Enzyme steuern unser Leben. Oder genauer ausgedrückt: ohne Enzyme können wir nicht leben, denn unsere gesamten Stoffwechselfunktionen benötigen die
verschiedensten Enzyme. Bei einem Mangel an einem oder mehreren Enzymen treten Probleme auf, weil die entsprechenden Prozesse nicht oder in nicht
ausreichendem Maße ablaufen. Dies führt nicht nur zu Einschränkungen, die direkt mit diesen bestimmten Enzymen in Zusammenhang stehen, sondern es kann
u.U. auch eine Kaskade von nachgeschalteten Reaktionen verursachen. Eine
ausreichende Produktion aller Enzyme ist deshalb sehr wichtig –
und dafür kann jeder auch selbst eine Menge tun.
Definition
Enzyme (die veraltete Bezeichnung ist Ferment) sind Proteine, die mit ihren verschlungenen und zahlreichen Verästelungen und Kullerchen versehenen Aufbau
ein wenig so aussehen, wie die ersten Zeichnungen kleiner Kinder. Und doch löst ein jedes Enzym ganz spezifische und für unseren Stoffwechsel wichtige
chemische Reaktionen und Veränderung aus.
Für das tiefgreifende Verständnis der Enzyme, ihres jeweiligen chemischen Aufbaus und der von ihnen angestoßenen Funktionen bräuchte es ein langwieriges
Universitätsstudium. Aber ich verspreche, Sie mit diesem Beitrag nicht zu überfordern und nur das Wesentliche zusammenzufassen, um zu verstehen, wann und
wie es sinnvoll sein kann, Enzyme einzunehmen und wann vielleicht auch nicht.
Die enzymatischen Reaktionen laufen
auf katalytischem Wege ab, d.h. das Enzym selbst wird nicht »aufgebraucht«, sondern stößt mit seinem
Vorhandensein lediglich die entsprechende Veränderung an. Das kann man sich z.B. gut am Beispiel des Katalysators im Auto veranschaulichen, der die
Verbrennungsrückstände der Abgase verändert und bindet, dessen Bestandteile ja aber auch nicht weniger werden. Ich gebe zu, dass dieses Beispiel ein wenig
hinkt, denn es sind ja keine Enzyme, die im Auspuff die Schadstoffbindung bewirken, aber das Prinzip der katalytischen Reaktion sollte deutlich werden.
Ein Beispiel (unter Hunderten) für eine enzymatische Reaktion ist die Aufspaltung des Milchzuckers (Laktose) durch das Enzym Laktase: Ist Laktase im Dünndarm
vorhanden, kann der Milchzucker aus der (Mutter)Milch in seine beiden Bestandteile Traubenzucker und Schleimzucker zerlegt werden, die dann vom Verdauungssystem
aufgenommen werden können. Ohne dieses Enzym wird der Milchzucker nicht aufgespalten und nicht im Dünndarm verdaut und gelangt deshalb in den Dickdarm, wo er
Probleme verursacht.
Wirkung
Die in großer Zahl und Vielfältigkeit vorhandenen Enzyme in unserem Körper lösen die verschiedensten Reaktionen aus, wobei jedes Enzym nur eine ganz
spezifische
Reaktion anstoßen kann. Veranschaulichen kann man sich dies mit dem Schlüssel-/Schloss-Prinzip: In jedes Schloss passt nur ein ganz spezieller Schlüssel,
und kein anderer Schlüssel kann das Schloss öffnen – auch nicht ein ganzes Schlüsselbund. Es würde also nicht ausreichen, wenn unser Körper in Summe genügend
Enzyme produzieren würde. Steht von einer Enzym-Art genügend zur
Verfügung und von anderen zu wenig, wäre ersteres zwar für die Prozesse, die mit eben dieser Art ausgelöst werden, gut. Aber an der Stelle, wo es mangelt, holpert
es bei den entsprechenden Prozessen. Dabei ist zu beachten, dass unser Organismus durchaus wirtschaftlich arbeitet: da nicht benötigte Überschüsse quasi umsonst
produziert würden, passt sich die Produktion von Enzymen dem Bedarf an, und nicht (mehr) benötigte Produktionsmengen werden so weit reduziert, bis sich Angebot
und Nachfrage wieder entsprechen.
Um wieder beim Beispiel Laktose zu bleiben: Wird nach dem Abstillen keine (Mutter)Milch mehr getrunken, wie die Natur dies ursprünglich vorsah, wird auch die
Produktion der Laktase heruntergefahren, denn sie wird nicht mehr benötigt. Dass dies zumindest hier bei uns in Nordeuropa mehrheitlich anders ist, liegt an einer
Genmutation, die bewirkt, dass bis ins höhere Alter Laktase gebildet werden kann. Aus diesem Grunde können diese Menschen auch später noch (Tier)Milch trinken.
Die Menschen ohne Genmutation hingegen, und das sind weltweit die allermeisten, sind spätestens Erwachsenenalter laktoseintolerant und würden bei Milchverzehr
Beschwerden bekommen (primäre
Laktose-Intoleranz).
