Es gibt diverse Ursachen, die unangenehme Symptome bei der Verdauung nach sich ziehen können – und in den meisten Fällen ist es nicht
nur die eine Ursache, sondern es hat fast immer mit diversen verschiedenen Problemen zu tun.
Aufgrund der größeren Verbreitung in Internetbeiträgen zu Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten denken die meisten Betroffenen zunächst
einmal an diese Zusammenhänge. Zu diesem wichtigen Thema gibt es auch auf meiner Website
diverse Beiträge, weshalb ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen will.
Es ist grundsätzlich nicht falsch, sich Gedanken über die Verträglichkeit der verzehrten Lebensmittel zu machen und sich beispielsweise mit
Hilfe eines
Ernährungs- und Symptomtagebuches eine Übersicht zu verschaffen. Eine bestimmt
ebenso große Berechtigung aber hat es, sich darüber im Klaren zu sein, welche Bedeutung die
Leistungsfähigkeit der Verdauungsdrüsen bei
Verdauungsproblemen hat und zu schauen, was man in dieser Beziehung für sich und für eine gesündere Verdauung tun kann.
Die Definition einer »Drüse« liest sich in
Wikipedia folgendermaßen:
»Als Drüse (lateinisch Glandula) wird in der Anatomie ein Organ bezeichnet, das eine (chemische) Substanz produziert und […] ausschüttet«.
Obwohl im Verlauf des gesamten Magen-Darmtrakts an zahlreichen Stellen Substanzen produziert und ausgeschüttet werden, die zur Verdauung der Speisen
unentbehrlich sind, fasst man unter dem Begriff »Verdauungsdrüsen« in der Regel nur die Leber, die Galle und die Bauchspeicheldrüse zusammen.
Zumindest aber die Speicheldrüsen im Mund und den Magen möchte ich hier ebenfalls betrachten.
Alle Verarbeitungsschritte zwischen Mund und After bauen im Verlauf der Verdauung aufeinander auf. Hakt es an einer Stelle, werden sämtliche Prozesse
in der Folge beeinträchtigt. Aus diesem Grunde ist es essentiell wichtig,
alle Verdauungsschritte – sofern sie in unserer Entscheidungsmacht liegen
– sorgsam durchzuführen und alle an der Verdauung beteiligten Organe zu betrachten und zu pflegen. Selbstverständlich gehören zu einer gesunden
Verdauung auch der Darm und die Mikrobiota (Darmflora). Da dies jedoch nicht in diesen Artikel über die Verdauungsdrüsen gehört, empfehle ich Ihnen
die zahlreichen Beiträge unter dem Menüpunkt »Wissensdatenbank/Darmgesundheit« auf meiner Website.
An dieser Stelle werden werden alle an der Verdauung beteiligten Drüsen kennenlernen und am Ende
Tipps finden, was Sie tun können, um die Leistungsfähigkeit der Verdauungsdrüsen zu stärken.
Trotzdem sollten Sie bei andauernden Verdauungsproblemen Ihren Hausarzt konsultieren, um eventuelle Erkrankungen abklären lassen zu können.
Speicheldrüsen
Die Verdauung beginnt bereits im Mund. Nicht nur das Zerkleinern der Lebensmittel ist für eine befriedigende Verdauung wichtig, sondern auch die Zugabe des
Speichels aus den Speicheldrüsen, die unter der Zunge, im Unterkiefer und vor den Ohren liegen (
in der oberen Abbildung mit der Nummer 1 gekennzeichnet).
Diese Drüsen werden durch das Kauen und die damit verbundene Bewegung der Kiefer angeregt, eine enzymreiche Speichelflüssigkeit abzugeben, die dann mit dem Kauen
mit der Nahrung vermischt wird. Durch diese
Enzyme werden
erste Aufspaltungsprozesse der Nahrungsbestandteile, insbesondere der Kohlenhydrate, in Gang gesetzt. Sie können dies selbst erkennen, wenn Sie beispielsweise
Brot lange genug kauen. Die zunächst geschmacklose Stärke wird durch die Enzyme nach und nach in Zuckerbausteine aufgespalten, so dass der Brotbrei nach einiger Zeit
süßlich schmeckt.
