Letzte Aktualisierung: 7.6.2023

Antibiotika

und Darmgesundheit
Die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming im Jahr 1928 war ein Segen: konnten doch nun bakterielle Infektionen, die bisher nicht selten mit dem Tod endeten, mit diesem Medikament wirksam bekämpft werden.

Dieses erste, aus einem Schimmelpilz gewonnene Antibiotikum hat mittlerweile zahlreiche verschiedene Nachfolger erhalten. Die Pharmafirmen stellen viele chemische (allopathische) Antibiotika her, die zum Teil recht speziell gegen einen bzw. wenige Erreger wirken oder aber als sogenannte Breitbandantibiotika eine große Streuwirkung gegen sehr viele Bakterienarten entwickeln.

Der Name Antibiotikum ergibt sich aus den griechischen Begriffen »anti« (gegen) und »bios« (Leben), was die Wirkung verdeutlicht: Antibiotika richten sich gegen lebende Keime und töten sie ab. Dabei wird nicht immer unterschieden, ob es sich um krankheitserregende Keime handelt oder aber vielleicht auch um nützliche Mikroben.

In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, welche Einsatzgebiete von Antibiotika es im Zusammenhang mit Verdauungsbeschwerden gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben – vor allem auch im Vergleich von allopathischen und natürlichen Antibiotika. Und auch beschrieben wird, ob und welche Alternativen es zu Antibiotika gibt und warum wir uns überhaupt über Alternativen Gedanken machen müssen.

Gute und schlechte Bakterien

Unser Körper ist auf den gesamten Körperoberflächen wie der uns umhüllenden Haut, den Schleimhäuten in Lunge, Blase, Urogenitaltrakt und dem Verdauungstrakt vom Mund durch Magen und Darm von Bakterien besiedelt. Die meisten davon sind sehr nützlich für uns: sie schützen unsere Haut und Schleimhäute und unser Verdauungssystem allein durch ihre Präsenz und Dichte vor der Besiedelung mit schädlichen Krankheitserregern und hindern sie so am größeren Eindringen ins Körperinnere. Diesen Mechanismus nennt man Kolonisationsresistenz. Je mehr Plätze durch nützliche Bakterien besetzt sind, desto weniger Platz gibt es für schädliche Krankheitserreger, die sich so kaum fortpflanzen können. Darüber hinaus helfen uns die Bakterien, die im Darm »wohnen« (Darmflora, intestinale Mikrobiota oder Mikrobiom), bei der Verdauung ansonsten nicht nutzbarer Nahrungsbestandteile. Auch unser Immunsystem und somit unsere Gesundheit ist zum allergrößten Teil von einer intakten Mikrobiota abhängig.

In einem so genannten »Mausmodell«, in dem man die Darmflora von Mäusen komplett vernichtet hatte, waren die Tiere nicht mehr lebensfähig und starben schon nach kurzer Zeit. Natürlich ist das Mausmodell nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar. Tatsache ist aber, dass eine »gute« Mikrobiota ganz entscheidend zu einer stabileren Gesundheit beiträgt und eine »schlechte« Darmflora immer auch für mehr oder weniger schwere Erkrankungen (mit)verantwortlich ist.

Diese Nützlinge gilt es zu pflegen und zu erhalten. Das Abtöten durch Antibiotika hätte fatale Folgen und auch schon das Entgleisen der gesunden Balance zwischen »gut« und »böse« kann die Entstehung ernster Erkrankungen begünstigen. Wegen der Bedeutung der Qualität unserer Darmflora sollen im Folgenden die Wirkungen von Antibiotika insbesondere im Hinblick auf den Einfluss auf die Mikrobiota betrachten werden.
 
Allopathische (chemische) Antibiotika

Zunächst einmal können Antibiotika in zwei große Übergruppen eingeteilt werden: in die chemischen (»allopathischen«) Antibiotika und die zahlreichen, teils seit Jahrtausenden genutzten natürlichen Antibiotika. Wenn von »Antibiotika« gesprochen wird, sind in der Regel die allopathischen Präparate gemeint, die bei uns in Deutschland – aus gutem Grunde, wie ich meine – rezeptpflichtig sind. Den meisten Patienten ist bewusst, dass die allopathischen Antibiotika bei allem Positiven, was mit ihrem Einsatz erreicht werden kann, häufig und u.U. auch starke Nebenwirkungen (vor allem auch auf unsere Darmflora) haben können.

Jedes Antibiotikum hat seine ganz eigenen Einsatzgebiete: Ist der Krankheitserreger bekannt, kann in den meisten Fällen auch ein ganz spezielles, engwinklig wirkendes Antibiotikum gegen genau diese Keimgruppe eingesetzt werden mit dem Vorteil, dass die vielen anderen Bakterienarten so weit wie möglich geschont werden. Es lässt sich jedoch nicht vermeiden, dass auch hier immer gewissermaßen als »Kollateralschäden« die guten Bakterien zu einem gewissen Grad beeinträchtigt werden.

Ist der Krankheitserreger nicht bekannt oder nimmt sich ein behandelnder Arzt nicht die Zeit, den Erreger zuvor mit geeigneten Tests zu bestimmen, werden Breitbandantibiotika verschrieben, die nach »Rasenmähermanier« möglichst viele Bakterienspezies abtöten bzw. dezimieren. Gerade diese Mittel aber verschlechtern besonders drastisch die Balance unserer Mikrobiota, denn die Schädlinge sind meist wesentlich robuster als die nützlichen Keimarten, die oft eher »kleine Sensibelchen« sind.

In manchen Fällen lässt sich die Gabe von Breitbandantibiotika nicht vermeiden, und wir sollten auch für diese Präparate dankbar sein. Oftmals ist es aber klüger, zuerst einmal den Keim zu identifizieren und dann ein Mittel mit einem engeren Wirkspektrum zu verschreiben, das dann in der Regel auch etwas pfleglicher mit unserer Darmflora umgeht.
 