Die oben getätigte Aussage, »das Enzym selbst würde sich nicht »aufbrauchen«, muss ich an dieser Stelle präzisieren: oftmals befinden sich die
Enzyme in den Körperzellen, die in regelmäßigen Abständen absterben und erneuert werden – und die Enzyme müssen wieder neu gebildet werden. Weiterhin können
sich die »Fühler« abnutzen, die die Enzyme aus ihrer Wirtszelle in den Darm, das »Darmlumen«, hineinstrecken, um ihre speziellen Substrate,
für die sie jeweils zuständig sind, zu erkennen und zu berühren und die chemischen Reaktionen auslösen zu können. Ohne diese Fühler sind die Enzyme wirkungslos,
weil sie »ihre« Substrate nicht detektieren können. Dies ist dann der Zeitpunkt, dass die Enzyme von der (neuen) Zelle neu gebildet werden müssen.
Enzym-Gruppen
Die verschiedenen Enzyme werden je nach ihrer Funktion im Organismus in mehrere Gruppen eingeteilt: dies sind erstens die Verdauungsenzyme, die beispielsweise
in den Zellen der Darmschleimhaut gebildet werden. Zweitens gibt es Enzyme, die
in den Verdauungsdrüsen (Speicheldrüsen, Magen, Leber, Galle und
Bauchspeicheldrüse) gebildet werden. Die Enzyme dieser beiden Gruppen wirken (vor allem) auf die Verdauung, und streng genommen müssten alle Enzyme aus diesen
beiden Gruppen zusammen als »
Verdauungsenzyme« bezeichnet werden. Es hat sich jedoch eingebürgert, nur die Enzyme aus der ersten Gruppe als
Verdauungsenzyme zu bezeichnen und diejenigen aus der zweiten Gruppe mit Bezeichnungen für dasjenige Organ zu beschreiben, dessen Funktionen sie unterstützen
– also z.B. als »Pankreas-Enzym« für ein Enzym, das einen Mangel von Bauchspeicheldrüsen-Enzymen ergänzen kann. Ein wenig fließend sind die
Grenzen trotzdem, und es werden auch in «Verdauungsenzym-Präparaten» teils Enzyme zugesetzt, die eigentlich in den Verdauungsdrüsen gebildet werden.
Und drittens gibt die
systemisch wirkenden Enzyme, die nicht nur im Verdauungssystem gebildet werden und wirken, sondern ihre Funktionen an den
verschiedensten Orten im Körper haben. Und last, but not least, gibt es viertens unzählige Enzyme, die nicht von unserem eigenen Körper gebildet, sondern
mit
der Nahrung aufgenommen werden. Auch solche Enzyme können unsere Organfunktionen unterstützen.
In diesem Beitrag klammere ich die systemischen Enzyme aus, die ohnehin grundsätzlich von einem fachlichen Therapeuten verordnet werden sollten. Systemisch
wirkende Enzyme sind z.B. Bromelain und Papain, die aus Früchten gewonnen und industriell aufkonzentriert werden. Anwendungsgebiete sollen hier z.B. zur
Unterstützung bei Verletzungen oder als Hilfe zur rascheren Heilung nach Operationen dienen, und es gibt entsprechende Präparate, die seit Jahrzehnten erfolgreich
eingesetzt werden. Da dieser Themenbereich aber nicht das Thema dieser Website ist, werde ich hier nicht näher auf diese
Art von Enzymen eingehen. Vor allem aber ist der Hinweis wichtig, dass
systemisch wirkende Enzyme keinerlei Effekte bei Verdauungsbeschwerden haben
– zumindest keine unmittelbaren, weshalb diese auch sehr teuren Produkte in diesem Zusammenhang nicht empfehlenswert sind.
Ich möchte hier zunächst auf die ersten beiden Enzymgruppen eingehen, die in der Darmschleimhaut und in den Verdauungsdrüsen gebildet werden und sich
direkt
auf die Funktionalitäten der Verdauung auswirken. Die Enzyme aus der Nahrung werde ich jedoch ebenfalls beleuchten, weil es hier zumindest
indirekte Zusammenhänge
mit einer gesunden Verdauung gibt.
Enzym-Namen
Enzyme erkennt man oft schon am Namen. Dieser besteht sehr häufig aus einem ersten Teil und einer Endung. Die Endung »ase« ist typisch für ein Enzym, und
der erste Teil kann einen Hinweis darauf geben, welchen Stoff es beeinflusst. Als Beispiel möchte ich hier noch einmal das Enzym Laktase bzw. Lactase (je nachdem,
ob man die ältere oder modernere Schreibweise wählt) bemühen: es hat die Endung »ase«, die es unschwer als Enzym kenntlich macht. Der erste Teil des
Namens ist »Lac« bzw. »Lak«, der darauf verweist, dass dieses Enzym die Laktose/Lactose (Milchzucker) in die beiden Bausteine aufspalten kann.
Lak/Lac steht für den lateinischen Begriff »Lac«, also Milch. Die Endung »ose« im Begriff Laktose/Lactose wird übrigens für die verschiedenen
Zucker verwendet.
Ein weiteres Beispiel wäre die Saccharase, die – Sie ahnen es schon – die Saccharose (Haushaltszucker) in ihre Bausteine aufspaltet. Es kann also oft
recht einfach sein, bereits aus den Namen der Enzyme die Wirkungen erkennen zu können.
Aber natürlich spalten Enzyme nicht ausschließlich die diversen Zuckerarten, sondern können auch viele andere Vorgänge im Körper anstoßen, und bei den Verdauungsenzyme
sind dies neben der Zuckerverarbeitung auch die Verdauung von Fetten (Lipiden) und Eiweißen (Proteinen).
