Die »Behandlung« der Oligosaccharid-Unverträglichkeit besteht vorrangig
aus dem weitestgehenden Weglassen von oligosaccharidhaltigen Lebensmitteln
(siehe »
Welche Lebensmittel enthalten Oligosaccharide?«).
Weiterhin ist natürlich
auf eventuelle weitere Unverträglichkeiten zu
achten und mit einer adäquaten Ernährungsform zu reagieren.
Nahrungsmittel-Auswahl
Auf jeden Fall aber sollten Sie
den übermäßigen Verzehr von Milch
und Milchprodukten meiden (auch wenn Sie nicht laktoseintolerant sind), da diese
Lebensmittel geringe Mengen an Oligosacchariden enthalten. Darüber hinaus
sind
fruktosereiche Lebensmittel zu
reduzieren, auch dann, wenn Sie
keine Fruktose-Intoleranz oder -Malabsorption haben, denn die Kapazität der
für eine reibungslose Verwertung erforderlichen Transportproteine ist bei
jedem Menschen begrenzt. Auch die
Zuckeralkohole (Sorbit, Xylit, Mannit
und Erythrit) sind unbedingt weitestgehend
einzuschränken, denn sie
führen bei übermäßigen Verzehrmengen immer zu Verdauungsproblemen.
Und last, but not least werden Sie die Verzehrmenge der
Ballaststoffe
(Polysaccharide)
beobachten müssen, da diese immer nur sehr schwer
verdaulich sind und gerade in Verbindung mit einer Oligosaccharid-Unverträglichkeit
die Beschwerden verstärken.
Darmpflege
Ganz wichtig ist bei einer Oligosaccharid-Unverträglichkeit die
Pflege
der Darmflora, damit durch eine vorteilhafte Zusammensetzung der Keimbesiedelung
möglichst viele Bakterienarten vorhanden sind, die zu einer weitestgehend
folgenlosen Aufspaltung der Oligo- und Polysaccharide beitragen können.
Da sich die Qualität von Darmflora und Darmschleimhaut gegenseitig beeinflussen,
sollten Sie auch für eine
gesunde Darmschleimhaut sorgen. Normalerweise
ist hier das Mittel der Wahl der verstärkte Verzehr von Vollkornprodukten –
wodurch sich nun eine Zwickmühlensituation ergibt, denn der übermäßige
Verzehr von Ballaststoffen (Polysacchariden) kann die Symptome einer
Oligosaccharid-Unverträglichkeit vervielfachen. Somit ist ein sehr behutsames
Vorgehen und Austesten erforderlich, um die höchstmögliche, individuell
verträgliche Menge an Ballaststoffen zu ermitteln. Bevorzugen Sie dabei Produkte
mit fein vermahlenem Schalenanteil, da dies bekömmlicher ist als grobe Körner.
Aber auch die fein vermahlenen Körner tragen schon zu einer Abtragung der alten,
abgestorbenen Zellen von der Darmschleimhautoberfläche bei und sorgen dadurch
dafür, dass die jungen, leistungsfähigen Zellen ihre Funktion optimal
ausüben können.
Der verstärkte Verzehr von präbiotischen Lebensmitteln ist bei einer
Oligosaccharid-Unverträglichkeit nicht empfehlenswert, da die darin enthaltenen
Inuline und Oligofuktose-Bestandteile meist nicht vertragen werden.
Sie können jedoch die Darmflora mit dem Verzehr von milchsauer vergorenen
Getränken wie Kombucha, Wasserkefir, Kwass oder Kanne Brottrunk unterstützen,
denn die dort enthaltenen Säuren (Milch-, Essig- und Glucuronsäure)
fördern ein günstiges Milieu für die nützlichen Darmbakterien
und hemmen dabei gleichzeitig das Wachstum und die übermäßige
Vermehrung der schädlichen Keimarten. Beachten Sie unbedingt, dass Sie die
Verzehrmengen dieser Getränke einschleichen, d.h. behutsam erhöhen
müssen, damit sich Ihr empfindliches Verdauungssystem daran gewöhnen kann.
Probiotische Milchprodukte, die Sie mittlerweile in jedem Supermarkt in reichlicher
Auswahl für teures Geld erhalten können, sind nicht empfehlenswert, da
zum einen die enthaltenen Bakterienmengen viel zu gering sind und die Keime
darüber hinaus die Magensäureschranke kaum überwinden können.