Darüber hinaus verflüssigt der Speichel die Nahrung und macht sie
geschmeidig, so dass sie leicht durch die Speiseröhre gleiten kann. Wenn Sie Ihr Essen
herunterschlingen und nicht genügend kauen würden, könnten Sie dies im ungünstigsten Falle als unangenehmes Fremdkörpergefühl in der Speiseröhre bemerken –
abgesehen davon, dass die nachfolgenden Verdauungsvorgänge diese Zerkleinerungsarbeit und auch die enzymatischen Beigaben nicht mehr ausreichend nachholen können.
Alle weiteren Prozesse können nun nicht mehr ordentlich ablaufen, und alle im Folgenden Verlauf beteiligten Organe müsse Mehrarbeit leisten.
Der Magen
In der Schleimhaut des Magens,
der in der oberen Abbildung mit der Nummer 7 gekennzeichnet ist, werden zahlreiche, für die Verdauung der Nahrung wichtige Substanzen gebildet
– allen voran die Magensäure. Diese dient u.a. dazu,
die mit der Nahrung aufgenommenen,
potenziell schädlichen Bakterien abzutöten. Mit dem ebenfalls im Magen produzierten Pepsin werden
erste Aufspaltungen der
komplexen Nahrungsproteine in Gang gesetzt. Der in ganz speziellen Zellen der Magenschleimhaut, den Belegzellen, abgesonderte Intrinsic-Factor ist essentiell
wichtig dafür, dass das mit der Nahrung aufgenommene
Vitamin B12 später im Darm verwertet werden kann.
Durch die Peristaltik, also die Bewegungen der Magenmuskulatur, werden die Speisen mit dem heruntergeschluckten und enzymreichen Speichel und
mit den Magensäften
durchmischt und – falls sie nicht schon im Mund gründlich zerkleinert wurden – zumindest noch soweit dies in einem Organ, das eben keine Zähne mehr
besitzt, weiter
zu einem möglichst homogenen Brei verarbeitet.
Je nach Art der verzehrten Nahrungsmittel verweilen die Speisen über etwa zwei bis sechs Stunden im Magen und werden hier enzymatisch weiter aufgespalten. Leichte
Mahlzeiten aus Gemüse und Getreiden verbleiben kürzer im Magen, Gerichte mit viel Fleisch und tierischen Proteinen brauchen für diese Verarbeitungsschritte eine
längere Zeitspanne. Danach wird der Speisebrei schlückchenweise durch den
Magenpförtner, einen leistungsfähigen Schließmuskel am unteren Rand des Magens, in den
Zwölffingerdarm, den obersten Abschnitt des Dünndarms abgegeben. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Funktionsstörungen des Magens«.
Die Leber
Die Leber (Fachbegriff Hepar) (
in der oberen Abbildung mit der Nummer 4 gekennzeichnet), die unter dem rechten Rippenbogen liegt und sich dann mit ihrer Spitze quer unter
dem Zwerchfell bis auf die linke Seite des Oberbauchs erstreckt,
ist nicht nur unser
wichtigstes Entgiftungsorgan, sie ist auch als Steuerungsorgan maßgeblich am
Energiestoffwechsel beteiligt.
Darüber hinaus produziert die Leber u.a. auch
zahlreiche Verdauungsenzyme, mit denen die Nahrungsbestandteile weiterverarbeitet werden, die aus dem Darm in Blut gelangt sind
und mit dem Blut durch die Leber geleitet werden.
Auch sämtliche Entgiftungsprozesse werden von der Leber geleistet – seien es der Umbau von Bestandteilen aus der Nahrung oder aber auch der Abbau von Giftstoffen, die wir
über das Essen zu uns nehmen oder aus der Umwelt aufnehmen. Auch alle Medikamente, die wir vom Arzt (oder uns selbst) verordnet bekommen und der Alkohol, den wir mit dem
Feierabendbier trinken, muss die Leber umwandeln oder entsorgen. Und last, but not least entsteht in der Leber der für die Fettverdauung so wichtige Gallensaft, der dann
in der
Gallenblase gesammelt und gespeichert wird. Somit kann man sie mit Fug und Recht als die
größte chemische
Fabrik unseres Körpers bezeichnen.
