlichen Darmerkrankungen.

Die durch diese Grunderkrankungen hervorgerufenen Entzündungen können hierbei die Darmschleimhaut soweit schädigen, dass die Zellen die Laktase-Produktion reduzieren oder sogar ganz einstellen. Sobald die Entzündungen abgeheilt sind, ist es möglich, dass die Darmschleimhautzellen die Laktase-Produktion wieder aufnehmen können, was in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch geschieht. Aus diesem Grund wird die sekundäre Laktose-Intoleranz auch "temporäre Laktose-Intoleranz" genannt.

Als Ursachen für diese Form können u.a. die Zöliakie (Unverträglichkeit von Gluten mit der Folge von starken Entzündungen der Darmschleimhaut bei Nichtbehandlung), Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sein. Bei einer sekundären Laktose-Intoleranz ist es – genauso wie bei der primären Form – wichtig, durch eine konsequent laktosefreie Ernährung den Darm zu schonen. Darüber hinaus muss mit einer angemessenen Behandlung die entzündliche Grunderkrankung ausgeheilt werden: Bei einer Zöliakie muss eine absolut glutenfreie Diät eingehalten werden, alle weiten Krankheiten müssen ebenfalls mit den angepassten Diätformen und ggf. mit Medikamenten behandelt werden.

Im Gegensatz zur primären Laktose-Intoleranz kann die sekundäre Laktose-Intoleranz im weitesten Sinne tatsächlich als Krankheit verstanden werden – zumindest als Begleiterkrankung (Komorbidität) einer anderen, einer entzündlichen Darmerkrankung. Wird diese geheilt, besteht auch eine Heilungschance für die sekundäre Laktose-Intoleranz.

In diesem Lexikon finden Sie alle Fachbegriffe rund um das Thema »Laktose-Intoleranz«


Diagnosemethoden zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz

Es gibt verschiedene Methoden, um eine Laktose-Intoleranz sicher zu diagnostizieren. Im Folgenden sind die verschiedenen Methoden beschrieben. Lesen Sie diese aufmerksam durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.


o Verzehr- und Symptomtagebuch (Ernährungstagebuch)

Die einfachste Methode, die Sie selbst anwenden können, ist das Führen eines Verzehr- oder Ernährungstagebuches über mehrere Wochen. Hierbei muss alles und jedes aufgeschrieben werden, was wann gegessen und getrunken wird. In einer weiteren Spalte wird das Befinden aufgeführt, d.h. Sie tragen hier eventuell auftretende Beschwerden ein. Anhand dieses Tagebuches können recht schnell die Verursacher von Beschwerden dingfest gemacht werden. Die Symptome können schon recht kurz nach dem Verzehr eines unverträglichen Nahrungsmittels auftreten, vielleicht auch erst nach mehreren Stunden, seltener sogar erst mit einem zeitlichen Versatz von einem ganzen Tag. Aus diesem Grunde ist es wichtig, das Tagebuch über einen längeren Zeitraum zu führen. Beachtet werden muss dabei, dass sich laktosehaltige Nahrungsmittel allein oder gar auf nüchternen Magen schneller bemerkbar machen, als wenn sie mit anderen Dingen zusammen verzehrt werden. Weiterhin gilt die Regel: je flüssiger milchzuckerhaltige Speisen sind, desto schneller zeigen sich Beschwerden. Man entwickelt bald ein Gefühl für die zeitlichen Zusammenhänge. Stellt sich heraus, dass Blähungen, Bauchschmerzen oder sogar Durchfall grundsätzlich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von laktosehaltigen Nahrungsmitteln, Getränken oder auch Medikamenten stehen, ist die Diagnose klar. Verfestigt werden kann dieser Verdacht jetzt noch mit einer Eliminations-Diät. Als Hilfestellung können Sie sich hier ein Formular für ein Verzehrtagebuch downloaden und ausdrucken, in dem Sie Ihre Eintragungen ganz einfach vornehmen können.

