Wenn Sie ein Medikament vom Arzt verschrieben bekommen, liegt der Packung grundsätzlich der so genannte
Beipack- oder Waschzettel bei. Hier finden Sie nicht nur die Anleitung, wie das Mittel einzunehmen oder
anzuwenden ist, falls Ihr Arzt Ihnen keine anderslautende Anweisung gegeben hat. Zusätzlich sind alle
Inhaltsstoffe aufgeführt, die das Präparat enthält. Dies heißt, dass nicht nur die Wirkstoffe aufgeführt
sind, sondern auch alle Hilfs- und Zusatzstoffe, wie u.a. Füll-, Farb- und Geschmacksstoffe.
Darüber hinaus ist eine meist sehr lange Liste von Nebenwirkungen abgedruckt, die dieses Präparat auch
bei vorschriftsmäßiger Einnahme haben kann. Das bedeutet nicht, dass alle diese Nebenwirkungen zwangsläufig
und bei jedem Patienten auftreten müssen, sondern lediglich, dass eine solche Möglichkeit besteht. Auch ist
aufgeführt, welche Nebenwirkungen auftreten können, wenn Sie neben der Erkrankung, gegen die Ihnen dieses
Mittel verordnet wurde, auch noch andere Krankheiten oder Funktionsstörungen haben. Dabei sind diese möglichen Nebenwirkungen zum
einen in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit des Auftretens (sehr häufig, häufig, selten etc.) geordnet,
zum anderen aber auch in Bezug zu den Orten der Nebenwirkung (Verdauungssystem, Nervensystem etc.) gesetzt.
Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen
Eigentlich wäre Ihr Arzt verpflichtet, Sie über die möglichen Nebenwirkungen eines Präparates aufzuklären,
bevor er Ihnen dieses verschreibt und Sie bei dieser Gelegenheit zu fragen, ob Sie mit dieser
Verordnung einverstanden sind. Da dies jedoch meist unterlassen wird (verständlicherweise, denn so viel
Zeit hat kein niedergelassener Arzt und bekommt einen solchen Zeitaufwand auch von keiner Krankenkasse
vergütet), sollten Sie schon aus eigenem Interesse
den Beipackzettel sehr sorgfältig lesen.
Eine nicht unbeträchtliche Zahl derjenigen Patienten, die die Packungsbeilage – im Volksmund
auch Waschzettel genannt – gelesen haben (was leider nur
die wenigsten tun), ist nach der Lektüre dieser Informationen sehr verunsichert und nimmt die oftmals
teuren Mittel nicht ein. Dies kann für die Gesundheit fatale Folgen haben. Hier wäre es ganz sicherlich
von Vorteil gewesen, wenn der Arzt die möglichen Nebenwirkungen vor dem Ausstellen des Rezepts mit dem
Patienten besprochen hätte.
Aut idem
Da er dies aus den o.a. Gründen in der Regel nicht tut, sollten Sie Ihren Arzt zumindest vor der Verordnung
auf eventuelle Unverträglichkeiten und/oder Allergien hinweisen, denn in sehr, sehr vielen Präparaten
sind z.B. Hilfsstoffe wie Laktose, Zuckeralkohole (wie u.a. Sorbit oder Xylit) oder auch Gluten und sonstige
Allergene enthalten. Hier sollte der Arzt dann mit Ihnen zusammen ein Präparat
suchen, das frei von diesen Stoffen ist. Wichtig ist dann, dass er auf dem Rezept das Kästchen mit der
Bezeichnung »
aut idem« ankreuzt. Als Kassenpatient können Sie nur dann sicher sein, genau
dieses Präparat und kein Mittel von einem anderen Hersteller zu bekommen: Um Geld zu sparen, haben die
verschiedenen Krankenkassen Verträge mit den unterschiedlichen Pharmafirmen abgeschlossen, und die Apotheken
sind verpflichtet, Ihnen ein Präparat des für Ihre Krankenkasse billigsten Lieferanten und einen solchen mit
einem Kooperationsvertrag mit Ihrer Krankenkasse auszugeben. Einzige
Voraussetzung ist, dass der/die Wirkstoffe dem Rezept entsprechen. Welche Hilfsstoffe enthalten oder nicht
enthalten sind, spielt dabei keine Rolle. Wenn jedoch das »aut idem«-Kästchen angekreuzt ist, dann
heißt das für den Apotheker, dass er Ihnen exakt das Mittel des Herstellers aushändigen muss, das der Arzt
verschrieben hat. Aut idem ist lateinisch und bedeutet »oder das Gleiche«. Aus historischen Gründen
wird das Kästchen angekreuzt – eigentlich müsste es ja durchgestrichen werden, da Sie ja eben nicht
etwas Gleichwertiges erhalten sollen.