Abgesehen von einem
lehmfarbigen Stuhl, der ein Hinweis auf eine Leberproblematik sein kann, signalisiert eine erkrankte oder geschädigte Leber unglücklicherweise ihre
Notlage nicht wie andere Organe durch Schmerzen, so dass Komplikationen oft über längere Zeit unbemerkt bleiben. Einzig, dass man sich bei Leberproblemen häufig müde und schlapp
fühlt (»
Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit«), was jedoch vom Laien so gut wie nie mit der Leber in Verbindung gebracht wird. Und
Verdauungsprobleme wie
Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfälle und andere mehr werden in der Regel ebenfalls zuallerletzt mit der Leber assoziiert. Dies alles sind Gründe, warum Erkrankungen
oder eine mangelhafte Leistungsfähigkeit der Leber oft erst sehr spät erkannt werden und diesem wichtigen Organ nicht die adäquate Bedeutung bei Verdauungsproblemen eingeräumt wird.
Die Gallenblase
Die Gallenblase (Fachbegriff Vesica biliaris, bei Erkrankungen mit »Cholezyst…« (wie z.B. Cholezystitis für Gallenblasenentzündung) bezeichnet)(
in der oberen Abbildung
mit der Nummer 5 gekennzeichnet) wird im Volksmund meist
nur als »Galle« bezeichnet. Dies ist aber falsch, denn die Galle ist der Gallensaft, der in der
Leber gebildet wird.
Die Gallenblase hingegen ist ein kleines, muskulöses »Säckchen«, das ganz unten an der Leber hängt. In die Gallenblase münden die Gallengänge aus der Leber, die den
dort produzierten Gallensaft in die Gallenblase leiten. Ein Teil fließt weiter durch den ableitenden Gallengang in den Dünndarm. Ein großer Teil jedoch wird in der Gallenblase
gespeichert, bis er bei Fettverzehr benötigt wird. Dann zieht sich die Gallenblase zusammen, öffnet den kleinen Schließmuskel am Ende des Ganges, den »Sphinkter oddi«,
und gibt den Gallensaft in größeren Mengen zum Speisebrei.
Fett ist zunächst nicht verdaulich, weil es aus größeren Tröpfchen besteht. Diese müssen erst emulgiert werden, um vom Verdauungssystem weiter verarbeitet werden zu können.
Der Gallensaft, der verschiedene Gallensäuren enthält,
zerkleinert die großen Tröpfchen der Nahrungsfette und setzt die Oberflächenspannung von wässrigen Lösungen herab, so
dass das Fett quasi »wasserlöslich« wird und über die Darmschleimhaut aufgenommen werden kann.
Die Gallensäuren bestehen aus wertvollen Rohstoffen, die, nachdem sie ihre Arbeit getan haben, im Normalfall am Ende des Dünndarms wieder aus dem Nahrungsbrei resorbiert werden,
um recycelt, also wiederverwertet werden zu können. Wenn dies nicht oder nicht ausreichend funktioniert, gelangen die Säuren in den Dickdarm, wo sie die Schleimhaut bis hin zum After
reizen können. Dies führt auch zu Veränderungen in der Mikrobiota des Dickdarms, denn insbesondere die »guten« Bakterien fühlen sich in einem solchen Säuremilieu nicht
wohl – abgesehen davon, dass es den Stoffwechsel belastet, wenn die wertvollen Rohstoffe immer wieder neu gebildet werden müssen. Man spricht in diesem Falle von einem
Gallensäureverlustsyndrom.
