Letzte Aktualisierung: 30.9.2022

Histamin, Glutamat und Salicylat

(Pseudoallergien)

 
Zum Thema Unverträglichkeiten, Allergien und Pseudoallergien gibt es ein dreiteiliges Tutorial:

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Abgrenzung zwischen
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, -Allergien und Pseudoallergien

In diesem Tutorial werden die Unterschiede zwischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, -Allergien und Pseudoallergien erklärt, damit die Begriffe korrekt benutzt werden und Sie selbst ermitteln können, ob Sie an einer Unverträglichkeit, einer Allergie oder an einer Pseudoallergie leiden.

Lesen Sie auch gerne den Beitrag »Abgrenzung zwischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Nahrungsmittel-Allergie«.

 
Was sind Pseudoallergien?

Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten (Intoleranzen) erkennt man daran, dass die Symptome in der Regel auf das Verdauungssystem beschränkt sind. Diese sind u.a. Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall. Im Gegensatz dazu zeichnen sich Nahrungsmittel-Allergien dadurch aus, dass sich die Symptome zwar hauptsächlich in Form von Verdauungsbeschwerden zeigen, jedoch häufig auch zusätzliche Symptome am ganzen Körper wie juckende Schleimhäute, tränende Augen oder laufende Nase und Kopfschmerzen und vieles mehr verursachen können. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist ein zeitlich versetztes Auftreten der Symptome: bei den Unverträglichkeiten gibt es einen deutlichen Zeitversatz von mehreren Stunden, wohingegen sich die Allergien in der Mehrzahl schon nach wenigen Minuten bemerkbar machen. Somit kann man allein aufgrund dieser Kriterien relativ einfach eingrenzen, ob Beschwerden in die Gruppe der Unverträglichkeiten oder der Allergien einzuordnen sind.

Es gibt jedoch auch die sogenannten Pseudoallergien, die zwar eigentlich eine Unverträglichkeit sind, sich jedoch mit allergieähnlichen Symptomen darstellen. Der Wortteil »Pseudo« steht hier für »falsch, künstlich« (lat.). Trotzdem sind Pseudoallergien in Wirklichkeit Unverträglichkeiten, die vor allem auch daran erkennbar sind, dass die Intensität der Beschwerden mengenabhängig ist, d.h. davon abhängt, wie viel man von dem unverträglichen Stoff verzehrt. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium bei den Pseudoallergien ist, dass keine immunologischen Reaktionen wie bei den »echten« Allergien zu beobachten sind.

Lesen Sie hierzu auch den Beitrag auf der Seite »Abgrenzung zwischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Nahrungsmittel-Allergien«. Erst, wenn diese Abgrenzungen klar sind, wird deutlich, was eine Pseudo-Allergie ist.

Es gibt verschiedene Stoffe, die bekannt dafür sind, häufig Pseudo-Allergien auslösen zu können. Am bekanntesten ist das Histamin, aber auch das Glutamat, das das so genannte »Chinarestaurant-Syndrom« auslösen kann, ist berühmt-berüchtigt.

Leider können auch diverse Substanzen, die mit den so genannten E-Nummern von der EU als unbedenklich für den Verzehr gekennzeichnet worden sind, problematisch in Bezug auf Pseudo-Allergien sein. Hier sind folgende Stoffgruppen zu nennen:

Salicylate: enthalten in salicylsäurehaltigen Schmerzmitteln wie Aspirin, ASS u.a.), aber durchaus auch in natürlicher Form in Weidenrinde (salix=Weide), die als natürliches Schmerzmittel verwendet wird oder auch in Lebensmitteln wie u.a. in Äpfeln oder Aprikosen. Eine Salicylat-Intoleranz (Salicylsäure-Unverträglichkeit) ist oftmals gekoppelt mit einer Unverträglichkeit von Benzoesäure (E210-213) (siehe unten).

Schwefeldioxide: (E220-228, Antioxidationsmittel), verwendet in Wein, Trockenfrüchten und Trockenkartoffelerzeugnissen.

Sorbinsäure: (E200-203, Konservierungsstoff), verwendet in Schnittbrot, Käse, Obst, Fruchtzubereitungen für Joghurts.

Benzoesäure: (E210-213, Konservierungsstoff), verwendet in sauren Limonadengetränken, Fisch- und Salatzubereitungen.

Azofarbstoffe: (E102, E110, E122, E124, E129, E1150, Farbstoffe), verwendet in Getränken, Süßwaren, Senf, Puddingpulver.
 
