Letzte Aktualisierung: 2.12.2022

Darmreinigung

Ein gesunder Darm reinigt sich eigentlich von alleine. Mit jeder Entleerung werden die unverdauten Nahrungsreste, abgestorbene Schleimhautzellen und Bakterien und auch eventuelle Ablagerungen ausgeschieden. Entscheidend für diese Funktion ist eine gesunde Verdauung, die sich durch verschiedene Komponenten ergibt. In speziellen Fällen kann es erforderlich sein, eine Darmreinigung künstlich herbeizuführen – im Normalfall ist dies jedoch nicht erforderlich.

Gesunde Darmentleerung

Ein gesunder Stuhlgang setzt eine gesunde Ernährung voraus. Ein Mensch, der sich überwiegend von Fast Food mit einem hohen Weißmehl- und Zuckeranteil und wenig Ballaststoffen ernährt, wird selten eine gesunde Verdauung haben können. Enthält die Nahrung jedoch einen hohen Anteil an Gemüse und Obst und Vollkornprodukten mit viel Ballaststoffe, garantiert dies meistens eine gute Verdauung. Wenn dazu noch ausreichend getrunken wird, um dem Speisebrei eine optimale Konsistenz zu geben und der Mensch sich ausreichend bewegt und dies mit einer korrekten, tiefen Atmung unterstützt, kann sich der Darm mit größter Wahrscheinlichkeit regelmäßig und problemlos entleeren.

Auch wenn Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und/oder -Allergien vorliegen, ist durch eine Ernährung, die nur angepasste Mengen dieser unbekömmlichen Stoffe enthält, ebenfalls eine gesunde Verdauungsfunktion möglich.

Bereits im Dünndarm werden die meisten Nahrungsbestandteile aufgeschlossen und können ins Blut übergeführt werden. Bestandteile, die in diesen oberen Darmabschnitten nicht aufgespalten und verdaut wurden, gelangen in den Dickdarm, wo die meisten Stoffe von der dortigen Mikrobiota (Darmflora) verstoffwechselt werden können. Dies sind zum Beispiel die Zellwände von Vollkornprodukten, für deren Verdauung im menschlichen Dünndarm kaum Enzyme vorhanden sind. Bei einer normalen, gesunden Verdauung werden deshalb so gut wie keine unverdauten Nahrungsreste ausgeschieden – höchstens gelegentlich auch von den Bakterien der Mikrobiota nicht aufzuschlüsselnde Zellwände und Schalen (z.B. Schalen von Paprikaschoten etc.).

Auch eine gesunde Darmschleimhaut (Mucosa) mit jungen, prallen Zellen und einer schützenden Schleimschicht sorgt dafür, dass sich der Darm selbst reinigt: Der Speisebrei rutscht problemlos durch einen so ausgekleideten Darm. Eine lückenlose, gesunde Besiedelung mit überwiegend nützlichen Bakterien sorgt ebenfalls für einen optimalen Schutz und eine bestmögliche Selbstreinigung des Darms.

Es gibt zwei verschiedene Beweggründe, warum vermehrte Darmentleerungen und eine Reinigung gewünscht werden könnten: dies ist zum einen eine Verstopfung (Obstipation) und dadurch unbefriedigende Darmentleerung. Zum anderen können medizinische Gründe eine künstlich herbeigeführte, gründliche Darmreinigung erforderlich machen.
 
Ernährungsgewohnheiten

Die häufigste Indikation für den Wunsch nach einer künstlich herbeigeführten Darmreinigung ist die Verstopfung – wobei dies genaugenommen keine Darmreinigung sondern eher eine Entleerung ist. Wenn der Mensch mehrere Tage keine spontane Darmentleerung hatte, staut sich der Stuhl unangenehm im Dickdarm – man fühlt sich aufgebläht, und der stockende Stuhlgang kann sogar schmerzen. Sogar Missstimmungen und Kopfschmerzen können die Folge von länger andauernden Verstopfungen sein.

Bevor hier zu drastischeren Mitteln gegriffen wird, sollte versucht werden, die Darmentleerung mit gezielten gymnastischen Übungen, einer größeren Trinkmenge und ggf. als abführend bekannten, natürlichen Substanzen wie z.B. eingeweichten Backpflaumen zu provozieren.

In Zukunft sollte dann auf jeden Fall die Ernährung verbessert, die Trinkmenge dauerhaft erhöht und die Bewegung optimiert werden. Auch das Erlernen einer korrekten Atmung unterstützt regelmäßige Darmentleerungen, und Entspannungsübungen bzw. ein vernünftiges Stressmanagement helfen ebenfalls, die Verdauung günstig zu beeinflussen.

