Die sogenannte »intestinale Fruktose-Intoleranz« (Fruktose = Fruchtzucker,
intestinal = innen liegend, den Darm betreffend) – korrekter spricht man
von »Fruktose-Malabsorption« (FMA) liegt vor, wenn das Verdauungssystem
den verzehrten Fruchtzucker nicht oder nicht komplett verdauen kann.
Fruktose-Malabsorption – was ist das?
Fruchtzucker ist zwar ein Einfachzucker, der nicht aufgespalten werden muss, er benötigt
jedoch ein Transportprotein, um zwischen den Zellen der Dünndarmschleimhaut
hindurch ins Blut geschleust zu werden. Dieses Transportprotein trägt den Namen
GLUT5. Steht nur eine der verzehrten Fruchtzuckermenge nicht angepasste GLUT5-Menge
zur Verfügung, so gelangt der nicht verarbeitete Fruchtzucker in den Dickdarm,
wo er zu Beschwerden führt.
Fruchtzucker ist in den meisten Früchten, aber auch in vielen Gemüsesorten,
Honig, Marmeladen und Fruchtsäften enthalten, und somit ist Fruchtzucker ein
natürlicher Bestandteil in unserer Nahrung. Auch kommt Fruchtzucker in gebundener
Form in den Nahrungsmitteln vor – beispielsweise besteht unser Haushaltszucker
zur Hälfte aus Fruchtzucker, der während der Verdauung freigesetzt und
verarbeitet werden muss.
o »Moderne« Ernährung begünstigt die Fruktose-Malabsorption
Nicht nur durch unsere immer süßer werdenden Nahrungsvorlieben, auch durch
den industriellen Zusatz von Fruchtzucker in unseren Nahrungsmitteln (insbesondere
in süßen Getränken) steigt die Gesamtmenge des aufgenommenen Fruchtzuckers
stetig an, wodurch rasch eine Schwelle erreicht wird, die sogar Menschen
ohne eine Fruktose-Malabsorption häufig überschreiten – die begrenzte
Menge an GLUT5 reicht nicht mehr aus, um den gesamten Fruchtzucker verarbeiten zu
können. Der Körper kann nun nicht mehr den kompletten Fruchtzucker
aufnehmen (absorbieren), und eine Malabsorption (malus = gering, lat.) entsteht.
o Hereditäre Fruktose-Intoleranz
Meist nimmt die Fähigkeit, Fruchtzucker verdauen zu können, mit fortschreitendem
Alter ab. Es gibt jedoch auch einige wenige Säuglinge, die überhaupt
keinen Fruchtzucker verwerten können. Sie leiden an der so genannten hereditären
(ererbten) Fruktose-Intoleranz (HFI). Dieser angeborene Enzymdefekt ist lebensbedrohlich, wenn
er nicht konsequent mit einer fruchtzuckerfreien Diät behandelt wird, denn
diese Säuglinge bekommen nach dem Abstillen gravierende Beschwerden, wenn
sie mit fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmitteln gefüttert werden.
Die physiologische Vorgänge bei der HFI sind jedoch völlig anders als
bei der Fruktose-Malabsorption und mit dieser überhaupt
nicht zu vergleichen. Bei der Fruktose-Malabsorption mangelt es an einem Transportsystem
in der Dünndamschleimhaut. Bei der HFI hingegen fehlt ein Enzym in der Leber
– die Aldolase-B, mit der Folge, dass dort der Furchtzucker nicht verarbeitet
werden kann. Diese Erkrankung ist nicht heilbar. Die physiologischen Vorgänge
bei der Fruktose-Malabsorption sind im
nächsten Abschnitt
näher beschrieben.
o Physiologische Vorgänge
Gelangt der unverdaute Fruchtzucker in den Dickdarm, wird er dort von Darmbakterien
verstoffwechselt (»gefressen«). Diesen Vorgang kennen Sie bereits von der
Laktose-Intoleranz, wo ähnliches passiert: Bei der Verstoffwechselung entstehen
als Abfallprodukte Gase und kurzkettige Säuren. Erstere führen zu Bauchgrummeln
und Bauchschmerzen und natürlich auch zu Blähungen, denn nicht alle Gase
werden über die Darmwände ins Blut aufgenommen und über die Lunge
abgeatmet. Zum Teil verbleiben die Gase im Darm, wo sie die Darmwände überdehnen
und Schmerzen verursachen. Und natürlich ist es auch unangenehm, wenn die
Gase den Darm auf dem natürlichen Wege verlassen.
Die Säuren reizen nicht nur die Darmwände, sie führen auch dazu,
dass die Darmschleimhaut vermehrt Flüssigkeit in den Darm abgibt, um auf der
einen Seite die Säuren zu verdünnen und auf der anderen Seite dafür
zu sorgen, dass die im wahrsten Sinne des Wortes reizende Fracht so schnell wie
möglich herausgespült wird. Zusätzlich werden die Darmbewegungen
angeregt, um den Abtransport zu beschleunigen. Dies alles führt zu den beschriebenen
Beschwerden und natürlich zu Durchfällen.
Auch Depressionen und Heißhungerattacken treten häufig im Zusammenhang mit einer
Fruktose-Malabsorption auf. Die diesbezüglichen Zusammenhänge finden Sie im Abschnitt
»
Fruktose-Malabsorption und Depressionen«.