Natürliche Antibiotika

Ganz neu war Anfang des 20. Jahrhunderts die »Erfindung« der Antibiotika nicht – hält doch die Natur zahlreiche weitere Pflanzen und Substanzen bereit, die so wie auch die von Flemming gefundenen Schimmelpilzgifte auf natürliche Weise Bakterien, Viren oder Pilze wirken und teils seit Jahrtausenden von Menschen genutzt werden. Um hier nur einige wenige zu nennen: In Meerrettich und Kresse sind es die Senföle, die Erreger abtöten können und beispielsweise (auch heute noch) erfolgreich unter anderem bei Atemwegserkrankungen oder Blasenentzündungen eingesetzt werden. Auch die Schwefelverbindungen in Knoblauch und Zwiebeln wirken stark antimikrobiell und werden traditionell genutzt, z.B. um Erkältungskrankheiten oder Darminfektionen zu heilen. Auch das von Bienen produzierte Kittharz Propolis hat antibakterielle und virostatische Wirkungen und kann nicht nur den Bienenstock und das in ihm lebende Volk vor Infektionen schützen. Und da auch der Honig Anteile von Propolis enthält, wird auch dieser traditionell u.a. zur Wundheilung eingesetzt. Es gäbe zahlreiche weitere Beispiele, diese seien hier nur exemplarisch aufgeführt.

Im Gegensatz zu den allopathischen Antibiotika haben die natürlichen Antibiotika eher das Image, als »rein pflanzliche Präparate ungefährlich« zu sein. Immerhin sind sie als »Nahrungsergänzungsmittel« ja auch frei verkäuflich, und jeder kann sie in den Apotheken, aber vor allem auch im Internet rezeptfrei erwerben und solange einnehmen, wie es ihm beliebt. Dass auch diese natürlichen Stoffe als isolierte Substanzen keineswegs frei von Nebenwirkungen sind, ist kaum jemandem bewusst, denn auch die natürlichen Antibiotika sind und bleiben Antibiotika, die Keime zunichte machen sollen. Auch diese Präparate wirken auf die Mikroorganismen unserer Darmflora. Zugegebenermaßen gehen die natürlichen Antibiotika ein wenig pfleglicher mit den »guten« Bakterien in unserem Verdauungssystem um. Nichtsdestotrotz sind und bleiben sie aber antibiotisch wirksame Substanzen, die sich gegen das Leben richten. Und so bleibt auch hierbei die Qualität unserer Mikrobiota nicht unbeschadet – vor allem eben nicht bei der oftmals sehr viel längeren Einnahmedauer durch die fehlende fachliche Kontrolle.

Nicht gemeint sind bei dem Begriff »natürliche Antibiotika« die Lebensmittel, die wir bei unseren Mahlzeiten verzehren. Auch wenn, wie oben erwähnt, beispielsweise Meerrettich und Knoblauch als isolierte Präparate eine potente antibiotische Wirkung haben, so können sie in »normalen« Mengen als Gewürze im Essen unbedenklich verzehrt werden, ohne dass man befürchten muss, seiner Darmflora zu schaden. In einem Gericht können diese natürlichen Substanzen zu einem abwechslungsreicheren Geschmackserlebnis beitragen, als »Antibiotikum« eigenen sie sich in dieser Form nicht. Erst die industrielle, konzentrierte Aufbereitung macht aus solchen natürlichen Stoffen ein Antibiotikum in seinem eigentlichen Wortsinne.
 
Antibiotika in der Tiermedizin und -mast

Auch in der Tierwelt werden chemische Antibiotika verwendet – teils, um Krankheiten zu heilen, die sich logischerweise insbesondere in der Massentierhaltung unter den auf engstem Raum zusammengepferchten Lebewesen rasant verbreiten können. Zum anderen Teil werden sie auch gerade in diesen Haltungsbetrieben vorbeugend eingesetzt, um Krankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen. Bei einer artgerechten Haltung, in der die Tiere genügend Platz haben und die erforderlichen Lebensbedingungen erhalten, können sich Krankheitserreger nur sehr viel schwerer und langsamer verbreiten. Demzufolge ist hier ein prophylaktischer Antibiotika-Einsatz überhaupt nicht erforderlich.

Es gibt ein weiteres Anwendungsgebiet von Antibiotika, nämlich als Mastförderungsmittel. Sie können wachstumsfördernd wirken und die Darmflora eines Tieres dahingehend verändern, dass die Entwicklung von Spezies gefördert wird, die auch noch eigentlich unverdauliche Nährstoffreste verarbeiten. So wird dem Stoffwechsel des Tieres mehr Energie verfügbar gemacht, und die Tiere werden größer und schwerer. (Dieser Effekt sollte übrigens auch insbesondere vor den Hintergrund Beachtung finden, dass sowohl die Übergewichtsprobleme von uns »zivilisierten« Menschen genauso rasant zunehmen wie auch der oft unnötige Einsatz von Antibiotika nicht außer Acht gelassen werden sollte.) Der Einsatz von Antibiotika als Mastmittel in der Tierhaltung ist zwar eigentlich vom Gesetzgeber verboten, wird aber von den »Fleischerzeugern« flugs als Infektionsprophylaxe deklariert, so dass Gesetze ausgehebelt und der für die Hersteller angenehme Nebeneffekt der Gewinnmaximierung genutzt werden kann. Hierbei ist es unerheblich, ob es sich um Rind-, Schwein- oder Geflügelfleisch oder auch um Fisch aus so genannten Fischfarmen oder Aquakulturen handelt.

