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Letzte Aktualisierung: 1.3.2022

Was ist Fruktose-Intoleranz?

(Fruktose-Malabsorption)
Die sogenannte »intestinale Fruktose-Intoleranz« (Fruktose = Fruchtzucker, intestinal = innen liegend, den Darm betreffend) – korrekter spricht man von »Fruktose-Malabsorption« (FMA) liegt vor, wenn das Verdauungssystem den verzehrten Fruchtzucker nicht oder nicht komplett verdauen kann.

Fruktose-Malabsorption – was ist das?

Fruchtzucker ist zwar ein Einfachzucker, der nicht aufgespalten werden muss, er benötigt jedoch ein Transportprotein, um zwischen den Zellen der Dünndarmschleimhaut hindurch ins Blut geschleust zu werden. Dieses Transportprotein trägt den Namen GLUT5. Steht nur eine der verzehrten Fruchtzuckermenge nicht angepasste GLUT5-Menge zur Verfügung, so gelangt der nicht verarbeitete Fruchtzucker in den Dickdarm, wo er zu Beschwerden führt.

Fruchtzucker ist in den meisten Früchten, aber auch in vielen Gemüsesorten, Honig, Marmeladen und Fruchtsäften enthalten, und somit ist Fruchtzucker ein natürlicher Bestandteil in unserer Nahrung. Auch kommt Fruchtzucker in gebundener Form in den Nahrungsmitteln vor – beispielsweise besteht unser Haushaltszucker zur Hälfte aus Fruchtzucker, der während der Verdauung freigesetzt und verarbeitet werden muss.
 
»Moderne« Ernährung begünstigt die Fruktose-Malabsorption

Nicht nur durch unsere immer süßer werdenden Nahrungsvorlieben, auch durch den industriellen Zusatz von Fruchtzucker in unseren Nahrungsmitteln (insbesondere in süßen Getränken) steigt die Gesamtmenge des aufgenommenen Fruchtzuckers stetig an, wodurch rasch eine Schwelle erreicht wird, die sogar Menschen ohne eine Fruktose-Malabsorption häufig überschreiten – die begrenzte Menge an GLUT5 reicht nicht mehr aus, um den gesamten Fruchtzucker verarbeiten zu können. Der Körper kann nun nicht mehr den kompletten Fruchtzucker aufnehmen (absorbieren), und eine Malabsorption (malus = gering, lat.) entsteht.
 
Hereditäre Fruktose-Intoleranz

Meist nimmt die Fähigkeit, Fruchtzucker verdauen zu können, mit fortschreitendem Alter ab. Es gibt jedoch auch einige wenige Säuglinge, die überhaupt keinen Fruchtzucker verwerten können. Sie leiden an der so genannten hereditären (ererbten) Fruktose-Intoleranz (HFI). Dieser angeborene Enzymdefekt ist lebensbedrohlich, wenn er nicht konsequent mit einer fruchtzuckerfreien Diät behandelt wird, denn diese Säuglinge bekommen nach dem Abstillen gravierende Beschwerden, wenn sie mit fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmitteln gefüttert werden.

Die physiologische Vorgänge bei der HFI sind jedoch völlig anders als bei der Fruktose-Malabsorption und mit dieser überhaupt nicht zu vergleichen. Bei der Fruktose-Malabsorption mangelt es an einem Transportsystem in der Dünndamschleimhaut. Bei der HFI hingegen fehlt ein Enzym in der Leber – die Aldolase-B, mit der Folge, dass dort der Furchtzucker nicht verarbeitet werden kann. Diese Erkrankung ist nicht heilbar. Die physiologischen Vorgänge bei der Fruktose-Malabsorption sind im nächsten Abschnitt näher beschrieben.
 
Physiologische Vorgänge

Gelangt der unverdaute Fruchtzucker in den Dickdarm, wird er dort von Darmbakterien verstoffwechselt (»gefressen«). Diesen Vorgang kennen Sie bereits von der Laktose-Intoleranz, wo ähnliches passiert: Bei der Verstoffwechselung entstehen als Abfallprodukte Gase und kurzkettige Säuren. Erstere führen zu Bauchgrummeln und Bauchschmerzen und natürlich auch zu Blähungen, denn nicht alle Gase werden über die Darmwände ins Blut aufgenommen und über die Lunge abgeatmet. Zum Teil verbleiben die Gase im Darm, wo sie die Darmwände überdehnen und Schmerzen verursachen. Und natürlich ist es auch unangenehm, wenn die Gase den Darm auf dem natürlichen Wege verlassen.

Die Säuren reizen nicht nur die Darmwände, sie führen auch dazu, dass die Darmschleimhaut vermehrt Flüssigkeit in den Darm abgibt, um auf der einen Seite die Säuren zu verdünnen und auf der anderen Seite dafür zu sorgen, dass die im wahrsten Sinne des Wortes reizende Fracht so schnell wie möglich herausgespült wird. Zusätzlich werden die Darmbewegungen angeregt, um den Abtransport zu beschleunigen. Dies alles führt zu den beschriebenen Beschwerden und natürlich zu Durchfällen.

Auch Depressionen und Heißhungerattacken treten häufig im Zusammenhang mit einer Fruktose-Malabsorption auf. Die diesbezüglichen Zusammenhänge finden Sie im Beitraqg »Fruktose-Malabsorption und Depressionen«.

 
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Empfehlenswerte Literatur:
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