Neben »ase« in Enzymnamen gibt es aber auch andere Formen. Wie die beiden obigen Beispiele zeigen, kann dies z.B. auch die Endung »in« sein.
Und oft weist der erste Teil im Namen nicht auf die Wirkung, sondern auf die Herkunft des Enzyms hin: das oben bereits erwähnte Bromelain stammt aus der Ananas,
einem Bromeliengewächs, und beim Papain ist es die Papaya.
Körpereigene Enzyme
Wenn die Verdauung reibungslos funktioniert, macht man sich in der Regel um seine Enzym-Produktion keine Gedanken – und das ist auch gut so.
Erst wenn Probleme auftreten wie beispielsweise Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, sollte nicht nur auf eventuelle
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und
bakterielle
Fehlbesiedelungen im Dünndarm) (SIBO und IMO) oder Dickdarm (Dysbiose) geschaut werden. Sehr häufig sind auch fehlende Enzyme und mangelnde Verdauungssäfte, die ja
auch reichlich Enzyme enthalten, eine Ursache, dass die Speisen nicht richtig verdaut werden.
Nicht immer kann man im Labor testen, ob bestimmte Enzyme in ausreichender Menge gebildet werden. Aber auf Umwegen kann man häufig Schlussfolgerungen aus den Werten
anderer Parameter ziehen. Hier braucht es z.B. Stuhl- und Bluttests, deren Werte dann von erfahrenen Diagnostikern interpretiert werden können.
Enzym-Präparate
Bei einem vermuteten oder definitiv nachgewiesenen Enzymmangel gibt es gute Möglichkeiten, Enzyme mit geeigneten Präparaten einzunehmen. Je nachdem, wo es hapert, müssen
dann die entsprechenden Enzyme ausgewählt werden. Nur einfach »irgendein Verdauungsenzym« zu nehmen, wird im günstigsten gar nichts bewirken (außer dem zum
Fenster hinausgeworfenen Geld). In ungünstigeren Fällen jedoch kann ein ungeeignetes oder auch »schlechtes« Präparat durchaus auch kontraproduktiv wirken und
bestehende Beschwerden noch verstärken. Ein tatsächlich aber
passendes Präparat, das auch
in der richtigen Weise und
in der richtigen Dosierung
eingenommen wird, kann die Beschwerden hingegen deutlich verbessern.
Es ist also zuerst einmal entscheidend, solche Mittel
korrekt auszuwählen: wo, warum und welche Verdauungsenzyme fehlen? Bis die Ursache abgestellt ist – falls
dies überhaupt möglich ist – kann es sinnvoll sein, genau diese Enzyme zu substituieren (zu ergänzen). Damit wird zunächst einmal der spezielle Mangel ausgeglichen.
Durch die verbesserte Gesamtlage kann sich nun die Verdauungsleistung insgesamt optimieren, wodurch sich in der Folge u.U. auch die körpereigene Enzymproduktion wieder
verbessern und somit die Verdauungsleistung nach und nach normalisieren kann. Auch wenn Enzym-Präparate als
Nahrungsergänzungsmittel frei verkäuflich sind, ist es doch wichtig, sie mit dem entsprechenden Hintergrundwissen
auf die entsprechenden Bedürfnisse zuzuschneiden.
Hier wieder ein Beispiel: Die bereits mehrfach erwähnte Laktase wird in den Zellen der Darmschleimhaut gebildet, sofern nicht eine angeborene, primäre Laktose-Intoleranz
vorliegt. Bei Entzündungen oder einer Mangelernährung der Darmschleimhautzellen wird in der Folge auch weniger Laktase gebildet – dies ist die sogenannte erworbene,
sekundäre Laktose-Intoleranz. Mit einem durch den Laktasemangel unzureichend verdauten Speisebrei und seinen Inhaltsstoffen werden die Zellen der Darmschleimhaut immer
weiter gereizt, was das Entzündungsgeschehen und die Mangelernährungslage der Zellen immer weiter vorantreibt. Wird, wenn nicht auf den Verzehr laktosehaltiger Speisen
verzichtet wird, das fehlende Enzym, also die Laktase, als Präparat in angemessener Menge zugeführt, können die Speisen wieder besser verdaut werden und es entstehen keine
ungewollten Abbauprodukte. Auch nimmt in einem verbesserten Milieu die Anzahl der guten Darmbakterien wieder zu, die mit ihren Stoffwechselprodukten die Schleimhautzellen
ernähren. Die Zellen können gesunden und wieder selbst die erforderliche Menge an Laktase produzieren. Dadurch wird dann auch die Einnahme von Laktase-Präparaten überflüssig.
Ebenso funktioniert dies mit vielen anderen Enzymen, die ebenfalls
in den Zellen der Darmschleimhaut gebildet werden.
Es gibt für solche Fälle Enzym-Präparate mit nur einem einzelnen Enzym (
Monopräparate), das bei einem ganz speziellen Mangel wie dem bereits erwähnten Laktasemangel
eingenommen werden kann. Hier ist es hilfreich, das Laktase-Enzym zu substituieren (supplementieren). Auch die Histamin-Intoleranz ist ein gutes Beispiel: um das
lebensnotwendige, aber nur in bestimmten Maßen förderliche Histamin im Körper abzubauen, braucht es das Enzym Diaminoxidase (DAO). Kippt die Balance zwischen Histamin
aus der körpereigenen Histamin-Produktion, aus der Nahrung und eventueller bakterieller Produktion und der DAO, reichert sich zu viel Histamin im Körper an – diese
ist eine Histamin-Intoleranz (Histaminose). Hier kann man die Diaminoxidase in Form eines Präparates zuführen. In den beiden Beispielen und ähnlichen Fällen reicht es, nur
ein einziges Enzym zu substituieren, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Dosierung des jeweiligen enthaltenen Enzyms muss ganz individuell der Bedarfsmenge angepasst
werden, um optimal wirken zu können.