Histamin-Intoleranz

Histamin ist ein biogenes Amin und wird u.a. vom Körper selbst hergestellt. Es übt als Neurotransmitter, also als Botenstoff in den/für die Nerven vielfältige Funktionen aus: Histamin reguliert z.B. die Sekretion des Magensaftes oder der Flüssigkeit im Darm oder in den Körperzellen. Es kontrolliert den Schlaf-/Wachrhythmus und ist für die Lern- und Gedächtnisfähigkeit des Gehirns und die Appetitkontrolle (mit-)verantwortlich.

Bei allergischen Reaktionen ist immer ein Zuviel an Histamin zu beobachten, das sich beispielsweise durch die Einsteuerung von Flüssigkeit in Körperzellen zeigt, die dadurch anschwellen und jucken. Auch allergisches Naselaufen oder Durchfall durch Nahrungsmittel-Allergien wird durch Histamin verursacht. So soll bewirkt werden, dass vom Körper als schädlich eingestufte Stoffe schnellstmöglich entfernt oder unschädlich gemacht werden.

Auf der einen Seite ist Histamin eine essentielle (unverzichtbare) Substanz im Organismus, kann jedoch im Übermaß auch sehr negative bis (lebens-)gefährliche Wirkungen erzeugen.

Da das Histamin eine entscheidende Rolle bei allergischen Beschwerden spielt, gleichen die auftretenden Beeinträchtigungen denen der Allergien. Aus diesem Grund wird die Histamin-Intoleranz, die eigentlich genauso wie die Kohlenhydrat-Intoleranzen (Laktose, Fruktose und Sorbit) eine Unverträglichkeit ist, in die Gruppe der Pseudoallergien eingeordnet.

 
o Beschwerden bei Histamin-Intoleranz

Bei den Laktose-, Fruktose- und Sorbit-Intoleranzen zeigen sich die Haupt-Symptome – vor allem Bauchgrummeln, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfälle – immer zuerst im Verdauungstrakt, also dort, wo die unverträglichen Stoffe mit dem Körper in Berührung kommen.

Eine Histamin-Intoleranz kann zwar die gleichen Symptome bewirken, jedoch können hier durchaus auch allergieähnliche Beschwerden wie Juckreiz – teils im Mundschleimhautbereich, teils jedoch auch auf der gesamten Körperhaut – oder aber auch Nesselsucht, Ekzeme, geschwollene Augen und laufende Nase, Atembeschwerden, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, Pulsrasen, Übelkeit oder auch Schlafstörungen u.a. Probleme auftreten.

Aber auch wenn hier Beschwerdebilder beobachtet werden, die denen einer Allergie gleichen, ist die Histamin-Intoleranz trotz allem eine Unverträglichkeit. Dies bedeutet, dass keine immunologische Reaktion vorliegt, sondern »lediglich« eine Unverträglichkeit.

 
o Ursachen der Histamin-Unverträglichkeit

Histamin ist ein biogenes Amin, also ein Stoff, der durch den Stoffwechsel in Pflanzen, Tieren oder auch im Stoffwechsel des Menschen entsteht. Während des Abbauprozesses von Zellen entsteht aus der Vorstufe Histidin das Histamin – und zwar nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren und Pflanzen, die der Mensch mit der Nahrung aufnimmt. Dieses Histamin muss abgebaut werden, um sich nicht im Körper anzureichern. Dazu ist das Enzym Diaminoxidase (DOA) (= Histaminoxidase) erforderlich.

Besteht ein Mangel an DAO, reichern sich schon geringe aufgenommene Histamin-Mengen im Körper an und führen zu den beschriebenen Beschwerden.

Es besteht bei allen Menschen eine natürliche Grenze, bis zu der Histamin abgebaut und somit vertragen werden kann. Wird diese überschritten, treten auch bei Menschen ohne eine Unverträglichkeit Probleme auf. Histamin bildet sich bei jedem natürlichen Verderb von Nahrungsmitteln – in manchen weniger und manchen mehr. Insbesondere reichert sich Histamin bei eiweißreichen Lebensmitteln an. Wird beispielsweise Fisch alt, so bildet sich hier schnell ein sehr hoher Histamin-Gehalt. Der Verzehr führt dann zu einer starken histaminbedingten Reaktion – einer Vergiftung, in diesem Falle zu einer Fischvergiftung.