Im Zweifelsfalle erneut mit dem Arzt sprechen
Das nächste Problem für Sie ist, dass Sie den Beipackzettel erst zu lesen bekommen, wenn Sie das Mittel
erworben haben. Wenn Ihnen nun bei dieser nachträglichen Lektüre Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen
kommen, können Sie entweder Ihren Arzt oder aber den Apotheker hierzu befragen. Darüber hinaus haben Sie
auch die Möglichkeit, bei einem anderen Arzt eine zweite Meinung über eine Therapie bzw. ein Mittel
einzuholen. Wenn jedoch keiner Ihre Sorgen entkräften kann, sollten Sie auf jeden Fall Ihren Arzt bitten,
mit Ihnen gemeinsam eine Alternative zu suchen. Das Präparat lediglich wegzulassen, könnte u.U.
gesundheitliche Folgen haben.
Schade ist jedoch, dass Sie das oftmals sehr teure Mittel nun nur noch entsorgen können, denn der Apotheker
darf es, sobald es seinen Laden verlassen hat, aus Sicherheitsgründen nicht mehr zurücknehmen. Somit
hat nicht nur Ihre Krankenkasse dieses Produkt umsonst bezahlt, sondern auch Ihre prozentuale
Eigenleistung war »für die Katz«.
Beipackzettel-Informationen im Internet suchen
Besser ist es, wenn Sie im Internet den Beipackzettel suchen (Suchbegriffe: [Medikamentenname]
und »Beipackzettel« oder »Inhaltsstoffe«). Hier finden Sie für jedes
Präparat die benötigten Informationen und können bereits
vor dem Kauf in der Apotheke
entscheiden, ob Sie das Rezept einlösen oder lieber ein erneutes Gespräch mit dem Arzt
suchen wollen.
Wechselwirkungen
Neben den mehr oder weniger gravierenden Nebenwirkungen, die leider die meisten Medikamente haben,
gibt es auch Wechselwirkungen. Dies sind Nebenwirkungen, die auftreten, wenn Sie neben diesem Präparat
auch noch andere Mittel einnehmen. Wirkungen des einen Medikaments können durch ein weiteres verstärkt oder auch abgeschwächt werden.
Oder aber es kann sich die Wirkung verändern, weil Ihr Körper bei
einer Leberschädigung oder Nierenschwäche Wirkstoffe aus dem Medikament nicht richtig abbauen kann und
Sie auch Medikamente gegen diese Probleme einnehmen. Es gibt ebenso viele Wechselwirkungen, wie es Medikamente
gibt. Im Groben sind den Pharmafirmen einige Wechselwirkungen mit den verschiedenen Wirkstoffgruppen bekannt,
aber ob die Hersteller wirklich daran interessiert sind, sich hier richtig Mühe zu geben, um möglichst viele
dieser nicht selten auch recht gefährlichen Wechselwirkungen zu erforschen und ihre eigenen Präparate dann
nicht mehr an den Mann/die Frau bringen zu können, ist (für mich) die Frage.
Zudem werden von den Ärzten der verschiedenen Fachrichtungen, die die immer älter werdenden Menschen behandeln
(und die oftmals auch gar nicht voneinander wissen), viel zu viele Medikamente verschrieben, so dass es nicht
ungewöhnlich ist, dass ältere Damen und Herren häufig sechs, acht oder mehr verschiedene Präparate einnehmen.
In solchen Fällen muss ich bei allen Bedenken, die ich persönlich gegenüber den Pharmaherstellern habe,
zugeben, dass es hier – wenn man noch die individuellen Konstitutionen und Erkrankungen der Patienten
hinzunimmt – unberechenbar werden kann, welche Wechselwirkungen auftreten bzw. auftreten könnten.