Im Falle einer Oligosaccharid-Intoleranz, bei der es in der Regel an mehreren Verdauungsenzymen mangelt, ist es hingegen sehr viel zielführender, ein
Multipräparat
mit verschiedenen Enzymen einzunehmen. Gerade bei der
Oligosaccharid-Intoleranz ist es erstens kaum möglich, ein einzelnes Enzym bzw. dessen Mangel dingfest zu machen,
und zweitens werden die Enzyme, die für den Abbau der verschiedenen Oligosachcharide benötigt werden, von den meisten Menschen ohnehin nur in eingeschränktem Maße hergestellt.
Wer kennt nicht den Spruch »Jedes Böhnchen macht ein Tönchen«? Verstärkte Blähungen nach dem Genuss von oligosaccharidreichen Hülsenfrüchten, aber auch bei
Kohlgemüsen, Zwiebeln und Lauch sind »normal – eben, weil wir alle nur wenige passende Enzyme für diese gesunden Lebensmittel produzieren können. Aber an welchem
Enzym oder an welchen Enzymen es dezidiert mangelt, ist schwer zu bestimmen. Hier ist es dann sinnvoll, ein Multipräparat mit einer ganzen Palette von infrage kommenden
Enzymen einzunehmen.
Es gibt auch (gesunde) Bestandteile von Lebensmitteln, für die unser menschliches Verdauungssystem überhaupt keine Enzyme bereitstellt. Dies sind die Polysaccharide, besser
bekannt unter der Bezeichnung
Ballaststoffe. Diese können wegen dieses natürlichen Mangels nicht im Dünndarm aufgespalten werden und gelangen in den Dickdarm. Dort
dienen sie als wertvolles Futter für unsere Darmbakterien, die durch Fermentation auch aus diesen Nahrungsbestandteilen noch Energie ziehen und unserem Organismus zur
Verfügung stellen können. Da dabei jedoch »Abgase« entstehen, die wir in Form von Blähungen spüren, kann es hilfreich sein, bei solchen Symptomen auch Enzyme zu
supplementieren, die die Verdauung von Polysacchariden erleichtern.
Ein gutes Multipräparat mit Verdauungsenzymen sollte deshalb nach dem Gießkannenprinzip
eine möglichst breite Palette derjenigen Enzyme enthalten, die in der
Darmschleimhaut gebildet werden und die zusätzlich auch die Polysaccharide aufspalten können. Sinnvoll sind hier Kombinationen u.a. mit Alpha-Galactosidase, Laktase, Cellulase,
Hemicellulase, Maltase und Invertase. Oft enthalten solche Präparate aber auch ergänzend Amylase(n), Protease(n) und/oder Lipase. Ja, manche dieser Wirkstoffe in solchen
Multipräparaten mögen im individuellen Fall vielleicht überflüssig sein, aber die Chance, dass die tatsächlich benötigten Enzyme dann auf jeden Fall dabei sind, ist so größer.
Auch diejenigen Enzyme, die
von den Verdauungsdrüsen bereitgestellt werden bzw. werden sollten, können im Falle einer mangelhaften Produktion als Präparat eingenommen
werden. Dadurch werden die entsprechenden Organe entlastet, können sich erholen und letztendlich selbst wieder mehr Enzyme herstellen. Meist sind dies Monopräparate, um
eben diesen einen ganz speziellen Mangel eines Organs auszugleichen und zu ergänzen. »Mono« bezieht hier auf die Unterstützung eines Organs, denn auch solche Produkte
enthalten oft mehrere Enzyme – beispielsweise Lipasen, Amlyasen und Proteasen. Wenn der Therapeut oder Berater mit entsprechenden Tests einen solchen Bedarf feststellt,
sollte er die geeigneten Präparate empfehlen. Es ist weniger zielführend, sie auf eigene Faust auszuprobieren und einzunehmen.
Unter dem Menüpunkt »
Wissensdatenbank/Präparate« finden Sie nicht nur
Hinweise zu Grundsätzen von Nahrungsergänzungsmitteln und hier auch zu Enzym-Präparaten, sondern auch Tests zu einzelnen
Enzym-Präparaten. Schauen Sie sich bitte auch hier gerne um. Eine solche Liste will und kann allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben – schon gar nicht
vor dem Hintergrund, dass, wie bei allen anderen Nahrungsergänzungsmitteln auch, die Anzahl der neuen Mittel gefühlt täglich weiter anwächst.
Ein wichtiger Warnhinweis zu Enzym-Ergänzungsmitteln, die gegen Probleme in Verbindung mit
Gluten eingesetzt werden: Auch wenn es eventuell den Anschein hat (wobei
die Hersteller diesen Anschein aus meiner Sicht nicht unbedingt zerstreuen wollen), dass solche Präparate auch bei einer Zöliakie helfen könnten, möchte ich hier ausdrücklich
warnen. Präparate, die helfen sollen, Gluten abzubauen, eigenen sich nicht bei einer Zöliakie, denn hier würden unvollständig abgebaute Glutenreste diese Autoimmunerkrankung
trotzdem weiter oder wieder befeuern. Bei einer Gluten-Sensitivität jedoch kann ein solches Präparat u.U. hilfreich sein. Bitte lesen Sie hierzu den Beitrag
»
Zöliakie und Gluten-Unverträglichkeit (Gluten-Sensitivität)«.