Dass diese Substanzen auch nach dem Schlachten im Fleisch verbleiben und wir als Konsumenten dadurch ständig – wenn auch zugegebenermaßen nur in sehr kleinen Mengen – Antibiotika mit der Nahrung zu uns nehmen, wird dabei ebenso billigend in Kauf genommen, wie die Anreicherung von Antibiotika in unserem Trinkwasser.
 
Auswirkungen von Antibiotika auf unsere Gesundheit

Die Erfindung der Antibiotika ist Segen und Unsegen zugleich. Segen, weil sie, wie erwähnt, vielen Krankheiten, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch den Tod bedeuten konnten, den Schrecken genommen haben. Unsegen jedoch, weil sie in immer häufigeren Fällen wirkungslos geworden sind. Durch den massenhaften Missbrauch haben sich die Bakterien, die diese Mittel eigentlich bekämpfen und abtöten sollen, an die Substanzen »gewöhnt«.

Durch die ständige Kontaminierung kommt unsere Darmflora je nach Art und Menge der verzehrten Nahrung fortgesetzt mit Antibiotika in Kontakt – und wie bereits erwähnt, sind es hier gerade die sensiblen nützlichen Darmbakterien, denen dadurch in unserem inneren Ökosystem das (Über-)Leben schwer gemacht wird. Kein Wunder also, dass zahlreiche Krankheiten immer mehr zunehmen, weil unser eigenes Immunsystem nicht mehr richtig funktionieren kann. Diverse Erkrankungen werden wahrscheinlich sogar durch eine desolate Mikrobiota überhaupt erst verursacht – wie derzeit in vielen Studien bewiesen werden soll und sicherlich wird. Bitte lesen Sie auch den Beitrag »Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten«.

Fatal ist auch, dass gerade die schädlichen Darmkeime so genannte Resistenzen entwickeln können. Dies bedeutet, dass einige dieser Keime nicht mehr auf Antibiotika ansprechen und mit diesen Mitteln bekämpft werden können. Die Medizin hat zwar viele verschiedene antibiotische Substanzen zur Verfügung, es gibt aber heute schon einige multiresistente Keime, die auf gar keine Antibiotikagruppen mehr reagieren. Das ist verhängnisvoll für all jene – vor allem ältere – Menschen, deren Organismus bereits von Vorerkrankungen geschwächt ist und sich nicht mehr aus eigener Kraft gegen diese Keime wehren kann. Die Medizin hält zwar noch einige »Reserve-Antibiotika« bereit, aber es ist abzusehen, wann auch diese ihre Wirkung verloren haben werden, so dass dann insbesondere alte und geschwächte Patienten bakteriellen Infektionen schutzlos ausgeliefert sein werden.

Aufgrund nur geringer erwartbarer Gewinne, die mit Antibiotika zu erzielen sind, sind die Forschungsabteilungen der Pharmafirmen derzeit leider auch nicht sonderlich engagiert, neue Stoffe zu entwickeln, die auch diese Keime bekämpfen können. Und selbst wenn solche Medikamente gefunden würden, werden die Bakterien, die ja immerhin die älteste Lebensform auf unserer Erde sind, uns und unseren Wissenschaftlern immer eine Nasenlänge voraus sein. Mindestens ebenso schnell, wie neue Substanzen gefunden werden, entwickeln die verschiedenen Keime auch gegen diese Stoffe Mechanismen, um (uns) zu überleben.
 
Daten und Fakten

Bitte lassen Sie sich einige Daten auf der Zunge zergehen, die Auskunft über den Verbrauch von Antibiotika geben:

o Allein für Deutschland wird der jährliche Verbrauch von Antibiotika in den verschiedenen Quellen mit 1.000 bis sogar 2.300 Tonnen angegeben. Etwas mehr als die Hälfte davon entfällt dabei auf die Humanmedizin, der Rest auf die Tiermedizin und -mast. Die Mengenangaben in Literatur und seriösen Internetbeiträgen schwanken naturgegeben stark, denn oftmals werden Schätzwerte mit einbezogen, die die hohe Dunkelziffer ausgleichen sollen. Nachprüfbar ist dies ohne größeren Aufwand nicht, die Größenordnungen allein reichen aber durchaus, um uns das Fürchten zu lehren!

o Weltweit wurden lt. einer Studie der Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) im Jahr 2010 insgesamt 63.000 Tonnen Antibiotika in der Tierzucht und -mast verwendet!

o Ebenfalls von PETA stammt die Angabe, dass im Jahr 2015 bei der Produktion eines jeden Kilogramm Fleisch 172 mg Medikamente verwendet wurden!

o Noch einmal zur Erinnerung: Ein Teil dieser Tausenden von Tonnen bei der Produktion verwendeten Antibiotika verbleibt nach dem Schlachten im Fleisch, und wir verzehren sie mit unserer täglichen Nahrung. Sie gelangen in unser Verdauungssystem, so dass die Mikrobiota ständig damit kontaminiert wird!

Und dies sind nur die Angaben für die chemischen Antibiotika. Wie viele antibiotisch wirkende Substanzen, die zu den »natürlichen« Antibiotika zählen, von den Menschen in rauen Mengen konsumiert werden, ist gar nicht einschätzbar. Hierbei meine ich nicht die traditionellen und fachlich begründeten und begleiteten Mittel. Ich meine hier die bei bestimmten Erkrankungen wie z.B. einer Dünndarmfehlbesiedelung teils in sinnloser Dosierung und vor allem oft über sehr, sehr lange Zeiträume als vermeintlich »harmlose« und vor allem auch frei verkäufliche antibiotische Variante eingenommen werden. Befeuert werden solche Verhaltensweisen oft insbesondere durch die »Empfehlungen« in den einschlägigen Internetforen. (Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Was kann das Internet für Ihre Gesundheit leisten und was nicht?«)
 
Wann sind Antibiotika erforderlich?