Auch können sich in der Gallenblase
Gallensteine (Konkremente) bilden. Kleinere Steine können in den abführenden Gallengang gelangen und dort einen Stau der
Gallenflüssigkeit verursachen. Dies ist dann die sogenannte
Gallenkolik, die äußerst schmerzhaft ist, denn die beteiligte Muskulatur versucht mit Gewalt, den Gallensaft
weiterzupressen. Größere Steine, die nicht mehr durch den Gallengang passen, verbleiben in der Gallenblase. Wenn ein solcher Stein eine glatte Oberfläche hat, ist er relativ
unproblematisch. Ist die Oberfläche jedoch rau wie z.B. bei einem Pfirsichkern, kratzt sie mit jeder Bewegung, die bei den Kontraktionen entsteht, an der Wand der Gallenblase,
was zu Entzündungen führen kann.
Viele »steinreiche« Menschen merken nichts von ihrem Problem, was sich dann vielleicht als Zufallsbefund bei einer ärztlichen Untersuchung zeigt. Trotzdem können auch
scheinbar unbemerkte Gallensteine zumindest mit an Verdauungsproblemen beteiligt sein. Je nach Art und Größe des Steins/der Steine kann evtl. mit auflösenden Mitteln therapiert
werden, oder aber die Gallenblase wird operativ entfernt (Cholezystektomie). Es ist durchaus möglich, beschwerdefrei ohne Gallenblase zu leben, jedoch sollte dann der Fettverzehr
reduziert und möglichst gleichmäßig über den Tag verteilt werden, da nur noch eine gleichmäßige Abgabe des Gallensafts in den Dünndarm erfolgt und durch die fehlende Speicherfunktion
keine gezielt größere Hinzugabe von Gallensaft mehr erfolgen kann. Lesen Sie gerne auch den Beitrag
»
Gallenfunktionsstörungen als Ursache von Verdauungsbeschwerden«.
Die Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse (Fachbegriff Pankreas) (
in der oberen Abbildung mit der Nummer 6 gekennzeichnet) ist ein Organ, das vielen Laien kaum bekannt ist. Herz, Lunge und Magen sind bekannt und zumindest auch deren ungefähre Lage
im Körper. Aber wo, bitte, liegt die Bauchspeicheldrüse? Dieses etwa 20cm lange Organ liegt quer im Oberbauch zwischen Leber, Milz und Magen.
Der Pankreas hat zweierlei Funktionen: Zum einen
werden Hormone gebildet und ins Blut abgegeben (endokrine, nach innen abgebende Produktion). Das bekannteste Hormon ist
das
Insulin, das in speziellen Zellen der Bauchspeicheldrüse, den Langerhans’schen Inseln gebildet wird und zusammen mit dem Glucagon den Blutzuckerspiegel reguliert.
Zum anderen werden in der Bauchspeicheldrüse über einen Verbindungsgang direkt in den Dünndarm
Enzyme abgegeben, mit denen
Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate aufgespalten
und verarbeitet werden können (und da der Darminhalt keineswegs die innere, sondern die Außenwelt des Körpers darstellt, ist dies eine exokrine, nach außen abgebende Produktion).
Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse als Ursache von Verdauungsbeschwerden«.
Zusammenspiel aller Verdauungsdrüsen
Nur wenn, wie oben erwähnt, das Zusammenspiel
aller Verdauungsdrüsen reibungslos funktioniert, kann auch der gesamte Verdauungsprozess ohne Probleme ablaufen. Hängt auch
nur ein einziges Rädchen in diesem System, führt dies unweigerlich zu mehr oder weniger ausgeprägten Symptomen.
Es mag sein, dass kleinere und vor allem vorübergehende Funktionseinschränkungen einer der Verdauungsdrüsen temporär nur weniger ausgeprägte Folgen in Bezug auf die Verdauung
nach sich ziehen und deshalb unentdeckt bleiben. Bleiben diese Dysfunktionen jedoch bestehen oder verstärken sich sogar, merkt man dies unweigerlich an den verschiedensten
Verdauungsstörungen. Zudem beeinträchtigt eine mangelhafte Funktion einer Verdauungskomponente oft nach und nach auch alle anderen Organe, so dass dies nur den Beginn einer
immer größer werdenden Problematik darstellt und deshalb möglichst frühzeitig entdeckt und behandelt werden sollte.