Enzym-Einheiten
Die Wirkstoffe in Enzym-Präparaten werden in verschiedenen Einheiten angegeben – und damit wird es leider so richtig kompliziert. Wenn alles einheitlich nur in
Milligramm angegeben würde, wäre dies eigentlich sehr übersichtlich. Aber auch nur eigentlich, denn je nach Herstellung und Aufbereitung der Enzyme kann ein gleiches
Gewicht trotzdem ganz unterschiedliche Wirkintensitäten haben. Deshalb gibt es die Einheiten, die diese Wirkungsgrade angeben. Unglücklicherweise jedoch gibt es
selbst für ein und dasselbe Enzym oft eine große Vielzahl von Einheiten, die sich leider so gut wie gar nicht vergleichen lassen. Es gibt FCC-, DU-, XU-, SU-, CU-,
HUT-, FIP-Einheiten und massenhaft weitere – zugegebenermaßen nicht alle verschiedenen Möglichkeiten für ein und dasselbe Enzym, aber immer noch mehr als man
behalten bzw. verstehen kann – gefühlt werden sie bunt durcheinander gebraucht. Und um allem die Krone aufzusetzen, kommt hinzu, dass viele Hersteller
»ihren« Enzymen auch noch eigene geschützte Namen geben, die sie mit dem Symbol für ein geschütztes Warenzeichen (R im Kreis) versehen. So wird es
– zumindest für Otto Normalverbraucher – fast unmöglich, die Enzym-Arten und die Wirkstoffmengen in verschiedenen Präparaten miteinander zu vergleichen.
Einen Grundsatz aber kann man getrost befolgen: bei Enzymen, die in den Schleimhautzellen gebildet werden, hilft viel tatsächlich viel (im Gegensatz zu den oben
erwähnten sinnlos zusammengestellten Enzymen aus verschiedenen Gruppen). Deshalb nehmen Sie im Bedarfsfall ein geeignetes Präparat, das Sie sich am besten von einem
erfahrenen Therapeuten oder Berater bei der Auswahl »auf den Leib schneidern« lassen. Dabei sollte unbedingt die Dosierung dem Verzehr der Speisen angemessen
sein, die die entsprechenden Substrate enthalten. Eine zu geringe Dosierung hilft dann auch nicht, die Symptome zu verhindern, bzw. sie komplett zu verhindern. Dies
bedeutet, dass die solche Mittel nur bei Bedarf genommen werden und die jeweiligen Dosierungen durchaus unterschiedlich sein können (und müssen).
Bei Enzymen, die in den Verdauungsdrüsen gebildet werden, muss hingegen eine vom Therapeuten/Berater empfohlene Dosierung eingehalten werden, und Überdosierungen können
oft unangenehme Nebenwirkungen nach sich ziehen. Allerdings können auch hier Dosierungen je nach Mahlzeit unterschiedlich bemessen werden. Und da hier oftmals die
Darreichungsform mit eventuellen (magensaftresistenten) Verkapselungen und/oder Tablettenüberzügen ganz maßgeblich über die Wirksamkeit der Präparate mitentscheiden,
ist auf jeden Fall auch den Anweisungen in der Packungsbeilage Folge zu leisten.
Einnahme-Regeln
Um die optimale Wirkung erzielen zu können, ist es wichtig, Enzym-Präparate nicht nur dem Mangel und den dadurch verursachten Symptomen entsprechend auszuwählen,
sondern sie auch
korrekt einzunehmen. Wenn es sich um Verdauungsenzyme handelt, müssen sich die Inhaltsstoffe in Magen und/oder Dünndarm mit den Speisen
vermengen, d.h. sie müssen mit den Stoffen, die die jeweiligen Enzyme aufspalten sollen, direkt in Berührung kommen. Deshalb müssen solche Präparate
direkt vor
dem Essen eingenommen werden. Würden sie längere Zeit vor Beginn der Mahlzeit eingenommen, wären die Enzyme bereits aus dem Magen in den Darm weitergelangt,
wohingegen die Speisen zunächst im Magen verbleiben. Enzym und Substrat berühren sich also nicht, und die gewünschte Wirkung bleibt aus.
Einen Tipp können Sie sich gerne merken, um die Wirkung eines solchen Präparates zu steigern: In der Regel werden Präparate, die Enzyme enthalten, die in den
Darmschleimhautzellen gebildet werden, in Tabletten oder Kapseln angeboten, leider seltener als Kautabletten. Es ist hilfreich, die Zeit abzukürzen, die Tabletten
und Kapseln benötigen, um sich im Magen aufzulösen. Deshalb ist es empfehlenswert, insbesondere kleine, fest verpresste
Tablettchen zu zerbeißen bzw.
Kapseln zu öffnen, um diese Zeitspanne so kurz wie möglich zu halten und die Wirkzeit im Magen zu verlängern und damit zu intensivieren. Mit Kautabletten
hingegen wird diese Wirkung automatisch erzielt. Unbedingt beachtet werden muss dabei, dass Enzyme
hitzeempfindlich sind und sie nicht mit sehr heißen
Speisen in Berührung kommen dürfen. Dies wäre ein Problem, wenn man den Inhalt der Kapseln direkt auf eine heiße Suppe streuen würde. Im Mund ist es unkritisch,
hier wartet oder pustet man ohnehin, bis die Temperatur stimmt.
