»Vitamine und Mineralstoffe sind gesund«, das weiß man. Gemeint waren
damit ursprünglich die Vitamine und Mineralstoffe, die natürlicherweise
in unserer Nahrung enthalten sind. Soweit ist dem nichts hinzuzufügen.
Vitalstoffe
Gesunde, frische Lebensmittel enthalten die gesamte Palette der bisher bekannten
Vitamine, Mineralien in Form von Mengen- und Spurenelementen; und die pflanzlichen Lebensmittel darüber
hinaus auch noch jede Menge der so genannten »sekundären Pflanzenstoffe«,
deren genaue Wirkungsweisen teilweise noch gar nicht abschließend untersucht
worden sind.
Alle diese Substanzen werden unter dem Begriff »Vitalstoffe« zusammengefasst.
Diese wertvollen Nährstoffe sind – zumindest nach westlicher Lehre –
für die Gesundheit unverzichtbar, denn alle Stoffwechselvorgänge benötigen
Vitalstoffe. Keine Funktion eines lebenden Organismus kann auf Dauer ohne
diese Stoffe ordnungsgemäß ablaufen und mit den anderen Prozessen des
Lebens ineinandergreifen.
Mangelerscheinungen
Fehlen einzelne Vitamine oder Mineralien oder sind sie nur in unzureichender Menge
vorhanden, folgen früher oder später Mangelerscheinungen, die teilweise
sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können.
Nehmen wir als Beispiel den Vitamin C-Mangel: Wir erinnern uns an die Erkrankung der
Seeleute, die sich in früheren Zeiten nur von Schiffszwieback ernährten.
Am Ende der Reise wurde die Besatzung schwach und krankheitsanfällig, das
Zahnfleisch begann zu bluten, und die Zähne fielen aus. Diese Krankheit
heißt Skorbut, die im Extremfall sogar zum Tode führen kann. Sie wird
durch einen Mangel an Vitamin C hervorgerufen. Da wir heute den Zusammenhang kennen,
kann diese Mangelerkrankung mit dem Verzehr von frischem Gemüse und Obst
verhindert werden.
Ein weiteres Beispiel ist der Eisenmangel: Nicht nur das Blut, das u.a. für
den Transport von Sauerstoff aus den Lungen zu allen Körperzellen und natürlich
auch zum Gehirn verantwortlich ist, kann bei Eisenmangel dieses Gas nicht mehr in
ausreichender Menge transportieren, da Eisen ein Hauptbestandteil der roten
Blutkörperchen ist. Neben daraus resultierendem Leistungsabfall, Müdigkeit,
Belastungs-Kurzatmigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten treten vielfältige
weitere Symptome auf wie Haarausfall, brüchige Nägel, Schleimhautdefekte
und viele andere.
Die Liste dieser Beispiele ließe sich beliebig weiterführen, denn jeder
Vitalstoff – bekannt oder noch unerforscht – ist für eine ganze
Reihe von Funktionen verantwortlich, und ihre fein aufeinander abgestimmte Zufuhr
ist unbedingt erforderlich, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Synthetische Vitamine
Nach der Erfindung der synthetischen – also künstlichen – Vitamine
und der Isolierung der Mineralstoffe hat sich mittlerweile eine umfangreiche Industrie
gebildet, die uns eine Vielzahl von Präparaten mit Vitaminen und Mineralstoffen
anbietet. Dabei machen sich die Hersteller nicht nur den oben erwähnten Grundsatz
zunutze, Vitamine und Mineralstoffe seien gesund und unverzichtbar. Für jede
Krankheit bzw. für deren Vorbeugung werden Mittel angeboten, und Vitamine und
Mineralstoffe sind – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde. Auch
unsere eigene Bequemlichkeit unterstützt diese Entwicklung: Es erscheint vielen
einfacher, rasch eine künstliche Pille einzunehmen, als eine gesunde Mahlzeit
zuzubereiten.