Für einen regelmäßigen Stuhlgang kann die Nahrung ggf. auch mit Quellmitteln wie Flohsamenschalen oder Apfelpektin angereichert werden. Weitere »natürliche Abführmittel« wie eingeweichte Backpflaumen, Leinsamen etc. können einen trägen Darm ein wenig unterstützen.
 
Künstlich herbeigeführte Darmreinigung

In manchen Fällen kann eine bewusst herbeigeführte Darmreinigung erforderlich werden, beispielsweise wenn die Verdauung aus verschiedenen Gründen (z.B. im fortgeschrittenen Alter, Bettlägerigkeit, Krankheit, längerer Fehlernährung, Medikamentennebenwirkungen) nicht korrekt funktioniert. Eine besondere Indikation für eine künstlich herbeigeführte Darmreinigung besteht vor Operationen und als Vorbereitung zum Fasten (lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Fasten als Vorbereitung zur Karenz«).

Hierzu gibt es verschiedene Methoden, die ihre jeweiligen Berechtigungen durch das verfolgte Ziel haben.
 
Abführmittel

Wenn trotz geeigneter Maßnahmen wie die Änderung der Ernährungsgewohnheiten, die Steigerung der Trinkmenge und eine vermehrte Bewegung durch gymnastische Übungen und/oder Sport die Verdauung unbefriedigend bleibt und feststeht, dass keine krankhaften Befunde (z.B. Darmverschluss) vorliegen, kann die Einnahme eines Abführmittels (günstigstenfalls auf Basis von Quellstoffen) eine vorübergehende Möglichkeit sein, den Darm zu entleeren und zu reinigen.

In den meisten Fällen ist es nicht nötig, Abführmittel über einen längeren Zeitraum einzunehmen, wenn alle o.a. Maßnahmen beachtet werden. Abführmittel machen den Darm auf Dauer träge und führen dazu, dass immer größere Mengen eingenommen werden müssen (Gewöhnungseffekt).

Hinweis: Auch wenn diese Mittel rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen sind, sollte eine länger bestehende Problematik immer mit dem Arzt besprochen werden!
 
Einlauf

Um eine Verstopfung aufzulösen, kann man ggf. versuchen, einen sogenannten Einlauf (Klistier) vorzunehmen (bzw. vornehmen zu lassen). Dabei wird, während man auf der linken Körperseite liegt, ein Darmrohr in den After eingeführt und über dieses etwa ein halber bis ein Liter lauwarmes Wasser eingeführt. Hierzu benutzt man ein Gefäß, einen sogenannten Irrigator, der über einen flexiblen Schlauch mit dem Darmrohr verbunden ist. Günstig ist, wenn als Zwischenstück ein Hahn angebracht ist, mit dem man ggf. die Wasserzufuhr unterbrechen kann. Der Irrigator wird erhöht aufgehängt, um so durch die natürliche Schwerkraft zu erreichen, dass das Wasser in den Darm laufen kann. Wassermenge und Einlaufgeschwindigkeit kann man entweder mit dem Hahn oder aber auch mit der variablen Höhe der Aufhängung regulieren.

Das Wasser sollte so lange wie möglich im Darm verbleiben, um den verhärteten Stuhl aufzulösen. Danach wird das Wasser mit dem so gelösten Stuhl auf der Toilette ausgeschieden.

Eine Steigerung der Wirkung eines Einlaufs kann durch die Verwendung von salinen Lösungen (käuflich zu erwerbenden Salzlösungen) erreicht werden. Solche Lösungen gibt es auch als sogenannte »Mikroklists«, die eine konzentriertere Lösung, dafür aber in kleinerer Menge enthalten.

Achtung: Einläufe – und schon gar nicht Einläufe mit salinen Lösungen – sollten regelmäßig und in kurzen Abständen angewendet werden, denn sie schädigen bei häufigerem Einsatz Darmschleimhaut und Darmflora. Sie sind allerdings für den Notfall ein gute Alternative.
 
Colon-Hydro-Therapie

Die Colon-Hydro-Therapie (auch Darmspülung oder Darmbad genannt) ist eine Anwendung, bei der – ähnlich wie bei einem Einlauf – durch den After ein Darmrohr eingeführt, über das mehrfach große Mengen Wasser in den Dickdarm geleitet und wieder abgelassen werden. Wechselweise wird Wasser unterschiedlicher Temperaturen eingeleitet (21°C bzw. 39-40°C), wodurch die Darmperistaltik (Eigenbewegung des Darms) angeregt werden soll. Dieser Effekt wird noch zusätzlich durch eine Massage der Bauchdecke gesteigert.