Zum anderen sollten Sie, wie oben erwähnt, den Verzehr von Milchprodukten
einschränken, da Milch Oligosaccharide enthält.
Falls Sie probiotische Nahrungsergänzungsmittel, also Präparate mit
lebensfähigen Darmkeimen einnehmen möchten, um die Zusammensetzung Ihrer
Darmflora zu unterstützen, gehen Sie auch hier besonders behutsam vor. Auch
Probiotika müssen immer eingeschlichen werden. Bei Präparaten in Kapselform
ist dies schwierig, hier sollten Sie ggf. immer die kleinstmögliche Dosierung
für den Anfang wählen und vorsichtig innerhalb einiger Wochen bis zur
tatsächlich empfohlenen Dosis steigern.
Ich kann Ihnen jedoch ein Probiotikum in Pulverform empfehlen, das nur einen einzigen,
magensäureresistenten Bakterienstamm (Bacillus coagulans) enthält. Vor
allem aber ist es frei von präbiotischen Zusätzen. Das Pulver können Sie
unproblematisch einschleichen und dann auf die erforderliche Dosierung steigern
(
www.laktasekampagne.de).
Naturheilmethoden
Sie können die Intensität von Beschwerden, die nach dem Verzehr von
Oligo- und Polysacchariden auftreten, ein wenig mildern, indem Sie geeignete
Naturheilmethoden anwenden.
Insbesondere eignen sich hier Kräutertees, die verhindern, dass sich gebildete
Darmgase festsetzen. Insbesondere sind hier die Standardsorten
Anis, Fenchel
und Kümmel zu nennen, aus deren frisch geschroteten Samen Sie einen
blähungslösenden Tee bereiten können.
Die Produktion sämtlicher Verdauungssäfte können Sie mit
Bitterstoffpflanzen anregen – hier eignen sich Artischocke und
Löwenzahn als Frischpflanzenpresssaft oder auch Wermut und Enzian als Tee
(wegen des bitteren Geschmacks vorsichtig dosieren!).
Versuchen können Sie auch, ob vorsichtige
Darmmassagen als entspannend
empfunden werden. Dabei kreisen Sie mit den flachen Händen im Uhrzeigersinn
um den Unterbauch, um so die vorhandenen Gase in Richtung Ausgang zu befördern.
Auch
warme Leibwickel oder Leberwickel eignen sich zur Entspannung eines
gereizten Verdauungssystems und zur Unterstützung der Verdauungsfunktionen.
Grundsätzlich ist es immer gut, sich sportlich zu betätigen und so durch
ausreichende Bewegung dafür zu sorgen, dass auch das Verdauungssystem
so normal wie möglich arbeitet. Gemeint ist an dieser Stelle nicht etwa
Leistungssport, sondern einfach nur alles, was Ihnen Spaß macht. Finden Sie
hier Ihre favorisierte Sportart - am besten an der frischen Luft. Empfehlenswert
sind beispielsweise Walken oder Nordic Walking, Wandern, Radfahren, Schwimmen und
vieles mehr.
Und selbstverständlich können Sie ein überreiztes Verdauungssystem
durch
Entspannungsübungen beruhigen. Es bieten sich hier Autogenes Training,
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation oder auch Yoga oder Qigong an.
Alle Techniken können Sie u.a. in den Volkshochschulen erlernen und dann zu
Hause weiter durchführen. Lesen Sie hier zu auch den Beitrag
»
Ganzheitliche
Betrachtung von Magen-/Darmbeschwerden«
Medikamente bei Oligosaccharid-Unverträglichkeit
Es gibt keine Medikamente, die eine Oligosaccharid-Unverträglichkeit heilen
könnten. Auch gibt es keine Medikamente, die die Beschwerden nachhaltig
ursächlich beeinflussen könnten. Lediglich blähungstreibende Präparate
(Wirkstoffgruppe der Carminativa) können verhindern, dass sich Darmgase
festsetzen und dadurch schmerzhaft sind. Entweichende Blähungen allerdings
können Sie nicht verhindern – die Gase werden nur zu einem Teil von den
Schleimhäuten resorbiert (aufgenommen), die größeren Teile müssen
auf dem natürlichen Wege entsorgt werden.