Wichtig ist hier aber auf jeden Fall, dass Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt in dem Moment, in dem er Ihnen ein Mittel
verschreiben will, immer aufklären, welche Medikamente Sie bisher schon nehmen und an welchen diesen Medizinern
noch nicht mitgeteilten Erkrankungen Sie außerdem noch leiden. Nur so kann er zumindest versuchen, Wechselwirkungen
zu beachten.
Am besten ist es jedoch immer, gemeinsam mit dem Arzt abzuwägen, ob ein Medikament
überhaupt erforderlich
ist, oder ob es Alternativen (z.B. mit einer Ernährungsumstellung oder im Lebenswandel) gibt, die eine Einnahme
überflüssig machen. Ich gebe zu, der Arzt wird dies oftmals nicht gerne sehen, denn solche gemeinsamen
Überlegungen sind für ihn zeitraubend. Dazu kommt, dass es Ihnen selbst vielleicht auch einfacher erscheint,
»nur« eine Tablette einzunehmen, als beispielsweise täglich eine Viertelstunde auf dem Heimtrainer
zu strampeln. Auf lange Sicht jedoch könnte sich die Mühe lohnen – man muss nur mal darüber nachdenken.
Wechselwirkungen mit Nahrungsergänzungsmitteln
Zusätzlich zu den Wechselwirkungen mit Medikamenten kann es durchaus auch Wechselwirkungen mit
scheinbar harmlosen Nahrungsergänzungsmitteln geben. Da die Nahrungsergänzungsmittel
jedoch selten einen ausführlichen
Beipackzettel enthalten und dort schon gar nicht über mögliche Neben- und/oder Wechselwirkungen
aufgeklärt werden muss, kann es ein Vabanquespiel sein, wenn Sie neben den ärztlich verordneten
Mitteln (oder solchen, die Sie sich ohne Rezept aus der Apotheke besorgen können) zusätzlich noch
verschiedene Vitamin- und Mineralstoffpräparate und sonstige Mittelchen einnehmen – zumal,
wenn Sie ohne eine Empfehlung von spezialisierten Beratern in Eigenregie vorgehen. Nicht selten
nehmen Menschen im Glauben, sich etwas Gutes zu tun, ganze Hände voll mit »Gesundheits-«Produkten,
Pillen, Kapseln, Säften und Pülverchen!
Dass viele dieser Präparate oftmals kaum einen Nutzen haben und nur haufenweise Geld kosten,
steht auf einem anderen Blatt (bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Vitamine und Mineralstoffe«).
Tatsache ist aber, dass man diese Produkte bei einer ärztlichen
Medikamenten-Verordnung
eigentlich auch dem Arzt nennen müsste – nur habe ich hier durchaus Verständnis,
wenn ein Arzt dies nicht auch noch in seine Betrachtungen mit einbeziehen will und aufgrund der
andersartigen Schwerpunkte und Ausbildungen meist auch nicht kann.
Wenn Ihnen ein naturheilkundlich geschulter Arzt, ein Heilpraktiker, Ernährungsberater oder ein
Gesundheitspädagoge ein naturheilkundliches Mittel empfiehlt, geschieht dies meist vor dem
Hintergrund eines profunden Wissens und langjähriger Erfahrungen mit diesem Mitteln. Viele
dieser Kolleginnen und Kollegen haben auch Basiswissen über verschiedene Standard-Medikamente
und können so eventuelle Probleme einschätzen – vor allem aber auch, weil sie sich Zeit
nehmen können, Ihre gesamten Beschwerden ganzheitlich zu erfassen – so dass sie auf Gefahren
mit Medikamenten aufmerksam machen können. Am besten wäre es natürlich, wenn sich diese Behandler
und Berater mit Ihrer Erlaubnis mit Ihren Ärzten kurzschließen könnten, um
in Frage kommende Mittel
abstimmen zu können. Bitte geben Sie deshalb nicht nur Ihren Ärzten Informationen über sämtliche
Mittel, die Sie einnehmen, sondern auch allen anderen Beratern. Im Zweifelsfalle sollten zumindest
letztere von Ihnen erfragen, welche Medikamente Sie einnehmen, bevor sie Empfehlungen für alternative
Präparate aussprechen und ggf. Ihr Einverständnis für eine Absprache mit Ihrem Arzt erbitten.