Nahrungsergänzungsmittel
Schauen wir uns einmal genauer an, wie es in der derzeitigen Wirklichkeit aussieht:
In jeder Apotheke, Drogerie und sogar in jedem Supermarkt werden mannigfaltige
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen angeboten
– als Brausetablette, als Kapsel oder Kautablette, als Saft oder Pulver –
Sie haben die große Auswahl. Diese Präparate sind im wahrsten Sinne des
Wortes sehr reichhaltig! Lesen Sie ruhig einmal die Packungsbeilage, auf der die
einzelnen Stoffe und der jeweilige Prozentsatz des (von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung ermittelten) Tagesbedarfs aufgeführt sind.
Eigentlich sollte es da doch nachdenklich machen, wenn ein bestimmtes Vitamin
den Tagesbedarf nur zu 15% deckt, ein anderes im gleichen Präparat aber zu 400%!
Man könnte meinen, dass hier willkürlich etwas in der »Giftküche«
zusammengemischt wird, dessen Sinnhaftigkeit sich dem gesunden Menschenverstand aber
nicht erschließt.
Weltweit werden jährlich viele Tausend Tonnen (einige Quellen sprechen von
bis zu 200.000 Tonnen!) synthetische Vitaminpräparate produziert. Bereits
dies ist ein großer Kuchen, von dem sich viele Hersteller ihren Teil abschneiden
wollen – und der Kuchen kann scheinbar aufgrund der Leichtgläubigkeit des
Verbrauchers immer noch vergrößert werden. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Nahrungsergänzungsmittel – und welche Grundsätze gilt es zu beachten«.
Angereicherte Nahrungsmittel
Und nicht nur Nahrungsergänzungsmittel, sondern auch schon fast jedes »normale«
Nahrungsmittel, das aus industrieller Herstellung stammt, ist heute mit Vitaminen
und/oder Mineralstoffen angereichert, um den Absatz der Produkte zu steigern.
Werbeslogans wie »enthält Vitamin C« oder »angereichert mit
gesundem Kalzium« sollen den Kunden suggerieren, sie täten sich und ihrer
Gesundheit etwas Gutes.
Zu allem Überfluss mischen viele Hersteller teilweise ein Vielfaches der auf
den Etiketten angegebenen Vitaminmengen in ihre Produkte, weil sich Vitamine durch
Licht und Luft abbauen und die Nahrungsmittel aufgrund gesetzlicher Bestimmungen
auch noch beim Erreichen des Verfallsdatum die ausgelobten Mengen enthalten müssen.
Verzehren Sie das Produkt jedoch
frisch aus dem Werk, können da schon ganz erkleckliche Mengen zusammenkommen –
insbesondere, da ja heute schon, wie erwähnt, fast jedes industriell hergestellte
Nahrungsmittel solche Zugaben enthält – vom Saft über die Margarine
bis hin zur Wurst und leider auch die extra für Kinder hergestellten Produkte.
Sie laufen Gefahr, hierbei in der Summe viel mehr Vitamine und Mineralstoffe aufzunehmen, als Ihnen
gut tut. Die
Stiftung Warentest
hat in der Ausgabe 3/2012 ermittelt, dass der
Gehalt in einigen Multivitaminsäften so hoch ist, dass bereits mit einem
Glas der Bedarf der ausgelobten Vitamine den Tagesbedarf deckt. Trinkt man zwei
oder gar drei Gläser Saft, kann es schnell zu erheblichen Überdosierungen
kommen – abgesehen vom Ungleichgewicht durch die in diesen Säften
nicht
enthaltenen Stoffe.
Healthclaims
Eine – eigentlich zum Schutze des Verbrauchers geschaffene – gesetzliche Vorschrift erlaubt es
Produzenten nur dann, einem industriell hergestellten Nahrungsmittel einem gesundheitlichen Mehrwert zuzusprechen,
wenn dieser wissenschaftlich bewiesen ist. Werden solche Nahrungsmittel mit Zusätzen versehen, deren Nutzen nicht
bewiesen wurde, ist es verboten, dieses Produkte mit besonderen gesundheitlichen Wirkungen zu bewerben.