Immer wenn Bakterien ein Nahrungsmittel zersetzen, entsteht Histamin. Diese sind »am Werke«, wenn Nahrungsmittel verderben. Aber auch schon beim »normalen« Abkühlen und Wiederaufwärmen von Essensresten, auch wenn diese im Kühlschrank aufbewahrt wurden und für gesunde Menschen durchaus noch bekömmlich sind, kann sich für Menschen mit einer Intoleranz hier schon zu viel Histamin gebildet haben. Und auch wenn Lebensmittel ganz gezielt durch den Einsatz von Bakterien verändert werden, reichert sich Histamin an – beispielsweise bei der Käseherstellung, bei der Fleischbearbeitung (z.B. bei Dauerwürsten wie Salami etc.), bei sauer eingelegtem Gemüse (z.B. Sauerkraut) oder bei der Weinherstellung. Als Faustregel gilt deshalb bei Histamin-Intoleranz: Finger weg von alten Lebensmitteln!

Eine weitere Ursache für Beschwerden kann, auch wenn die Histaminaufnahme weitestgehend reduziert wurde, die Aufnahme so genannter Histamin-Liberatoren sein. Diese sorgen dafür, dass gebundenes Histamin aus den körpereigenen Zellen freigesetzt (liberiert) wird. Histamin-Liberatoren sind beispielsweise enthalten in Kakao, aber auch Tomaten oder Ananas.

Darüber hinaus kann die Möglichkeit einer (Fehl-)Besiedelung des Darmes mit Bakterienarten bestehen, die mit ihrem Stoffwechsel selber Histamin herstellen. Normalerweise gehören solche Arten nicht in nennenswerter Menge in eine gesunde Darmflora, bei Menschen ohne Histamin-Intoleranz ist eine solche Anhäufung aber nicht weiter besorgniserregend. Wenn jedoch ohnehin der Histaminabbau gestört ist, kann das durch diese Darmbakterien hergestellte Histamin rasch zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Es ist deshalb immer ratsam, auch eine Untersuchung der Stuhlflora durchführen zu lassen.

Bei tierischen Lebensmitteln kann es vorkommen, dass bereits die Tiere in ihrem Verdauungssystem Bakterien beherbergen, die vermehrt Histidin zu Histamin umwandeln können. Werden diese Tiere zu Nahrungsmitteln verarbeitet, haben diese – auch wenn sie frisch erscheinen – bereits einen hohen Histamin-Ausgangswert, der histaminempfindlichen Menschen Probleme bereiten könnte.

Auch ein verstärkter Verzehr von eiweißhaltigen Nahrungsmitteln oder einer Besiedelung des Darms mit einer so genannten »Fäulnisflora«, bei der vermehrt Proteinreste im Stuhl verbleiben, kann zu Problemen mit Histamin führen, weil dann die Histamin-bildenden Bakterien das Eiweiß im Stuhl abbauen. Hierbei entstehen größere Histaminmengen, die die »normale« DAO-Menge nicht mehr abbauen kann.

Neben diesen beschriebenen Ursachen gibt es viele weitere Auslöser – immer ist es jedoch ein Ungleichgewicht zwischen der Zufuhr (bzw. körpereigener Produktion) des Histamins und dem Abbau durch die DAO. Ist dieses Gleichgewicht gestört, kommt es zu Histamin-bedingten Problemen.

In der Grafik ganz oben auf dieser Seite sind die wichtigsten Faktoren für eine Histamin-Intoleranz dargestellt.

 
o Diagnose der Histamin-Intoleranz

Die teils recht diffusen Beschwerdebilder machen es schwer, eine Histamin-Intoleranz zu diagnostizieren. Hinzu kommt, dass es nicht »das« Nahrungsmittel gibt, das histaminreich oder histaminarm ist und somit ein direkter Zusammenhang hergestellt werden kann. Durch längere Lagerung, durch Gärprozesse oder auch durch unzureichende Kühlung können Lebensmittel, die heute noch relativ histaminarm Besteht ein Verdacht, muss vor allem mit der gründlichen Aufnahme der Anamnese (Krankenvorgeschichte) versucht werden, die Beschwerden zu benennen und verschiedene andere Ursachen auszuschließen (Ausschlussdiagnose).

