Letzte Aktualisierung: 6.6.2024

Nahrungsergänzungsmittel

und welche Grundsätze gilt es zu beachten
Nahrungsergänzungsmittel enthalten Vitamine, Mineralstoffe, probiotische Mikroorganismen, präbiotische Ballaststoffe, Enzyme, Extrakte von Lebensmitteln und vieles andere mehr. Es gibt sie als Kapseln, Tabletten, Pulver oder Tropfen. Alle diese Mittel werden von den Verbrauchern in der Hoffnung eingenommen, sich und ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun.

Wer will nicht gesund bleiben oder gesund werden? Für alles und jedes versprechen Nahrungsergänzungsmittel die einfache und schnelle Lösung. Und da unser heutiges Umfeld rau und fordernd ist, kommt man schnell zu der Überzeugung, von einem oder mehreren Nahrungsergänzungsmitteln einfach und unkompliziert profitieren zu können. Diese Produkte wollen samt und sonders Unterstützung bieten für die Gesundheit, für die gesundheitliche Fitness, für die innere und äußere Schönheit, für das ideale Gewicht, für eine Leistungssteigerung und für vieles mehr.

Insbesondere aber, wenn Menschen Probleme und Symptome wie u.a. Verdauungsbeschwerden haben, greifen sie verstärkt zu den frei verkäuflichen Präparaten – in der Regel auch, bevor sie zum Arzt gehen und die Ursachen abklären zu lassen.

Nahrungsergänzungsmittel werden in jedem Supermarkt und in der Drogerieabteilung angeboten. Aber auch in jedem Internetforum, das Werbung erlaubt, wird beinahe im Minutentakt Reklame für alle möglichen »ganz sicher wirksamen Mittel« gepusht. Für die älteren Semester, die noch Zeitung lesen, reicht ein Blick in die Illustrierte beim Friseur oder in der Zahnarztpraxis oder eine Stunde fernsehen, um gleich mehrere Patentlösungen präsentiert zu bekommen.

In diesem Beitrag möchte ich einen kritischen Blick auf die Vor- und Nachteile der Nahrungsergänzungsmittel werfen und versuche mich an einer Empfehlung, welche Mittel wann sinnvoll sein können und wann sie es nicht sind.


Definition

Zunächst soll an dieser Stelle einmal definiert werden, was ein Nahrungsergänzungsmittel ist.

o Folgende beiden Feststellungen sind die wichtigsten:

Ein Nahrungsergänzungsmittel muss sich klar und deutlich gegen Arzneimittel absetzen. Stattdessen wird es (lt. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel) als Lebensmittel definiert.

Ein Nahrungsergänzungsmittel darf weder den Eindruck eines Arzneimittels erwecken, noch mit etwaigen gesundheitsbezogenen Mehrwerten werben. Die Ausnahme stellen in dieser Beziehung die sogenannten »Health-Claims« (siehe unten) dar.

Auf der Website des Bundesamtes findet man in zehn Punkten »Das Wichtigste zu Nahrungsergänzungsmitteln auf einen Blick«.

Das Brisanteste aber ist, dass im Gegensatz zu Arzneimitteln vor dem ersten Inverkehrbringen keinerlei Prüfung oder Genehmigung durch eine übergeordnete Behörde stattfinden muss. Der Hersteller selbst zeichnet lediglich bei seinen Produkten »für die gesundheitliche Unbedenklichkeit« verantwortlich. Er muss die neuen Präparate allerdings bei der Behörde anzeigen. In meinen Augen ist es etwas mager, nur bekunden zu müssen, dass man dem Verbraucher nicht mit seinen Mitteln schadet, denn dieser erwartet ja im Zweifelsfalle eine Verbesserung seiner Gesundheit, also einen wirklichen Mehrwert. Die finanzielle Investition durch den Kauf dieser Produkte lasse ich an dieser Stelle einmal außer Acht.


Die Wirklichkeit

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist inzwischen unüberschaubar – und er wird in rasantem Tempo immer größer. Ein Ende dieser Entwicklung ist (leider) noch nicht absehbar, denn die wie Pilze aus dem Boden schießenden Herstellerfirmen wollen sich alle ein Stück von diesem Kuchen abschneiden – und ganz offensichtlich wird auch dieser Kuchen (noch) immer größer.

(Zu) viele Hersteller schaffen es, darzulegen, dass ihre Produkte auf jeden Fall ein »Must-have« sind: ohne diese Präparate sind wir auf jeden Fall schlechter dran, ja, ist unsere Gesundheit in ernster Gefahr.

Aufgrund der Bestimmungen der sogenannten Health-Claims-Verordnung darf ein Nahrungsergänzungsmittel nicht mit einem gesundheitlichen Mehrwert beworben werden und es dürfen auch keine Indikationen angeben werden, wofür es eingesetzt werden soll. Die Wirklichkeit sieht aber durchaus anders aus. Die Vorschriften werden nach meiner Erfahrung regelmäßig und mit allen (leider) doch noch zur Verfügung stehenden Tricks umgangen.

Hier sei zunächst der Trick mit den Vitaminen und Mineralstoffen genannt: Für viele dieser Vitalstoffe gibt es einen Health-Claim. Zwei Beispiele (unter anderen): Vitamin C darf mit einem Mehrwert für das Immunsystem beworben werden, und für Zink darf behauptet werden, es sei gut für Haare, Haut und Schleimhäute. Hier gibt es Studien, die dies (für die isolierten Wirkstoffe) nachweisen. Für Vitamin- und Mineralstoff-Präparate ist die Behauptung über einen gesundheitlichen Mehrwert also kein Problem. Das Produkt als Ganzes darf zwar nicht in der entsprechenden Weise beworben werden, aber es ist erlaubt, zu sagen, dass beispielsweise Vitamin C für das Immunsystem gut sei. Wenn aber die Hauptbestandteile eines Nahrungsergänzungsmittels keinerlei durch Studien belegte und mit einem Health-Claim geadelte Wirkungen haben, darf, sobald ein geprüfter Zusatzstoff hinzugefügt wurde, mit dessen gesundheitsbezogenen Wirkungen geworben werden. Diesem Trick ist es zu verdanken, dass in Präparaten, die einen solchen Zusatz eigentlich überhaupt nicht benötigen, trotzdem sehr häufig eben diese Stoffe enthalten sind.