In vielen Fälle ist es – und hier spreche ich jetzt von der Humanmedizin – überhaupt nicht erforderlich oder sogar regelrecht falsch, ein Antibiotikum zu verabreichen. Leider immer noch viel zu häufig sind es Ärzte, die für eine detaillierte Diagnose zu wenig Sorgfalt walten lassen – sei es aus Zeitgründen oder aber auch, weil die Vergütungspraxis der Krankenkassen ein solches Verhalten begünstigt. Oftmals ist es aber auch der Patient selbst, der voreilig darauf drängt, ein antibiotisches Medikament verschrieben zu bekommen.

In der heutigen Arbeitswelt, deren Klima immer rauer wird, sehen sich Arbeitnehmer bedauerlicherweise oft gezwungen, sich nicht die Ruhe zu gönnen, die der erkrankte Körper unmissverständlich einfordert, und gehen trotz Erkältungserkrankungen weiter zur Arbeit. Zuvor erbitten sie beim Arzt schnellste Hilfe und bedrängen den Mediziner, ihnen Antibiotika zu verschreiben. Dass sie damit die Heilung in der Regel kaum beeinflussen können, ist den wenigsten bewusst. Und darüber, dass sie – abgesehen von der Ansteckungsgefahr für ihre Arbeitskollegen – ihrem Körper einen Bärendienst erweisen, weil die Darmflora geschädigt und damit das Immunsystem beeinträchtigt wird, wissen auch nur wenige Bescheid.

Die allermeisten Erkältungserkrankungen werden durch Viren verursacht, und gegen Viren kann kein Antibiotikum etwas ausrichten. Erst, wenn sich zusätzlich zu den viral hervorgerufenen Erkrankungen bakterielle Besiedelungen (beispielsweise in Form von vereiterten Rachenmandeln) gesellen, ist eine Antibiose sinnvoll, wenngleich auch hier nicht immer sofort erforderlich. Auch in solchen Fällen kann man in Rücksprache mit dem Arzt manchmal abwarten, ob sanftere Mittel und Maßnahmen nicht auch zu einem Abheilen führen.

Es gibt – wie bereits oben erwähnt – Erkrankungen, bei denen eine Antibiose lebensrettend und unumgänglich ist. Jede bakteriell hervorgerufene Lungenentzündung, Blinddarmentzündungen und viele andere Erkrankungen, an denen man vor der Entdeckung des Penicillins noch sehr häufig starb, sind heute mit einem Antibiotikum relativ leicht zu heilen. Auch bei vielen Operationen – insbesondere großen Bauch- oder Herz-OPs oder auch bei dem Einsatz von Endoprothesen wie z.B. einem künstlichen Hüftgelenk – kann es sinnvoll sein, sogar vorbeugend Antibiotika zu verabreichen, so dass sich folgenreiche Infektionen gar nicht erst entwickeln können.

Bitte beraten Sie sich immer mit Ihrem Arzt, der diese verschreibungspflichtigen Medikamente ohnehin verordnen muss – ob und wann die Einnahme eines Antibiotikums erforderlich ist oder eben auch nicht. Sie dürfen und sollten eine solche Verordnung durchaus kritisch hinterfragen.

Und nicht nur Art und Wirkspektrum des Antibiotikums sollten ggf. klug ausgewählt werden, es sollte auch geprüft werden, ob ein solches Medikament nicht örtlich angewandt werden kann. Injizierte und oral eingenommene Antibiotika wirken so gut wie überall im Körper – es gibt kein auf diese Art verabreichtes Mittel, dass erkennen kann, an welcher Stelle es wirken soll und an welcher Stelle nicht. Zahnärzte beispielsweise verschreiben gerne bei einer Zahnsanierung und Parodontosebehandlung gleich ein Antibiotikum – und zwar meist zum Einnehmen. Bedenken Sie bitte, dass diese Mittel auch immer Ihre Darmflora beeinträchtigen. Sinnvoller und sehr gut machbar wäre hier oft die lokale Anwendung, d.h. die Verwendung von keimhemmenden Spül- und Gurgellösungen, die Entzündungskeime an Zahnfleischrändern und -taschen fast ausschließlich örtlich bekämpfen. Hier gerät nur ein winziger Teil der Wirksubstanzen in das Verdauungssystem und kann so nur einen wesentlich geringeren Schaden anrichten.

Da, wie oben beschrieben, die »natürlichen Antibiotika« in der Regel bei korrekter Dosierung und Anwendungsdauer etwas sanfter mit der Mikrobiota umgehen, sollte ggf. überlegt werden, ob nicht auch eine solche Alternative zur Behandlung geeignet ist. Es lohnt sich also, (gemeinsam mit dem Arzt) nachzudenken, ob, wann und in welcher Form eine Antibiose wirklich erforderlich ist.
 
Keine Antibiose ohne Probiose!

Sämtliche Antibiotika – egal, ob allopathisch oder natürlich – haben Nebenwirkungen auf unsere Mikrobiota. Je nachdem, welche Antibiotika Sie nehmen und wie lange Sie diese einnehmen, können diese Nebenwirkungen mehr oder weniger gravierend sein. Nichtsdestotrotz verschlechtert sich in jedem Falle die Qualität Ihrer Darmflora, denn die Antibiotika ziehen immer, selbst wenn Sie im Idealfall geschickt ausgewählt wurden und ein möglichst engwinkliges Wirkspektrum haben, Kollateralschäden nach sich. Leider leiden eben immer auch die nützlichen Bakterien, die in der Regel sehr viel sensibler sind als die Krankheitserreger, unter einer Antibiose. Und wenn gar mehrere Antibiosen in kürzeren Abständen hintereinander verabreicht werden, wirkt sich dies umso stärker aus, weil sich die Mikrobiota nach der letzten Behandlung noch nicht erholen und stabilisieren konnte.