Ein weiteres Problem ergibt sich hierbei, dass sich diese Berater nur auf ihre eigenen Erfahrungswerte
beziehen können. Kein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln ist verpflichtet, Forschungen über die Wirkungen
oder gar über die Neben- und/oder Wechselwirkungen anzustellen. Da diese Präparate nach dem »Futtermittelgesetz«
hergestellt werden, braucht der Produzent nur anzuzeigen, dass mit den Mitteln »die Ernährung von
gesunden Personen
ergänzt werden kann«. Ob die Produkte einen gesundheitlichen Mehrwert haben, muss keineswegs bewiesen werden – ja,
er darf es ohne einen Beleg durch Studien aufgrund der
Health-Claims-Verordnung
auch gar nicht. Aber bisher hat noch so gut wie jeder Produzent ein Schlupfloch gefunden, wie er mit schwammigen
Formulierungen dem Verbraucher suggerieren kann, welch tolles Präparat er in Händen hält. (Bitte lesen Sie hierzu auch
den Beitrag »
Grundsätze zu Nahrungsergänzungsmitteln«.)
Die ehemalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast (Mitglied des Deutschen Bundestages),
von den »Grünen« setzt sich seit längerem dafür ein, dass
auch Nahrungsergänzungsmittel
besser reguliert werden. Viele Hersteller laufen dagegen Sturm, weil die so erforderlichen Nachweisstudien
kostenträchtig sind und dies ihre derzeit reichlich sprudelnden Gewinne schmälern würde. Auch wenn eine solche Regelung wahrscheinlich
die Präparate verteuern würde, sehe ich mit einer solchen Regelung ausschließlich Vorteile für den Verbraucher, denn es erhöht die Sicherheit
der Produkte.
Einige Beispiele
Verdauungsbeschwerden stehen ganz oben auf der Liste der möglichen Nebenwirkungen von Medikamenten, die
eingenommen werden. Und das ist auch einleuchtend: Weder der Magen, in dem die Tabletten, Kapseln oder Pulver
zuallererst ankommen, kennt diese künstlichen Stoffe, noch ist die Magenschleimhaut auf solche Substanzen
eingestellt und ihnen schutzlos ausgeliefert. Auch der Darm kennt sie nicht und hat keine von der Natur vorgesehenen
Mechanismen, diese Stoffe zu verdauen. Und natürlich sind solche Substanzen auch den »uralten«
Darmbakterien unbekannt, weshalb die Darmflora rasch mit Entgleisungen reagieren kann. Und nicht zuletzt wird
unsere Leber stark beansprucht, wenn sie diese Chemikalien abbauen und unschädlich machen muss, was dieses Organ und damit
die gesamte Verdauungsleistung beeinträchtigt. Insbesondere ältere Menschen, die viele verschiedene Medikamente
zu sich nehmen, bekommen dann Probleme mit Magen und Darm – und flugs wird ein Säureblocker
(
Protonenpumpenhemmer) als »Magenschutz« verschrieben.
Dass
Antibiotika in den meisten Fällen gravierende Auswirkungen auf die
Qualität der intestinalen Mikrobiota
(Darmflora) haben, ist mittlerweile sicherlich jedem bekannt. Diese Medikamente, die zwar im Ernstfalle ein
großer Segen sind, weil sie bakterielle Erkrankungen bekämpfen, an denen früher Menschen gestorben sind,
töten jedoch nicht nur die Krankheitserreger ab, sondern immer gleichzeitig auch gute Bakterien im Darm.