Das Problem ist aber meistens, dass man Verdauungsprobleme zunächst nicht mit Funktionseinschränkungen der Verdauungsdrüsen in Verbindung bringt und – oft in Eigenregie
– an den falschen Stellschrauben dreht. Dies ist mit ein Grund, warum die Hersteller von Abführmitteln, Säureblockern (Protonenpumpenhemmern) und unzähligen
Nahrungsergänzungsmitteln viel Geld verdienen, ohne dass dies den Betroffenen wirklich hilft.
Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Verdauungsdrüsen
Selbstverständlich kann ein Arzt mit Hilfe von Blut- und Stuhltests viele Parameter ermitteln, die die Leistungsfähigkeit der Verdauungsdrüsen anzeigen. Es ist aber auch
überhaupt nicht falsch, bei Verdauungsproblemen
immer auch an die Verdauungsdrüsen zu denken und mit verschiedenen Hausmitteln
vorbeugend die Leistungsfähigkeit
anzuregen und zu verbessern.
Schon vor knapp 2500 Jahren sagte der griechische Arzt Hippokrates: »
Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel
sein« und u.a. mit der richtigen Auswahl von Nahrungsmitteln kann man gerade in Bezug auf die Verdauungsdrüsen sehr, sehr viel erreichen. Leider enthält aber
unsere heutige Nahrung in den meisten Fällen nicht mehr die Bestandteile, die heilend auf unsere Verdauungsdrüsen wirken können. Deshalb ist es wichtig, einmal den Blick
auf bestimmte Lebensmittel zu lenken, die die Leistungsfähigkeit der Verdauungsdrüsen steigern können.
Allen voran sind hier die
Bitterstoffe zu nennen, die die Tätigkeit der Speicheldrüsen im Mund und von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse anregt. Wenn sie
bittere Nahrungsmittel verzehren, merken Sie gleich, dass die Speichelproduktion steigt. Den bitteren Geschmack assoziiert der Körper mit »schädlich« oder
sogar »giftig«, und solche Stoffe sollen schnellstmöglich unschädlich gemacht und rasch durch das Verdauungssystem hindurch geschleust und ausgeschieden werden.
Da der bittere Geschmack jedoch auch vom Essenden weniger geschätzt wird, haben die Agrarwissenschaftler ihn aus den meisten Lebensmitteln herausgezüchtet. Musste man früher
noch aus Chicorée unten einen Keil herausschneiden, in dem sich besonders viele Bitterstoffe ansammelten und die Chicoréeblätter wässern, um den bitteren Geschmack ein
wenig zu mildern, so ist dies bei den neueren Züchtungen nicht mehr erforderlich. Auch Spargel schmeckt heute nicht mehr bitter, sondern »mild«, (was in meinen
Augen eher langweilig bedeutet).
Glücklicherweise müssen es trotzdem keine Nahrungsergänzungsmittel sein, mit denen man sich heute seine Portion Bitterstoffe zuführen kann. Es gibt immer noch reichlich
Lebensmittel, die Bitterstoffe enthalten und mit denen man seinen Verdauungsdrüsen ein wenig auf die Sprünge helfen kann: Es gibt
Brokkoli, Rosenkohl, Endivien, Radicchio,
Rucola, Löwenzahn, Artischocke, Grapefruit, Pfefferminze und Schafgarbe, die man in den Speisezettel einbauen oder als Tee zubereiten kann und viele Kräuter wie
Thymian,
Majoran, Oregano, Liebstöckel, Sauerampfer, Lorbeer und Rosmarin, mit denen man seine Gerichte schmackhafter – und bitterstoffreicher – machen kann. Und
übrigens: auch das bereits erwähnte Feierabendbier enthält durch den zur Herstellung erforderlichen Hopfen Bitterstoffe. Ob allerdings die Anregung durch die Bitterstoffe
oder die Belastung durch den enthaltenen Alkohol schwerer wiegt, ist die Frage – es wird wohl immer die Menge ausschlaggebend sein. Vielleicht ist aber grundsätzlich
die alkoholfrei Variante die bessere Wahl.