Unsere Darmflora ist ganz entscheidend für die Qualität und Stabilität unseres Immunsystems mitverantwortlich. Je robuster die Mikrobiota und je diverser die Bakterienvielfalt, desto widerstandsfähiger ist das Immunsystem. Wird die Mikrobiota mit einer oder sogar mehreren Antibiosen beeinträchtigt, verschlechtert sich die Immunlage, was dann logischerweise auch die Anfälligkeit für erneute Erkrankungen nach sich zieht – ein Teufelskreis!

Einen gewissen Schutz gegen diese Verschlechterung stellt die gleichzeitige Einnahme von Probiotika bei einer jeden Antibiose dar. Mit der Einnahme von probiotischen, also nützlichen Bakterien wird die Qualität der Darmflora ein wenig angehoben, so dass die Schäden minimiert werden. Bei planbaren Antiobiosen (z.B. bei geplanten Zahnoperationen) sollten mit der Einnahme der Probiotika schon etwa zwei Wochen vor dem Eingriff begonnen werden. Auf jeden Fall ist es ratsam, die probiotischen Präparate während der gesamten Antibiose und noch weitere vier Wochen darüber hinaus einzunehmen.

Um zu verhindern, dass die Antibiotika die probiotischen Keime gleich wieder abtöten und zunichte machen, ist es wichtig, einen Zeitversatz von mindestens zwei Stunden zwischen den beiden Präparategruppen einzuhalten. Dies bedeutet, dass sowohl vor der Einnahme des Antibiotikums als auch danach jeweils mindestens zwei Stunden gewartet werden sollte, bis das Probiotikum eingenommen werden kann.

Obwohl Probiotika zwar zu den Nahrungsergänzungsmitteln zählen und frei verkäuflich sind, ist es keineswegs ist es trivial, welches Präparat man wählt. Es gilt folgender Grundsatz: je stabiler die Mikrobiota vor Beginn der Antibiose war, desto mehr Stämme darf ein Probiotikum enthalten. Oder im Umkehrschluss: je desolater die Darmflora, desto weniger verschiedene Stämme sollte das Probiotikum enthalten. Da eine »schlechte« Mikrobiota auch auf vermeintlich stärkende Einflüsse empfindlich reagiert, muss hier immer besonders vorsichtig vorgegangen werden. Auch »gute« Keime, die von außen zugeführt werden, stellen einen Eingriff in das Ökosystem des Darms dar. Und je mehr Stämme ein probiotisches Präparat enthält, desto irritierender wirkt das auf die Mikrobiota. Mit einem falsch gewählten Produkt würden Sie sich und Ihrer Darmflora im Zweifelsfalle einen Bärendienst erweisen. Am besten lassen Sie sich beraten, welches Präparat für Sie geeignet ist. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Präzisionsprobiotika oder nach dem Gießkannenprinzip?«.
 
Unser Immunsystem und Antibiotika

Wie in unserer Darmflora, in der sich in einem stabilen Verdauungssystem eine gesunde Balance zwischen »gut« und »böse« eingependelt hat, (wobei die Nützlinge immer einen sehr viel größeren Platz einnehmen als die Schädlinge), geht es immer und auf jedem Quadratzentimeter unserer Körperoberflächen um einen Kampf zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien. Die nützlichen Bakterien überziehen als schützende »Armee« die Darmschleimhaut und verhindern so das Eindringen von Krankheitserregern ins Körperinnere. Zudem helfen sie bei der Verdauung von Nährstoffen, können verschiedene Vitamine bilden und übernehmen zahlreiche andere förderliche Aufgaben.

Aber auch die von uns als »schädlich« bezeichneten Bakterien sind keineswegs nutzlos. In unserer Darmschleimhaut, die ja die Barriere zwischen dem Körperäußeren (ja, auch der Darminhalt ist die Außenwelt!) und dem Körperinneren darstellt, gibt es gewollte Schwachstellen, die sogenannten Peyerschen Plaques. Hier treffen die Krankheitserreger, die in unserem Darm (hoffentlich) durch die guten Bakterien in Schach gehalten werden, auf die Immunzellen hinter der Schleimhaut. Da diese Schwachstellen wie ein Sieb funktionieren, gelangen diese Krankheitserreger nur in kontrollierten und sehr kleinen Mengen in unseren Körper. Wie ein sportlicher Sparringspartner können sie so das Immunsystem trainieren, so dass im Ernstfalle, d.h. wenn doch einmal größere Mengen an Bakterien ins Körperinnere gelangen, das Immunsystem diese Eindringlinge bereits kennt und sofort mit den zuvor »auf dem Spielfeld« gebildeten Antikörpern vernichten kann.

Bei einer bakteriellen Infektion, d.h. wenn Krankheitserreger in übermäßiger Anzahl ins Körperinnere oder auch an andere, nicht vorgesehene Stellen gelangt sind, werden im günstigsten Falle mit der Verabreichung von Antibiotika tatsächlich zunächst die Krankheitserreger dezimiert. Dass dabei sozusagen als »Kollateralschaden« zu einem (meist) mehr oder (selten) weniger großen Teil auch die guten Keime vernichtet werden, wird dabei noch viel zu wenig beachtet. Die Folge ist, dass die dezimierten guten Spezies, die ja schließlich die schlechten allein durch ihre Überzahl in Schach halten sollten, ihre angestammten Plätze nicht mehr verteidigen können. So kann sich die auch nach der sorgfältigsten Antibiose immer noch vorhandene Restpopulation von Krankheitserregern u.U. rasch wieder vermehren. Und hier sind es verhängnisvollerweise dann auch vermehrt diejenigen, die unempfindlicher gegenüber den angewandten Antibiotika sind, so dass sich diese resistenten Stämme überproportional entwickeln können. Dies kann der Beginn eines Teufelskreises sein: Immer weniger gute Bakterien können sich einer schnell wachsenden Anzahl von Krankheitserregern nicht mehr (genügend) entgegenstellen, und die Erkrankung bricht erneut aus.