Somit wird das Gleichgewicht zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien gestört und kann sich erst
im Laufe mehrerer Wochen oder sogar Monate wieder erholen. Dies bedeutet
keinesfalls, dass ich von der Einnahme
von Antibiotika generell abraten will, aber Tatsache ist, dass Antibiotika viel zu häufig und leider auch viel zu
häufig in vollkommen ungeeigneten Augenblicken eingesetzt werden, beispielsweise, wenn eine Erkrankung nicht von
Bakterien, sondern von Viren verursacht wird (z.B. die meisten Erkältungsinfekte). Antibiotika sollten wegen der
schweren Nebenwirkungen grundsätzlich nur in wirklichen Ernstfällen eingesetzt werden. Bitte lesen Sie hierzu
auch den Beitrag »
Antibiotika«.
Auch
Antidepressiva – also Mittel gegen psychische Beeinträchtigungen – haben Nebenwirkungen.
An dieser Stelle möchte ich »nur« die Nebenwirkungen auf das Verdauungssystem eingehen: Diese Mittel beruhigen
das Nervensystem. Da auch unser Verdauungssystem durch nervliche Impulse gesteuert wird, wird bei der Einnahme
eines Antidepressivums natürlich auch die
Verdauung mit beeinflusst, sprich verlangsamt. Dies kann dann z.B.
Verstopfung, aber durch die Mitbeteiligung aller Verdauungsdrüsen auch eine
unzureichende
Verdauungsleistung nach sich ziehen. Leider werden Antidepressiva sehr häufig auch bei einem
Reizdarm-Syndrom
verschrieben. Gerade in solchen Fällen ist es besonders wichtig, noch einmal zu überlegen, ob dies der richtige Ansatzpunkt ist.
Leider viel zu viele Ärzte suchen (aufgrund von fehlendem Hintergrundwissen oder auch aufgrund von Zeitmangel)
nicht intensiv genug nach der wirklichen Ursache der Probleme und schieben das auf die Psyche. Meine Meinung
ist, dass es sich hier manch einer zu leicht macht. Meine Empfehlung in solchen Fällen wäre, sich eine zweite Meinung
von einem anderen Arzt oder Berater einzuholen.
Aber auch hier der dringende Hinweis: Bitte setzten Sie
nie die Einnahme
von verschriebenen Antidepressiva ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Allerdings dürfen Sie selbstverständlich
mit ihm gemeinsam kritisch hinterfragen, warum und ob ein solches Mittel erforderlich ist.
Weitere einleuchtende Beispiele sind sicherlich
Flohsamenschalen, die bei
verschiedenen
Verdauungsbeschwerden die Stuhlkonsistenz optimieren oder
Heilerde, Zeolith oder Kaffeekohle, die Gift- und Schadstoffe
absorbieren sollen. Wenn Sie diese Präparate gleichzeitig mit
einem Medikament einnehmen, saugen diese natürlichen Substanzen die Wirkstoffe aus den Medikamenten
auf und schleusen sie ungenutzt aus dem Körper. So kann das Medikament nicht oder zumindest nicht vollständig wirken. Wenn Sie nun
dem Arzt nur berichten, dass das verordnete Mittel nicht richtig hilft, wird er ohne Wissen um die
Nahrungsergänzungsmittel vielleicht die Dosis erhöhen, um die von ihm beabsichtigte Wirkung zu
erzielen. Wenn Sie nun die Flohsamenschalen oder die Heilerde irgendwann weglassen, ist das
ärztliche Medikament rasch überdosiert – mit den entsprechenden Gefahren.
Auch
Vitamin-Präparate sind nicht völlig unbedenklich, wenn Sie nicht von einem Arzt oder geschulten
Therapeuten empfohlen werden. Wie Sie wissen, gibt es wasserlösliche (alle B-Vitamine und Vitamin C)
und fettlösliche Vitamine (Vitamine A, D, E und K). Wenn die wasserlöslichen Vitamine überdosiert
werden, passiert in selteneren Fällen etwas – außer, dass die Überschüsse ausgeschieden werden und
unnötig viel Geld gekostet haben. Wenn jedoch fettlösliche Vitamine überdosiert werden, werden diese
im Körperfett gespeichert und können teils noch über Wochen und Monate unberechenbare Nebenwirkungen
haben. Zu den eingenommenen Vitamin-Präparaten kommen noch all die Zusätze, die von der Industrie
in teilweise astronomischen Mengen den Nahrungsmitteln zugesetzt werden – da kommen rasch
teilweise sehr hohe Rationen zusammen. Ganz abgesehen davon, dass in unseren Breiten in den
allermeisten Fällen alle Vitamine in unserer Nahrung in ausreichender Menge enthalten sind. Nur
in wenigen Ausnahmen (z.B. bei einer frisch diagnostizierten
Zöliakie oder bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen oder bei der bei uns meist gegebenen Unterversorgung des
Vitamin D) kann es
erforderlich sein, künstliche Vitamine zu substituieren. Dies sollte
aber nie auf eigene Faust, sondern grundsätzlich nur nach entsprechenden ärztlichen Tests und
Empfehlungen geschehen.