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Diagnose-Methoden zur Ermittlung einer Fruktose-Intoleranz (Fruktosemalabsorption)
Es gibt verschiedene Methoden, um eine Fruktose-Intoleranz sicher zu diagnostizieren.
Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, können Sie mit einem Fragebogen einen
Selbsttest
durchführen. Sie können ihn unter dem Menüpunkt »Shop/Downloads«
herunterladen, ausdrucken und ausfüllen.
Sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, suchen Sie mit dem ausgefüllten
Formular einen qualifizierten Hausarzt oder einen Gastroenterologen auf, der auf
die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert ist.
Der Arzt wird Sie auffordern, zunächst über einige Wochen ein Ernährungstagebuch
zu führen. Anhand der Ergebnisse kann er dann ggf. verschiedene Untersuchungen
durchführen, um eine qualifizierte Diagnose zu stellen.
Im Folgenden sind die verschiedenen Methoden beschrieben. Lesen Sie diese aufmerksam
durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter
Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.
o Verzehrtagebuch (Ernährungstagebuch)
Die einfachste Methode, die Sie selbst anwenden können, ist das
Führen eines Verzehr- oder Ernährungstagebuches über mehrere Wochen. Hierbei muss
alles und jedes aufgeschrieben werden, was wann gegessen und getrunken wird.
In einer weiteren Spalte wird das Befinden aufgeführt, d.h. Sie tragen
hier eventuell auftretende Beschwerden ein. Anhand dieses
Tagebuches können recht schnell die Verursacher von Beschwerden dingfest
gemacht werden. Die Symptome können schon recht kurz nach dem Verzehr
eines unverträglichen Nahrungsmittels auftreten, vielleicht auch erst
nach mehreren Stunden, seltener sogar erst mit einem zeitlichen Versatz von
einem ganzen Tag. Aus diesem Grunde ist es wichtig, das Tagebuch über
einen längeren Zeitraum zu führen. Beachtet werden muss dabei, dass
sich fruktosehaltige Nahrungsmittel allein oder gar auf nüchternen Magen
schneller bemerkbar machen, als wenn sie mit anderen Dingen zusammen verzehrt
werden. Weiterhin gilt die Regel: je flüssiger fruchtzuckerreiche Speisen
sind, desto schneller zeigen sich Beschwerden. Man entwickelt bald ein Gefühl
für die zeitlichen Zusammenhänge. Stellt sich heraus, dass
Blähungen, Bauchschmerzen oder sogar Durchfall grundsätzlich in
einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von fruktosereichen Nahrungsmitteln,
Getränken oder auch Medikamenten stehen, ist die Diagnose klar. Verfestigt
werden kann dieser Verdacht jetzt noch mit einer Eliminations-Diät.
Als Hilfestellung können Sie sich hier ein
Formular für ein Verzehrtagebuch
downloaden und ausdrucken, in dem Sie Ihre Eintragungen ganz einfach vornehmen können.
o Eliminations-Diät und Provokationstest
Die Eliminations-Diät nimmt einen Zeitraum von mehreren Wochen in Anspruch.
Hierbei wird meistens mit einigen Fastentagen begonnen, bis man vollkommen
beschwerdefrei ist. Dann fängt man mit einem Lebensmittel an, das über
1-2 Tage verzehrt wird. Treten keine Beschwerden auf, kann man dieses und ein
weiteres Lebensmittel zu sich nehmen. Auf diese Weise steigert man die Anzahl
der Lebensmittel. Sobald Beschwerden auftreten, weiß man sicher, welches
Lebensmittel diese verursacht hat. So kann man die Auslöser für
Unverträglichkeiten und Allergien einkreisen. Bei bestimmten Verdachtsmomenten
kann man nach einer Enthaltsamkeits-Phase, bei der bewusst auf das verdächtige
Lebensmittel verzichtet wird, einen speziellen Provokationstest durchführen,
also hier der gezielte Verzehr von fruktosereichen Nahrungsmitteln (z.B. einem
Glas Apfelsaft, ggf. gesüßt mit einem Löffel Honig) bzw. all den
Nahrungsmitteln, die im Tagebuch als Beschwerdeverursacher in Erscheinung
getreten sind. Treten unter dieser Provokation die Beschwerden wieder auf,
gibt es keinen Zweifel mehr an der Ursache.
o H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest)
Beim H
2-Atemtest (Wasserstoff-Atemprüfung) wird nach der Einnahme von
einer bestimmten Menge Fruktose der Wasserstoffgehalt des Atems gemessen.
Wenn bei fruktoseintoleranten Menschen durch den Mangel von
GLUT5 die Fruktose unaufgespalten in den Dickdarm gelangt, zersetzen die
dort angesiedelten Bakterien den Fruchtzucker unter anderem zu Wasserstoff.
Dieses Gas gelangt über die Darmschleimhaut und das Blut in die Lungen
und wird dort abgeatmet. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoffgehalt
festgestellt, ist die Diagnose Fruktose-Intoleranz so gut wie sichergestellt.
Beim H
2-Atemtest, der in Kliniken oder speziell ausgerüsteten
Arztpraxen durchgeführt wird, wird auf nüchternen Magen
die erste Wasserstoffkonzentration im Atem
als Referenzwert gemessen. Danach müssen 25g in Wasser gelöste
Fruktose getrunken werden (keine Angst, das Personal kennt die Probleme, eine
Toilette ist in greifbarer Nähe!). Im Abstand von jeweils 30 Minuten
werden dann mindestens 4 weitere Tests der Wasserstoffkonzentration vorgenommen. Aus dem
Anstieg des Gehaltes von Wasserstoff in der Atemluft und der Protokollierung
und Bewertung der Beschwerden – wann und wie heftig treten Bauchgrummeln,
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit etc. auf – kann das
Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden.