Dann ist da noch der Trick mit den Formulierungen, also die Wortlaute, mit denen die Werbetexte abgefasst sind: die Gratwanderung, Formulierungen so zu wählen, dass sie einerseits nichts Verbotenes aussagen, es andererseits aber trotzdem schaffen, den gewünschten Eindruck zu erwecken, wird von den Herstellern perfekt beherrscht. Und sollte ihnen das einmal nicht gelingen, kann es eine lange Zeit dauern, bis man ihnen auf die Schliche kommt – Zeit, in denen bereits lukrative Einnahmen generiert wurden. Wenn dann später die Formulierungen gesetzeskonform abgeändert werden, hat sich ein solches Präparat oft schon einen größeren Bekanntheitsgrad »erarbeitet«, dass kaum ein Verbraucher noch einmal auf die Beschreibung schaut. Eventuelle Strafzahlungen sind dann »Peanuts«.

Und noch ein Trick wird genutzt: im Internet und im Social Media bieten sich treffliche Möglichkeiten. Statt selbst etwas (Verbotenes) zu behaupten, lässt man einfach »Verbraucher« ein Loblied über die Wirksamkeit bei diesen und jenen Beschwerden singen. Das sind ja Äußerungen von »Unbeteiligten«, das verbietet kein Gesetzgeber. Dass diese Verbraucher eben oft auch gar keine Unbeteiligten sind, sondern unter der Hand bezahlte Vasallen, merkt ja keiner. Aber so subtil muss es heute gar nicht mehr sein: ganz offiziell arbeiten die sogenannten Influenzer und überzeugen ihre Follower von den wunderbaren Wirkungen der beworbenen Präparate.


Wann sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?

Ganz elementar ist die Erkenntnis, dass mit den Nahrungsergänzungsmitteln der Eindruck erweckt werden soll, sämtliche Probleme wären mit der Einnahme eines solchen Präparates zu lösen. Kein Betroffener braucht mehr Verantwortung für seine eigene Gesundheit zu übernehmen – Beschwerden verschwinden schnell und vor allem einfach mit einer Kapsel oder Tablette. Man braucht nicht mehr mühsam gesundes Gemüse zu schnibbeln – eine ungesunde Kost lässt sich mit der Zufuhr fehlender Vitalstoffe über die eine oder andere Kapsel flugs zu einer »gesünderen« Ernährung aufpeppen. Auch Abnehmen durch eine Reduktion der Kalorien oder – noch schlimmer – durch sportliche Betätigung, ist nicht mehr erforderlich. Es gibt mit Sicherheit die Möglichkeit, mit den entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln müheloser und ohne Selbstkasteiung zum Ziel zu kommen. Diese Liste ließe sich ganz bestimmt unendlich weiter fortsetzen, ich belasse es aber bei diesen wenigen (zugegebenermaßen ketzerischen) Beispielen.

Die Verantwortungsbewussteren unter den Herstellern versehen ihre Produkte mit dem (sehr richtigen) Zusatz »Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung sowie eine gesunde Lebensweise« – aber wer liest das schon? Ich denke mal, genauso wenige, wie den Hinweis »Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in der Apotheke«.

Dass ein Nahrungsergänzungsmittel alleine nie die Lösung des Problems sein kann, sollte eigentlich eine Binsenweisheit sein.

Tatsächlich aber können Nahrungsergänzungsmittel unter der Voraussetzung, dass sie richtig ausgewählt werden, in geeigneten Fällen ein wirksamer Baustein in einem individuell ausgearbeiteten Behandlungskonzept sein. Wenn mit den passenden Maßnahmen die Ursachen von Beschwerden abgestellt werden, können Nahrungsergänzungsmittel ggf. das »Tüpfelchen auf den I« darstellen.

Manchmal können sie tatsächlich allopathische (chemische) Medikamente ersetzen oder deren Menge reduzieren helfen. Hier denke ich z.B. an die verschiedenen Formen der Dünndarmfehlbesiedelung, wo natürliche, antibiotisch wirksame Substanzen oder probiotische Mikroorganismen zum Abtöten bzw. Verdrängen der unerwünschten Fehlsiedler beitragen können. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort »beitragen«, denn alleine können auch die sorgsamst ausgewählten Präparate nicht wirken, wenn nicht gleichzeitig durch die Mitarbeit des Betroffenen die Ursachen abgestellt werden. Ob bei einem echten Bedarf dann allerdings die in jeder Werbung als das Non plus Ultra beworbenen und meist nach dem Gießkannenprinzip arbeitenden Probiotika, die ja angeblich für jedes Darmproblem gut sein sollen, die Lösung sind, wage ich hier an dieser Stelle anzuzweifeln. (Warum sind dann, wenn diese Mittel doch so wunderbar wirken, nicht längst alle Betroffenen geheilt?) Eher können die sogenannten »Präzisionsprobiotika« einen sinnvollen Einsatz finden.

Auch bei Schädigungen der Darmschleimhaut – beispielsweise bei einer frisch diagnostizierten Zöliakie oder bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – können Vitamine und Mineralstoffe aus Nahrungsergänzungsmitteln eine vorübergehende Notwendigkeit und Hilfe bedeuten. Wenn entweder die Palette der verträglichen Nahrungsmittel aus Krankheitsgründen stark eingeschränkt ist oder eine geschädigte Schleimhaut (noch) zu wenige Vitalstoffe aufnehmen kann, ist eine Substitution sinnvoll. Ob ein Mangel vorliegt, sollte auf jeden Fall getestet werden, bevor man die erforderlichen Ergänzungsmittel nach Plan einnimmt. Ziel muss es aber immer sein, Mängel mit der Ernährung abzudecken – was für die allermeisten Menschen hier bei uns in unserem Überfluss kein Problem darstellt.