Mixt man jedoch einen einzigen Stoff bei, der wissenschaftlich erforscht wurde, darf man dem ganzen Produkt
gesundheitsfördernde Eigenschaften andichten. Und hier bieten sich die Vitamine und Mineralstoffe in idealer Weise an:
Einen Joghurt beispielsweise, dem man allein probiotisch wirkende Bakterien zugesetzt hat, dürfte man nicht damit bewerben,
dass er gut für den Darm wäre (ob das so ist, lasse ich an dieser Stelle mal dahingestellt), eben weil der Nutzen des Probiotikums
nicht wissenschaftlich bewiesen ist.
Fügt man jedoch ein wenig Zink hinzu oder Vitamine, die bereits wissenschaftlich erforscht sind, darf dieser Joghurt als
förderlich für die Verdauung beworben werden. Dies eröffnet den Herstellern die Möglichkeit, die gesetzlichen Vorschiften elegant zu umgehen,
das »gesunde« Produkt in der Regel flugs sehr viel teurer zu verkaufen und sich so die Gewinntaschen reichlich zu füllen –
und den Verbraucher an der Nase herumzuführen.
Probleme durch Überdosierung
Eine Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen kann in schlimmsten Fällen
zu schweren Nebenwirkungen führen. Bei den Vitaminen sind es insbesondere die
fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die im Fettgewebe gespeichert werden und
so auf Dauer Nebenwirkungen erzeugen können. Die wasserlöslichen Vitamine
C und die Vitamine der B-Gruppe werden leichter ausgeschieden, können auf diesem
Wege aber ebenfalls Organe schädigen. Auch überdosierte Mineralstoffe
können teilweise sehr schädlich sein und den Organismus vergiften.
Auch für Probleme durch Überdosierungen möchte ich hier nur einige
wenige Beispiele aufführen: Ein Zuviel an Vitamin C führt zu Durchfällen,
überdosiertes Eisen günstigstenfalls zu Verstopfung. Das sind natürlich
relativ harmlose Folgen, es gibt jedoch auch sehr viel gravierendere: Schon eine
geringe Überdosierung beispielsweise von Vitamin A kann zu Missbildungen bei
Ungeborenen oder auch zu einer Fehlgeburt führen – und es gibt diverse
weitere sehr schwerwiegende Nebenwirkungen, die man nicht riskieren sollte.
Vor allem die Einnahme der so genannten »Multivitaminpräparate« oder der
»A-Z«-Präparate, die alle Vitamine und Mineralstoffe enthalten, ist
völlig überflüssig und fördert die Gesundheit nicht.
Am besten vermeiden Sie deshalb auch den Verzehr von mit Vitaminen und/oder
Mineralstoffen angereicherten Nahrungsmitteln, denn hier ist die Gefahr der
Unausgewogenheit oder sogar einer Schädigung der Gesundheit zumindest nicht
ausgeschlossen.
Insbesondere bei Lebensmitteln und Säften, die extra für den Verzehr von (Klein-)Kindern
hergestellt werden, sollten Sie Produkte in den Regalen stehen lassen, die mit einem Zusatz
von (künstlichen) Vitaminen und Mineralien beworben werden. Natürlich enhalten Konserven wie die
»Gläschen«, die gerade berufstätigen Eltern eine Menge Arbeit abnehmen
und Zeit sparen, weniger Vitalstoffe als schonend und frisch selbst gekochtes Essen.
Mit der entsprechenden Mischung aus Gläschenkost und frischem Obst und Gemüse ist jedoch auch
bei einem knappen Zeitbudget eine gesunde Versorgung mit allen natürlichen Nährstoffen gewährleistet.