 
o Eliminations-Diät und Provokationstest

Die Eliminations-Diät nimmt einen Zeitraum von mehreren Wochen in Anspruch. Hierbei wird meistens mit einigen Fastentagen begonnen, bis man vollkommen beschwerdefrei ist. Dann fängt man mit einem Lebensmittel an, das über 1-2 Tage verzehrt wird. Treten keine Beschwerden auf, kann man dieses und ein weiteres Lebensmittel zu sich nehmen. Auf diese Weise steigert man die Anzahl der Lebensmittel. Sobald Beschwerden auftreten, weiß man sicher, welches Lebensmittel diese verursacht hat. So kann man die Auslöser für Unverträglichkeiten und Allergien einkreisen. Bei bestimmten Verdachtsmomenten kann man nach einer Enthaltsamkeits-Phase, bei der bewusst auf das verdächtige Lebensmittel verzichtet wird, einen speziellen Provokationstest durchführen, also hier der gezielte Verzehr von Milch und Milchprodukten bzw. all den Nahrungsmitteln, die im Tagebuch als Beschwerdeverursacher in Erscheinung getreten sind. Treten unter dieser Provokation die Beschwerden wieder auf, gibt es keinen Zweifel mehr an der Ursache.

 
o Atemtest (Atemgastest)

Bei einem Atemtest wird nach der Einnahme von einer bestimmten Menge Laktose der Gehalt bestimmter Atemgase gemessen. Wenn bei laktoseintoleranten Menschen durch das Fehlen oder den Mangel von Laktase die Laktose unaufgespalten in den Dickdarm gelangt, zersetzen die dort angesiedelten Bakterien den Milchzucker unter anderem zu Wasserstoff (H2) und auch zu Methan (CH4). Diese Gase gelangen über die Darmschleimhaut und das Blut in die Lungen und werden dort abgeatmet. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoffgehalt und/oder ein erhöhter Methangehalt zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestellt, ist die Diagnose Laktose-Intoleranz so gut wie sichergestellt.

Bei einem Atemtest, der in Kliniken oder speziell ausgerüsteten Arztpraxen durchgeführt wird, wird auf nüchternen Magen die erste Konzentration des Wasserstoffs und ggf. des Methans im Atem als Referenzwert gemessen. Nach der Ermittlung dieses Referenz- oder Nüchernwertes müssen 50g in 250ml Wasser gelöste Laktose getrunken werden (bei Kindern 2g je kg Körpergewicht, jedoch nicht mehr als 50g). Im Abstand von jeweils 30 Minuten werden dann mindestens 4 (besser 6) weitere Tests der Gaskonzentrationen vorgenommen. Dazu pustet der Patient in ein Messgerät, an dem die Werte abgelesen werden können. Aus dem Anstieg des Gehaltes von Wasserstoff und ggf. Methan in der Atemluft und der Protokollierung und Bewertung der Beschwerden – wann und wie heftig treten Blähungen, Durchfall etc. auf – kann das Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden.

Es gibt auch Heimtests, bei denen nicht in ein Messgerät, sondern in vorbereitete Röhrchen gepustet wird. Diese werden anschließend in ein Labor zur Auswertung gesandt, das die Ergebnisse später dann dem Patienten mitteilt. Hierbei ist jedoch – wie übrigens auch bei den Tests in einer Arztpraxis oder der Klinik – eine gute Vorbereitung (Ernährungsrichtlinen u.v.a.m.) Voraussetzung für eine Belastbarkeit des Ergebnisses.

Bitte lesen Sie hierzu den ausführlichen Beitrag »Grundlagen von Atemtests zur Diagnose von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Dünndarmfehlbesiedelung«

 
o Bluttest

Wie beim Atemtest müssen beim Laktose-Belastungstest nach Abnahme des Referenz-Blutzuckerwertes auf nüchternen Magen 50g in 250 ml Wasser gelöste Laktose getrunken werden. Danach werden in 30minütigen Abständen 6 Blutproben genommen. Achten Sie bitte darauf, dass der Arzt die Blutproben aus der Armbeuge entnimmt – die Messungen aus Kapillarblut aus der Fingerspitze sind zu ungenau. Wenn der Milchzucker bei einem vorliegenden Laktasemangel nicht in Glukose und Galaktose aufgespalten wird, geht kein Zucker (Glukose) in das Blut über. Der Mehrfachzucker Laktose ist zu groß, um die Darmschleimhaut passieren zu können, dies können nur die kleineren Einfachzucker-Moleküle Glukose und Galaktose. Fehlt die Aufspaltung, kann kein oder nur ein geringer Anstieg des Blutzuckers gemessen werden. Beträgt der Anstieg weniger als 20 ml/dl Blut, kann von einem Laktasemangel ausgegangen werden. Die Diagnose Laktose-Intoleranz ist gesichert. Der Vorteil des Bluttestes gegenüber dem Atemtest ist, dass er von jeder Praxis durchführbar ist und dass er wesentlich weniger Geld kostet.