In echten Mangelbereichen können Vitamine und Mineralstoffe sinnvoll sein. Hier denke ich zuallererst an das Vitamin D. Eigentlich könnten wir Menschen dieses Vitamin als einziges selbst bilden – unter der Voraussetzung, dass genügend Sonne im richtigen Winkel auf unsere Haut trifft. Um den Äquator wäre dies gegeben, aber in unseren Breiten ist das nur sehr selten der Fall, denn hier ist der Einstrahlwinkel meist zu flach. Zudem benutzen wir aus gutem Grund Cremes und Lotionen, um uns vor den krebserzeugenden Strahlen zu schützen. Und da wir auch im Allgemeinen nicht nackt oder wenigstens mit bloßem Oberkörper auf die Straße gehen, reicht das alles zusammengenommen nicht aus. Auch die Nahrung enthält nur kleinere Mengen an Vitamin D, so dass es sinnvoll ist, dieses an zahlreichen Körperfunktionen beteiligte Vitamin zu substituieren. (Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Vitamin D und Sonne»).

Alle anderen Vitalstoffe müssen in der Regel nicht in Form von Präparaten ergänzt werden. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Vitamine und Mineralstoffe – nützlich oder überflüssig?».

Auch bei bestimmten Diäten kann (oder muss) eine Substitution erforderlich sein. Alle Einschränkungen – seien sie erforderlich (z.B. durch verschiedene Erkrankungen oder Unverträglichkeiten) oder selbstgewählt (z.B. durch eine vegane Ernährung) können die erforderliche Zufuhr bestimmter Stoffe aus der Nahrung einschränken und minimieren. Hier ist entweder zu überlegen, wie man schnellstmöglich wieder zu einer ausreichenden natürlichen Versorgung gelangt oder wie man bei nicht gesundheitlichen unbedingten Erfordernissen den Speisezettel etwas klüger gestaltet, um künstliche Präparate vermeiden zu können.


Was macht ein gutes Nahrungsergänzungsmittel aus

Nun muss nicht zwangsläufig jedes Nahrungsergänzungsmittel schlecht sein. Auch diese Präparate können durchaus – wie beschrieben – in geeigneten Fällen ihre Einsatzgebiete haben.

Wegen meiner Schwerpunkte beschränke ich mich an dieser Stelle auf die Verdauungsprobleme, die folgenden Darlegungen lassen sich aber auch auf andere Bereiche übertragen.

o Nahrungsergänzungsmittel sollten folgende Voraussetzungen erfüllen:

Generell sollten in einem Nahrungsergänzungsmittel nur die Wirkstoffe enthalten sein, die benötigt werden und darüber hinaus möglichst keine oder nur wenige Zusatzstoffe. Falls Zusatzstoffe enthalten sind, sollten nur unbedingt erforderliche zugesetzt sein.

Vitamine und Mineralstoffe aus natürlicher Herkunft sind denjenigen vorzuziehen, die in der Retorte oder mit dem Chemiebaukasten hergestellt wurden – günstigstenfalls auch im Verbund mit den für die Verstoffwechselung so wichtigen sekundären Pflanzenstoffen, die nicht künstlich erzeugt werden können. Die Dosierungen der Vitalstoffe sollte angemessen sein und auch noch Raum für eine Zufuhr aus der Nahrung lassen, denn eine Überdosierung in Summe ist keineswegs immer unbedenklich.

Probiotische Präparate sollten – entgegen der Erwartungshaltung des Verbrauchers (»viel hilft viel«) – nur möglichst wenige Stämme enthalten, von diesen aber ausreichend dosierte Mengen. Weiterhin sollten nur registrierte Stämme verwendet werden, die die entsprechenden Kennzeichnungen in Form von Ziffern- und Nummerncodes hinter den beiden »Namen« tragen. Präparate mit nicht registrierten Stämmen lassen sich weder vergleichen noch bewerten, weil die Wirkungen der einzelnen Bakterienarten immer stammspezifisch sind. Selbst wenn ein probiotischer Mikroorganismus mit seinen zwei Namen angegeben ist, muss dies nicht zwangsläufig ein- und derselbe Stamm sein, wie in einem anderen (ungekenzeichneten) Präparat. Hier empfehle ich unbedingt die Expertise von Fachberatern einzuholen. Darüber hinaus sind bei einem Probiotikum auch die Zusatzstoffe interessant und wichtig: manche Zusätze, wie u.a. präbiotische Substanzen, haben einen schlechten Ruf und werden teils zu Unrecht mit Argusaugen betrachtet. Dass es hier wichtig ist, den probiotischen Stämmen mit einer kleinen Menge an präbiotischen Substanzen ein »Proviantpäckchen« mitzugeben, um ihnen das Überleben bis in den Darm zu ermöglichen, ist den wenigsten Verbrauchern bekannt. Hier bedarf es der Einordnung durch den spezialisierten Therapeuten oder Berater, welche Art und welche Menge qualitativ gut und im individuellen Fall geeignet sind (siehe auch weiter unten den Abschnitt »Synbiotika«). Ob und welche anderen Zusatzstoffe wann positiv zu bewerten sind und welche in der Regel immer entbehrlich sind, kann ebenfalls von den Fachleuten eingeschätzt werden.