Das Führen eines Ernährungstagebuches bildet dabei eine unverzichtbare Hilfe, anhand derer sich der Verdacht bestätigen oder aber auch ausschließen lassen kann. Treten bei bestimmten Nahrungsmitteln wie Rotwein, Hartkäse, Sauerkraut, geräucherten Wurstwaren und geräuchertem Fisch, aber auch bei Getränken wie u.a. Sekt oder Bier immer wieder Probleme auf, liegt der Verdacht auf eine Histamin-Intoleranz schon sehr nahe. Sie finden einen kostenlosen Vordruck für ein Ernährungstagebuch unter dem Menüpunkt »Downloads« auf dieser Website.

Mit einem Bluttest kann der Arzt die Aktivität des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase messen. Hierfür sollten Sie sich zu einem auf die Beschwerden des Verdauungsapparates spezialisierten Gastroenterologen überweisen lassen.

Eine Messung der Methylhistaminausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin kann ebenfalls zur sicheren Diagnose oder zum Ausschluss einer Histamin-Intoleranz beitragen. Da sich das im Körper angereicherte Histamin zu Methylhistamin abbaut und im Urin ausgeschieden wird, ist eine Intoleranz (und damit eine Erhöhung des Histaminspiegels) an dem ebenfalls erhöhten Methylhistaminwert erkennbar. Manche Ärzte messen den Wert aus einer einmaligen Urinprobe. Dies ist jedoch sehr ungenau, da die Ausscheidung im Tagesverlauf sehr schwanken kann. Ein genaueres Bild ergibt sich, wenn der Urin über 24 Stunden gesammelt und die Messung aus einer Probe des Sammelurins vorgenommen wird.

Weiterhin steht (als nicht durchgängig anerkannte Methode) der so genannte H40-Test zur Verfügung. Hierbei wird eine bestimmte Menge Histamin in die Haut gespritzt, wobei eine Quaddel entsteht. Diese Quaddel und die im Umkreis entstehende Rötung werden 40 Minuten lang beobachtet: wie groß werden Quaddel und Rötung, wie schnell bilden sich Quaddel und Rötung zurück und wie weit bilden sie sich zurück. Aus diesen Ergebnissen kann der Arzt Rückschlüsse ziehen, wie gut das Histamin abgebaut wird oder ob eine Intoleranz, sprich ein Mangel an Diaminoxidase vorliegt.

Einige weitere Cofaktoren können wertvolle, ergänzende Hinweise bei der Diagnostik der Histamin-Intoleranz geben und sollte abgeprüft werden: es sind die Werte für Kupfer, Zink und Vitamin B6 und C. Da die Synthese von Diaminoxidase auf das ausreichende Vorhandensein dieser Stoffe angewiesen ist, wird zwangsläufig zu wenig DAO gebildet, wenn es an diesen Stoffen mangelt.

 
o Behandlung der Histamin-Intoleranz

Nach der Diagnose »Histamin-Intoleranz« gilt es, einen ganzen Katalog an Maßnahmen zu ergreifen – lediglich die Zufuhr von Histamin über die Nahrung einzuschränken, wie landläufig angenommen, wäre viel zu kurz gegriffen! Schauen Sie sich hierzu am besten noch einmal die oben abgebildete Grafik ganz oben auf dieser Seite an. Aber selbstverständlich ist die Auswahl geeigneter Lebensmittel eines von vielen Mitteln – und zwar ein ganz wichtiges, um eine höchstmögliche Beschwerdefreiheit zu erreichen.

 
o Ernährung bei Histamin-Intoleranz

Um Beschwerden bei Histamin-Intoleranz vorzubeugen, ist es erforderlich, sich so histaminarm wie möglich zu ernähren, und leider ist die Liste der möglichst zu meidenden Lebensmittel für einen von Histamin-Intoleranz Betroffenen recht lang.

Es gibt Lebensmittel, die bereits im frischen Zustand eine relativ hohe Menge an Histamin enthalten. Hier sind zu nennen u.a. Bananen, Birnen, Orangen und Kiwis.

Zu den Lebensmitteln, die eine hohe Menge an Liberatoren enthalten, zählen u.a. Hülsenfrüchte (z.B. Bohnen und Soja), Ananas, Erdbeeren und, wie oben erwähnt, der Kakao.

Auch alle lange gelagerten Lebensmittel wie u.a. Konserven (insbesondere Fleisch- und Fisch-Konserven), aber auch Räucherwaren und lange gereifte Käsesorten, eingelegtes Gemüse (Sauerkraut etc.) und mit Essig und Hefe hergestellte Nahrungsmittel sind zu meiden. Vermieden werden sollte auch, aufgewärmte Speisen zu verzehren, denn durch den auch bei bester Kühlung beginnenden und fortschreitenden Verderb reichert sich Histamin in den Nahrungsmitteln an.