 
o Gentest

Beim Gentest, der seit kurzem auch freiverkäuflich in Apotheken angeboten wird, wird mit einem Wattestäbchen ein Schleimhautabstrich der Mundschleimhaut entnommen. Das Erbmaterial der so erhaltenen Zellen wird in einem Labor untersucht. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob eine genetische Veranlagung für Laktose-Intoleranz (primäre Laktose-Intoleranz) vorliegt oder nicht. Somit kann der Test zum einen eine absolut sichere Aussage über die Veranlagung zur primären Laktose-Intoleranz machen und zum anderen ist dieser Test vollkommen belastungsfrei für den Patienten, denn es muss keine Testlösung wie beim Atemtest getrunken werden, die meist mit Blähungen und Durchfällen vorübergehend unangenehme Folgen nach sich zieht.

Keine Aussage kann der Gentest jedoch darüber erteilen, ob die Laktose-Intoleranz bereits ausgebrochen ist und wie weit die Laktase-Produktion bereits herunter gefahren wurde. Ebenfalls keine Aussagekraft hat der Test bei sekundärer (erworbener) Laktose-Intoleranz, denn hier liegt keine genetische Veranlagung vor, die mit diesem Test ermittelt werden könnte. Da der Test selbst bezahlt werden muss und nur begrenzt verwendbare Befunde liefern kann, empfiehlt sich der Atemtest immer noch als aussagekräftigster Test bei Laktose-Intoleranz.

 
o Dünndarmschleimhaut-Biopsie

Zur Diagnose der Laktose-Intoleranz kann eine Gewebeprobe herangezogen werden, die mithilfe einer Biopsie aus der Dünndarmschleimhaut entnommen wird. Da die Laktase in den Zellen der Dünndarmschleimhaut gebildet wird, kann eine Probe, die während einer Darmspiegelung entnommen wird, begutachtet werden. Unter dem Mikroskop kann der Spezialist erkennen, ob und in welchem Maße noch Laktase gebildet wird.

Es gibt jedoch zwei Gründe, warum diese Untersuchungsmethode allein zur Diagnostik einer Laktose-Intoleranz nicht herangezogen wird: Zum einen ist es nicht möglich, mit einer Darmspiegelung den gesamten Dünndarm zu erfassen: Lediglich der obere Teil (bis in den Zwölffingerdarm) kann im Zuge einer Magenspiegelung erfasst werden. Der untere Teil des Dünndarms kann bei einer Spiegelung des Dickdarms miterfasst werden. Der große Hauptteil des Dünndarmes kann von oben oder von unten nicht mit Sehgeräten und auch nicht mit Werkzeugen zur Probenentnahme erreicht werden. Es ist zwar heute technisch möglich, mit einer winzigen Kamera, die wie eine Kapsel geschluckt wird, Bilder des Dünndarmes zu erfassen, eine Biopsie ist jedoch damit (noch) nicht möglich. Somit können zwar aus den oberen und unteren Dünndarmabschnitten Gewebeproben entnommen und untersucht werden, welche Laktase-Aktivität jedoch im restlichen Dünndarm stattfindet, kann so nicht ermittelt werden.

Zum anderen sind Magen- und Darmspiegelungen eine aufwändige, teure und vor allem auch für den Patienten sehr belastende Diagnose-Methode. Demzufolge wird kein verantwortungsvoller Arzt allein zur Feststellung oder zum Ausschluss einer Laktose-Intoleranz eine Dünndarmschleimhaut-Biopsie durchführen, da es hier andere Methoden gibt, die die gleiche Aussagekraft haben wie der Wasserstoff-Atemtest oder der Bluttest (siehe oben). Sollte diese Untersuchungsform jedoch aus anderen Gründen – beispielsweise zur Abklärung einer Zöliakie oder anderer entzündlicher Darmerkrankungen, die häufiger mit einer Laktose-Intoleranz einhergehen – durchgeführt werden, so ist es sinnvoll, bei einem Verdacht hier eine Probe entnehmen und untersuchen zu lassen.
 
»Behandlung« der Laktose-Intoleranz

Sie fragen sich, warum das Wort »Behandlung« in der Überschrift in Anführungszeichen gesetzt wurde? Wie Sie weiter oben lesen konnten, ist die primäre Laktose-Intoleranz, um die es sich in der großen Mehrzahl der Fälle handelt, keine Krankheit, sondern der von der Natur vorgesehene Normalfall. Somit kann diese Form der Laktose-Intoleranz weder geheilt noch wie eine Krankheit »behandelt« werden.