Präbiotika, also Ballaststoffe, die als »Futter« für die Darmbakterien dienen, sind oftmals weniger problematisch. Hier sind seltener Zusatzstoffe beigemischt. Jedoch steht und fällt die »Qualität« eines Präbiotikums erstens mit der Art des präbiotischen Stoffes – manche sind insbesondere bei speziellen Problematiken wie den verschiedenen Formen der Dünndarmfehlbesiedelung mehr oder eben auch weniger verträglich, zweitens und vor allem aber mit der präzisen Anleitung, wie sie einzunehmen sind. Präbiotika sollten immer eingeschlichen werden, um eine Überforderung einer im Zweifelsfalle unausgeglichenen Mikrobiota die Möglichkeit der Anpassung zu ermöglichen. Anfangs ist deshalb weniger mehr! Vor allem aber bedarf es immer der Anleitung durch den Berater, wie der Betroffene zu dem erwünschten Ziel gelangt, nämlich einer ausreichenden Ballaststoffzufuhr aus der Nahrung.

Synbiotika sind Präparate, die sowohl lebende, probiotische Mikroorganismen als auch präbiotisch wirksame Ballaststoffe enthalten. Nicht gemeint sind in diesem Falle, wie weiter oben im Abschnitt »Präbiotika« dargelegt, die winzig kleinen Beigaben als »Proviantpäckchen« für die probiotischen Keime in der Kapsel, sondern größere Mengen, die als präbiotisches Futter für die gesamte Mikrobiota dienen, wie im Abschnitt »Präbiotika« beschrieben. Eine solche Kombination ist erst einmal gut gedacht: Es ist immer sinnvoll, präbiotische Stoffe zu verzehren, um die Darmflora »zu füttern«. Auch und gerade, wenn man die Qualität einer aus der Balance geratenen Mikrobiota verbessern will – und dazu können ja auch probiotische Präparate einen Teil beitragen. Somit lag die »Erfindung« der Synbiotika nahe. Nun aber kommt doch leider der Pferdefuß: Erstens gibt es gerade bei den präbiotischen Substanzen bei den verschiedenen Unverträglichkeiten und/oder bakteriellen Fehlbesiedelungen sehr häufig größere Probleme mit der Bekömmlichkeit. Und zweitens müssen sie immer eingeschlichen werden. In Bezug auf die probiotischen Mikroorganismen gibt es ebenfalls bei den diversen Verdauungsproblemen geeignetere und ungeeignetere. Hier die »eierlegende Wollmilchsau« zu finden, bei der die probiotischen und gleichzeitig die präbiotischen Inhaltsstoffe zum einen gerade die richtigen sind und zum anderen die präbiotischen Zutaten individuell bekömmlich sind – vor allem, wenn sie in dieser Darreichungsform gar nicht eingeschlichen werden können – ist mehr als schwierig (wenn überhaupt möglich). Somit betrachte ich die Synbiotika generell als eine weniger gute Idee und würde im Bedarfsfalle eher zwei unabhängige Präparate empfehlen.

Verdauungsenzyme sollten durchaus viele verschiedene Enzymgruppen enthalten und diese gerne auch hochdosiert. Da diese Enzyme im Magen mit den Speisen in Berührung kommen müssen, sollte die Darreichungsform so gewählt werden, dass ein möglichst schnelles Auflösen im Magen stattfinden kann. Ich spreche hier an dieser Stelle übrigens ausschließlich von Verdauungsenzymen und nicht von systemisch wirkenden Enzymen. Letztere sollten grundsätzlich von einem fachlichen Therapeuten verordnet und nie nach eigenem Gutdünken eingenommen werden.

Pflanzenextrakte werden gerne alleine oder als Zusätze in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Insbesondere auch Beimengungen von sogenannten »Superfoods« sind beliebt, um die Zutatenliste aufzupeppen – je exotischer das Pülverchen, desto besser muss es doch wirken! Der Zusatz von heimischen Blau- oder Himbeeren, Hagebutten oder Walnüssen (um nur einige von vielen zu nennen) locken kaum jemanden hinter dem Ofen vor. Eine feine – genauso neudeutsche wie hochtrabende – Bezeichnung für solche Mittel ist »Nutraceuticals«, der sich aus dem Begriff »Nutritition« (für Ernährung/Nahrung) und der Endung »ceutical« (ausgeborgt z.B. bei dem Wort Pharmaceutical). Dieser Ausdruck soll eine (medizinische) Wirksamkeit der pflanzlichen Inhaltsstoffe suggerieren – insbesondere natürlich der exotischen Zutaten. Selbst wenn die Exoten in ihren Herkunftsländern eventuell zu den traditionellen Heilmitteln zählen, sind die Wirkungen dieser Pflanzen vor allem im Verbund mit anderen beigemixten Stoffen in einem isolierten Präparat oft kaum erforscht. Dass diese Substanzen darüber hinaus auch oft von den hintersten Ecken der Erde zu uns transportiert werden müssen und dass dort durch einen plötzlichen, hiesigen Hype Raubbau an der Natur betrieben wird, macht es auch nicht besser. Es sieht vielleicht in den Augen eines arglosen Verbrauchers gut aus, wenn in der Zutatenliste eines Nahrungsergänzungsmittels zahlreiche tolle Ingredienzien aufgeführt sind, und immerhin sind diese Beigaben natürlichen Ursprungs. Ob sie jedoch – vor allem in den in der Regel verschwindend geringen Mengen – eine erkennbare und positive Wirkung entfalten können, glaube ich eher nicht. Und nicht vergessen werden darf auch nicht, dass sich mit steigender Anzahl der enthaltenen Zutaten auch immer die Möglichkeit erhöht, dass der eine oder andere Stoff unverträglich ist oder sogar allergen wirkt. Hier zu erkennen, was genau der Verursacher ist, ist dann schier unmöglich. Somit würde ich nach Möglichkeit immer ein Mittel ohne solche Zugaben bevorzugen.