Einer der vielen Grundsätze der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist es zum Beispiel, mit jedem Gericht, das man zubereitet, immer Komponenten aller
Geschmacksrichtungen (süß, sauer, bitter, scharf und salzig) beizufügen. Dies hat durchaus seine Berechtigung, denn jede der Geschmacksrichtungen regt das gesunde Zusammenspiel
aller Verdauungsorgane an. Versuchen Sie doch einmal, in jedem Gericht wenigstens eine winzig kleine Menge von Zutaten mit den verschiedenen Eigenschaften beizufügen –
es sollte natürlich in den Gesamtgeschmack passen und nicht herauszuschmecken sein.
Ganz wichtig ist es auch, die Nahrung
ausreichend zu kauen. Nicht nur durch den Geschmack, auch durch die Kaubewegungen werden die Speicheldrüsen angeregt, viel
Speichel zu produzieren – der erste Schritt in einem guten Verdauungsprozess. Oder nein, das stimmt nicht ganz, denn bereits das Anschauen und Vorbereiten der
Speisen lässt einem »das Wasser im Mund zusammenlaufen«. Gehen Sie deshalb sowohl bei der Zubereitung als auch bei Essen achtsam vor, damit nicht nur die
Speicheldrüsen im Mund, sondern auch alle anderen Verdauungsdrüsen bereits vor und spätestens gleich zu Beginn der Mahlzeit angeregt werden.
Ebenso wichtig ist darüber hinaus eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr und dabei natürlich die richtige Auswahl der Getränke. Das Non plus ultra ist und bleibt
Wasser – es versorgt den Körper mit Flüssigkeit ohne jegliche weiteren Makronährstoffe (Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate). Je nach Herkunft kann es mehr oder weniger
Mineralstoffe in verschiedenen Zusammensetzungen enthalten, die u.U. auch verdauungsanregende Wirkungen haben können. Für eine reibungslose Verdauung und für eine Entlastung
der Verdauungsdrüsen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Wie bei den meisten anderen Körperfunktionen ist es auch für die Funktion aller Verdauungsdrüsen sehr vorteilhaft, sich
sportlich zu betätigen. Durch die Bewegung
und die daraus folgende »Massage« der inneren Organe wird die Durchblutung gefördert. Die sportliche Betätigung bewirkt darüber hinaus eine tiefere Atmung, was eine bessere
Sauerstoffversorgung der Organe zur Folge hat. Dies kann dazu beitragen, u.a. auch die Funktion zu optimieren. In dem Beitrag
»
Verdauung in der Corona-Krise« gibt es den Abschnitt
»
Atem- und Dehnungsübungen, die auch als ausgezeichnete Hilfe für die Verdauungsdrüsen dienen können.
Probieren Sie das doch einmal aus.
Und last but not least hilft es, eventuelle psychische Belastungen durch ein kluges
Stressmanagement zu regulieren. Jedes Stresserlebnis belastet auch alle Organe
– auch die Verdauungsdrüsen. Mit Entspannung können Sie nicht nur Ihre Psyche stabilisieren, sondern tun gleichzeitig auch etwas für die Verdauungsdrüsen. Als besonders
wirksam hat sich hier eines der bewährten Naturheilverfahren, der
Leberwickel erwiesen, mit dem Sie neben der Leber auch alle anderen Verdauungsdrüsen anregen und
gleichzeitig dabei auch wunderbar entspannen können. Eine Anleitung finden Sie im » »
Lexikon der
Naturheilmethoden«.
Wie so oft, führt bei Problemen eine isolierte Betrachtung eines einzigen Organes selten zum Erfolg. Es ist immer die
ganzheitliche Betrachtung aller Komponenten, die
zielführend ist. Aus diesem Grunde sollten Sie sich qualifiziert beraten lassen, um Verdauungsprobleme entweder gar nicht erst entstehen zu lassen oder bei (noch) kleinerer
Ausprägung die Ursachen schon im Anfang richtig erkennen und beheben zu können.
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