Fehlinterpretationen gibt es in seltenen Fällen nur, wenn der Darm mit
Bakterien besiedelt ist, die gar keinen Wasserstoff produzieren
können. Dann zeigt sich im Atemtest kein Wasserstoff, obwohl zuwenig GLUT5
zum Transport der Fruktose im Dünndarmarm bereitsteht. Diese so genannten »non H
2
responder« entlarvt ein zusätzlicher Atemtest mit Laktulose für
Non-Responder.
Diese Sonderfälle sind selten. Hier können jedoch zusätzlich
die auftretenden Durchfälle und Blähungen zur Auswertung herangezogen
werden.
Der H
2-Atemtest darf nicht nach Antibiotika-Therapien oder Darmspiegelungen
durchgeführt werden, da diese die Darmflora beeinflussen und deshalb
ebenfalls das Ergebnis beeinträchtigen. Hier ist eine Wartefrist von
etwa 4 Wochen einzuhalten.
Der H
2-Atemtest eignet mit den entsprechenden Testlösungen auch
zur sicheren Diagnose einer Sorbit- bzw. Laktose-Intoleranz. Hierbei werden
statt der 25g in Wasser gelösten Fruktose entweder 10g Sorbit bzw. 50g
Laktose in Wasser gelöst und getrunken. Die
Interpretation der Messergebnisse
ist mit der beim Fruktose-Test identisch.
Wichtiger Hinweis: Einige Ärzte
bzw. ihre Mitarbeiter(innen) sind bei der Anwendung der Atemtests nicht
sehr geübt, weil sie diese Tests nur selten durchführen. So verabreichen
sie manchmal bei den verschiedenen Atemtests nicht die jeweils
vorgeschriebene Menge der Testsubstanzen. Dies kann das Untersuchungsergebnis
entscheidend beeinträchtigen: Gibt man beispielsweise beim Atemtest zur Diagnose
einer Fruktose-Intoleranz 50g statt der vorgeschriebenen 25g in Wasser gelösten Fruchtzucker
(weil diese Menge ja auch bei dem verbreiteteren Laktose-Atemtest gegeben wird), so wird fast jeder
Kandidat mit einer erhöhten Wasserstoffkonzentration im Atem reagieren.
Die für die Verarbeitung der Fruktose im Dünndarm zur Verfügung
stehenden Transportproteine sind auch bei Menschen ohne Unverträglichkeit
begrenzt, und unverarbeitete Fruktose gelangt bei einem Überangebot immer
in den Dickdarm, wo sie von den wasserstoffproduzierenden Bakterien verstoffwechselt
wird. Eine Fehldiagnose ist die unweigerliche Folge, ebenso, wie wenn Sie eine
zu große Menge Sorbitlösung einnehmen müssen. Bitte lassen Sie sich vom
Praxispersonal bestätigen, wieviel der Testsubstanz Sie einnehmen sollen,
um Fehldiagnosen mit all ihren negativen Begleiterscheinungen zu vermeiden.
Häufig gestellte Frage: Immer
wieder werde ich gefragt, ob man in der Wartezeit bis zum H
2-Atemtest
unverändert Fruktose verzehren sollte oder schon den Fruchtzucker reduzieren darf,
um eine eventuelle Besserung der Beschwerden herbeizuführen.
Es ist in Bezug auf das Testergebnis fast gänzlich unerheblich, in
welcher Menge Sie in diesem Zeitraum Fruktose verzehren, da vor dem Test ein
Nüchtern-Referenzwert ermittelt wird, auf dessen Basis die weiteren Werte
eingeordnet werden. Ist der Nüchtern-Wert aufgrund zuvor verzehrter Fruktose
hoch, so bewegt sich die ermittelte Kurve insgesamt auf einem höheren Niveau,
als wenn Sie zuvor nur sehr wenig Fruchtzucker gegessen hätten. Aber der Anstieg (oder
der ausbleibende Anstieg) bleibt derselbe. Und nur dieser wird zur Diagnose herangezogen.
Einzig die Tatsache, dass durch einen dauerhaft hohen Fruktose-Verzehr bei bestehender
Fruktose-Intoleranz die Darmflora geschädigt wird, kann einen kleinen Einfluss
auf die Messergebnisse haben, denn eine gesündere Darmflora, die mehr
günstige Bakterien enthält, kann u.U. beschwerdeverursachende
Vorgänge ein wenig abmildern.
Da jedoch die Darmflora im Laufe des bisherigen Leidensweges, aufgrund dessen
man den Test durchführen lässt, ohnehin meist schon größeren
Schaden genommen hat, beeinflusst eine leichte Verbesserung der Bakterienzusammensetzung
in der Wartezeit ein Testergebnis keinesfalls in dem Maße, dass eine Fehldiagnose
gestellt würde.
Deshalb empfehle ich auf jeden Fall, sobald wie möglich – d.h. auch schon
in der Wartezeit – den Fruktosevezehr so gering wie möglich zu halten,
um der Darmflora und auch der Darmschleimhaut die Gelegenheit zur Regeneration zu geben.