Enzym-Präparate
Die beste Methode zur Behandlung einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit ist
immer das Meiden der unverträglichen Bestandteile. Dies kann jedoch bei der
Oligosaccharid-Unverträglichkeit und dem gleichzeitigen Bestreben nach einer
gesunden Kost manchmal eine Gratwanderung und damit nicht ganz einfach sein.
Zur Lösung dieses Problems bieten sich Enzympräparate als Unterstützung
an, also frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel, die die fehlenden
Enzyme ergänzen, die zur Verdauung der Oligosaccharide erforderlich sind.
Es gibt derzeit nur wenige Präparate auf dem Markt, z.B.
Digest Gold (Internet) (
Enzymedica, erhältlich über Supplementa, NL-9675 JL Winschoten, Niederlande)
Oligase 600 Kapseln (Apotheke) (
www.oligase.de)
Sanotact Verdauungsheld Tabletten (Drogeriemarkt) (vormals Biolabor Verdauungsenzym) (
www.Sanotact.de)
Die letzten beiden Präparate enthalten pro Tablette bzw. Kapseln 600 Einheiten Alpha-Galactosidase
(GalU). Bei oligosaccharidreichen Mahlzeiten ist der Verzehr von 2-4 Tabletten bzw.
Kapseln angeraten, wobei die Oligase 600-Kapseln auch geöffnet und der Inhalt
über die Speisen gestreut und so die Wirkung verstärkt werden kann
(Achtung: nicht bei heißen Speisen, Enzyme sind hitzeempfindlich!).
Das Präparat Oligase 600 enthält darüber hinaus zusätzlich zu
der Alpha-Galactosidase noch verschiedene weitere Enzyme, die bei der Verdauung
von anderen Oligo- und Polysacchariden helfen.
Digest Gold enthält neben der Alpha-Galactosidase noch weitere Verdauungsenzyme, so dass die drei
Präparate allein von den Inhaltsstoffen nicht vergleichbar sind. Am besten kaufen Sie ggf. kleine
Packungen und testen Sie die Wirkungen aus.
Weitere Informationen zu geeigneten Präparaten finden Sie auf der Seite
Präparatetests,
auf der verschiedene Präparate von mir getestet und (subjektiv!) bewertet wurden.
Nicht nur wegen der zusätzlichen Enzyme möchte ich Ihnen eher die Oligase
600 empfehlen, es ist darüber hinaus auch das preisgünstigere Präparat.
Beide Präparate müssen
so früh wie möglich, am besten mit dem ersten Bissen der Mahlzeit eingenommen
werden, bei besonders oligosaccharidreichen und auch bei längeren Mahlzeiten
empfiehlt sich die Einnahme einer weiteren Dosis während des Essens. Die
Enzyme müssen sich im Magen gut mit dem Speisebrei vermischen – dies
kann nur erfolgen, wenn sie vor oder während der Mahlzeit eingenommen werden.
Eine nachträgliche Einnahme ist so gut wie wirkungslos – dieses Geld
können Sie sich sparen.
Sollten in Zukunft weitere Präparate auf den Markt kommen, werde ich Sie an
dieser Stelle informieren. Falls Sie neue Präparate entdecken, würde
ich mich über eine Nachricht per
eMail
von Ihnen freuen. Auch Herstelleranfragen sind an dieser Stelle willkommen, um
möglichst viele Informationen sammeln zu können.
Darmgymnastik
Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer Oligosaccharid-Intoleranz (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen
grundsätzlich die kontinuierliche
Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der
Transport des Speisebreis durch den
Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms.
Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen
Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.
In dem Buch
»Darmgymnastik & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen
Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von
Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder
zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel stellt die
»
DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank« dar.
Informieren Sie sich hier.
Lesen Sie hierzu auch folgende Beiträge:
Oligosaccharid-Unverträglichkeit – was ist das?
Diagnose der Oligosaccharid-Unverträglichkeit
Präparatetests
Empfehlenswerte Literatur:
Kurz und klar: Oligosaccharid-Unverträglichkeit
Darmgymnastik & mehr gegen Verdauungsbeschwerden
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