Orthomolekulare Medizin
Unter der Bezeichnung »Orthomolekulare Medizin« greift seit einigen
Jahren eine Praxis unter Ärzten und Heilpraktikern um sich, bei der
Höchstmengen an Vitaminen, Mineralstoffen und bestimmten Proteinbausteinen
(Aminosäuren) zur Behandlung von Krankheiten verabreicht werden. Besonders
darauf hinweisen muss man dabei auch, dass die verabreichten Stoffe fast ausschließlich
aus synthetischer Herstellung und nicht aus natürlichen Quellen stammen. Die
auch als »Megavitamintherapie« bezeichnete Orthomolekulare Medizin wird
insbesondere auch bei Krebserkrankungen eingesetzt, ist sehr kostenintensiv, muss
vom Patienten selbst bezahlt werden und bringt dem Behandler viel Geld ein.
Diese Therapieform wird sehr kontrovers diskutiert und ist in keinster Weise
anerkannt. Mit dem Wissen über Schäden durch Überdosierungen halte
auch ich persönlich eine solche »Therapie« für höchst
problematisch. Ich möchte jedoch im gleichen Atemzug betonen, dass die meisten Erkrankungen
durchaus von einer guten Versorgung mit natürlichen Vitalstoffen profitieren.
Für und Wider
Trotz aller Bedenken kann der Einsatz von Nahrungsergänzungen mit Vitaminen
und/oder Mineralstoffen aber in bestimmten Fällen berechtigt sein, und ich
möchte an dieser Stelle einmal versuchen, das Für und Wider solcher
Präparate zu beleuchten und abzuwägen, was sinnvoll und wirklich gesund
ist und was nicht.
Vitamine und Mineralstoffe kann unsere Körper nicht selbst bilden, so dass wir diese Vitalstoffe
mit der Nahrung aufnehmen müssen. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Das Vitamin D kann unser Körper
– zumindest zum Teil – selber bilden. Hierzu aber ist Sonnenlicht erforderlich,
das in ausreichender Menge und unter bestimmten Voraussetzungen (u.a. der Einstrahlwinkel) in
unserer Haut gebildet werden kann. In sehr sonnenreichen Gegenden (um den Äquator) reicht diese
Bildung allemal aus, in sonnenärmeren Gebieten versorgt sich der Körper mit dem zusätzlichen
Vitamin D aus der Nahrung. Nur bei ungünstigen Bedingungen (zu wenig Sonne, unzureichende Nahrung,
Darmerkrankungen oder bestimmte Bekleidungsvorschriften) kann eine Ergänzung durch geeignete Präparate sinnvoll sein.
Bitte lesen Sie hierzu unbedingt auch den Beitrag
»
Vitamin D und Sonne«.
Noch einmal zur Wiederholung und zur Bekräftigung: Vitamine und Mineralstoffe
sind für eine gesunde Ernährung unverzichtbar. Wir hier bei uns sind in
der glücklichen Lage, das ganze Jahr über auf ein riesiges Angebot der
verschiedensten frischen Nahrungsmittel zugreifen zu können, die unseren
Vitalstoffbedarf aus natürlichen Quellen in mehr als ausreichender Menge decken.
Somit stellt sich normalerweise gar nicht die Frage nach einer zusätzlichen
Zufuhr und Ergänzung durch Präparate!
Bei einer abwechslungsreichen gesunden Ernährung braucht man sich keine Gedanken
um die Versorgung mit Vitalstoffen zu machen. Es ist auch völlig unnötig,
sich mit Tabellen und der Frage zu beschäftigen, welches Vitamin oder welcher
Mineralstoff in welcher Menge erforderlich ist und in welcher Menge diese Stoffe
in welchen Nahrungsmitteln enthalten sind. Vertrauen Sie der Natur und stellen
Sie Ihren Speisezettel am besten nach der Regel »5 Portionen am Tag«
zusammen: Diese besagt, dass Sie jeden Tag 5 Portionen – jeweils eine Handvoll
– frisches Gemüse oder Obst zu sich nehmen sollten – teilweise
schonend gegart, teilweise aber auch roh. Die Auswahl ist riesig, folgen Sie hier
Ihren Vorlieben (und beachten Sie ggf. Unverträglichkeiten und Allergien).