Interpretation der Messergebnisse:
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem:
a) Es liegt keine Intoleranz gegenüber dem getesteten Stoff vor.
b)
Non-Responder
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird bis ca. 60 Minuten erreicht
und fällt danach wieder ab:
Die Testsubstanz ist nicht bis zum Dickdarm gelangt. Im Dünndarm hingegen
besteht eine Besiedelung mit Bakterien, die die getestete Zuckerart verstoffwechseln
(Dünndarmfehlbesiedelung). Dieser Fall kann mit einem
Wasserstoff-Atemtest
mit Glukose-Testlösung gesichert werden.
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird im Zeitraum von 60 bis 120 Minuten erreicht:
Es liegt eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor.
Je eine Spitze der Anstiegskurven in der ersten und in der zweiten Stunde
nach dem Trinken der Testlösung:
Es liegt sowohl eine Dünndarmfehlbesiedelung (Anstieg innerhalb der ersten Stunde)
als auch eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor (Anstieg innerhalb der zweiten Stunde).
Non-Responder-Atemtest
Der Wasserstoff-Atemtest oder H
2-Atemtest wird mit 50g Laktose-,
25g Fruktose- bzw. 10g Sorbit (in Wasser gelöst) durchgeführt, um
eine entsprechende Unverträglichkeit festzustellen oder auszuschließen.
Besteht eine Unverträglichkeit, so gelangt der Stoff, der sonst mit den
entsprechenden Enzymen oder Transportproteinen im Dünndarm verarbeitet
und über die Schleimhaut aufgenommen würde, unverarbeitet in den Dickdarm.
Dort wird er von den Dickdarmbakterien verstoffwechselt. Die üblicherweise
in der Darmflora enthaltenen Darmbakterien sondern dabei Wasserstoff ab, der
über das Blut in die Atemluft gelangt und dort als Wasserstoff-Anstieg
gemessen werden kann.
Bei manchen Menschen gibt es trotz einer vorliegenden Intoleranz keinen messbaren
Wasserstoff-Anstieg – sie sind sogenannte Non-Responder. Der Grund ist
eine Besiedelung der Darmflora mit Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren
können, wenn sie Zucker verdauen. Ein Wasserstoff-Atemtest mit Laktose-,
Fruktose- bzw. Sorbitlösung würde hier also auf jeden Fall negativ
ausfallen, auch wenn eine Intoleranz vorliegt.
Wird beim H
2-Atemtest mit Laktose, Fruktose oder Sorbit kein oder
ein nur sehr geringer Wasserstoff-Anstieg gemessen, obwohl aufgrund von typischen
Beschwerden eine Unverträglichkeit vermutet wird, so kann mit Laktulose
(Lactulose) zuverlässig getestet werden, ob der Grund eine Fehlbesiedelung
des Darmes ist.
Steigt nach dem Trinken der Testlösung mit 10g Laktulose der Wasserstoffgehalt
im Atem an, so liegt keine Fehlbesiedelung vor – diese Menschen sind Responder:
Es existieren wasserstoffproduzierende Darmbakterien. In den ersten 30-120 Minuten
nach dem Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich höherer
Anstieg des Wasserstoffgehaltes als 20ppm (parts per million) im Vergleich zum
Nüchternwert.
Steigt nach dem Trinken der Laktulose-Testlösung der Wasserstoffgehalt
im Atem nicht oder nur sehr gering an, so liegt eine Fehlbesiedelung vor. Es existieren keine
oder nur sehr wenige wasserstoffproduzierenden Darmbakterien. Diese Menschen sind sogenannte Non-Responder.
Bei einer Fehlbesiedelung liegt der Nüchternwert meist um 0 und nach dem
Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich geringerer Anstieg als 20ppm im Vergleich
zum Nüchternwert.
Fällt bei Menschen mit einer korrekten Bakterienbesiedelung (Respondern)
ein Test mit Laktose-, Fruktose- bzw. Sorbitlösung negativ aus, liegt keine
Intoleranz vor und die Ursachen für vorhandene Beschwerden müssen
woanders gesucht werden.
Hintergrund-Informationen zur Laktulose:
Laktulose wird mit hohen Temperaturen aus Milchzucker künstlich erzeugt.
Sie ist ein Zweifachzucker (Disaccharid), der aus je einem Baustein Galaktose
und Fruktose hergestellt wird. Laktulose kommt in der Natur nicht vor. Deshalb
gibt es auch kein zugehöriges Enzym, das diesen Zweifachzucker in seine
Bestandteile aufspalten könnte. Laktulose kann deshalb im Dünndarm
des menschlichen Verdauungssystems nicht verwertet werden – unabhängig,
ob eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vorliegt oder nicht. Laktulose
gelangt grundsätzlich in den Dickdarm, wo sie zum einen Wasser bindet und
den Stuhl je nach Dosis breiig bis dünnflüssig macht. Diese Eigenschaft
der Laktulose wird genutzt und der Stoff von der Pharmaindustrie als Abführmittel
(Laxanz) vermarktet.
Darüber hinaus wird Laktulose von den Darmbakterien verstoffwechselt. Dabei
entstehen – wie bei Verzehr von Laktose bei Laktose-Intoleranz – Säuren
und Gase, die zu Beschwerden führen und die die Darmperistaltik anregen.
Neben dem Einsatz als Abführmittel wird Laktulose – wie oben beschrieben –
als Testlösung genutzt, um eine eventuelle Fehlbesiedelung des Darmes mit
nicht wasserstoffproduzierenden Bakterien feststellen zu können.