Vitalpilz-Präparate (auch Heilpilze genannt) sollten grundsätzlich nur aus zertifiziertem Anbau stammen, denn unkontrollierte Präparate können große Mengen an Schadstoffen enthalten und in den Organismus eintragen. Die entsprechenden Zertifikate sollten auf den Websites der Hersteller abrufbar sein. Ich selbst bevorzuge Pilzpräparate aus deutschem und biologischem Anbau, weil sie so für mich nicht nur berechenbarer werden, sondern auch kurze (und damit umweltschonende) Transportwege haben. Für jede Vitalpilzart gibt es ganz spezielle Wirkmechanismen, weshalb nicht jeder Pilz für jedes Einsatzgebiet sinnvoll ist. Ausgebildete Mycotherapeuten und -Berater sind hier der richtige Ansprechpartner, um zu schauen, ob und welche Art ein Behandlungskonzept sinnvoll ergänzen kann. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Vitalpilze«.

Die Herstellerfirma sollte vertrauenswürdig sein – dies gilt ohne Ausnahme für alle Präparate. Selbstverständlich behauptet das jeder Hersteller von sich, aber hier möchte ich empfehlen, sich lieber auf die Erfahrungen eines Therapeuten oder Beraters zu verlassen. Diese haben nicht nur mit den Präparaten gute (oder auch schlechtere) Erfahrungen gesammelt, sondern sind auch in der Lage, für neue Produkte der ihnen bekannten Firmen anhand der Zusammensetzungen abzuschätzen, ob ein Präparat in einem individuellen Fall geeignet sein kann oder nicht. Dies kann in der Regel kein Internetforum leisten, denn hier berichten (im günstigsten Falle tatsächlich) Unbeteiligte lediglich von ihren eigenen Erfahrungen. Ob diese unter anderen Bedingungen ebenfalls zutreffen, sei dahingestellt.

Die Website der Hersteller sollte aussagekräftige Informationen enthalten. Zuerst sollte man sich das Impressum anschauen. Hier muss ersichtlich sein, in welchem Land der Hersteller sitzt. Fehlen solche Angaben, ist dies ein Ausschlusskriterium für alle Produkte. Sind die Texte auf der Website sichtbar von Algorithmen übersetzt – deutlich erkennbar an den vielen und lächerlichen Fehlern, sitzt der Anbieter mit Sicherheit im ferneren (und wahrscheinlich unkontrollierteren) Ausland. Oft ergeben sich aus solchen Bestellungen auch unkalkulierbare Folgekosten – seien es Zollgebühren, die nachträglich entrichtet werden müssen oder eine Rücksendung wäre, wenn überhaupt, nur unter großem finanziellen Aufwand möglich. Ich selbst bevorzuge aus diesen Gründen Präparate, deren Hersteller in Deutschland oder zumindest in der EU produzieren oder produzieren lassen, weil hier nicht nur die Bestimmungen verbraucherfreundlicher sind, sondern auch die Umwelt durch kürzere Transportwege geschont wird.

Die ethischen Verhaltensweisen eines Herstellers zu kennen, finde ich persönlich ebenfalls sehr wichtig. Wo und unter welchen Bedingungen produziert er oder lässt produzieren und wie werden dabei die ethischen Voraussetzungen beachtet? Angaben hierüber findet man selten in den Selbstdarstellungen der Firmen, weshalb die Erfahrungen der Therapeuten und Berater umso wertvoller sind.

Nur wenn alle individuellen Voraussetzungen des Verbrauchers gegeben sind, ist die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll. Dies gilt immer und ohne Ausnahme für jedes Präparat. Diese Tatsache aber kann kein Hersteller mit seiner Werbung abschätzen – und übrigens auch kein Laie in einem Internetforum, selbst wenn die Probleme noch so ähnlich gelagert zu sein scheinen. Hier sollte immer ein erfahrener Therapeut oder Berater mit dem Betroffenen zusammen schauen, ob diese Voraussetzungen gegeben sind. Diese Therapeuten und Berater haben im günstigsten Fall nicht nur einschlägige Ausbildungen, sondern meist auch genügend Erfahrungen mit vertrauenswürdigen Herstellern und einzelnen Produkten gesammelt und können für ihre Empfehlungen die Spreu vom Weizen trennen.


Werbung, Rabattaktionen und anderes

Auch wenn der oben beschriebene »Kuchen« auf dem Feld der Nahrungsergänzungsmittel immer noch wächst und wächst, betreiben viele Hersteller teils aggressive Werbung. Dies geschieht einerseits, um sich von diesem Kuchen das größtmögliche Stück abzuschneiden, aber auch, um der Konkurrenz das Wasser abzugraben: »Alles, was von der eigenen Firma gekauft wird, wird nicht vom Mitbewerber gekauft!«

Aus dem gleichen Grund investieren die Herstellerfirmen auch rasant in ihr Wachstum – vor allem, indem sie unzählige neue Präparate mit noch mehr verschiedenen Inhaltsstoffen auf den Markt werfen. Und wenn noch kein Bedarf an diesen Substanzen besteht, ist es mit intensivster Werbung immer möglich, ein solches Bedürfnis zu wecken: Der Verbraucher hat es vorher nur noch nicht gewusst, dass er ein solches Produkt unbedingt braucht.

So ist sehr häufig zu beobachten, dass Firmen, die anfänglich ein sehr gutes und überschaubares Portfolio hatten, nach einiger Zeit zum »Ramschladen« mutieren und Präparate für jedwede Anwendung und möglichst auch noch zahlreiche andere »Gesundheitsprodukte« vom Augenkissen bis zum Zirbensäckchen anbieten. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass große Firmen mit einer breiten Produktpalette automatisch schlecht sein müssen, für mich ist aber insbesondere dann höchste Aufmerksamkeit angesagt, wenn das Wachstum unorganisch und allzu rasant verläuft.

Auch Rabattaktionen – und diese gerne zeitlich begrenzt – sind ein beliebtes Mittel, um Begehrlichkeiten zu wecken: Wenn etwas verbilligt ist, reizt dies dazu an, unreflektierter zuzugreifen und sich ggf. auch einen größeren Vorrat anzulegen. Ob man erstens ein solches Produkt überhaupt braucht und ob man zweitens davon auch eine größere Menge benötigt, die ja oft über einen sehr langen Zeitraum aufgebraucht werden will, ist mehr als fraglich. Zahlreiche einschlägige Studien haben bewiesen, dass der Verstand durch die Aufdrucke »Rabatt« und »nur für kurze Zeit!« wirksam außer Kraft gesetzt wird.