Empfehlenswert sind alle möglichst frischen Lebensmittel (mit Ausnahme der vorgenannten): frisches Obst und Gemüse, frische Milchprodukte, frisches Fleisch und fangfrischer Fisch (bei Fisch unbedingt nur bei Händlern Ihres Vertrauens kaufen!), weiterhin Eigelb, das Eiklar ist hingegen problematisch. Brot- und Backwaren sind bekömmlich, solange sie nicht mit Hefe zubereitet wurden. Auch frische Obst- und Gemüsesäfte (mit Ausnahme der vorgenannten Sorten) und Kräutertees sind zu empfehlen.

Grundsätzlich ist es auch hilfreich, viel zu trinken (Kräutertees, Wasser), um die Ausschwemmung von Abbauprodukten aus dem Körper zu unterstützen.

Entgegen sonstigen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung kann es bei Histamin-Intoleranz günstig sein, Nahrungsmittel mit Konservierungsstoffen zu bevorzugen, denn diese verzögern den Prozess des Verderbs, wodurch sich weniger Histamin bildet. Leider tun Sie Ihrem Körper mit diesen Chemikalien nicht unbedingt etwas Gutes – Sie haben hier leider nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Grundsätzlich ist es immer hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen, und somit die individuellen Bekömmlichkeiten zu ermitteln. Zu beachten ist dabei immer der Frischegrad der Lebensmittel – und natürlich auch die Summe aller Nahrungsmittel, die zur Erreichung oder Überschreitung der Toleranzschwelle beitragen.

Die Histamin-Intoleranz ist diejenige Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, die am schwersten unter Kontrolle gehalten werden kann – es ist jedoch nicht unmöglich. Bei Beachtung der Regeln findet man doch nach einer Weile seinen ganz persönlichen Weg und Speiseplan. Hierzu empfehle ich Ihnen die Nutzung der »DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank«.

 
o Weitere biogene Amine meiden

Bei einer Histamin-Intoleranz können auch andere biogene Amine zu Problemen führen, da sie den gleichen Abbaukreis benutzen wie das Histamin und die Diaminoxidase hemmen. Hierbei sind u.a. zu nennen das Tyramin, das Theobromin und Phenylethylamin, die u.a. in Kakao und damit auch in allen kakaohaltigen Nahrungsmitteln wie z.B. Schokolade enthalten sind.

• Glutamate meiden
Viele Menschen berichten, dass Sie nach einem Essen im Chinarestaurant Probleme bekommen. Wegen der Häufigkeit werden die daraus resultierenden Beschwerden, die denen der Histamin-Intoleranz gleichen, auch das »Chinarestaurant-Syndrom« genannt. Schuld daran ist wahrscheinlich das Glutamat, das in der chinesischen Küche vermehrt Verwendung findet. Da Glutamat wie das Histamin von dem Enzym Diaminoxidase abgebaut wird, ist die Abgrenzung der Glutamat- zur Histamin-Intoleranz fließend. Auf jeden Fall ist bei Histamin-Intoleranz der Verzehr von Glutamat ebenfalls zu meiden.
 
• Alkohol meiden
Ein besonderes Thema für von Histamin-Intoleranz Betroffene ist der Alkohol. Alkohol verlangsamt den Abbau des Histamins und führt dadurch zu einer Erhöhung des Histaminspiegels. Somit sollten der Genuss von alkoholischen Getränken und auch der Verzehr von mit Alkohol zubereiteten Speisen möglichst gänzlich, zumindest aber weitestgehend gemieden werden.
 