Präparate mit Enzymen für die Verdauungsdrüsen, also z.B. Pankreas-Enzyme für die Bauchspeicheldrüse oder Pepsinpräparate für den Magen, sollten immer streng nach den
in der
Packungsbeilage angegebenen Vorschriften eingenommen werden, meist ist dies aber ebenfalls mit der Mahlzeit. Oftmals sind die Enzyme mit speziellen
Kapselhüllen oder Pelletierungen so aufbereitet, dass sie genau an dem Ort wirken können, wo es erforderlich ist. Da an den verschiedenen Orten im Verdauungssystem
sehr unterschiedliche Säuremilieus herrschen – beispielsweise ist es im Magen sehr sauer, im sich direkt anschließenden Dünndarm hingegen herrscht ein annährend
neutrales Milieu – müssen säureempfindliche Enzyme auch entsprechend ummantelt und geschützt werden. Werden solche Enzyme »falsch« eingenommen, werden
die wertvollen Wirkstoffe völlig unbrauchbar und wirkungslos.
Ein (leider notwendiger) Hinweis: Es werden auch Präparate angeboten, die Inhaltsstoffe aus verschiedenen Enzymgruppen enthalten. Verdauungsenzyme müssen, wie
beschrieben mit dem Essen eingenommen werden, um Verdauungsprobleme wie u.a. Blähungen zu verbessern. Systemisch wirkende Enzyme hingegen müssen oft
zwischen den
Mahlzeiten eingenommen werden, gerade weil es sonst zu vermehrten Blähungen kommen könnte. Unglücklicherweise gibt es neben vielen guten Produkten auch nicht
empfehlenswerte Mittel, die Enzyme in einer einzigen Kapsel kombinieren, die einerseits mit, andererseits aber eigentlich zwischen den Mahlzeiten genommen werden
sollten. Die Sinnhaftigkeit solcher Präparate erschließt sich mir dann nicht. Genauso wenig, wie es für mich verständlich ist, Enzyme, die die Verdauung optimieren
sollen mit Enzymen zu kombinieren, die hilfreich bei Sportverletzungen sein sollen.
Völlig sinnlos sind übrigens auch
Kombinationen von Verdauungsenzymen mit Probiotika in einem Präparat. Erstere werden nach Bedarf, d.h. sporadisch eingenommen, wohingegen
letztere regelmäßig genommen werden müssen, um im Darm eine Wirkung zu entfalten. Aus diesem Grunde ist jegliche Zugabe von probiotischen Keimen – und seien sie
auch noch so gut – in Verdauungsenzym-Präparaten vollkommen überflüssig. Und oftmals nicht nur überflüssig, sondern sogar auch kontraproduktiv, denn gerade bei
empfindlichen Verdauungssystemen ist es erforderlich, Probiotika individuell einzuschleichen, was bei solchen Kombipräparaten ja aber technisch gar nicht möglich ist.
So etwas führt dann u.U. zu Problemen, die dann ungerechtfertigterweise den Enzymen zugeschrieben werden, wodurch eine eventuelle Chance vertan wird.
Manche Hersteller scheinen wild nach dem Motto »viel hilft viel« zu verfahren und mixen vollmundig alles in eine Kapsel, was die chemischen Retorten ausspucken.
Aber es ist – leider – für die meisten Verbraucher kaum zu durchschauen, was gut und was eben weniger gut ist. Eine Empfehlung von erfahrenen
Therapeuten/Beratern kann hier vor Missgriffen und unnötigen Geldausgaben bewahren.
Enzymmangel im Alter
Ein noch viel zu wenig bekanntes bzw. beachtetes Phänomen ist, dass es ganz normal ist, wenn
mit fortschreitendem Alter auch die Produktion körpereigener
Enzyme nachlässt. Und somit ist es auch an der Tagesordnung, dass Verdauungsprobleme bei älteren Menschen zunehmen. Bei manchen Senioren wird die Verdauung
»träge«, andere haben vermehrt Durchfälle und Blähungen. Wenn nicht mehr ausreichend Verdauungsenzyme gebildet werden, können logischerweise auch die
Speisen nicht optimal verarbeitet und die Nährstoffe von der Schleimhaut im Dünndarm aufgenommen werden. Es fängt hier u.U. schon im Mund an. Wenn wegen schadhafter
Zähne und/oder mangelndem Appetit
schlecht gekaut wird, bildet sich weniger Speichel, in dem ja bereits die ersten Verdauungsenzyme dem Speisebrei beigemengt
werden. Und die zunehmend mangelnde Produktion der Enzyme aus den Drüsen im Bauchraum trägt zum Gesamtgeschehen bei, teils auch deshalb, weil Speisen für Senioren
in der Regel
einseitiger zusammengestellt und
zaghafter gewürzt sind, zudem
weniger Bitterstoffe enthalten und so die
Anregung der Verdauungsdrüsen durch diese Reize unterbleibt. Das unvollständig verdaute Substrat gelangt – genauso wie bei Intoleranzen – in den Dickdarm,
wo es von den Darmbakterien weiterverarbeitet und vergoren wird. Da dabei immer Gase und ungute Säuren entstehen, führt dies auch immer zu verstärkten Verdauungsproblemen.