Zudem können sich durch die dezimierte Kolonisationsresistenz auch die weniger nützlichen Keime – das müssen keineswegs immer nur Krankheitserreger sein – überproportional vermehren, so dass es die Nützlinge noch sehr viel schwerer haben, sich wieder zu ihrer ursprünglichen Anzahl zu regenerieren. So kann es u.U. mehrere Monate dauern, bis sich die aus der Balance gebrachte Darmflora wieder vollständig und stabil regeneriert. Wird in dieser Zeit eine weitere Antibiose erforderlich, bedeutet dies unweigerlich den Auftakt zu einer verhängnisvollen Abwärtsspirale, denn dann ist bei jeder erneuten Behandlung, die eingeleitet wird, bevor sich die Darmflora wieder eingependelt hat, bereits das Anfangsniveau niedriger und die Verschlechterung der Qualität noch gravierender.

Hinzu kommen die vielen Menschen, die sich selbst mit »natürlichen Antibiotika« behandeln. Wie oben beschrieben, haben sie ein »harmloses« Image und der Schaden, den auch diese Mittel anrichten können, ist ihnen nicht bewusst. Aber auch hier kann die Mikrobiota in Mitleidenschaft gezogen werden und die Qualität und Diversität der Mikroorganismen vermindert werden. Und da hier – zumindest bei den Selbstbehandlungen – die fachliche Kontrolle fehlt, sind hier Dosierungen und die Dauer der Einnahme häufig falsch gewählt, so dass die Schäden nicht selten ähnlich gravierend sind wie bei einer allopathischen Antibiose.
 
Alternativen zu Antibiotika

Nachdem leider auch bis heute noch viel zu viele Krankheiten mit Antibiotika behandelt werden, schauen modern und ganzheitlich denkende Ärzte und Berater heute in geeigneten Fällen in die entgegengesetzte Richtung: sie stärken (neben Empfehlungen zu zahlreichen anderen Maßnahmen vor allem der Ernährung und des Lebensstils) mit der Gabe von so genannten Probiotika die Verteidigungslinie der Mikrobiota. Gemeint ist hier also nicht (nur) der begleitende Einsatz bei einer Antibiose, sondern der Einsatz eines Probiotikums anstatt einer Antibiose. Die Bezeichnung Probiotika leitet sich aus dem lateinischen »pro« (für) her, und »bios« steht – wir kennen das schon – für Leben. Ein Probiotikum enthält einen oder auch mehrere lebende Bakterienarten, die auch in einer gesunden Darmflora vorkommen. Mit der Gabe eines solchen Probiotikums kann die Qualität der Darmflora verbessert werden, und die nun vermehrt vorhandenen Nützlinge können mit vereinten Kräften die Schädlinge zurückdrängen und unser Immunsystem zu stärken. Auch hier ist die Auswahl eines für Sie individuell optimalen Probiotikums besonders wichtig – »irgendwelche« probiotischen Präparate, also solche, die nicht auf die vorhandene Situation im Darm des einzelnen Patienten zugeschnitten sind, werden in sehr vielen Fällen nicht vertragen und können mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Ich helfe Ihnen gerne dabei.

Eingenommene probiotische Keime siedeln sich nicht dauerhaft in unserer Darmflora an, sie sind als so genannte passagere Keime nur für einen begrenzten Zeitraum von einigen wenigen Tagen oder Wochen in unserem Darm aktiv und werden dann ausgeschieden. Unsere eigene Mikrobiota – die obligate Mikrobiota – geht jedoch aus dieser Aktion gestärkt hervor, denn die eigenen guten Keime können sich mit dieser »Schützenhilfe« schon in diesem begrenzten Zeitraum schneller und besser vermehren und stabilisieren.

Unterstützen können wir die Vermehrung mit den so genannten Präbiotika (»prae« bedeutet im Lateinischen vor). Diese Substanzen sind eigentlich für unser Verdauungssystem unverdaulich und gelangen deshalb in den Dickdarm, in dem der allergrößte Teil der Darmflora angesiedelt ist. Dort dienen sie vorrangig den nützlichen Bakterienspezies als Futter, so dass diese sich schneller vermehren können und sich die Qualität der Darmflora verbessern kann. Präbiotische Substanzen werden übrigens keineswegs nur als Präparate angeboten, sondern sind natürlicherweise in vielen Lebensmitteln enthalten: alle als ballaststoffreich bekannten Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse enthalten diese für eine gesunde Darmflora förderlichen Bestandteile.

Präbiotische Substanzen, also Ballaststoffe, nahmen unsere menschlichen Vorfahren in wesentlich größeren Mengen auf als wir es heute tun. Früher gab es weder Weißmehl noch Fleisch (das keine Ballaststoffe enthält) im Überfluss. Körner und Mehl enthielten grundsätzlich noch die Randschichten und Schalen, Fleisch wurde nur in sehr kleinen Mengen verzehrt, und es wurde sehr viel mehr Gemüse gegessen. Dieser hohe Ballaststoff-Anteil bewirkte, dass unsere Vorfahren eine gänzlich anders zusammengesetzte Darmflora hatten als wir, denn die Menge der jeweiligen Darmbakterien passt sich an das Nahrungsangebot an. Wenn wir jetzt von heute auf morgen auf die Idee kämen, genauso viele Ballaststoffe zu verzehren, würde uns dies schlecht bekommen, denn uns mangelt es an Ballaststoff-verarbeitenden Bakterien. Da jedoch eine größere Menge Ballaststoffe gesundheitlich vorteilhaft ist, sollten wir vorsichtig nach und nach mehr präbiotische Substanzen zu uns nehmen. Bei einigen Krankheiten wie z.B. einer Fruktosemalabsorption oder einer Dünndarmfehlbesiedelung ist hier mit besonderer Achtsamkeit vorgehen. Am besten besprechen Sie Ihre Möglichkeiten im Rahmen eines individuellen Behandlungskonzepts mit Ihrem Therapeuten oder Berater.