• Genussmittel meiden
Auch der Genuss von Kaffee und Tee (schwarzer, grüner und Matetee) hemmen den Abbau der Diaminoxidase und sollte somit auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
 
• Energy Drinks meiden
Die immer mehr in Mode kommenden Energy Drinks enthalten Theobromin, das eine ähnlich anregende Wirkung wie das Koffein hat. Theobromin blockiert die DAO und somit ebenfalls den Abbau des Histamins – deshalb heißt es bei HI »Hände weg von Energiedrinks«.

 
o Medikamenten-Nebenwirkungen bei Histamin-Intoleranz

Viele Medikamente wirken als Histamin-Liberatoren oder auch hemmend auf die Diaminoxidase. Gemeint sind hier in diesem Abschnitt die Medikamente, die gegen oder zur Diagnostik anderer Erkrankungen eingenommen oder verwendet werden. Hier sind insbesondere zu nennen: Röntgenkontrastmittel beispielsweise sind Histamin-Liberatoren – deshalb aufgepasst bei entsprechenden Untersuchungen! Auch bestimmte Schmerzmittel (u.a. Opioide) wirken histaminliberierend. Drogen stehen ebenfalls in Verdacht, den Histaminspiegel zu beeinflussen, und es könnte sein, dass Todesfälle von Drogenbenutzern auch im Zusammenhang mit Histamin stehen. Auf jeden Fall ist bei der Verschreibung und/oder Verabreichung eines Medikamentes der Arzt auf die Histamin-Unverträglichkeit hinzuweisen.

 
o Medikamente zur Behandlung von Histamin-Intoleranz

Mir ist bisher ein einziges Präparat (Daosin) bekannt, das zur Behandlung der Histamin-Intoleranz zur Verfügung steht. Dieses enthält Diaminoxidase, die das fehlende oder mangelnde Enzym ergänzen soll. Die Kapseln müssen vor dem Essen eingenommen werden. Das Mittel ist frei verkäuflich und muss selbst bezahlt werden, d.h. die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Ob es empfehlenswert ist, möchte ich hier nicht abschließend beurteilen, Sie können sich jedoch auf der Website des Herstellers selbst informieren: www.stada.de/produkte/daosin.

Grundsätzlich gilt aber: Das Mittel scheint (bis auf sehr vereinzelte Rückmeldungen) nur in Maßen zu helfen, und die allermeisten können es nur als »Notanker« für gelegentlichen, unvermeidbaren und unkalkulierbaren Histaminverzehr nutzen. Aber dies ist ja grundsätzlich die begrenzte Möglichkeit aller Enzympräparate, dass diese nur zur gelegentlichen Unterstützung und nie als Ersatz für einen kontrollierten Verzehr der Beschwerdeverursacher dienen können. Erst, wenn man im Grunde auf die Beschwerdeverursacher verzichtet und solche Mittel nur als »Helfer in Notsituationen« nutzt, bleiben Schleimhaut und Mikrobiota gesund. Bei zu häufiger Anwendung und gleichzeitigem mehr oder weniger unkontrolliertem Histaminverzehr wird das Verdauungssystem auf Dauer geschädigt, weil kein künstliches Nahrungsergänzungsmittel so intensiv wirken kann, wie es körpereigene Enzyme leisten können. Da das Mittel recht teuer ist – insbesondere bei häufigem Verzehr – erzieht vielleicht sinnvollerweise der Preis dazu, das Präparat nur in begrenztem Rahmen einzusetzen.
 
Glutamat-Intoleranz oder »Das Chinarestaurant-Syndrom«

Viele Menschen berichten, dass Sie nach einem Essen im Chinarestaurant Probleme verschiedenster Art bekommen. Nicht nur Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Durchfälle können die Folge eines chinesischen Essens sein, auch plötzliche Hitzewallungen, Schwindelanfälle, Kopfschmerzen oder Herzrasen u.Ä. sind bekannt. Wegen der Häufigkeit werden die daraus resultierenden Beschwerden, die denen der Histamin-Intoleranz gleichen, auch das »Chinarestaurant-Syndrom« genannt.

Schuld daran sind wahrscheinlich die Geschmacksverstärker aus der Glutamat-Gruppe, die in der chinesischen Küche vermehrt Verwendung finden. Da Glutamate genauso wie das Histamin von dem Enzym Diaminoxidase abgebaut werden, ist die Abgrenzung der Glutamat- zur Histamin-Intoleranz fließend. Auf jeden Fall ist bei einer Glutamat-Intoleranz der Verzehr von Glutamaten zu meiden.