Die Ausscheidungen werden durch ein gläsernes Sichtrohr vom Therapeuten beobachtet, der so erkennen kann, ob, wann und wie viel feste Bestandteile noch ausgeschieden werden. Erst, wenn das Wasser klar ist, wird der Darm als »sauber« deklariert und die Behandlung beendet.

Mit der Colon-Hydro-Therapie soll der Darm von »Schlacken« befreit und eine Steigerung der Gesundheit erreicht werden. Auch wenn die Ansichten darüber, ob sich im Darm wirklich Schlacken anreichern und ablagern können, auseinander gehen, kann es tatsächlich vorteilhaft sein, in größeren Abständen (ca. zwei Jahre) oder bei deutlichem Unwohlsein im Verdauungstrakt mit häufigeren Verstopfungen (die sich nicht durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten verbessern lassen) ein bis maximal zwei Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Mehr Behandlungen am Stück können wie auch zu häufige Einläufe dazu führen, die Mikrobiota im Dickdarm zu schädigen.

Wichtiger Hinweis: Bitte keinesfalls mehr als drei bis maximal vier Behandlungen vornehmen lassen. Die Colon-Hydro-Therapie ist keine Leistung, die die Krankenkassen bezuschusst, und schwarze Schafe unter den Behandlern könnten diese teure Behandlungsform nutzen, um Klienten Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die Colon-Hydro-Therapie eignet sich nicht zur Vorbereitung vor Operationen oder Darmspiegelungen, da die Reinigung mit dieser Methode nur den Dickdarm (Colon) umfasst.
 
Glaubersalz

Glaubersalz oder Karlsbader Salz ist Natriumsulfat, das sehr schnell und extrem stark abführend wirkt. Die Wirkweise ist osmotisch, d.h. das in Wasser gelöste und getrunkene Salz bewirkt, dass über die Darmwand aus dem Blut Flüssigkeit in den Darm angezogen wird, wodurch sich Volumen und Flüssigkeit des Speisebreis enorm erhöhen. So wird bereits kurz nach der Einnahme (30 – 120 Minuten) schlagartig der Darm entleert.

Achtung: Glaubersalz ist keinesfalls zur Regulierung des Stuhlgangs bei Verstopfung geeignet. Die Anwendung von Glaubersalz entzieht dem Köper große Mengen an Elektrolyten (wichtigen Mineralstoffen) und kann insbesondere bei empfindlichen Menschen zu starken Kreislaufproblemen führen.

Die Hauptindikation von Glaubersalz ist die Vorbereitung zum Fasten. Die Einnahme sollte eine einmalige bleiben, mehrfache Anwendungen innerhalb weniger Tage sind sowohl für den Elektrolythaushalt als auch für die Darmflora schädlich.

Glaubersalz schmeckt sehr bitter. Die Einnahme wird aus diesem Grunde von manchen Menschen als nahezu unmöglich betrachtet. Eine akzeptablere Alternative für dieses Einsatzgebiet stellt das FX-Passagesalz aus der Apotheke dar.
 
Künstlich herbeigeführte Darmreinigung vor Operationen

Als Vorbereitung vor Operationen und Darmspiegelungen (Koloskopie) muss eine Darmreinigung das gesamte Verdauungssystem vom Magen, über den Dünndarm bis hinunter zum Dickdarm umfassen. Weder Abführmittel noch Einläufe oder die Colon-Hydro-Therapie sind hierzu geeignet.

Die Mittel für die erforderliche Reinigung werden grundsätzlich vom behandelnden Arzt verordnet. Dies ist zum einen ein Abführmittel, das am Morgen des Vortags vor dem Eingriff/der Untersuchung eingenommen werden muss. Gegen Abend werden dann eine spezielle Lösung zum Einnehmen (auf Basis vom Glaubersalz oder ähnlichen Substanzen) und viel Wasser getrunken und der Darm auf diese Weise dazu bewegt, den kompletten Inhalt von Dünn- und Dickdarm auszuscheiden. Am Morgen vor dem Eingriff/der Untersuchung muss erneut eine Portion der gleichen Lösung getrunken werden, um den Darm komplett zu spülen und zu säubern. Nur so können Eingriffe am Darm oder auch optische Spiegelungen vorgenommen werden, denn es dürfen keinerlei restliche Fäkalien im Darm enthalten sein.

Achtung: Solche drastischen Reinigungsmethoden sind keinesfalls auf eigene Faust vorzunehmen. Sie können sowohl die Darmschleimhaut als auch die Darmflora schädigen und beeinträchtigen den Elektrolythaushalt. Deshalb ist diese Form der Darmreinigung ausschließlich nach ärztlicher Verordnung und unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden.

 
Beratung

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Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Darmschleimhaut
Atem und Verdauung
Entspannung und Stressmanagement
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