Ein weiteres Mal führe ich hier als Beispiel die Laktase auf: Selbst wenn ein Mensch über die Genmutation zu »lebenslanger« Laktase-Produktion verfügt, so werden
die Enzymmengen etwa ab dem sechsten Lebensjahrzehnt nach und nach weniger. Es ist also auch bei diesen Menschen normal, wenn sie im höheren Alter nicht mehr die
Milchmengen vertragen können, wie sie es im jüngeren Erwachsenenalter konnten. Und mit vielen anderen Enzymen ist es ebenso – leider ist der Mensch nicht dazu
»erfunden« worden, so alt zu werden, wie wir es heute dankenswerterweise werden. Das eine oder andere »Zipperlein« ist – zumindest auch
– einer geringeren Enzymproduktion geschuldet.
Enzyme aus der Nahrung
Nicht nur wir Menschen produzieren Enzyme, die wir für die Verwertung unserer Nahrung benötigen. Auch
viele Lebensmittel enthalten wertvolle Enzyme. In bestimmten
tierischen Produkten wie u.a. Milch und Milchprodukten sind Enzyme enthalten, aber vor allem zahlreiche Obst- und Gemüsesorten sind besonders enzymreich. Die oben bereits
erwähnte Ananas (mit dem Bromelain) und die Papaya (mit dem Papain) gehören dazu, genauso wie Mangos und Bananen (mit Amylasen) und Kiwis (mit Protease), um nur einige
zu nennen. Aber auch Kräuter, Salat und vor allem Sprossen sind sehr enzymreich, genauso wie viele einheimische Obst- und Gemüsesorten – also nicht die hochgezüchtete,
und meist genauso »makellose« wie auch inhaltsleere Ware aus dem Supermarkt, sondern die Früchte aus dem eigenen Garten, von der Streuobstwiese oder dem Wochenmarkt.
Wer kennt denn noch die »Schafsnase« oder die »Gute Luise«? Diese und viele andere alte Apfel- und Birnensorten haben es im wahrsten Sinne des Wortes
»in sich«!
Dass es wichtig und richtig ist, mit gesunder, frischer pflanzlicher Nahrung auch die dort enthaltenen Enzyme aufzunehmen, ist unstrittig. Und diese Enzyme werden
auch von unserem Organismus genutzt – so, wie alle wertvollen Inhaltsstoffe zu unserer Gesundheit im Allgemeinen und auch zur Gesundheit des Verdauungssystems
im Besondern beitragen. Und da die Nahrungsenzyme immer im Verbund mit dem gesamten Lebensmittel stehen und nicht isoliert verzehrt werden, müssen hier auch
keine »Einnahmeregeln« beachtet werden. Gegessen werden darf und soll, was schmeckt und individuell bekommt.
Je reichhaltiger, je frischer und möglichst
wenig bearbeitet die Lebensmittel sind, desto besser und gesünder ist das – und zwar nicht nur in Bezug auf enthaltene Enzyme. Auf keinem Brot sollte ein
»Topping« aus frischen Kräutern, selbst gezogenen Sprossen, Salatblättern, Radieschen und vielen anderen enzymreichen »Beilagen« fehlen – Beilagen,
die eigentlich keine Beilagen sein sollten, sondern eher die Hauptsache. Und der Salat in einer möglichst bunten Zusammenstellung sollte ebenfalls auf dem täglichen
Speisezettel stehen. Wenn dabei anfangs (noch) bestehende Unverträglichkeiten beachtet werden und so Beschwerden vermieden werden, werden sich nach und nach die
körpereigenen Funktionen wieder regenerieren können, so dass im Laufe der Zeit wieder mehr Verdauungsenzyme gebildet und dadurch mehr Lebensmittel vertragen werden.
Viel erreichen kann man auch mit dem Verzehr von
Bitterstoffen. Dies muss nicht immer ein Präparat sein, denn viele Lebensmittel enthalten – selbst wenn dieser
Geschmack unglücklicherweise inzwischen aus vielen Pflanzen herausgezüchtet wurde – auch heute noch Bitterstoffe. Radicchio, Rucola (Rauke), Artischocken, Löwenzahn
und viele andere Pflanzen enthalten auch heute noch eine schöne Portion Bitterstoffe, mit denen man sich etwas Gutes tut, weil es die Verdauungsdrüsen und damit die
körpereigene Enzymproduktion anregt.
Selbst
Kaffee und Schokolade enthalten Bitterstoffe. Genießen Sie deshalb gerne den Espresso oder das kleine Stückchen Bitterschokolade – übrigens am besten
vor und nicht nach der Mahlzeit. Dies hat nicht nur den positiven Effekt durch die Bitterstoffe, sondern führt dazu, dass Sie die Mahlzeit achtsamer zu sich nehmen.
Und auch dies kann, wie grundsätzlich
Entspannung, entscheidend zu einer gesünderen Verdauung beitragen.
Obwohl das Thema »Enzyme aus der Nahrung« (zu) oft nur »am Rande« erwähnt wird, gebe ich zu bedenken, dass die Enzymaufnahme über die Nahrung
ein essentiell wichtiges Thema ist, das uns täglich – und zwar mehrmals täglich – berührt. Und mit dem wir einen ganz wichtigen Hebel zur Übernahme von
Verantwortung für die eigene Gesundheit in der Hand haben.