Leider werden Glutamate als Geschmacksverstärker in vielen industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln verwendet. Geschmacksverstärker erscheinen auf der Zutatenliste mit den E-Nummern 620 bis 627. Die Verbraucherzentrale führt in einer Broschüre über die in der EU zugelassenen Lebensmittel-Zusatzstoffe zu dem Geschmacksverstärker Glutaminsäure (E620) folgendes auf: »... Steht unter Verdacht, bis zu zwei Stunden nach dem Verzehr bei empfindlichen Menschen ein Taubheitsgefuhl im Nacken, Rücken und Armen, sowie Herzklopfen Kopfschmerzen und Schwächegefuhl (»China-Restaurant-Syndrom«) auszulösen. Durch neuere Studien konnte dieser Verdacht zwar nicht bestätigt, aber auch nicht gänzlich ausgeräumt werden. Appetitanregend, kann zu übermäßigem Verzehr verführen. Für Menschen mit Pseudo-Allergien, z.B. Asthma oder Neurodermitis bedenklich. Vom häufigen Verzehr ist abzuraten.«

Dieser letzte Satz »Fur empfindliche Menschen bedenklich. Vom häufigen Verzehr ist abzuraten.« steht als Zusatz für sämtliche Stoffe, die in der Gruppe Glutamat-Geschmacksverstärker in dieser Broschüre aufgeführt sind (Verbraucherzentrale: Was bedeuten die E-Nummern? Lebensmittel-Zusatzstoffe, ISBN 3-922940-25-0, Hamburg, 2004).

Ich finde es schon bemerkenswert, dass in der EU Stoffe als unbedenklich zugelassen sind, die solchermaßen beurteilt werden! Aus diesem Grund empfehle ich nicht nur Menschen mit einer Glutamat- oder Histamin-Intoleranz, sondern allen Verbrauchern Geschmacksverstärker weitestgehend zu meiden.
 
Salicylat-Intoleranz

Auch eine Salicylat-Intoleranz (Salicylsäure-Unverträglichkeit) ist eine Pseudoallergie. Es folgen deshalb bei Verzehr der entsprechenden, unverträglichen Lebensmittel oder der Einnahme salicylsäurehaltiger Medikamente nicht nur Verdauungsprobleme, sondern es können auch Beschwerden auftreten wie laufende Nase oder tränende Augen, Kratzen im Hals bis hin zu asthmaähnlichen Beschwerden, Hautjucken, Anschwellen der Schleimhäute, migräneartige Kopfschmerzen und vieles mehr.

Die Salicylat-Intoleranz ist wie alle Unverträglichkeiten ist mengenabhängig, d.h. die Beschwerden verstärken sich je nach der Verzehrmenge. Sie treten teilweise recht rasch nach dem Verzehr der entsprechenden Nahrungsmittel auf, d.h. es besteht oftmals ein enger zeitlicher Zusammenhang. Auch wenn bei dieser Pseudoallergie kaum die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks besteht, können die Symptome teils sehr stark und auch unangenehm ausfallen. Vor allem heftige Atembeschwerden, die an einen Asthmaanfall erinnern, können ebenso wie das Anschwellen der Schleimhäute im Rachenbereich große Angstgefühle auslösen.

 
o Diagnose der Salicylat-Intoleranz

Sobald man den Verdacht hegt, dass eine Salicylat-Intoleranz vorliegen könnte, sollte man ein Ernährungstagebuch führen und schauen, ob sich ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Verzehr salicylathaltiger Nahrungsmittel und/oder der Einnahme entsprechender Medikamente herstellen lässt. Falls dies der Fall ist, ist die Beratung durch einen Arzt erforderlich.

Wie auch bei der Histamin-Intoleranz, die ähnliche Symptome hervorrufen kann, ist bei der Salicylat-Intoleranz das Immunsystem nicht betroffen, d.h. diese Unverträglichkeit ist nicht über Antikörper im Blut feststellbar.

Deshalb erfolgt die Diagnose der Salicylat-Intoleranz bei bestehendem Verdacht klassisch durch eine sogenannte Provokation. Dabei wird entweder eine salicylsäurehaltige Substanz oral, d.h. zum Verzehr gegeben. Leichter ist jedoch die nasale Applikation, wobei ein salicylatsäurehaltiges Nasenspray verabreicht wird. Hier kann man bei Vorliegen einer Unverträglichkeit umgehend eine Reaktion beobachten. Da wie oben beschrieben heftige Reaktionen eben u.a. der Atmung nicht ausgeschlossen werden können, ist die Diagnostik grundsätzlich und ausschließlich von einem spezialisierten Arzt vorzunehmen, der ggf. entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten kann.

 
o Behandlung einer Salicylat-Intoleranz

Als Behandlung einer Salicylat-Intoleranz kommt nur das Meiden von Salicylsäure in Betracht. Bei der Auswahl der Nahrungsmittel sollte man nach der Diagnose zuerst einige Wochen eine weitestgehende Karenz einhalten und möglichst alle Nahrungsmittel meiden, die Salicylsäure enthalten, bis man mindestens zwei Wochen völlig symptomfrei gewesen ist. Danach kann man – wie bei allen anderen Unverträglichkeiten auch – vorsichtig versuchen, seine ganz individuelle Verträglichkeitsmenge zu finden. Hierzu empfehle ich Ihnen die Nutzung der »DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank«.