Die gleiche Funktion erfüllen auch die Probentütchen und Gutscheine, die jeder Sendung beigelegt werden. Der Versender will dem Besteller nicht etwa etwas Gutes tun, sondern er will weitere Begehrlichkeiten wecken. Meistens sind die Pröbchen auch so ausgewählt, dass sie in einem Zusammenhang mit den vermuteten Beschwerden des Bestellers stehen könnten. Mit dem Konsum eines einmalig eingenommenen Minipröbchens kann man in der Regel kaum feststellen, ob es Nebenwirkungen hat – geschweige denn, ob es positive Wirkungen entfaltet. Aber da geschickterweise gleich ein Gutschein für Rabatte oder erlassene Versandgebühren beiliegt (selbstverständlich mit nur zeitlich begrenzter Gültigkeit), wird der Kunde dazu verleitet, auch das neue Produkt einmal zu bestellen und auszuprobieren. Da auch dem nächsten Päckchen wieder Proben beigelegt werden, ist das ein Rattenschwanz ohne Ende.

An diesem Mechanismus setzen auch die Versandgebühren an: oft ist der Versand ab einem bestimmten Bestellwert kostenlos, für kleinere Mengen ist ein Obulus zu entrichten. Auch das verleitet dazu, eine größere Menge eines Präparats oder auch noch das eine oder andere Mittel zusätzlich zu bestellen, um diesen Bestellwert zu erreichen und »Kosten zu sparen«. Man will uns weismachen: mehr kaufen, spart Geld! Viele Menschen haben eine halbe Apotheke in ihrem Vorratsschrank und es finden sich dort Produkte, die erst in einem zweiten Leben aufgebraucht werden können. Ggf. ist es sinnvoll, auch mit Versandgebühren zunächst einmal eine kleinere Menge zu bestellen und zu schauen, ob die Präparate das halten, was sie versprechen. Unwirksame oder sogar unbekömmliche und weggeworfene Packungen sind mit großer Wahrscheinlichkeit teurer als jede Versandkostenpauschale.

»Andere Personen haben auch folgende Produkte bestellt« – solche Hinweise, die einem im Zuge einer Internetbestellung gezeigt werden, sollen weitere Begehrlichkeiten wecken, und es folgt meist mit schönen Abbildungen eine Liste mit vier oder fünf weiteren Präparaten. Natürlich sind solche Auflistungen lediglich von Algorithmen erstellt, und ein solcher kann selbstverständlich nicht wissen, welche Probleme die angeblich anderen Besteller und auch nicht welche Symptome Sie haben (oder vielleicht doch, denn Google, Amazon und Co. wissen leider eine ganze Menge über uns). Welche Erleuchtung soll es also bringen zu wissen, was andere Menschen bestellt haben? Mit großer Sicherheit haben diese nicht identische Probleme wie man selbst. Es geht hier einzig und allein darum, Sie zu unüberlegten Bestellungen zu verleiten.

Zur Steigerung des Absatzes werden von den Herstellern auch gerne »seriöse« Multiplikatoren in Form von Therapeuten und Beratern eingesetzt. Spätestens wenn ein Therapeut oder Berater als »Markenbotschafter« oder ähnliches für eine Firma auftritt, sollten die Alarmglocken schrillen. Dann bekommt er in den allermeisten Fällen diese Dienstleistung mit einer üppigen Prämie vergoldet. Die wenigsten Therapeuten oder Berater geben diese Prämien wenigstens an den Patienten oder Klienten weiter, sondern stecken sie in die eigene Tasche. Vor allem aber arbeitet man dann als Berater nicht mehr unbeeinflusst, denn wenn eine fette Prämie winkt, neigt man sicherlich eher dazu, ein Produkt eben dieses Herstellers zu empfehlen als ein (eventuell sogar geeigneteres) Präparat vom Mitbewerber.

Dieses Prinzip der Gewinnmaximierung funktioniert auch bei Anbietern von Diagnoseleistungen – z.B. bei Laboren oder Lieferanten von Atem- ober Stuhltests. Mit der Auswertung solcher Tests dürfen offiziell keine Präparate-Empfehlungen gegeben werden. Wenn aber der Anbieter praktischerweise auch Produzent von Nahrungsergänzungsmitteln ist, finden sich immer Wege, die eigenen Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen – beispielsweise in Plänen, die »ganz allgemein« für solche Problematiken erarbeitet wurden und Betroffenen »kostenlos« auf der gleichen Webseite zur Verfügung gestellt werden. Da die Auswertungen zumindest mit von Algorithmen und künstlicher Intelligenz unterstützt oder ganz angefertigt werden und somit eine wirklich individuelle Bewertung unter Berücksichtigung aller persönlichen Gegebenheiten unterbleibt (unterbleiben muss), kann eine jede Empfehlung immer nur sehr oberflächlich sein und unter Umständen auch vollkommen daneben gehen.