Anregung der Enzymproduktion der Verdauungssysteme
Wie oben beschrieben, werden die verschiedenen Verdauungsenzyme in den Verdauungsdrüsen und in den Zellen der Darmschleimhaut gebildet. Es ist – abgesehen
davon, dass wir altern – keineswegs ein unabwendbares »Schicksal«, wenn diese Systeme zu wenige Enzyme bilden, sondern man kann selber sehr viel dazu
beitragen, dass die Enzymproduktion nicht oder nur möglichst langsam abfällt bzw. dass sie auch wieder angeregt werden kann.
Oben wurde bereits auf die
Bitterstoffe eingegangen, die es ggf. auch als Präparat gibt, das rechtzeitig vor der Mahlzeit eingenommen, die Verdauungsdrüsen und
damit die Enzymproduktion anregt. Weiterhin ist es eine Binsenweisheit, dass man sein Essen
gut kauen sollte. Durch das Kauen werden die Speicheldrüsen angeregt,
Speichel zu bilden, der bereits die ersten Enzyme wie u.a. die Alpha-Amylase enthält. Diese kann Stärke aufspalten und letztendlich zu Glukose herunterbrechen.
All das, was die Speichelenzyme leisten, braucht das Verdauungssystem im Folgenden nicht mehr nachzuholen (wenn dies denn überhaupt möglich ist).
Allein mit diesen simplen Maßnahmen ist es sogar möglich, eigentlich eher unverträgliche Lebensmittel schon ein wenig bekömmlicher zu machen. Im weiteren Verlauf
steht und fällt dann auch die Produktionskapazität in Bezug auf Verdauungsenzyme mit der
Gesundheit der Darmschleimhautzellen – und diese hängt eng mit der Ernährung zusammen.
Je abwechslungsreicher Ihre Lebensmittelpalette ist und je mehr Ballaststoffe Sie verzehren, desto diverser und stabiler ist Ihre Mikrobiota. Und da die Darmbakterien
mit ihren Stoffwechselprodukten, wie vor allem der Buttersäure, die Zellen der Darmschleimhaut ernähren, fördern Sie mit dieser bakterienfreundlichen Ernährung
letztendlich auch
die Produktion der körpereigenen Verdauungsenzyme.
Die Produktion derjenigen Enzyme, die in den
Verdauungsdrüsen gebildet werden, kann auch mit einer einfachen und schon
seit vielen, vielen Jahren bekannten Methode angeregt werden: den
Leberwickeln. Anders, als der Name vermuten
lässt, werden mit dieser probaten Anwendung nicht nur die Leber, sondern alle Verdauungsdrüsen und damit deren Enzymproduktionen angeregt. Zusätzlich kann man dabei
wunderbar entspannen, was ebenfalls zur Optimierung der Verdauung beiträgt. Probieren Sie das doch einmal aus.
Auch eine gesunde Atmung und ausreichende Bewegung tragen entscheidend zur Verbesserung der Arbeit der Verdauungsdrüsen bei: Je tiefer Sie atmen, desto intensiver
bewegt sich Ihr größter Atemmuskel, das Zwerchfell. Dessen Auf- und Abbewegung massiert
alle darunter liegenden Organe: Magen, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse und den Darm. Durch diese Aktivierung wird auch die Enzymproduktion aktiviert. Nehmen Sie sich
ein Beispiel an unseren Vorfahren, die mangels Auto, Supermarkt und Kühlschrank ihre Nahrung auf langen Laufstrecken und mit viel Bücken und Recken sammeln mussten.
Gönnen Ihren Verdauungssystemen immer wieder zwischendurch eine kleine Portion
Darmgymnastik. Dies können Atemübungen, aber
auch Dehn-, Streck- oder Bewegungsübungen sein. Öfters ein paar wenige Minuten bewusste Atmung und Bewegung helfen (auch), die Enzymproduktion der Verdauungsdrüsen
anzuregen und zu optimieren. Und auch der
Vagus-Nerv, der für alle Bauchorgane und damit auch für eine reibungslose Verdauung zuständig ist, kann mit den
geeigneten Übungen aktiviert werden.
Fazit
Sie sehen, dass zuallererst Sie selbst sehr viel dazu beitragen können, dass die Enzymproduktion in Ihrem Körper optimal funktioniert – oder, wenn bereits ein
Mangel vorliegt, wieder angehoben wird.
Wenn jedoch (vorübergehend) eine Substitution erforderlich ist, braucht es ein gewisses Verständnis selbst solcher »einfachen« Mittel wie der Enzyme, um
den größtmöglichen Nutzen, die solche Präparate haben können, ausschöpfen zu können. Es gibt – leider – nicht nur gute, sondern, wie erwähnt, auch
absolut sinnlose Produkte. Zuerst einmal ist es wichtig zu ermitteln, ob und wofür man ein solches Mittel braucht. Ist ein spezieller Mangel festgestellt oder ist
es eher ein möglicher Mangel an einer größeren Enzymgruppe? Die korrekte Auswahl eines passenden Produkts entscheidet über den Erfolg. Wenn Enzyme erstens individuell
ausgewählt werden und zweitens korrekt eingenommen werden, können sie tatsächlich ein wertvoller Baustein im Rahmen eines ausgearbeiteten
Behandlungskonzepts und eine große Chance zur Verbesserung von Verdauungsbeschwerden darstellen, die auf einem
Enzymmangel beruhen.
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