Selbstverständlich eignet sich die Einnahme von Pro- und Präbiotika nicht zur Behandlung einer jeden Erkrankung, aber schon jetzt sind zahlreiche Einsatzgebiete bekannt. Und es werden auf lange Sicht immer mehr werden, denn die Forschung an unserer Mikrobiota nimmt einen immer größeren Raum ein und macht rasante und vor allem interessante Fortschritte.

Neben den Pro- und Präbiotika gibt es weitere pflanzliche Mittel, die hervorragende Wirkungen auf die Darmflora und damit auf unsere Gesundheit haben. So können auch die so genannten Heil- oder Vitalpilze gute Dienste leisten und in bestimmten Fällen, wenn nicht eine Alternative, so doch zumindest eine Ergänzung zu allopathischen Antibiotika darstellen. Nicht nur im Krankheitsfalle, sondern vor allem auch prophylaktisch können bestimmte Arten dieser Pilze die Qualität der Darmflora günstig beeinflussen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, die Darmschleimhaut zu pflegen, die als Herberge der Darmkeime möglichst günstige »Wohnverhältnisse« bieten soll. Auch hier helfe ich Ihnen gerne bei der Auswahl der für Sie geeigneten Pilzarten und Produkte, denn auch bei diesen Präparaten gibt es geeignetere und ungeeignetere und bei auch den Herstellern empfehlenswerte und Scharlatane.

Nicht immer sind die Alternativen erfolgreich, können aber in sehr vielen Fällen helfen. Oft können sie auch ergänzend eingesetzt zu einer Antibiose eingesetzt werden, um hier ggf. die Einnahmedauer zu verkürzen und damit auch die Schäden zu minimieren. Auf jeden Fall wird durch Alternativen das Risiko von Rückfällen gemindert – allein dafür lohnt es sich, darüber nachzudenken. Dies setzt natürlich voraus, dass der Arzt über diese Möglichkeiten Bescheid weiß. Da die Verordnung allopathischer Antibiotika ausschließlich in der Hand der Ärzteschaft liegt und das Wissen um die natürlichen Wirkstoffe meist bei den Heilpraktikern oder spezialisierten Beratern, werden dem Patienten in den seltensten Fällen alle geeigneten Alternativen und noch seltener sinnvolle Kombinationen angeboten. Umso wichtiger ist es, dass Sie selbst diese Möglichkeiten kennen und mit Ihren Therapeuten und Beratern besprechen können. Aber noch einmal: ich bitte Sie herzlich, sich nicht in Eigenregie zu behandeln, sondern immer in Rücksprache mit den Fachleuten.
 
Was tun im Ernstfall?

Wenn Sie ernsthaft erkrankt sind und Ihr Arzt eine Behandlung mit Antibiotika für erforderlich hält, sollten Sie zusammen mit dem Mediziner gut abwägen, ob bei einer Erkrankung tatsächlich die Einnahme eines solchen Medikaments erforderlich ist. Ggf. diskutieren Sie dies intensiv mit Ihrem Arzt, und nehmen Sie ein solches Präparat nach Möglichkeit nur, wenn keine anderen Alternativen zur Verfügung stehen. Außer in Notfällen sollte auch immer die Zeit für einen Test sein, mit dem der Erregertyp bestimmt werden kann, um ein Mittel mit einem möglichst engen Wirkspektrum auswählen zu können. Sollte die Einnahme eines Antibiotikums wirklich erforderlich sein, sollten Sie dankbar für diese Medikamente sein. Antibiotika zu verteufeln und generell abzulehnen, wäre genauso schlecht wie eine zu leichtfertige Verwendung.

Bitte nehmen Sie Antibiotika immer nach Vorschrift ein. Reduzieren Sie keinesfalls die empfohlene Dosis und auch nicht die Einnahmedauer – das würde nur dazu führen, dass die Krankheitserreger nicht wirkungsvoll genug bekämpft werden. Eine geringere Dosierung bringt keine Vorteile gegenüber einer höheren, sondern führt dazu, dass Krankheitserreger überleben können und diese dann Resistenzen bilden. Das gleiche gilt für eine verkürzte Einnahmedauer, zudem werden bei einem zu kurzen Einnahmezyklus Resistenzbildungen gefördert.

Wenn Sie berufstätig sind, lassen Sie sich von Ihrem Arzt krankschreiben und gönnen Sie Ihrem Körper ab sofort eine Ruhephase. Geben Sie Ihrem Immunsystem die Gelegenheit zu arbeiten, so dass Sie aus eigener Kraft gesund werden können. Auch wenn Sie nicht berufstätig sind, sollten Sie schauen, wo und wie Sie Ihre Kräfte schonen können.

Beginnen Sie bereits ab der ersten Verwendung des Antibiotikums mit der Einnahme eines Probiotikums – wie oben beschrieben. So stärken Sie die Qualität Ihrer Darmflora, so dass sich die Balance nicht ganz so arg in Richtung »schlecht« verschieben kann. Lassen Sie sich hier von spezialisierten Fachkräften geeignete Mittel empfehlen. Leider müssen diese Nahrungsergänzungs-Präparate immer selbst bezahlt werden, die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Trotzdem ist der Kauf eines solchen Mittels eine gute Investition, denn es kommt letztendlich Ihrer Darmflora und damit Ihrer Gesundheit zugute.
 