Von solchen einfachen Fällen gibt es noch sehr viel mehr – allein diese wenigen Beispiele sollen
Ihnen verdeutlichen, wie wichtig es ist, auch ärztliche Verordnungen immer gemeinsam mit dem Arzt kritisch
zu hinterfragen und Nahrungsergänzungsmittel und frei verkäufliche Arzneien nicht ohne Hintergrundwissen
einzunehmen.
Ein anderes Beispiel zeigt, wie eine Nebenwirkung eines Medikaments mit anderen Medikamenten
bekämpft werden soll: Mindestens jeder vierte Deutsche leidet an COPD oder wird im Laufe seines
Lebens daran erkranken.
COPD (
chronic
obstructive
pulmonary
disease),
eine Erkrankung der Lunge mit chronisch entzündeten und verengten Bronchien, kann sich in
Folge von Rauchen und/oder der Verschmutzung der Atemluft (Umweltverschmutzung, berufliches
Umfeld) entwickeln. In der Folge kann sich ein Lungenemphysem, also eine dauerhafte
Überblähung der Lunge, entwickeln. Die Symptome sind anfänglich Husten und Atemnot, dann
kommen Leistungseinschränkungen hinzu, und letztendlich kann eine unbehandelte COPD sogar
zum Tode führen.
Hinzu kommen etwa 5% der Bevölkerung, die an
Asthma leiden. Auch hier können sich in bestimmten Situationen
– teils dauerhaft, teils unter Belastung oder in Verbindung mit bestimmten Allergenen –
die Bronchien krampfhaft verengen.
Der Lungenfacharzt verordnet bei beiden Erkrankungen anfangs meist ein (evtl. cortisonhaltiges) Spray, das inhaliert
werden muss, um der Entzündung und der Verengung entgegenzuwirken. Das Cortison wirkt hierbei
entzündungshemmend. Und da die Muskulatur, die die Verengung der Bronchien erzeugt, u.a. durch
den Sympathikus (das autonome oder unwillkürliche Nervensystem) gesteuert wird, greifen weitere
Inhaltsstoffe genau an dieser Stelle ein, um die Muskulatur zu entspannen. Da der Sympathikus
aber auch große Teile des Verdauungssystems versorgt, wirken diese Stoffe über den Blutkreislauf
natürlich auch hier – es wird z.B. mehr Magensäure gebildet. Viele Patienten, die solche
Sprays benutzen, wundern sich dann über
Sodbrennen und Reflux. Bitte lesen Sie hierzu auch den
Beitrag »
Sodbrennen und Reflux«.
Da den wenigsten Betroffenen dieser Zusammenhang bewusst ist, berichten Sie dem Arzt – in
diesem Falle meist dem Hausarzt, der vielleicht gar nichts von den Verordnungen des Lungenfacharztes
weiß – von ihren Magenbeschwerden. Dieser verordnet, wenn Sie Pech haben, einen
Protonenpumpenhemmer (PPI), der die Magensäureproduktion unterbindet.
Da die PPI bis zu einer
gewissen Konzentration frei verkäuflich sind, können Sie diese sogar von »hilfsbereiten«
Apothekern auch ohne Rezept gleich mit nach Hause nehmen.
Und nun sitzen Sie erst Recht in der Tinte: Wenn die für eine optimale Verdauung erforderlich Magensäure
fehlt oder in zu geringer Menge zur Verfügung steht, werden die Nahrungsbestandteile nur unzureichend
verdaut. Dies hat
negative Auswirkungen auf die gesamte Verdauungsleistung, auf die optimale
Zusammensetzung Ihrer Darmbakterien und auf Ihre Darmschleimhaut – ein Teufelskreis beginnt,
der vielleicht »nur« zu mehr und mehr Unwohlsein führt, ggf. aber auch mit weiteren
Medikamenten (und ihren Nebenwirkungen) bekämpft werden soll.