Manche Anbieter stellen – durchaus teils auch sehr gute – Schulungen und Webinare zu bestimmten Themen online zur Verfügung. Wenn diese Schulungen kostenlos sind, ist es verständlich, dass die Aufwendungen für die Zusammenstellung der Webinare und für die Dozenten auf irgendeine Weise wieder eingespielt werden wollen. Deshalb finden sich unter den Videos in der Regel auch gleich Links zu passenden Präparaten – oft mit Rabatten, die man mit dem Anklicken bekommen kann. Um den Anreiz zu vergrößern (und die Kritikfähigkeit auszuschalten), gibt es das Angebot (siehe oben) in der Regel »nur für kurze Zeit«! Oft sind diese Rabatte dann auch verknüpft mit Prämien für die Vortragenden, die diese Produkte in ihren Videos angepriesen haben und so an den Gewinnen partizipieren (siehe auch oben). Gerne werden solche Webinare auch als Reihe angeboten, die in einem bestimmten Zeitrahmen kostenlos abrufbar sind. Wer diesen Zeitraum verpasst (oder mehr Zeit fürs Anschauen haben möchte), kann die Reihe käuflich erwerben. Auch dies hat System, denn es werden oft sehr viele Webinarteile in einer nur kurzen Zeitspanne gezeigt. Es bleibt also auch weniger Ruhe, die Inhalte und – vor allem – die immer zahlreichen, empfohlenen Angebote für Nahrungsergänzungsmittel genauer zu prüfen. Das führt erfahrungsgemäß zu vielen unüberlegten Käufen. Es ist mit Sicherheit günstiger, die meist kleinen Beiträge für den Kauf der Webinarreihe zu investieren, als sich möglicherweise massenhaft unbrauchbare Nahrungsergänzungsmittel zu bestellen.

Bei der Expansion und Herstellung immer neuer Präparate achten die Firmen auch gerne darauf, welche Klischees beim Verbraucher verbreitet sind: ein Beispiel hierfür ist die scheinbar nicht tot zu kriegende Weisheit »viel hilft viel«. Seien es Vitamine und Mineralstoffe oder seien es verschiedene probiotische Stämme – viel muss einfach viel helfen. Deshalb muss ein Präparat, das eine größere Menge an verschiedenen Stoffen enthält als ein Konkurrenzprodukt mit weniger Inhalt selbstverständlich das bessere sein. Somit gibt es Präparate auf dem Markt, die einem seriösen Therapeuten oder Berater die Haare zu Berge stehen lassen können. Lesen Sie hierzu gerne auch einen Kommentar in den Kurzinfos zu einem solchen Präparat.

Zur Steigerung des Gewinns schwimmen viel zu viele Hersteller auch auf jeder Trendwelle! So wird genauestens beobachtet, welche Substanzen gerade »gehypt« werden. Wo immer ein neuer Wirkstoff das ewige Leben oder die Ultima Ratio zu versprechen scheint, wird sofort ein eigenes, passendes Produkt angeboten. Meist schwappen solche Entwicklungen aus den USA zu uns nach Europa. In den Staaten ist der Markt der Nahrungsergänzungsmittel immer mehrere Nasenlängen voraus. Jeder Hersteller hat seine Fühler in den einschlägigen Internetforen, in denen sich rasch herumspricht, welche Präparate es im Ausland gibt und – vor allem – wie gut sie angeblich wirken. Und wieder ist der Kuchen größer geworden, und wieder will man sich selbst davon das größtmögliche Stück abschneiden. Das geht immer, indem man ein vergleichbares Mittel erfindet und auf den hiesigen Markt wirft. Dass hier Schnelligkeit entscheidend ist und eine sorgfältige Prüfung der Wirksamkeiten und auch der verwendeten Stoffe nicht (immer) im Vordergrund steht, ergibt sich leider aus diesem System.

o Deshalb merke:
Nicht das Produkt des größten Schreihalses muss automatisch auch das Beste sein.
Nicht das Produkt der größten Firma muss zwangsläufig besser sein als ein vergleichbares eines kleineren Herstellers.

o Deshalb prüfe:
Welche Inhaltsstoffe sind enthalten, und sind diese bei den vorhandenen Beschwerden angezeigt?
Ist die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe in verschiedenen Quellen belegt oder stammt die einzige Information aus der Werbung oder einem Internetforum?
Wie lange muss das Präparat eingenommen werden?
Lohnt sich ein Rabatt auch dann noch, wenn man die gekaufte Menge gar nicht aufbrauchen muss?

o Und last but not least:
Besteht überhaupt ein Bedarf für ebendieses Produkt?


Eine (durchaus kritische) Betrachtung

Die oben beschriebenen Tatsachen, dass Nahrungsergänzungsmittel erstens lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel angezeigt werden müssen und dass zweitens weder ein Beweis für die Wirksamkeit, geschweige denn drittens etwa ein Nachweis über etwaige Neben- oder Wechselwirkungen erbracht werden muss, betrachte nicht nur ich besonders kritisch. (Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Neben- und Wechselwirkungen von von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln«.)

Arzneimittel müssen solche Nachweise mit umfangreichen und teuren Studien belegen. Nahrungsergänzungsmittel müssen dies nicht, da sie ja nur »Lebensmittel« sind, die dem »Futtermittelgesetz« unterliegen. Es reicht nachzuweisen, dass sie uns nicht schaden. (Dass ich selbst diese Produkte allerdings keineswegs als Lebensmittel definieren würde, die für unser Leben wichtig sind wie ein frischer Apfel oder ein gutes Brot, sondern lediglich in die Kategorie »Nahrungsmittel« einsortieren würde, steht auf einem anderen Blatt.)

Die ehemalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast (Mitglied des Deutschen Bundestages) setzt sich seit längerem dafür ein, dass auch Nahrungsergänzungsmittel besser reguliert werden.

Vielen Herstellern ist dies ein Dorn im Auge und sie laufen dagegen Sturm, weil die so erforderlichen Nachweisstudien kostenträchtig wären und dies ihre derzeit reichlich sprudelnden Gewinne schmälern könnte. In Gesprächen habe ich bei einigen Herstellern bemerkt, dass sie sich deshalb eifrig am Bashing gegen die Partei der »Grünen« im Allgemeinen und gegen Renate Künast im Besonderen beteiligen und gegen die »Verbotspartei« zu Felde ziehen, die »Nahrungsergänzungsmittel verbieten« will. Hier möchte dringend empfehlen, etwas besser nachzudenken und uneigennütziger zu differenzieren.