Übrigens: Da auch ultrahocherhitze Milch bei der Haltbarmachung mit hohen
Temperaturen behandelt werden, enthält auch H-Milch geringe Mengen
Laktulose – neben den unverträglichen Bestandteilen der Milch kann
sich insbesondere für laktoseintolerante Menschen die abführende
Laktulose nachteilig auf die Verdauung auswirken.
Wasserstoff-Atemtest mit Glukose zur Diagnose oder zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB)
Der Wasserstoff-Atemtest wird zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung
durchgeführt. Bei der Besiedelung des Dünndarmes mit »normalen«,
Bakterienarten wird Glukose komplett über die Dünndarm-Schleimhaut aufgenommen.
Besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, also eine Besiedelung mit wasserstoffproduzierenden
Bakterienarten im Dünndarm, so steigt der Wasserstoffgehalt beim Glukose-Test
stark an.
Der Glukose-Atemtest, bei dem 80g in Wasser gelöste Glukose getrunken werden,
wird durchgeführt, wenn bei Laktose-, Fruktose- oder Sorbit-Atemtests der
stärkste Anstieg der Kurve bereits nach 30 bis 60 Minuten auftritt.
Wichtiger Hinweis zu allen Atemtests:
Selbstverständlich können Tests mit den verschiedenen Lösungen
(Laktose, Fruktose, Sorit, bzw. Laktulose oder Glukose) nicht ohne eine
Zwischenzeit von etwa 2 Wochen
durchgeführt werden! Zuckerreste der jeweiligen Testlösung müssen komplett
verarbeitet bzw. ausgeschieden worden sein, und Darm und Darmflora müssen
sich von der erneuten Belastung erholen.
o Ist bei einer Fruktose-Intoleranz ein Bluttest möglich?
Bei einer Fruktose-Intoleranz ist es nicht möglich, mit Hilfe eines Bluttests
die Krankheit zu diagnostizieren. Der Bluttest bei einer Laktose-Intoleranz
beruht auf der Tatsache, dass der Milchzucker ein Zweifachzucker ist, der
mit dem Laktase-Enzym aufgepalten werden muss. Fehlt dieses Enzym, entstehen
keine Spaltprodukte, also keine Glukose und keine Galaktose. Ins Blut gelangende
Glukose würde den Blutzuckerspiegel erhöhen, was mit dem Bluttest
gemessen wird. Bleibt dieser Anstieg aus, kann die Diagnose »Laktose-Intoleranz« gestellt werden.
Da jedoch der Fruchtzucker ein Einfachzucker ist, der nicht mehr aufgespalten
wird und der auch den Blutzuckerspiegel nicht unmittelbar erhöht, eignet
sich dieser Test nicht zur Diagnose der Fruktose-Intoleranz.
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Behandlung der Fruktose-Intoleranz (Fruktose-Malabsorption)
Eine Fruktose-Malabsorption kann – im Gegensatz zu einer Laktose-Intoleranz
– als Krankheit angesehen werden, vorausgesetzt, die Malabsorption tritt nicht
auf, weil mit der Nahrung viel zuviel Fruchtzucker aufgenommen wird.
Heilbar ist die FMA nicht, es kann jedoch mit einer angepassten, fruktosearmen
Ernährung eine weitestgehende Beschwerdefreiheit erreicht werden.
Auch eine Ernährung, die möglichst frei von Haushaltszucker ist, ist bei
einer FMA angeraten – zumindest in der Anfangsphase, bis man herausgefunden hat,
welche Nahrungsmittel einem besser oder schlechter bekommen.
o Medikamente
Da das fehlende oder nicht ausreichende Transportprotein GLUT5 nicht künstlich
hergestellt und als Medikament verabreicht werden kann, ist es leider nicht möglich,
es – wie beispielsweise das Laktase-Enzym bei einer Laktose-Intoleranz –
in Tablettenform zu substituieren (ersetzen/ergänzen).
Jedoch ist auffällig, dass bei einer FMA oftmals die Konzentrationen der Aminosäure
Tryptophan, dem Vitamin B9 (Folsäure) und dem Spurenelement Zink im Blut erniedrigt
sind. Durch die Ergänzung dieser Stoffe kann – bei gleichzeitiger, möglichst
fruktosearmer Ernährung – unter Umständen eine Beschwerdebesserung
herbeigeführt werden.
o Pflege von Darmflora und Darm
Zusätzlich zu einer angepassten Ernährung helfen die Pflege der Darmflora
und des Darmes. Hierbei sollte auf eine möglichst naturbelassene Ernährung
geachtet werden. Zwar sind Vollkornprodukte fruktosehaltiger als Produkte aus weißem
Mehl, es ist aber durchaus hilfreich, hier eine gesunde Balance zu finden, denn
die Ballaststoffe in den Vollkornprodukten pflegen die Darmschleimhaut: Wie bei
einem Peeling schmirgeln die harten Schalen die abgestorbenen Zellen der Darmschleimhaut
ab und ermöglichen es so den jungen Zellen, ihre Funktionen optimal zu erfüllen.
In einer so gepflegten Darmschleimhaut können sich nützliche Darmbakterien
bestmöglich vermehren und so krankmachenden Keimen wenig Platz und Nährboden
bieten. Somit bildet sich eine gesund ausbalancierte Darmflora, die zu Ihrem
Wohlbefinden beiträgt.
Der oben erwähnte Hinweis auf einen möglichst geringen Verzehr von Haushaltszucker
ist deshalb wichtig, weil sich schädliche Darmbakterien vorrangig von Zucker
ernähren – und dieser Nährboden sollten ihnen entzogen werden.