… und die Lösung?
Zunächst einmal möchte ich Sie unbedingt darauf hinweisen, verordnete Medikamente nicht ohne
Rücksprache mit dem Arzt, der diese verschrieben hat, abzusetzen oder erst gar nicht zu nehmen.
Sie sollten jedoch vor jedem Arztgespräch eine
aktuelle Liste aller Präparate, die Sie
einnehmen oder verwenden, erstellen und dem Arzt zeigen. An dieser Stelle noch einmal der Hinweis,
dass
jedes Präparat auf diese Liste gehört, also auch Augentropfen, Inhalationssprays,
Salben und (Scheiden-)Zäpfchen, die Sie von anderen Fachärzten verordnet bekommen haben und
sämtliche freiverkäuflichen Medikamente und auch alle Nahrungsergänzungsmittel. Sie können sich ggf. bei Ihrem
Hausarzt oder Apotheker einen
Medikationsplan erstellen lassen und diesen durch Ihre
selbstbesorgten Präparate ergänzen. Diese Liste beziehen Sie in jedes Arztgespräch mit ein, und auch
sorgfältige Heipraktiker oder Ganzheitliche Berater sollten diese Aufstellung zu sehen bekommen.
Bedenken Sie bei jeder Verordnung auch, dass es
häufig Alternativen zu Medikamenten geben kann.
Oftmals kann – zumindest auf lange Sicht – sportliche Betätigung, eine Ernährungsumstellung
und/oder auch ein sinnvolles Stressmanagement helfen (bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Entspannung« und alle weiteren Beiträge zum Thema
»
Ganzheitliche Gesundheit« unter dem Menüpunkt »Wissensdatenbank«).
Auch
Krankengymnastik, Ostheopathie, Akupunktur und
viele andere alternative Behandlungsformen können eventuell hilfreich sein. Bitte beachten Sie aber: nicht
alle Behandlungsformen (und alle »Behandler«) sind seriös, es tummeln sich leider auf diesem Sektor
auch einige schwarze Schafe. Somit ist immer eine besondere Aufmerksamkeit ratsam!
Am besten befragen Sie Ihren Arzt auch zu möglichen Alternativen. Nur sind leider viele Ärzte allein aufgrund von
Zeitmangel, aber häufiger auch, weil Ihnen hierzu die Ausbildung und die Informationen fehlen, nicht in der Lage,
erfolgversprechende, aber eben leider meist auch beratungsintensive Alternativen mit Ihnen anzudenken.
Vor allem sollten Sie, falls Sie zu den Menschen gehören, die sich gerne auf eigenen Faust das eine oder andere
Nahrungsergänzungsmittel besorgen, diese in jedem einzelnen Fall kritisch betrachten und überlegen,
ob es wirklich erforderlich ist. Gerade bei Nahrungsergänzungsmitteln ist weniger in sehr vielen
Fällen oft mehr.
Selbstverständlich gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die in bestimmten Fällen durchaus Ihre
Einsatzgebiete haben und viel bewirken können. Nur muss ein und dasselbe Präparat nicht in
jedem Falle nützlich sein, sondern kann im Gegenteil, wenn es falsch eingesetzt wird, sogar
viel Schaden anrichten. Nur weil ein Produkt »natürlichen« Ursprungs ist, heißt
dies noch lange nicht, dass es unbedenklich ist. Und eben auch nicht, dass es in Verbindung
mit anderen Mitteln oder Arzneien grundsätzlich ohne Neben- oder Wechselwirkungen ist.
Bitte lesen Sie auch folgenden Beitrag:
Grundsätze von Nahrungsergänzungsmitteln
Vitamine und Mineralstoffe
Vitamin D und Sonne
Zöliakie und Gluten-Sensitivität
Sodbrennen und Reflux
Antibiotika
Entspannung
Ganzheitliche Gesundheit
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