Vermeiden Sie Einseitigkeit und essen Sie »bunt« – je vielfarbiger
die Auswahl, desto gesünder ist Ihre Ernährung und desto sicherer
können Sie sein, mit allen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt zu sein.
Wann ist die Einnahme von NEM sinnvoll?
Erst wenn bestimmte Krankheiten auftreten, die die Aufnahme der Nährstoffe
aus der Nahrung ganz oder teilweise verhindern, kann es erforderlich und empfehlenswert
sein, einzelne Vitamine und/oder Mineralstoffe zu supplementieren (ergänzen).
Hier sind u.a. die
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder auch eine frisch
diagnostizierte
Zölikaie zu nennen, bei
denen die Darmschleimhaut, die normalerweise für die Aufnahme der Nährstoffe
aus der Nahrung zuständig ist, nicht korrekt arbeitet und die Vitalstoffe
teilweise ungenutzt ausgeschieden werden. Hier kann eine (vorübergehende) Zufuhr über
Ergänzungsmittel sinnvoll sein, wird jedoch in solchen Fällen vom Arzt
verordnet. Und dann selbstverständlich auch nicht alle Vitamine und
Mineralstoffe »mit der Gießkanne«, sondern nur ganz gezielt die
Stoffe, die wirklich fehlen.
Auch bei besonderen körperlichen oder auch seelischen Belastungssituationen
kann es vorkommen, dass einzelne Stoffe supplementiert werden müssen –
aber dies sollte immer nur in Rücksprache mit einem verantwortungsvollen Arzt
geschehen. Nach der erforderlichen ärztlichen Diagnostik kann auch ein
versierter Ernährungs- oder ganzheitlicher Gesundheitsberater den Patienten
begleiten. Trotz aller aufgeführten Nachteile kann die Zufuhr von vernünftig
dosierten, künstlichen Vitaminen somit in einzelnen Fällen ihre
Berechtigung haben.
Selbstversorgung mit NEM
Sollten Sie selbst – also ohne ärztlichen Rat – einmal der Meinung
sein, dass Sie zu Ihrer Nahrung noch zusätzlich Vitamine und/oder Mineralstoffe
verzehren müssen – beispielsweise wenn Sie sich vorübergehend nicht
ausgewogen ernähren können – greifen Sie am besten auf Produkte
zurück, bei denen die Stoffe aus natürlichen Quellen stammen. Beispielsweise
in Bioläden und Reformhäusern erhalten Sie Präparate, die Stoffe enthalten, die noch
in ihrem natürlichen Verbund eingebettet sind, also auch die oben erwähnten,
sekundäre Begleitstoffe enthalten. Präparate aus dubiosen Quellen sollten
Sie unbedingt meiden, denn hier ist in keinster Weise klar, wie hoch Ihr Schaden
– abgesehen vom finanziellen – sein kann.
Interessant zu wissen ist auch, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht nach dem
Arzneimittelgesetz, sondern nach dem Futtermittelgesetz überwacht werden.
Dies sollte ein Grund mehr sein, sich die Einnahme von NEM genau zu überlegen
und bei Bedarf möglichst auf solche aus natürlichen Quellen von
vertrauenswürdigen Herstellern zuzugreifen.
NEM und Magen-/Darmprobleme
Bei Magen- und Darmproblemen durch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Allergien, chronisch
entzündliche Darmerkrankungen und/oder das Reizdarm-Syndrom ist bei der Einnahme
von Nahrungsergänzungen mit Vitaminen und Mineralstoffen besondere Vorsicht
angebracht. Wie oben erwähnt, kann eine Überdosierung mit Vitamin C zu
Durchfällen führen, zuviel Magnesium und Kalzium erzeugen u.a. Übelkeit,
und ein Übermaß an Schwefel fördert Blähungen. Auch diese Liste
lässt sich unschwer fortsetzen, aber allein diese Beispiele zeigen schon,
dass eine unbedachte Einnahme von NEM zu vielerlei Symptomen führen kann,
die die ohnehin schon bestehenden Probleme zusätzlich fördern.