Mit Beginn der Karenz gehören auch alle verordneten und rezeptfrei erworbenen Medikamente auf den Prüfstand. Informieren Sie alle behandelnden Ärzte über die Intoleranz, damit diese bei der Verordung von Medikamenten darauf achten, verträgliche Präparate auszuwählen. Auch bei den frei verkäuflichen Medikamenten ist besondere Sorgfalt erforderlich, denn gerade rezeptfreie Schmerzmittel, die man sich häufig in der Apotheke besorgt wie z.B. ASS (Aspirin) oder Ibuprofen enthalten Salicylsäure bzw. Substanzen, die im Körper zu Salicylsäure umgebaut werden und erzeugen teils gravierende Probleme. Sogar Hühneraugenpflaster transprotieren Salicylsäure über die Haut in den Körper. Sprechen Sie deshalb auch immer mit dem Apotheker, damit dieser überprüfen kann, ob ein Mittel bei Salicylat-Intoleranz verträglich ist.

Wichtiger Hinweis:
Setzen Sie nie eigenmächtig vom Arzt verschriebene Medikamente ab, sondern besprechen Sie die Problematik mit ihm. Es müssen möglichst rasch salicylatfreie Alternativen gefunden werden – Ihr Arzt hat dazu ein Computerprogramm, mit dessen Hilfe er geeignete Medikamente auswählen kann. Bestehen Sie dann beim Ausstellen des Rezeptes daruf, dass ein Kreuz im Kästchen mit der Beschriftung »aut idem« eingetragen wird, damit Ihnen die Apotheke kein eventuell salicylathaltiges Ersatzmittel ausgibt, wozu diese aufgrund von Verträgen mit den Krankenkassen berechtigt wäre.

 
o Mögliche Verstärkung von Allergien (Augmentation)

Es kann auch vorkommen, dass bei Verzehr/der Einnahme von Salicylsäure bestehende, »richtige« Allergien ausgelöst oder verstärkt werden (Augmentation). Dann zu unterscheiden, ob die Beschwerden allergisch oder pseudoallergisch sind, ist kaum möglich. Bei bekannten Allergien und einer Salicylat-Intoleranz ist es deshalb besonders wichtig, diesen Stoff weitestgehend zu meiden. Eine 100%ige Vermeidung ist zwar kaum zu erreichen, je konsequenter man jedoch auf jede Salicylsäurequelle achtet, desto besser erreicht man eine Beschwerdefreiheit.

 
o Benzoesäure

Eine Salicylat-Intoleranz ist oftmals gekoppelt mit einer Unverträglichkeit von Benzoesäure (E210-213), die z.B in sauren Limonadengetränken, Fisch- und Salatzubereitungen verwendet wird. Hier muss man bei entsprechnden Nahrungsmittel immer auf die Zutatenliste schauen.

 
o Histamin und Glutamat

Viele andere Auslöser von Pseudoallergien können ebenfall in Zuammenhang mit einer Salicylat-Intoleranz auftreten oder zumindest die Beschwerden verstärken. Dies sind z.B das Histamin oder auch Glutamat.

Sollte es unter einer konsequenten Salicylaltkarenz zu keiner deutlichen Besserung der Symptome kommen, sollten Sie sich beraten lassen, ob und wie mit der Beachtung weiterer Unverträglichkeiten eine Beschwerdefreiheit erreicht werden kann.
 
Darmgymnastik

Darmgymnastik Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome aller Pseudoallergien (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen grundsätzlich die kontinuierliche Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der Transport des Speisebreis durch den Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms. Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.

In dem Buch »Darmgymnastik & mehr gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder zu diesem Themenkomplex gestellt werden.

 

Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel stellt die
»DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank« dar. Informieren Sie sich hier.









Lesen Sie auch folgende Beträge:
• Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
• Darmgymnastik für eine gesunde Verdauung

Gerne können Sie zu diesem Thema auch das folgende Tutorial anschauen:
Abgrenzung zwischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und -allergie


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