Somit haben günstiger wirkende Bakterien die Möglichkeit, sich zu vermehren
und eine gesündere Zusammensetzung der Darmflora zu bewirken.
o Unterstützung der Darmflora mit Pro- und Präbiotika
Als Probiotika bezeichnet man Darmbakterien, die für den Menschen günstige
Wirkungen entfalten. Hier sind insbesondere Milchsäurebakterien zu nennen,
die neben einer günstigen Wirkung in Bezug auf den Milchzucker insgesamt ein
optimales Milieu im Darm erzeugen. Deshalb eignet sich der verstärkte Verzehr
von milchsauer eingelegtem Gemüse wie Sauerkraut, Roter Beete, Mixed Pickles u.Ä.
Als Präbiotika werden Stoffe bezeichnet, die eigentlich für den Menschen
unverdaubar sind, jedoch als »Futter« für die vorteilhaften Darmbakterien
dienen können. Mit dem Verzehr von präbiotischen Nahrungsbestandteilen
wird die Vermehrung der günstigen Darmbakterien unterstützt – die
Darmflora wird somit mit diesen für den Menschen vorteilhaften Bakterienarten
angereichert, die ungünstiger wirkenden oder gar krank machenden werden
zurückgedrängt.
Viele pflanzliche Nahrungsmittel wie z.B. Chicoree, Schwarzwurzeln oder auch die
Topinamburknolle enthalten einen hohen Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen.
Präbiotika werden auch als Präparate zum Einnehmen in Apotheken oder Reformhäusern
angeboten. Hier ist insbesondere das Inulin zu nennen, das eine günstige,
verstärkende Wirkung auf Probiotika haben kann (nicht zu verwechseln mit dem
Insulin, das für die Zuckerverwertung besonders den Diabetikern bekannt ist).
Oftmals werden Kombipräparate aus Pro- und Präbiotika angeboten.
Für empfindliche Menschen insbesondere solche mit einer Fruktose-Intoleranz
sei jedoch der Hinweis angebracht, dass Präbiotika u.U. selber Unverträglichkeitsreaktionen
hervorrufen können. Eine vorsichtige Dosierung ist also unbedingt angeraten.
o Darmgymnastik
Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer Fruktose-Intoleranz (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen
grundsätzlich die kontinuierliche
Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der
Transport des Speisebreis durch den
Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms.
Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen
Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.
In dem Buch
»Darmgymnastik & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen
Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von
Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder
zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
o Entspannung
Häufig wird eine Nahrungsmittel-Intoleranz auch begleitet von einem Reizdarm-Syndrom.
Dieses kann günstig beeinflusst werden durch eine vernünftige Balance
zwischen Anregung und Entspannung. Sollten Ihre Beschwerden sich also trotz konsequenter,
fruktosearmer Ernährung nicht zu Ihrer Zufriedenheit reduzieren, so versuchen Sie (
auch in Rücksprache mit Ihrem Arzt), verschiedene Entspannungstechniken zu
erlernen (autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Quigong).
Oftmals sind Entspannungsübungen sehr hilfreich, um Beschwerden bei Fruktose-Intoleranz
günstig zu beeinflussen.
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Ernährung bei Fruktose-Intoleranz (Fruktose-Malabsorption)
Es ist nicht möglich, sich – analog zur Laktose-Intoleranz – fruktosefrei
zu ernähren, denn Fruchtzucker ist ein Bestandteil in vielen wichtigen Nahrungsmitteln
wie u.a. Obst und Gemüse. Es ist jedoch möglich und erforderlich, bei
Vorliegen einer Fruktose-Malabsorption den Fruchtzucker-Verzehr so weit zu reduzieren,
bis das GLUT5-Angebot dem Fruktose-Angebot entspricht, und der Fruchtzucker weitestgehend
verdaut werden kann.
Hierbei sollte zuallererst konsequent auf künstlich mit Fruchtzucker angereicherte
Nahrungsmittel verzichtet werden, und auch mit Haushaltszucker zubereitete Süß-
und Backwaren sollten auf ein sehr viel kleineres Maß beschränkt werden.
Insbesondere sind hier süße Getränke wie Limonaden, Colagetränke
und Fruchtsaftgetränke zu erwähnen, die oftmals einen sehr hohen Fruchtzuckergehalt
aufweisen. Gänzlich gemieden werden müssen die so genannten »Diabetiker-Produkte«,
bei denen der Haushaltszucker durch Fruchtzucker ersetzt wurde, weil letzterer
insulinunabhüngig verdaut wird. Auch »kalorienreduzierte« Nahrungsmittel
sind »gefährlich«, weil sie häufig mit Fruchzucker statt mit
Haushaltszucker gesüßt werden, denn der Fruchtzucker hat eine höhere
Süßkraft als Haushaltszucker, und so können bei gleicher Süße
Kalorien eingespart werden können.
Bewirken diese Maßnahmen noch keine Besserung der Beschwerden, müssen
besonders fruchtzuckerhaltige Obst- und Gemüsesorten reduziert werden. Natürlich
ist es nicht empfehlenswert, jegliches Obst und Gemüse vom Speisezettel zu
streichen, da diese Nahrungsmittel unser Hauptlieferant für Vitamine und
Mineralstoffe sind. Es gibt jedoch Obst- und Gemüsesorten, die relativ wenig
Fruchtzucker enthalten – diese sollten bevorzugt werden. Weiterhin sind jene
Sorten besser verdaulich, die neben
einem geringen Anteil Fruchtzucker einen hohen Anteil an Traubenzucker enthalten.