Es gibt jedoch drei verschiedene Ansätze, mit einer Laktose-Intoleranz umzugehen, um auch in einem Umfeld von überwiegend laktosetoleranten Menschen und damit einer hier typischen, laktosehaltigen Ernährungsweise beschwerdefrei leben zu können: Zum einen ist das die Umstellung auf eine konsequent laktosefreie Ernährung. Zum anderen kann man nach Laktoseverzehr die im Darm fehlende oder dem Nahrungsangebot entsprechend unzureichend produzierte Laktase durch Enzym-Präparate zu ergänzen. Als dritte Möglichkeit kann man versuchen, die Darmflora mit Milchsäurebakterien anzureichern, deren eigener Stoffwechsel die Laktosespaltung unterstützt.

Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Möglichkeiten haben und welches Fazit daraus gezogen werden kann.


o Laktosefreie Ernährung

Der »Goldstandard« für eine beschwerdefreie Ernährung bei Laktose-Intoleranz ist das konsequente Meiden von Milchzucker. Wenn der Körper keine oder nur noch eine unzureichende Menge Laktase zum Aufspalten des Milchzuckers herstellt, wäre es natürlich, dass man keinen Milchzucker mehr verzehrt.

Daraus ergeben sich folgende Vor- und Nachteile: Der konsequente Verzicht auf laktosehaltige Nahrungsmittel garantiert einen absoluten Schutz vor allen Beschwerden, die durch den unverträglichen Milchzucker hervorgerufen werden. Da es jedoch bei uns trotz einer Deklarationspflicht von Laktose in verpackten Lebensmitteln nicht so ganz einfach ist, eine absolute Abstinenz zu garantieren, kann es durchaus sein, dass trotz aller Bemühungen noch Probleme auftreten.

 
o Einnahme von Enzym-Präparaten

In den Apotheken, Reformhäusern und Drogeriemärkten werden mittlerweile diverse Präparate angeboten, die das Laktase-Enzym enthalten, das die fehlende oder unzureichende eigene Laktase-Produktion unterstützen oder ersetzen kann. Es gibt Tabletten zum Schlucken oder Kauen, Kapseln oder Pulver, die jeweils mit dem ersten Bissen der Mahlzeit eingenommen werden müssen. Die Mittel vermengen sich bereits im Magen mit den verzehrten Speisen und kommen so mit dem enthaltenen Milchzucker in Berührung und können ihn aufspalten.

Vorteil ist, dass mit der Einnahme der Laktase-Präparate trotz Laktose-Intoleranz Milchprodukte und laktosehaltige Speisen – zumindest in Maßen – verzehrt werden können.

Nachteil ist zum einen, dass es erforderlich ist, vorzuplanen und die nicht ganz preiswerten Präparate mit sich zu führen. Eine nachträgliche Einnahme ist nicht wirksam, die Präparate müssen immer mit dem ersten Bissen bzw. teilweise bei längeren Mahlzeiten zusätzlich noch während des Essens genommen werden. Darüber hinaus sind die Präparate nicht genauso wirksam wie die körpereigene Laktase – eine gänzliche Beschwerdefreiheit ist nicht unbedingt gewährleistet. Die Mittel müssen grundsätzlich selbst bezahlt werden, die Kosten werden nicht durch die Krankenkassen übernommen.

Lesen Sie hierzu auch den Beitrag zum Thema »Informationen zu Laktase-Präparaten«

 
o Unterstützung der Mikrobiota (Darmflora) mit Pro- und Präbiotika

Als Probiotika bezeichnet man Darmbakterien, die für den Menschen günstige Wirkungen entfalten. Hier sind insbesondere Milchsäurebakterien zu nennen, die selber Laktase produzieren, da sie Milchzucker für ihren eigenen Stoffwechsel nutzen. Somit kann eine hohe Besiedelung des Darmes mit den verschiedenen Stämmen von Milchsäurebakterien neben allen anderen positiven Wirkungen dieser Bakterienarten zu einer Aufspaltung von Milchzucker trotz Milchzucker-Unverträglichkeit beitragen. Es ist also insbesondere für laktoseintolerante Menschen wichtig und günstig, die Mikrobiota mit Milchsäurebakterien anzureichern. Hierzu eignet sich der verstärkte Verzehr von milchsauer eingelegtem Gemüse wie Sauerkraut, Roter Bete, Mixed Pickles u.Ä. Darüber hinaus gibt es Präparate aus der Apotheke und dem Reformhaus, die Milchsäurebakterien enthalten und die Mikrobiota damit anreichern.