Was können Sie vorbeugend tun?

Sie selbst können auch vorbeugend sehr viel dazu beitragen, dass Ihre Mikrobiota möglichst gesund und Ihr Immunsystem stabil bleibt.

o Achten Sie auf Ihre Ernährung, damit Ihre Darmflora so die besten Voraussetzungen erhält, sich optimal zu entwickeln:
Wählen Sie möglichst frische Lebensmittel und bereiten Sie diese schonend zu, damit möglichst viele Vitalstoffe erhalten bleiben.
Stellen Sie sich einen möglichst abwechslungsreichen Speisezettel zusammen.
Bevorzugen Sie biologisch erzeugtes Gemüse, Obst und Fleisch, um den Schadstoffgehalt zu minimieren und wählen Sie Ihre Lebensmittel regional und nach Jahreszeit und Anbauzyklus aus.
Reduzieren Sie einen ungesunden, hohen Fleischverzehr – eine vegane Ernährung allerdings schränkt Ihren Speisezettel zu sehr ein.
Bevorzugen Sie hochwertige, pflanzliche Öle vor tierischen Fetten.
Essen Sie sparsam und achtsam und genießen Sie Ihre Mahlzeiten bewusst.

o Trinken Sie ausreichend!
Nicht nur Ihr Geist verweigert bei Wassermangel die Leistung, auch Ihr Verdauungssystem kann nur optimal funktionieren, wenn es genügend Flüssigkeit erhält.

o Bewegen Sie sich ausreichend.
Wirkungsvoller als »Gewaltaktionen« sind kleinere, gleichmäßig über den Tag verteilte Bewegungs- und Atemübungen, wobei nichts gegen zusätzliche, größere sportliche Aktivitäten spricht, solange diese Ihnen Spaß machen und Sie keinen Leistungssport betreiben. Exzessiver Sport beeinflusst die Qualität einer jeden Darmflora negativ. Angemessene Bewegung und tiefe Atmung in Form von Darmgymnastik sorgen dafür, dass die Darmmuskulatur ausreichend durchblutet wird und die Darmmotorik angeregt wird. So können der Stuhl zügig durch den Darm transportiert und Schad- und Giftstoffe möglichst rasch zum Ausgang befördert werden. Das Säuremilieu pendelt sich in einem optimalen Bereich ein, so dass Darmschleimhaut und Darmflora beste Lebensbedingungen haben.

o Achten Sie auf Ihre Stressbelastung.
Die beste Möglichkeit wäre hier, möglichst jeden als unangenehm empfundenen Stress zu vermeiden. Dies ist aber nicht immer möglich. Negativen Stress jedoch können Sie kompensieren, indem Sie ganz bewusst ab und an Entspannungszeiten einplanen. Entweder können Sie hier spezielle Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation erlernen und dann zu Hause anwenden. Aber auch Sport, Tanz oder Singen können entspannend wirken, genauso wie jedes von Ihnen mit Freude ausgeübte Hobby. Ihr so genanntes »Bauchhirn« – also das hochempfindliche Nervengeflecht, das Ihren gesamten Darm versorgt und steuert und das ebenso leistungsfähig ist wie Ihr Kopfhirn, reagiert hochsensibel auf Stress. Und ein irritiertes Bauchhirn trägt entscheidend dazu bei, dass sich die Darmflora verschlechtert. Geben Sie also auch Ihrem Bauchhirn Gelegenheit zur Entspannung und fördern so die Qualität Ihrer Mikrobiota.

o Verzichten Sie auf Rauchen und das Trinken von Alkohol – Ihre Darmflora raucht und trinkt mit.
 
Fazit

Versuchen Sie grundsätzlich zu vermeiden, dass eine Antibiose erforderlich sein muss. Antibiotika wirken immer schädlich auf Ihre Mikrobiota und schwächen Ihr Immunsystem – sowohl allopathische als auch natürliche Antibiotika. Dies kann dazu führen, dass Krankheiten entweder schon nach kurzer Zeit erneut ausbrechen oder andere Erkrankungen folgen. Nehmen Sie deshalb so selten wie möglich – günstigstenfalls überhaupt keine – Antibiotika ein, wenn andere Alternativen zur Verfügung stehen.

Falls sich eine Antibiose jedoch nicht vermeiden lässt, sollten Sie gemeinsam mit dem Arzt nur die am besten für diesen Fall geeigneten Mittel wählen. Nach Möglichkeit entscheiden Sie sich für natürliche Alternativen. Nehmen Sie alle Mittel immer genau nach Vorschrift ein. Gleichzeitig mit Antibiotika sollten Sie ein Probiotikum einnehmen, um Ihre Mikrobiota auf einem möglichst hohen Niveau zu stärken.

Sie haben viele Möglichkeiten, Ihre Gesundheit zu stabilisieren und so zu versuchen, antibiotische Therapien zu vermeiden. Da ein sehr großer Teil Ihres Immunsystems im Darm angesiedelt ist, bietet hier eine insgesamt darmfreundliche Lebensweise die allergrößten Chancen.

Wenn möglichst viele Menschen möglichst wenige Antibiotika verwenden müssen und darüber hinaus auch noch durch ihr Ess- und Kaufverhalten einer antibiotikaintensiven Massentierhaltung den Riegel vorschieben, fördern wir alle unsere Gesundheit. Wir verhindern dadurch auch, dass die Menschheit auf längere Sicht aussterben wird und die Bakterien nicht nur die erste, sondern auch die letzte Lebensform auf unserer Erde sein wird.


 
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