Über die Fragwürdigkeit der beworbenen Inhaltsstoffe hinaus ist zu beachten,
dass so gut wie alle NEM nicht unbeträchtliche Mengen an Hilfs- und Füllstoffen
enthalten – u.a. meist verschiedene Zuckerarten und/oder Zuckeralkohole wie
Sorbit oder Xylit, die nicht nur bei Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
häufig zu Verdauungsproblemen führen.
Oftmals kann dies zur Folge haben, dass man mit dem Grundproblem, das sonst durch
eine angepasste Ernährungsform gut im Griff zu halten ist, nicht mehr fertig
wird und ratlos ist, welche Nahrungsmittel man überhaupt noch essen darf,
nicht bedenkend, dass nicht die Nahrungsmittel, sondern die Ergänzungsmittel
die Ursache sind oder diese zumindest die Symptome verschlimmern.
Somit ist also bei bestehenden Darmproblemen immer eine ganz besondere Vorsicht
angeraten – im Zweifelsfalle lassen Sie die Nahrungsergänzungsmittel weg
oder lassen sich bei der Entscheidung von einem geeigneten Arzt, Ernährungs-
oder Gesundheitsberater unterstützen.
Kritisches Abwägen
Mit Gesundheit zu werben, ist derzeit im Trend, denn die Verbraucher werden immer
gesundheitsbewusster. Dies ist begrüßenswert, aber hier sollte man schon
etwas genauer hinschauen und besonders wachsam sein.
Vitalstoffe in frischen, gesunden Lebensmitteln sind nützlich und gesund –
ohne Wenn und Aber. Auch industriell hergestellte Präparate habe ihre Daseinsberechtigung, solange
sie vernünftig ausgewählt und indikationsbezogen angewendet werden. Wegen des unsachgemäßen
Gebrauchs allerdings mehren sich die Stimmen, die insbesondere vor synthetischen Präparaten warnen
und Studien zitieren, die meinen beweisen zu können, dass die künstlichen
Vitamine sogar schädlich und krankheitserzeugend seien – sogar von
Todesfällen wird berichtet.
Und so beginnt – derzeit noch langsam und zaghaft – ein Umdenkungsprozess
der Hersteller und Verkäufer – vielleicht auch angetrieben von der Gefahr,
bei Folgeschäden in Regress genommen werden zu können. Sogar auf der
online-Plattform der Pharmazeutischen Zeitung ist ein bereits im Jahr 2009 verfasster
kritischer Beitrag
zum Nutzen von Vitaminpräparaten zu lesen, wobei ich persönlich es von
der Lobby der Pharmazeuten eigentlich zuletzt erwarten würde, sich die eigenen
Einnahmequellen abzugraben (und ganz ketzerisch könnte ich mir deshalb
vorstellen, dass diesem Artikel mit größter Wahrscheinlichkeit ganz
andere Beweggründe zugrunde liegen).
Bleiben Sie deshalb immer kritisch und wachsam. Stellen Sie ihren Speisezettel mit
gesunden, frischen, abwechslungsreichen Lebensmitteln zusammen, um so mit sämtlichen
Vitaminen und Mineralstoffen in ausreichender Menge und vor allem in einem ausgewogenen
Verhältnis versorgt zu sein. Übrigens: Selbst wenn Sie sehr viele und sehr vitalstoffreiche
Lebensmittel verzehren, kommt es so gut wie nie zu Überdosierungen aus diesen
natürlichen Quellen. Das könnte höchstens bei einer sehr einseitigen
Ernährung passieren. In Sonderfällen – bei ernsthaften Erkrankungen
oder auch bei einseitigen Diäten (die eigentlich nie zu empfehlen sind) –
können vorübergehende Nahrungsergänzungen mit zusätzlichen Vitaminen
und/oder Mineralstoffen sinnvoll sein – dies ist aber nicht die Regel.
Bitte lesen Sie hierzu auch folgende Beiträge:
Nahrungsergänzungsmittel – und welche Grundsätze gilt es zu beachten
Vitamin D und Sonne
Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
nach oben