Traubenzucker reißt auf seinem Weg durch die Darmschleimhautzwischenräume
Fruchtzuckermoleküle mit sich, so dass dieser zum Teil sogar ohne das Transportprotein
GLUT5 verdaut werden kann. Man kann auch mit einem kleinen Trick Obst und Gemüse
bekömmlicher machen, indem man ein wenig Traubenzucker (z.B. in Tabletten- oder
Pulverform) gleichzeitig verzehrt und so das Fruchtzucker/Traubenzucker-Verhältnis
verbessert.
o Was ist Sorbit?
Zusätzlich zum Fruchtzuckergehalt in Nahrungsmitteln müssen Menschen mit
einer Fruktose-Malabsorption auch auf Sorbit in der Nahrung achten, da Sorbit die
Transportproteine bei der Verdauung bindet, so dass die noch vorhandenen Restmengen
nicht mehr für die Fruchtzuckerverwertung zur Verfügung stehen.
Sorbit oder Sorbitol (E420) ist ein Zuckeralkohol und kommt natürlicher Weise
in einigen Früchten vor. Hier sind insbesondere Äpfel, Aprikosen, Hagebutten
(Achtung bei Tee!) und Pflaumen und verschiedene Trockenfrüchte (u.a. Backpflaumen)
zu nennen.
Zusätzlich setzt die Nahrungsmittelindustrie auch Süßwaren wie z.B.
Kaugummi oder Bonbons, die als »zuckerfrei« deklariert werden dürfen,
gerne Sorbit als Zuckeraustauschstoff zu.
Sogar bei gesunden Menschen führt übermäßiger Sorbitverzehr zu
Durchfall. Aus diesem Grund müssen Produkte, denen dieser Süßstoff
in künstlicher Form zugesetzt wurde, mit dem gesetzlichen Hinweis »kann
bei übermäßigen Verzehr zu Durchfall führen« auf der
Verpackung gekennzeichnet werden.
o Meidung aller Zuckeralkohole
Auch alle weiteren Zuckeralkohole sollten aus den genannten Gründen bei einer
Fruktose-Malabsorption weitestgehend gemieden oder zumindest auf ein Minimum reduziert
werden. In den Zutatenlisten von Nahrungsmitteln erscheinen folgende Bezeichnungen
bzw. die in Klammern angegebenen E-Nummern: Isomalt/Isomaltitol (E 953), Lactit/Lactitol
(E 966), Maltit/Maltitol (E 965), Mannit/Mannitol (E 421) und Xylit/Xylitol (E 967).
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Depressionen im Zusammenhang mit einer Fruktosemalabsorption
Viele Menschen, die an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten leiden, sind häufig durch
ihre Beschwerden besonders belastet und niedergeschlagen – insbesondere, wenn
sie sich noch nicht so gut mit der erforderlichen Speisenauswahl auskennen.
Verdauungsprobleme wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle und vieles mehr können
es erschweren, sich ungezwungen in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne sich immer
wieder zu vergewissern, wo die nächste Toilette ist. Das ist normal und gibt sich
in den allermeisten Fällen, sobald die Betroffenen besser mit ihrer Diät zurechtkommen
und sie Nahrungsmittel meiden, die Beschwerden verursachen oder deren Verzehr minimieren.
o Wie wird Fruktose verdaut?
Im »Normalfall«, d.h. wenn Fruktose korrekt verdaut wird, wird dieser
Zucker im oberen Bereich des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm, durch die beiden
Transportproteine GLUT 5 (auf der Darmseite) und GLUT 2 (auf der Blutseite) aus
dem Speisebrei durch die Schleimhautzellen ins Blut geschleust. Ohne diese Transporter
kann die Fruktose nicht aus dem Darm ins Blut aufgenommen und dann weiter in die Leber
transportiert werden, wo sie umgebaut und dem Stoffwechsel als Energie zur Verfügung
gestellt wird. Bei gesunden Menschen gibt es von diesen beiden Transportproteinen
so viel, dass normal übliche Fruktosemengen problemlos verdaut werden können. Aber
das Kontingent ist begrenzt: Verzehrt man zu viel Fruktose (und das ist heutzutage
bei den industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln leider sehr schnell der Fall),
kommt es auch bei Gesunden zu Verdauungsbeschwerden, weil die Fruktose, die nicht
ins Blut transportiert wird, in den Dickdarm gelangt, wo sie von Bakterien verstoffwechselt
wird. Dabei entstehen Gase und Säuren als Abfallprodukte, die dann zu den oben
beschriebenen Verdauungsbeschwerden führen.
Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption haben ein noch kleineres Kontingent vor
allem an GLUT 5, wodurch es auch bei Verzehr »normaler« Fruktosemengen
zu Problemen kommt, weil eben noch mehr unverdaute Fruktose in den Dickdarm gelangt
– die Folge sind dann Blähungen, Durchfälle etc., wenn keine entsprechende
Diät gehalten wird. Dass daraus eben eine besondere Belastung resultiert und die
Betroffenen auch oft regelrecht niedergeschlagen sein können, ist verständlich.
o Fruktose, Tryptophan und Serotonin
Bei Vorliegen einer Fruktose-Malabsorption kann es jedoch auch zu echten Depressionen
kommen, die mehr oder weniger heftig ausgeprägt sein können. Hier gibt es jedoch
eine gänzlich andere Kausalität: Die Ursache ist nicht die psychische Belastung
durch die Angst vor »Unfällen«, sondern es gibt einen seit kurzen bekannten
– und wissenschaftlich nachgewiesenen – Zusammenhang mit der nicht richtig verdauten
Fruktose. Gelangt Fruktose durch einen GLUT 5-Mangel in den Dickdarm, verbindet
sie sich mit Tryptophan, einer essentiellen Aminosäure, die mit der Nahrung
aufgenommen werden muss. Tryptophan ist bei der Synthese von Serotonin erforderlich
– und Serotonin ist nicht nur
ein Gewebshormon, sondern
das
»Glückshormon«. Ist also durch zu viel Fruktose im Dickdarm das mit der
Nahrung aufgenommene Tryptophan in einem Fruktose-Tryptophan-Komplex fest gebunden,
steht es für die Serotonin-Synthese nicht mehr zur Verfügung, was einen Serotonin-Mangel
zur Folge hat.
Und dass eine der Ursachen von Depressionen (unter sicherlich noch vielen anderen)
ein Serotonin-Mangel ist, ist bekannt. Übrigens können auch Schlafstörungen Folge
eines Serotonin-Mangels sein – und Schlafstörungen und Depressionen gehen
oft Hand in Hand und verstärken sich sogar gegenseitig.
o Fruktose-Malabsorption und Depressionen
Somit lohnt es sich also bei einer Depression auf jeden Fall, hier auch einmal
einen Test auf Fruktose-Malabsorption durchführen zu lassen. Und anders herum ist
es unter diesen Gesichtspunkten auch einsehbar, warum es bei Fruktose-Malabsorption
unbedingt wichtig ist, eine fruktosearme Ernährung einzuhalten, um eben nicht Gefahr
zu laufen, an einer Depression zu erkranken.
o Problem Fertigprodukte und Zuckeraustauschstoffe
Bei den heute besonders in Fertigprodukten und vor allem in Säften verwendeten
großen Fruktosemengen, verschleiert oftmals durch Begriffe wie »Fruktose-Glukose-Sirup»,
»Mais-Sirup» oder Produktbezeichnungen wie »zuckerfrei« oder
»keine Zugabe von Kristallzucker« etc,
muss man noch nicht einmal an einer Fruktose-Malabsorption leiden, denn – wie
oben erwähnt – steht auch bei gesunden Menschen das GLUT 5 nur in begrenzter
Menge zur Verfügung. Gelangen allein durch einen dem natürlichen GLUT 5-Angebot
nicht mehr angepassten Fruktoseverzehr nennenswerte Fruchtzuckermengen in den Dickdarm,
entsteht der gleiche Mechanismus, so dass nicht mehr genügend Serotonin für ein
gesundes Wohlbefinden gebildet werden kann. Die Folge kann dann auch bei Menschen
ohne Fruktose-Malabsorption eine mehr oder weniger ausgeprägte Depression sein.
Auch in Bezug auf Zuckeraustauschstoffe kann es Probleme geben. Wie im Abschnitt
»Was ist Sorbit?« beschrieben,
gelangen diese Stoffe ebenso zumindest zum Teil in den Dickdarm – mit den beschriebenen Folgen für die
Serotonin-Bildung. Der übermäßige Verzehr von Zuckeraustauschstoffen kann also
nicht nur zu Verdauungsproblemen führen (wie auf den gesetzlich vorgeschriebenen
Warnhinweisen angegeben), sondern darüber hinaus auch zu Depressionen.
o Depressionen im Alter
Auch ältere Menschen etwa ab dem 6. Lebensjahrzehnt sollten übrigens
auf diese Zusammenhänge achten, denn es ist völlig normal, dass im Alter die
körpereigene Produktion aller Verdauungsenzyme – auch von GLUT 5 –
geringer wird. Zusammen mit einer sich häufig einschleichenden Vereinsamung kann
es dann sehr rasch zu Depressionen kommen, die bei älteren Menschen häufiger
auftreten, als diese es zugeben. Eine angepasste Ernährung kann hier schon sehr
viel bewirken.
o Heißhungerattacken
Ebenfalls mit dem Serotonin-Mangel hängen die bei Fruktose-Malabsorption häufigen
Heißhungerattacken zusammen: Fehlt dem Gehirn Serotonin, sendet es Signale aus,
dass vor allem Süßes verzehrt werden soll, denn Zucker kann den Serotoninspiegel
heben. Und hier setzt ein Teufelskreis ein, denn oftmals werden dann »gesunde«
Süßigkeiten wie Obst verzehrt, und gerade dieses enthält häufig große Mengen Fruktose.
Deshalb sollte Betroffenen der Zusammenhaqng klar sein und fruktosearme Obstsorten
bevorzugt werden bzw. dem Heißhunger zumindest nicht mit dem Verzehr von Süßem begegnet
werden. Besser sind schwerer verdauliche, vollwertige Nahrungsmittel, die zwar den
Heißhunger nicht »auf die Schnelle«, aber zumindest nachhaltiger stillen.
Lesen Sie auch folgende Beträge:
Fragen und Antworten zum Thema Fruktose von Dr. H.-J. Thon
Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Multiple Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Empfehlenswerte Literatur:
Kurz und klar: Fruchtzucker-Unverträglichkeit
Darmgymnastik
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