Wenn Sie diesen Beitrag lesen, gehe ich davon aus, dass Sie dies tun, weil Sie bereits Verdauungsprobleme haben. Gerade in diesem Fall dürfte es also keineswegs uninteressant sein, über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt zu werden. Die Einnahme vieler Nahrungsergänzungsmittel – insbesondere die unkontrollierte, ggf. auch überdosierte Einnahme – kann als Nebenwirkung Symptome im Zusammenhang mit dem Verdauuungssystem nach sich ziehen. Nebenwirkungen wie u.a. Durchfall oder im Gegenteil Verstopfung, aber auch Magen- und/oder Bauchschmerzen, um nur einige zu nennen. Nebenwirkungen, die Sie sich ganz bestimmt nicht (zusätzlich) einhandeln wollen.

Auch wenn sich mit einer besseren Regulierung die Präparate wahrscheinlich verteuern würden, sehe ich mit einer solchen Kontrolle ausschließlich Vorteile für den Verbraucher, denn es erhöht die Sicherheit der Produkte. Ich würde es nicht nur begrüßen, Wirkungen, aber auch Neben- und Wechselwirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Studien zu belegen, sondern – wie bei einem Arzneimittel auch – alles in einem aussagekräftigen Beipackzettel offenzulegen. Solange dies nicht passiert, ist der Verbraucher das »Versuchskaninchen« – und dafür sollte einem die eigene Gesundheit zu wichtig sein.


Fazit

Ziel einer jeden Behandlung sollte und muss sein, sich ohne die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gesund und wohlzufühlen. An erster Stelle steht hierfür als vorrangige und beste Option das Abstellen der Ursachen von Beschwerden – und hier meist Änderungen im Lebensstil. Diese sind Optimierung der Ernährung – auch oder gerade bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und/oder Allergien, im Bewegungsverhalten, z.B. mit Sport und der Darmgymnastik, weiterhin mit einem vernünftigen Stressmanagement und Entspannung. Ohne eine abwechslungsreiche, verträgliche Ernährung, ohne ausreichende Bewegung und ohne eine vernünftige Balance zwischen Anregung und Entspannung – also ohne die Übernahme der Verantwortung für die eigene Gesundheit kann es keine reibungslose Verdauung geben!

Da in vielen Nahrungsergänzungsmitteln Substanzen verarbeitet sind, die auch in Lebensmitteln enthalten sind, ist es immer eine Überlegung wert, diese über die Nahrung zuzuführen. Es macht mit Sicherheit sehr viel mehr Freude, ein Gericht lecker zusammenzustellen und zu würzen, als die Nährstoffe und Gewürze in Form von Kapseln oder Tabletten zu schlucken. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die isolierten Substanzen in den Präparaten nicht nur hochverarbeitet und somit verändert sind, sondern dass sie außerdem dort in sehr viel unnatürlicheren Dosierungen enthalten sind als in Lebensmitteln.

Trotz aller eigenen Bemühungen können in manchen Fällen Nahrungsergänzungsmittel eine Behandlung sinnvoll unterstützen und perfektionieren. Allerdings wird auch das allerbeste Nahrungsergänzungsmittel nichts nützen können, wenn die Ursachen der Beschwerden nicht abgestellt werden.

o Ein gutes Probiotikum zeichnet folgendes aus:
Wie oben dargelegt, gibt es durchaus gute Präparate. Ob jedoch der Einsatz eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll ist, hängt davon ab, ob erstens genau dieses Präparat, zweitens zum Zeitpunkt der Einnahme und drittens bei den gerade aktuellen, individuellen Voraussetzungen angezeigt ist. Und viertens sind in einem guten Nahrungsergänzungsmittel möglichst wenige verschiedene Substanzen enthalten – am gezieltesten lassen sich Monopräparate mit nur einem Wirkstoff einsetzen.

o Ein schlechtes Probiotikum zeichnet folgendes aus:
Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, heißt das im Umkehrschluss aber auch, dass ein Nahrungsergänzungsmittel im günstigsten Falle überflüssig, wenn nicht sogar kontraproduktiv ist.

o So wenige Präparate wie möglich:
Viel hilft nicht immer viel, sondern oft ist weniger mehr. Dies bedeutet: Nehmen Sie nur Nahrungsergänzungsmittel, die im Rahmen eines Behandlungskonzepts sinnvoll sind – alle anderen gehören zumindest auf den Prüfstand.

o Immer individuell dosieren:
Auch das beste Nahrungsergänzungsmittel muss individuell dosiert werden. Wenn überhaupt, findet man auf den Präparaten nur ganz allgemeine Dosierungsanleitungen. Diese sind nicht für jeden Menschen und nicht für alle Beschwerden vorteilhaft. Damit nicht auch eigentlich gute – und oftmals teure – Produkte in der Schublade landen und Sie den größtmöglichen Nutzen aus einem Nahrungsergänzungsmittel ziehen können, sollten Sie sich beraten und die Dosierung »auf den Leib schneidern« lassen. So können Sie von den Erfahrungen des Therapeuten oder Beraters profitieren.

o Und noch ein Aspekt ist mir wichtig:
Gerade in Bezug auf die unzähligen verschiedenen Präparate, die angeboten werden, sollte man sich die Zeit nehmen zu überlegen, ob und was und in welcher Menge man einnimmt. Je mehr Präparate man einnimmt, desto unübersichtlicher wird der Cocktail. Die vielen Zusatzstoffe und die Nebenwirkungen auf den Organismus und auf die Mikrobiota sind rasch nicht mehr kalkulierbar. Manchmal klappt es noch bei vier oder fünf Mitteln. Kommt dann aber ein sechstes und siebtes dazu und es treten Probleme auf, schiebt man dies oft nur auf die zuletzt hinzugekommenen. Es macht aber die Mischung und die Menge das Gift – aber diese Zusammenhänge zu durchschauen, ist nicht immer einfach.

Ganz wichtig ist jedoch in jedem Falle, sich bewusst zu machen, dass solche Präparate in der Regel eben nur eine zusätzliche Hilfe darstellen und sie nie einen Ersatz für eine individuell angepasste Lebensweise sein können.
 
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