Als Präbiotika werden Stoffe bezeichnet, die eigentlich für den Menschen unverdaubar sind, jedoch als »Futter« für die vorteilhaften Darmbakterien dienen können. Mit dem Verzehr von präbiotischen Nahrungsbestandteilen wird die Vermehrung der günstigen Darmbakterien unterstützt – die Darmflora wird somit mit diesen für den Menschen vorteilhaften Bakterienarten angereichert, die ungünstiger wirkenden oder gar krank machenden werden zurückgedrängt.

Viele pflanzliche Nahrungsmittel wie z.B. Chicoree, Schwarzwurzeln oder auch die Topinamburknolle enthalten einen hohen Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen. Präbiotika werden auch als Präparate zum Einnehmen in Apotheken oder Reformhäusern angeboten. Hier ist insbesondere das Inulin zu nennen, das eine günstige, verstärkende Wirkung auf Probiotika haben kann (nicht zu verwechseln mit dem Insulin, das für die Zuckerverwertung besonders den Diabetikern bekannt ist). Oftmals werden Kombipräparate aus Pro- und Präbiotika angeboten. Für empfindliche Menschen sei jedoch der Hinweis angebracht, dass Präbiotika u.U. selber Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen können. Eine vorsichtige Dosierung ist also angeraten (lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Oligosaccharide-Unverträglichkeit«).

Grundsätzlich ist es immer ein großer Vorteil, wenn die Mikrobiota viele Milchsäurebakterien enthält. Auch für die Laktoseverwertung ist eine hohe Dichte günstig. Vorteilhaft ist auch, dass Milchsäurebakterien prophylaktisch eingenommen werden, d.h. sie müssen regelmäßig zugeführt werden. Somit entfällt eine Einnahme direkt vor einer milchzuckerhaltigen Mahlzeit. Nachteilig ist jedoch, dass die Methode mit Milchsäurebakterien nur unterstützenden Charakter hat – ein gänzlich unbegrenzter Verzehr von Milchzucker ist nicht möglich, denn die Stoffwechselleistung der Bakterien ist auf jeden Fall begrenzt.

 
o Darmgymnastik

Darmgymnastik Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer Laktose-Intoleranz (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen grundsätzlich die kontinuierliche Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der Transport des Speisebreis durch den Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms. Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.

In dem Buch »Darmgymnastik & mehr gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder zu diesem Themenkomplex gestellt werden.


 
o Fazit

Jede der hier aufgezählten Behandlungs-Methoden hat ihre Vor- und Nachteile, und für die allerwenigsten Menschen mit Laktose-Intoleranz wird eine einzige Methode für sich allein das Nonplusultra sein. Am besten fährt man sicherlich immer, alle Methoden sinnvoll zu kombinieren.

• Grundsätzlich sollte man bemüht sein, den Laktoseverzehr so weit wie möglich zu meiden, damit der Darm nicht unnötig gereizt wird. Je konsequenter man auf den Milchzucker verzichtet, umso weniger Beschwerden treten auf.

• Für den Notfall ist es sicherlich sinnvoll, ein hoch dosiertes Laktase-Präparat dabei zu haben, denn es kann bei aller Bemühung um Konsequenz leider eben doch ab und an vorkommen, dass sich laktosehaltige Mahlzeiten nicht umgehen lassen oder man auch nicht verzichten möchte.

• Darüber hinaus sollte man immer für eine gesunde Mikrobiota mit einer hohen Dichte von Milchsäurebakterien sorgen, denn sie begünstigen nicht nur die Laktosespaltung, auch für das Immunsystem und das Wohlbefinden insgesamt ist eine günstig zusammengesetzte Darmflora wichtig. Auch der Verzehr von Nahrungsmitteln mit einem hohen Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen wirkt sich in den meisten Fällen günstig auf eine gesunde Verdauung aus.

• Und besonders wichtig ist die kontinuierliche Bewegung – am besten durch in engmaschigen Abständen durchgeführte Darmgymnastik, um einen zügigen und gleichmäßigen Transport des Speisebreis durch den Darm zu gewährleisten und größere Gasansammlungen zu verhindern.

Somit ergibt sich, dass es meist nicht nur die eine Möglichkeit zum richtigen Umgang mit der Laktose-Intoleranz gibt – der Königsweg besteht (zumindest für mich) aus der durchdachten Kombination aller aufgeführten Bausteine.


 
Beratung

Gerne biete ich Ihnen eine individuelle Beratung an – auf Wunsch auch telefonisch oder per Zoom oder Skype.
Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«.







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Empfehlenswerte Literatur:
Das Laktose-Intoleranz Buch
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